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TA 1679, II (Skulptur), S. 34

Sandrart (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:
Die Tiberius-Biographie basiert in weiten Teilen auf Sueton, De vita Caesarum, Tiberius, sie enthält jedoch auch Angaben aus Texten anderer antiker Autoren. Unter den zahlreichen kommentierten Neuausgaben in lateinischer Sprache, aber auch in Übersetzungen, die Suetons Kaiserbiographien im 17. Jahrhundert erfuhren, konnte die Ausgabe, die Sandrart bzw. seinen Mitarbeitern als Grundlage diente, bislang nicht eruiert werden. Daher muss die Frage offen bleiben, ob die Passagen, die sich nicht auf Sueton zurückführen lassen, den Annotationen einer neuzeitlichen Ausgabe folgen oder das Ergebnis des Quellenstudiums eines der Redakteure darstellen. Für die Redaktionsarbeit des 1679 erschienenen Teils der Academie wurden zuletzt Martin Limburger und Christoph Arnold in Betracht gezogen; s. Laufhütte 2011, S. 19.Carolin Ott, 03.08.2012Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 914
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Er thäte auch/ dem Kleider Pracht/ starcken Einhalt: weil er muste/ daß man dadurch viel Gelds verunnüze/ und darum auf alle Weise und Unweise trachten müste/ Geld zu gewinnen. Er liesse auch ein SCtum oder Rahtsverlaß durch den Senat hervor geben/ des Innhalts/ daß alle Urtheile über Malefitz-Personen 10 Tage lang solten hinterzogen werden: dannenhero Pilatus dazumal straff-fällig gewesen/ der über JEsum Christum das Urtheil und die Execution in einem halben Tag ergehen lassen.

Seine Gedult und Sanftmut. Durch böse Nachreden ließe er sich nicht erzürnen/ und verachtete solche mit eben der Antwort/ die er obbesagter massen von Kaiser Augusto empfangen. Der Grammaticus Diogenes, auf welche Art von Philosophen er viel gehalten/ als er bey ihm zusprechen wollen/ ließe ihm durch seinen Knaben sagen/ Er solte erst am siebenden Tag wiederkehren. Diesen Schimpf ließe er ungerochen/ erwiederte ihm aber solchen/ als er nach Rom vor die Thür seines Palastes kame/ ihn zu sprechen/ indem er dem stoltzen Gröbling herunter sagen ließe/ er solte erst nach sieben Jahren sich wieder anmelden.

Seine Laster. Nachdem er endlich auf den Thron sich fäst gesezet/ begunte er die Larve abzuziehen/ und die Laster hervor zu legen/ die er seither verstellet. In dem Laster der Trinksucht verharrete er so ämsig/ daß/ wer mit ihm am längsten sauffen konte/ dadurch zu hohen Ehren gelangte. Er brachte es auch hoch mit der Unzucht/ sonderlich auf der Insel Capreae, von der er auch den Namen eines Bocks bekommen: und musten öfters nackete Weibsbilder bey der Tafel aufwarten/ da dann Wein und Venus gute Gesellschaft gemacht. Da er auch zuvor der Schmeicheley spinnfeind gewesen/ liebte er lezlich dieselbe zum höchsten. Er glaubte auch allem/ was man ihm vorbrachte/ und hegte die Verleumder.

Nach dem Tod seiner Söhne/ da auch Germanicus sein WahlSohn in Syrien gestorben/ kehrte er sich ganz um/ und ließe von L. Ael. Sejano, seinem Mignon oder Liebling/ sich bereden/ um Er weicht aus Rom. Ruhe willen aus Rom nach Campanien zu entweichen. Diß geschahe im 11 Jahr seiner Regirung. Sejanus sein Liebling. Sejanus, der etliche Jahre dem Kaiser gleich/ verehret worden/ und viel edle Römer hinrichten lassen/ ward endlich/ auf dessen Befehl A. C. 31 schmählichst getödtet/ mit seiner ganzen Freundschaft/ auch die Tochter/ ehe man sie erseuffet/ vom Henker zur Huren gemacht.

Er wird ein Wüterich. Tiberius ward hiernächst und in seinen lezten Jahren/ ein grausamer Wüterich. Kein Tag vergienge/ der nicht vom Blut der Verurtheilten roht geworden. Jederman dorfte den andern anklagen/ und dem ward geglaubet. Niemand dorfte weinen/ bey Hinrichtung der Unschuldigen. Die geringste That/ auch nur ein Wort muste man mit dem Leben büssen. Den Anklägern und falschen Zeugen/ ward reichlich gelohnet. In der Insel

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Capreae, ließe er in seiner Gegenwart die Verdamten über die Felsen abstürzen/ da sie unten von Schiffleuten mit Rudern und Prügeln erschlagen wurden. Er schonte auch nicht seiner Verwandten/ und ließe seines Bruder- und WahlSohns Germanici Söhne Tiberium und Drusum, neben ihrer Mutter Agrippina, im Gefängnis sterben. Gegen seiner eigenen Mutter/ hat er vorher auch sich ganz undankbar erwiesen. Es hatte einer einem Todten ins Ohr gesaget/ er solte dem verstorbenen Kaiser Augusto die Post bringen/ daß seine Legata oder Vermächtnise noch nicht ausgerichtet wären: diesem ließe er sein Legat gleich auszahlen/ und ihn darauf hinrichten/ und befahle ihm/ er solte diese Botschaft dem Augusto selber überbringen. So gar wahr ist/ was Plato sagt/ daß ein Menschenblut gekostet/ zu einem reissend- und rasenden Wolf werde. Es ward deswegen zu seiner Schmach/ diß distichon geschrieben:

Fastidit vinum, quia jam sitit iste cruo- rem:
tàm bibit hunc avidè, quàm bibit an- te merum.SandrartInformat. zur Quellenmarkierung
Die Tiberius-Biographie basiert in weiten Teilen auf Sueton, De vita Caesarum, Tiberius, sie enthält jedoch auch Angaben aus Texten anderer antiker Autoren. Unter den zahlreichen kommentierten Neuausgaben in lateinischer Sprache, aber auch in Übersetzungen, die Suetons Kaiserbiographien im 17. Jahrhundert erfuhren, konnte die Ausgabe, die Sandrart bzw. seinen Mitarbeitern als Grundlage diente, bislang nicht eruiert werden. Daher muss die Frage offen bleiben, ob die Passagen, die sich nicht auf Sueton zurückführen lassen, den Annotationen einer neuzeitlichen Ausgabe folgen oder das Ergebnis des Quellenstudiums eines der Redakteure darstellen. Für die Redaktionsarbeit des 1679 erschienenen Teils der Academie wurden zuletzt Martin Limburger und Christoph Arnold in Betracht gezogen; s. Laufhütte 2011, S. 19.Carolin Ott, 03.08.2012Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 914

Unbekannter AutorInformat. zur Quellenmarkierung:
Für die deutsche Nachdichtung der Verse dürfte der Redaktor des entsprechenden Werkteils verantwortlich gewesen sein. Wer die Revisions- und Redaktionsarbeit für den 1679 erschienenen Teil der Academie leistete, ist unklar. Zuletzt wurden Martin Limburger und Christoph Arnold dafür in Betracht gezogen; vgl. Laufhütte 2011, S. 19.Carolin Ott, 16.02.2012
Jezt/ da ihn dürst nach Blut/ ihm eckelt vor dem Wein:
diß er so gierig trinkt/ als den zuvor/ hinein.Unbekannter AutorInformat. zur Quellenmarkierung
Für die deutsche Nachdichtung der Verse dürfte der Redaktor des entsprechenden Werkteils verantwortlich gewesen sein. Wer die Revisions- und Redaktionsarbeit für den 1679 erschienenen Teil der Academie leistete, ist unklar. Zuletzt wurden Martin Limburger und Christoph Arnold dafür in Betracht gezogen; vgl. Laufhütte 2011, S. 19.Carolin Ott, 16.02.2012

SandrartInformat. zur Quellenmarkierung:
Die Tiberius-Biographie basiert in weiten Teilen auf Sueton, De vita Caesarum, Tiberius, sie enthält jedoch auch Angaben aus Texten anderer antiker Autoren. Unter den zahlreichen kommentierten Neuausgaben in lateinischer Sprache, aber auch in Übersetzungen, die Suetons Kaiserbiographien im 17. Jahrhundert erfuhren, konnte die Ausgabe, die Sandrart bzw. seinen Mitarbeitern als Grundlage diente, bislang nicht eruiert werden. Daher muss die Frage offen bleiben, ob die Passagen, die sich nicht auf Sueton zurückführen lassen, den Annotationen einer neuzeitlichen Ausgabe folgen oder das Ergebnis des Quellenstudiums eines der Redakteure darstellen. Für die Redaktionsarbeit des 1679 erschienenen Teils der Academie wurden zuletzt Martin Limburger und Christoph Arnold in Betracht gezogen; s. Laufhütte 2011, S. 19.Carolin Ott, 03.08.2012Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 918
Er verwilderte auch dermassen in dieser Grausamkeit/ daß er Priamum den lezten Trojaner-König seelig priese/ weil er alle die seinen, überlebt hatte/ und oft gewünschet/ daß nach seinem Tode das Feuer mit der Erde sich vermischen möchte. Ein Schuster hatte einen Raben/ der den Kaiser grußen konte/ umgebracht: der muste hinwieder sterben/ und Tiberius ließe den Raben mit herrlichem Leichgepränge zu Grab tragen. Ein Historicus hatte/ noch zu Kaiser Augusti Zeiten/ Cassium und Brutum die lezte Römer genannt: der muste es iezt erst mit dem Leben bezahlen. Das Plagen in den Gefängnisen war so groß/ daß viele/ den Tod ihren Erlöser nennend/ sich selbst erwürgten. Tiberius wuste es auch/ darum sagte er von einem solchen: dieser ist meinen Händen entronnen. Als ein anderer um Förderung seines Todes bate/ ließe er ihm sagen: Er sey noch nicht Willens/ ihn also zu begnädigen.

Seine Furcht. Böse Thaten/ tragen auf dem Rucken ein böses Gewissin Gewissen. Er fürchtete sich sehr vor dem Donnerwetter/ und setzte bey solcher Zeit allemal einen Lorbeerkranz auf: sich damit zu sichern vermeinend. Er machte sich zweymal auf den Weg/ nach Rom wiederzukehren: aber sein böses Gewissen/ Sein Absterben. oder die Furcht/ wolte es ihm nicht zulassen. Er war das letzte mal schon auf 7. Wälsche Meilen an der Stadt/ und sahe bereits die Mauren derselben. Aber eilends entschlosse er sich anders/ und eilte zuzücke zurücke/ in die Insel wieder zu kommen: da ihn eine Schwachheit überfiele. Er verbarge aber solche/ und thäte in allem/ wie er sonst pflegte. Doch starbe er/ im Mairhof Lucilli, den 16. Martii A. C.

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Die Tiberius-Biographie basiert in weiten Teilen auf Sueton, De vita Caesarum, Tiberius, sie enthält jedoch auch Angaben aus Texten anderer antiker Autoren. Unter den zahlreichen kommentierten Neuausgaben in lateinischer Sprache, aber auch in Übersetzungen, die Suetons Kaiserbiographien im 17. Jahrhundert erfuhren, konnte die Ausgabe, die Sandrart bzw. seinen Mitarbeitern als Grundlage diente, bislang nicht eruiert werden. Daher muss die Frage offen bleiben, ob die Passagen, die sich nicht auf Sueton zurückführen lassen, den Annotationen einer neuzeitlichen Ausgabe folgen oder das Ergebnis des Quellenstudiums eines der Redakteure darstellen. Für die Redaktionsarbeit des 1679 erschienenen Teils der Academie wurden zuletzt Martin Limburger und Christoph Arnold in Betracht gezogen; s. Laufhütte 2011, S. 19.Carolin Ott, 03.08.2012Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 918