TA 1675, I, Buch 3 (Malerei), S. 103
Sandrart (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:Für die folgenden Malereiregeln konnte Sandrart auf verschiedene Quellen zurückgreifen, die er unterschiedlich rezipierte. Es lassen sich Grundideen von Alberti erkennen ebenso wie ein Zusammenhang mit anderen Passagen aus den Malerei-Kapiteln der Teutschen Academie, die auf van Mander und Leonardo zurückgehen. Im Falle von Gerardus Joannes Vossius und Johannes Schefferus mag der Einfluss entweder auf eine direkte Lektüre ihrer Werke (De graphice sive arte pingendi, 1650 und Graphice, id est de arte pingendi liber singularis, 1669) oder auf persönliche Gespräche zurückzuführen sein (vgl. Heck 2006, S. 42–44). Die Konzeption von Malerregeln ist generell ein Phänomen, das erst Ende des 16. Jhs. aufkommt. Insbesondere Armeninis De’ veri precetti della pittura zeigt im Proemio und im libro primo deutliche Spuren in Sandrarts Regeln. Allerdings sind diese weniger als Arbeitsanweisungen zu verstehen als vielmehr als Prinzipien des ästhetischen Urteils, hierin Franciscus Junius verwandt (vgl. Heck 2001, S. 45). Seinem Adressatenkreis entsprechend, der nicht nur Maler, sondern allgemein die »Kunstliebenden« umfasst, ist weniger von den kunsttheoretischen Prämissen wie idea und concetto die Rede als vielmehr von »Regeln« und »Wissenschaft«.Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 193
17. Unter den lobwürdigen und wunderbaren Dingen der Natur/ ist auch dieses/ daß in einer specie unterschiedliche Formen begriffen/ welche niemals einander just und in allen gleich sind. Dahero soll der Nachfolger der Natur/ die Gliedmassen gnau und wol beobachten.
18. Das Widerspiel/ nämlich lange Füße und ein kurzer Hals/ eine änge Brust und lange Arme/ soll man/ als heßlich und unformlich/ fliehen/ und alles/ nach Unterschied der Natur/ unterscheiden.
Mit diesen beiden Paragraphen, die die Vielfalt der Natur zum Maßstab der Nachahmung erheben, nimmt Sandrart eine spezifische Position ein, die sich von der zeitgenössischen Theorie unterscheidet (vgl. Heck 2001, S. 46).SandrartInformat. zur Quellenmarkierung
Für die folgenden Malereiregeln konnte Sandrart auf verschiedene Quellen zurückgreifen, die er unterschiedlich rezipierte. Es lassen sich Grundideen von Alberti erkennen ebenso wie ein Zusammenhang mit anderen Passagen aus den Malerei-Kapiteln der Teutschen Academie, die auf van Mander und Leonardo zurückgehen. Im Falle von Gerardus Joannes Vossius und Johannes Schefferus mag der Einfluss entweder auf eine direkte Lektüre ihrer Werke (De graphice sive arte pingendi, 1650 und Graphice, id est de arte pingendi liber singularis, 1669) oder auf persönliche Gespräche zurückzuführen sein (vgl. Heck 2006, S. 42–44). Die Konzeption von Malerregeln ist generell ein Phänomen, das erst Ende des 16. Jhs. aufkommt. Insbesondere Armeninis De’ veri precetti della pittura zeigt im Proemio und im libro primo deutliche Spuren in Sandrarts Regeln. Allerdings sind diese weniger als Arbeitsanweisungen zu verstehen als vielmehr als Prinzipien des ästhetischen Urteils, hierin Franciscus Junius verwandt (vgl. Heck 2001, S. 45). Seinem Adressatenkreis entsprechend, der nicht nur Maler, sondern allgemein die »Kunstliebenden« umfasst, ist weniger von den kunsttheoretischen Prämissen wie idea und concetto die Rede als vielmehr von »Regeln« und »Wissenschaft«.Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 193
LeonardoInformat. zur Quellenmarkierung:
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde:
Leonardo, Trattato (1651), Kap. XXV. Del ritrar dal naturale, überprüft anhand der Ausgabe Leonardo, Trattato 1651 (ital. Editio princeps Du Fresne), S. 6.19. Wann du willens bist/ etwas nach dem Leben zu zeichnen/ so stehe zwey- auch wol dreymal so weit von deme/ was du nachzeichnen wilst/ als dessen Größe ist/ und habe vor dir etliche gleiche Linien in der imagination, damit besichtige/ was du zeichnest: alsdann werden dir/ solche Vorbildungs-Linien/ dessen rechte Erkäntnis geben.LeonardoInformat. zur Quellenmarkierung
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde:
Leonardo, Trattato (1651), Kap. XXV. Del ritrar dal naturale, überprüft anhand der Ausgabe Leonardo, Trattato 1651 (ital. Editio princeps Du Fresne), S. 6. SandrartInformat. zur Quellenmarkierung:
Für die folgenden Malereiregeln konnte Sandrart auf verschiedene Quellen zurückgreifen, die er unterschiedlich rezipierte. Es lassen sich Grundideen von Alberti erkennen ebenso wie ein Zusammenhang mit anderen Passagen aus den Malerei-Kapiteln der Teutschen Academie, die auf van Mander und Leonardo zurückgehen. Im Falle von Gerardus Joannes Vossius und Johannes Schefferus mag der Einfluss entweder auf eine direkte Lektüre ihrer Werke (De graphice sive arte pingendi, 1650 und Graphice, id est de arte pingendi liber singularis, 1669) oder auf persönliche Gespräche zurückzuführen sein (vgl. Heck 2006, S. 42–44). Die Konzeption von Malerregeln ist generell ein Phänomen, das erst Ende des 16. Jhs. aufkommt. Insbesondere Armeninis De’ veri precetti della pittura zeigt im Proemio und im libro primo deutliche Spuren in Sandrarts Regeln. Allerdings sind diese weniger als Arbeitsanweisungen zu verstehen als vielmehr als Prinzipien des ästhetischen Urteils, hierin Franciscus Junius verwandt (vgl. Heck 2001, S. 45). Seinem Adressatenkreis entsprechend, der nicht nur Maler, sondern allgemein die »Kunstliebenden« umfasst, ist weniger von den kunsttheoretischen Prämissen wie idea und concetto die Rede als vielmehr von »Regeln« und »Wissenschaft«.Dieses ist in allem Vornehmen/ auch in nachzeichnung der Antich-Studien/ zu observiren. Hierbey aber ist zu merken/ weil die berühmteste Antichen in der Vollkommenheit all-hoch gestiegen/ daß man denen just nachfolge/ und weder davon/ noch darzu thue: dann sonst irret man sehr weit/ wie vielen Franzosen/ auch Niederländern/ oft wiederfahren/ die ihre Sachen/ mit der von ihren Lehrmeistern angenommenen eignen bösen Manier/ nach den Antichen/ gemacht; daher solche/ wann sie auf dem Papier gestanden/ des guten wenig gehabt/ sondern mehr ihrem Callot oder Perier, auch des Sprangers/ Golzius oder Rubens Manier gefolget/ oder wenigst das ansehen gehabt/ daß sie ihnen gefolget. Ist derowegen den gerechten guten Antichen/ sowol als den raresten Gemählen/ ohne änderung/ geraden Wegs nachzufolgen: weil selbige/ gleichwie die heilige Schrift/ weder Castrirung noch Zusatz leiden.SandrartInformat. zur Quellenmarkierung
Für die folgenden Malereiregeln konnte Sandrart auf verschiedene Quellen zurückgreifen, die er unterschiedlich rezipierte. Es lassen sich Grundideen von Alberti erkennen ebenso wie ein Zusammenhang mit anderen Passagen aus den Malerei-Kapiteln der Teutschen Academie, die auf van Mander und Leonardo zurückgehen. Im Falle von Gerardus Joannes Vossius und Johannes Schefferus mag der Einfluss entweder auf eine direkte Lektüre ihrer Werke (De graphice sive arte pingendi, 1650 und Graphice, id est de arte pingendi liber singularis, 1669) oder auf persönliche Gespräche zurückzuführen sein (vgl. Heck 2006, S. 42–44). Die Konzeption von Malerregeln ist generell ein Phänomen, das erst Ende des 16. Jhs. aufkommt. Insbesondere Armeninis De’ veri precetti della pittura zeigt im Proemio und im libro primo deutliche Spuren in Sandrarts Regeln. Allerdings sind diese weniger als Arbeitsanweisungen zu verstehen als vielmehr als Prinzipien des ästhetischen Urteils, hierin Franciscus Junius verwandt (vgl. Heck 2001, S. 45). Seinem Adressatenkreis entsprechend, der nicht nur Maler, sondern allgemein die »Kunstliebenden« umfasst, ist weniger von den kunsttheoretischen Prämissen wie idea und concetto die Rede als vielmehr von »Regeln« und »Wissenschaft«.
LeonardoInformat. zur Quellenmarkierung:
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 10):
Leonardo, Trattato (1651), Kap. LII. Che nelle cose picciole non si vedon gl’errori, come nelle grandi, überprüft anhand der Ausgabe Leonardo, Trattato 1651 (ital. Editio princeps Du Fresne), S. 12.20. Aus den kleinen Kunst-Sachen sind die Fehler nicht so gut/ als wie in den Großen/ zu erkennen. Die Ursach ist/ weil jene nicht können mit allen den nötigen Theiln erfüllet werden/ als wie in einem Menschen oder Thier von Lebens-Größe. Wann dann das Werk also nicht voll ausgemacht ist/ so kan man auch die Fehler so leicht nicht darinn verspüren. Bey Exempel/ wann du auf zwey- oder dreyhuntert Schritte weit einen Mann mit allem fleiß ansehen wirst/ so kanst du wegen der Distanz nicht urtheilen/ ob er schön oder häßlich/ ob er sonderbarer oder gemeiner Gestalt sey. Und wann du dieses Manns verkleinerung recht erkennen wilst/ so halte deinen Finger nur eine Spann weit von deinem Aug/ daß dessen Spitz unter des von weitem
stehenden Manns Füßen austrifft: alsdann hebe den Finger auf und wider nieder an dasselbige Ort/ so wird deinem Aug eine unglaubliche Verkleinenerung erscheinen.LeonardoInformat. zur Quellenmarkierung
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 10):
Leonardo, Trattato (1651), Kap. LII. Che nelle cose picciole non si vedon gl’errori, come nelle grandi, überprüft anhand der Ausgabe Leonardo, Trattato 1651 (ital. Editio princeps Du Fresne), S. 12.
SandrartInformat. zur Quellenmarkierung:
Für die folgenden Malereiregeln konnte Sandrart auf verschiedene Quellen zurückgreifen, die er unterschiedlich rezipierte. Es lassen sich Grundideen von Alberti erkennen ebenso wie ein Zusammenhang mit anderen Passagen aus den Malerei-Kapiteln der Teutschen Academie, die auf van Mander und Leonardo zurückgehen. Im Falle von Gerardus Joannes Vossius und Johannes Schefferus mag der Einfluss entweder auf eine direkte Lektüre ihrer Werke (De graphice sive arte pingendi, 1650 und Graphice, id est de arte pingendi liber singularis, 1669) oder auf persönliche Gespräche zurückzuführen sein (vgl. Heck 2006, S. 42–44). Die Konzeption von Malerregeln ist generell ein Phänomen, das erst Ende des 16. Jhs. aufkommt. Insbesondere Armeninis De’ veri precetti della pittura zeigt im Proemio und im libro primo deutliche Spuren in Sandrarts Regeln. Allerdings sind diese weniger als Arbeitsanweisungen zu verstehen als vielmehr als Prinzipien des ästhetischen Urteils, hierin Franciscus Junius verwandt (vgl. Heck 2001, S. 45). Seinem Adressatenkreis entsprechend, der nicht nur Maler, sondern allgemein die »Kunstliebenden« umfasst, ist weniger von den kunsttheoretischen Prämissen wie idea und concetto die Rede als vielmehr von »Regeln« und »Wissenschaft«.21. Man muß zugleich/ überall und bey allen Leuten/ doch auch zuhaus oder allein seyn: das ist/ man muß mit seinen Gedanken allenthalben auf alle taugliche objecta ausschweiffen/ die man/ zu seinem Proposito dienlich/ jemals gesehen/ und doch solche zuhaus allein mit sich selbsten überlegen/ und das bäste davon auserlesen: dann also wird der Lehrling bald eine löbliche Natürlichkeit in seinen Werken erlangen.
22. Wann man von einer fürnehmen Historie ein oder mehr Modelle gemacht/ soll man mit einem vertrauten Freund zu raht gehen/ und selbiges examiniren lassen/ auch aller Erinnerung fleißig nachkommen/ und trachten/ daß alles der Historie gemäß und aufs zierlichste ersonnen seye: alsdann hat man dem Leben zu folgen.
23. Der Mahler soll allezeit/ mehr nach der Ehre Ajout dans l’édition latine : et la gloire./ als nach Nutzen/ trachten/ und nichtes dahin eilen: wie sich viele praecipitiren/ dadurch eine böse Gewonheit annehmen/ und zu grund gehen; da hingegen durch viel und beständiges studiren/ bey mehrung des Fleißes/ der Verstand sich ergänzet/ auch das Lob und die Ehre von sich selbst den Nutzen mit sich bringet Vgl. hierzu TA 1675, I, Buch 3 (Malerei), S. 58 nach van Mander..
24. Es hat Horatius gar wol gesagt/ daß alsdann ein Werk zu seiner Vollkommenheit gelanget sey/ wann es dem Besitzer eine Freude/ und dem Verfärtiger den verhofften Nutzen und Frommen erwerbe Hiermit nimmt Sandrart auf das kanonische Zitat aus Horaz’ Ars poetica Bezug: »Aut prodesse volunt aut delectare poetae aut simul et iucunda et idonea dicere vitae« (Vers 333 f.)..
25. Obschon unterweilen etliche geringe und unachtbare Fehler mit unterlauffen/ so soll doch/ wegen anderer Vortrefflichkeit/ das Werk ungetadlet bleiben: gleichwie man die Künstlichkeit eines weitberühmten Lautenschlagers/ wegen eines einigen falschen Säiten-griffs/ nicht beschämet: auch ein guter Bogenschütz unbillich verworffen wird/ wann er einmal des Schwarzen verfehlet. Die bäste und herrlichste Gemälde mißfallen oft anfangs den Augen/ bis daß man den Intento und Zweck des Künstlers erreichet. Darum soll man die Gemälde in das Gemüte und den Verstand langsam/ wie die Hüner das Wasser durch Schnabel und Schlund/ hinablassen; und alsdann erst sein Urtheil darüber ergehen lassen. Dergleichen Höflichkeit erwartet auch gegenwärtiges Buch von dem Edlen Leser/ welches sich hiermit/ neben dem Autore, in dessen Wolneigung empfihlet.SandrartInformat. zur Quellenmarkierung
Für die folgenden Malereiregeln konnte Sandrart auf verschiedene Quellen zurückgreifen, die er unterschiedlich rezipierte. Es lassen sich Grundideen von Alberti erkennen ebenso wie ein Zusammenhang mit anderen Passagen aus den Malerei-Kapiteln der Teutschen Academie, die auf van Mander und Leonardo zurückgehen. Im Falle von Gerardus Joannes Vossius und Johannes Schefferus mag der Einfluss entweder auf eine direkte Lektüre ihrer Werke (De graphice sive arte pingendi, 1650 und Graphice, id est de arte pingendi liber singularis, 1669) oder auf persönliche Gespräche zurückzuführen sein (vgl. Heck 2006, S. 42–44). Die Konzeption von Malerregeln ist generell ein Phänomen, das erst Ende des 16. Jhs. aufkommt. Insbesondere Armeninis De’ veri precetti della pittura zeigt im Proemio und im libro primo deutliche Spuren in Sandrarts Regeln. Allerdings sind diese weniger als Arbeitsanweisungen zu verstehen als vielmehr als Prinzipien des ästhetischen Urteils, hierin Franciscus Junius verwandt (vgl. Heck 2001, S. 45). Seinem Adressatenkreis entsprechend, der nicht nur Maler, sondern allgemein die »Kunstliebenden« umfasst, ist weniger von den kunsttheoretischen Prämissen wie idea und concetto die Rede als vielmehr von »Regeln« und »Wissenschaft«.
Es ist anzunehmen, dass dieses Distichon von Sigmund von Birken hinzugefügt wurde, dem eine generelle redaktionelle Unterstützung in der sprachlichen Abfassung der Teutschen Academie oblag (vgl. Laufhütte 2011, S. 22; siehe allgemeiner zu Birkens Anteil auch Klemm 1995; Laufhütte 1998, S. 25–29; Möseneder 2000, S. 163).So ist die Mahlerey nun Allen vorgemahlet.
Wer Kunst im Lesen schöpft/ dem ist die Müh bezahlet.BirkenInformat. zur Quellenmarkierung
Es ist anzunehmen, dass dieses Distichon von Sigmund von Birken hinzugefügt wurde, dem eine generelle redaktionelle Unterstützung in der sprachlichen Abfassung der Teutschen Academie oblag (vgl. Laufhütte 2011, S. 22; siehe allgemeiner zu Birkens Anteil auch Klemm 1995; Laufhütte 1998, S. 25–29; Möseneder 2000, S. 163).