TA 1679, III (Malerei), S. 4
Sandrart (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:In der Vorrede zum Malereikapitel legt Sandrart sein kompilatorisches Vorgehen offen, das durch eine kreative Zusammenstellung von Texten und der kritischen Stellungnahme Sandrarts einen produktiven Charakter erhält. Explizit werden Plinius, Vergil, Homer und Juan Luis Vives als Quellen benannt, auf die sich Sandrart bezieht, wenn er über die Entstehung und Entwicklung der Malkunst schreibt. Einige Ausführungen wiederholt Sandrart nach dem ersten Buch des zweiten Teils der TA 1675, die Vorrede schließt mit einer Inhaltsangabe des folgenden dritten Buches der TA 1679.Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 990
zu Pferde fielen und auf den Feind loßgiengen/ da es dann ein scharffes Gefecht abgab/ und unter beyden Theilen Aufruhr/ Zwietracht und Todschlag sich erhoben. Alhier eräugnete sich ein grosses Blutvergiessen/ und wurden verschiedene Handlungen und Kleidungen gesehen. Uber dis (meldet er) hatte Werck alhier der Mahler-gedichte. Vulcanus einen Waitzen-Acker gebildet/ der da dreymal gepflügt auch lucker und fett von Erd-Grunde war: Auf demselben erblickte man viel Ackerleute/ die ihre gejochte Ochsen mit denen Pflügen hin und wieder stierten. Am Ende dieses Felds kam ein Mann gegangen/ welcher sie in ihrer Arbeit erquickte mit einer frischen Kannen Weins. Man sahe auch/ indeme sie pflügten/ daß die frisch-umgepflügte Erde bräuner war/ weder die vorhin bearbeitete. Dieses alles (sagte er) war ein Werck/ so wol würdig zu sehen. An einem andern Orte war gemacht ein fruchtbar Feld voll gelb-ährichter Früchte/ so von denen Schnittern abgemähet wurde. Die Hauffen oder Mandeln lagen dichte aufeinander/ in der Mitte des vordern Theils/ da sahe man Einige so die Garben banden/ und Knechte so die Mandeln aufhäufften. Dort erblickte man den Herrn des Ackers/ welcher in der Hand einen Stab hielte/ und sich zu erfreuen schiene. Etliche waren/ zu Folge ihres empfangenen Befehls/ beschäfftigt unter den grünen Eichen die Malzeit zu bereiten/ da sie einen von den fettsten Ochsen zum Opffer geschlachtet/ worbey sie sich gar unmüssig erzeigten: die Hausmütter brachten den Werck- und Arbeits-Leuten zum Mittagmahl Speiß und Brot/ mit sehr feinem weissen Mehl bestreuet. Ferner hatte Vulcanus in seinem göttlichen Wercke gemacht einen Weinberg/ worinnen die Reben voller Trauben/ die von Bläue schwartz waren/ hingen/ diesen Weinberg hatte er umfangen mit einem Graben/ welcher den Häckern/ zum Ein- und Ausgange nur einen Weg übrig ließ. Hier sahe man/ durch Knechte und Mägde/ die liebliche Früchte/ in geflochtenen
weissen Körben tragen. Mitten unter diesen spielte ein junger Knabe/ auf der Harffen und sang sehr lieblich ein artig Liedlein drein: da immittels die andern den Tact hielten/ frölich mit den Händen klappten und darnach tantzeten. Dann hatte er gemahlt eine Heerd fette Ochsen/ mit grossen Hörnern/ welche brüllend aus dem Stall in die Weide giengen/ und zwar an einem schnell-lauffenden Strom/ dessen Ufer dick mit Rohr bewachsen war. Dieser Heerde folgten nach vier Hirten/ mit neun sehr schnell-füssigen Hunden/ dieselbe zu hüten. Auch hatten am Ende desselben zwey grausame Leuen aus der brüllenden Heerde einen Stier genommen/ der mit blöcken um Hülffe schrie/ und ob wol die zulauffende Hirten ihre Hunde anhätzten; durfften selbige doch nicht zubeissen/ aus Furcht von den Leuen (die den Stier nicht verlassende/ Blut und Eingeweide frassen) zerrissen zu werden: sondern belleten nur auf sie/ und lieffen also hin und wieder. Weiters hatte dieser knappende Künstler vorgestellt ein schönes grünes Thal/ voll weisser Schaffe/ wie auch Hürten/ Hütten und dergleichen andere Dinge Werck/ deß Daedalus bereits vor des Homerus Zeit gewesen/ in der Mahlerkunst vortrefflich erfahren. mehr. Uber dis hatte er gemahlt auf eben diese Weise/ als Daedalus ehemals in Creta gethan/ um die schöne Ariadne, eine Anzahl frischer junger Gesellen/ und schön-häriger Jungfrauen/ wie Eines dem Andern die Hand bietende auf solche Manier mit einander tanzten/ daß sie einen runden Kreiß schlossen. Der jungen Gesellen Kleidung war von feinem Gewebe/ und blinckte/ als ob sie mit Oel bestriechen wäre/ die Jungfrauen hatten lange weisse Zöpffe und auf den Häuptern allerley-färbige Blumen-kräntze. Die junge Gesellen trugen verguldete Degen/ und erwiesen sich/ gleich als ein Hafner mit den Füssen auf der Scheibe herumlaufft/ sehr leicht/ fertig und geschickt auf ihren Füssen. Bisweilen lieffen sie Paar und Paar gerad vor sich hin/ machten einen Tantz über den andern/ und mischten öffters alles unter einander: Bey diesem
In der Vorrede zum Malereikapitel legt Sandrart sein kompilatorisches Vorgehen offen, das durch eine kreative Zusammenstellung von Texten und der kritischen Stellungnahme Sandrarts einen produktiven Charakter erhält. Explizit werden Plinius, Vergil, Homer und Juan Luis Vives als Quellen benannt, auf die sich Sandrart bezieht, wenn er über die Entstehung und Entwicklung der Malkunst schreibt. Einige Ausführungen wiederholt Sandrart nach dem ersten Buch des zweiten Teils der TA 1675, die Vorrede schließt mit einer Inhaltsangabe des folgenden dritten Buches der TA 1679.Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 997