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TA 1679, III (Malerei), S. 5

Sandrart (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:
In der Vorrede zum Malereikapitel legt Sandrart sein kompilatorisches Vorgehen offen, das durch eine kreative Zusammenstellung von Texten und der kritischen Stellungnahme Sandrarts einen produktiven Charakter erhält. Explizit werden Plinius, Vergil, Homer und Juan Luis Vives als Quellen benannt, auf die sich Sandrart bezieht, wenn er über die Entstehung und Entwicklung der Malkunst schreibt. Einige Ausführungen wiederholt Sandrart nach dem ersten Buch des zweiten Teils der TA 1675, die Vorrede schließt mit einer Inhaltsangabe des folgenden dritten Buches der TA 1679.Christina Posselt, 10.07.2010Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 990
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fand sich eine grosse Menge von allerhand sich daran ergötzenden Zuschauern/ welche aufs genauste beobachteten/ welcher unter ihnen die gröste Sprunge thäte/ unter denen insonderheit zween/ nach ihrem Gesinge/ im Springen/ die meiste Lust erregten. Aus welchem Gemähle dann gnugsam abzunehmen/ daß zur Zeit der Trojaner die Mahlerkunst bereits bekandt und in Würden gewest sey. Dann wo ist ein Mahler zu dieser unser Zeit/ der dieses alles solte erzehlen oder vorstellen können? Und ob man einwenden wolte/ daß dis gantze Werck nicht gemahlt/ sondern gegraben/ oder aber durch die Hitze des Feuers/ und Schmeltzwercks gebildet worden: so ist die Antwort schon fertig/ es möge geschehen seyn/ wie es wolle/ so seyn doch alle diese erzehlte Dinge ins Werck zu bringen nicht müglich gewest/ wofern nicht die Zeichen- Kunst damals albereit in grosser Vollkommenheit gestanden. Ist diese in grosser Vollkommenheit gewest; so folget ohne allen Zwang/ daß die Mahlerkunst zugleich mit geboren und in Flor gewesen/ und zwar/ wie leichtlich und vernünfftig zu mutmassen ist/ in keiner Unvollkommenheit. Vor andere Virgilii Gezeugnus von Alterthum der Mahlerey. liset man beym Virgilius im ersten Buch Aeneidos, daß Aeneas von Troja zu Carthago in einen Tempel kommen/ so der Juno zu Ehren erbauet gewest/ und allda ein Gemähld von der Trojanischen Belagerung gesehen/ auch darinnen den Priamus, Achilles, und viel andere mehr nach dem Leben/ und zwar so wol/ daß er sie eigentlich kante/ abgebildet funden. Unter anderen Streiten und Flüchten wurde er gewahr/ wie Troilus unglücklich wider den Achilles gefochten: ingleichen wie Achilles des Hectors todten Leichnam um die Trojanische Mauer geschleppt/ und selbigen um ein Stuck Goldes verkaufft hatte/ neben vielen andern Umständen mehr/ welche alle so künstlich und naturähnlich gemacht gewesen/ daß sie dem Aeneas viel Thränen aus den Augen gezogen.

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Nun möchte man zwar wol einwenden/ es seyn dieses alles lauter poetische Gedichte/ und keine Historien/ auch folglich etwas zu voriger Erzehlung dienendes gewisses damit zu beweisen gantz ungnugsam. Aber gleichwie mir nicht unwissend/ daß es nur Gedichte seyn; so folgt dennoch nicht/ daß alle Umstände/ womit ein Poet seine Gedicht ausführet/erdichtet/ oder zu einigem Beweis unkräfftig seyn solten. Denn es beobachten vortreffliche Poeten gleichwol alle Dinge sehr genau: und ist also kein Zweifel/ Virgilius werde wol überlegt haben/ ob man zur Zeit der Trojaner/ und als Troja verstöhrt ward/ auch schon gemähle gefunden habe/ dann im widrigen Fall er gewißlich einer grossen Unbedachtsamkeit zu beschuldigen wäre. Wie man dann Zu welcher Zeit Homerus gelebt und geschrieben habe/ darvon sind bey den Scribenten verschiedene Meinungen Die sog. Homerische Frage reicht bis in das 3. Jh. v. Chr. zurück und wurde auch im 17. Jh. wieder aufgegriffen: War Homer tatsächlich der Verfasser von Ilias und Odyssee oder ist unter dem Namen »Homer« eine Gruppe von Dichtern zusammengefasst worden, die die mündliche Überlieferung der Sagen kompiliert und verschriftlicht haben und entsprechend auch später als zu Homers Lebzeiten entstanden sein können? Vgl. Alfred Heubeck: Die homerische Frage. Ein Bericht über die Forschung der letzten Jahrzehnte, 2. Auflage Darmstadt 1988.Christina Posselt, 15.12.2011 eben dergleichen auch vom Homerus sagen könte. Dessen aber anitzo zu geschweigen/ so ist gleichwol zu bedencken/ daß Homerus so gar herrlich und klärlich von der Zeichen- oder Mahlerkunst nicht schreiben können/ dafern sie nicht zu seiner Zeit und auch schon vorhero offenbar und bekant gewest wäre. Ja/ er hätte nicht so weitläufftig davon schreiben mögen/ dafern sie nicht wenigstens zu seiner Zeit reichlich und hoch im Schwange und Gebrauch gewest. Zu welcher Zeit er geschrieben und gelebt habe/ darvon sind die Scribenten unterschiedlicher Meinung. Etliche unter den Griechen stehen in den Gedancken/ als ob er selbsten persönlich mit vor Troja in der Belägerung gewest/ dieweil er seines Lehrmeisters und anderer seiner Freunde Namen nennet/ die selbiger Zeit hier und dar auf Gastereyen und andern Orten mit zugegen waren. Andere wollen/ er sey hundert Jahr nach dem Untergange der Stadt Troja im Flor gewesen. Wiederum andere setzen noch funftzig Jahre bey. Aristarchus gibt vor/ daß er hundert und dreissig Jahr nach dieser Belägerung geblühet habe: Crates wil nur achtzig Jahre. Etliche machen ihn zu einem Sohn des Thelemachus, der ein Sohn

Sandrart (Fortsetzung auf einer folgenden Seite)Informat. zur Quellenmarkierung
In der Vorrede zum Malereikapitel legt Sandrart sein kompilatorisches Vorgehen offen, das durch eine kreative Zusammenstellung von Texten und der kritischen Stellungnahme Sandrarts einen produktiven Charakter erhält. Explizit werden Plinius, Vergil, Homer und Juan Luis Vives als Quellen benannt, auf die sich Sandrart bezieht, wenn er über die Entstehung und Entwicklung der Malkunst schreibt. Einige Ausführungen wiederholt Sandrart nach dem ersten Buch des zweiten Teils der TA 1675, die Vorrede schließt mit einer Inhaltsangabe des folgenden dritten Buches der TA 1679.Christina Posselt, 10.07.2010Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 997