TA 1679, II (Skulptur), S. 12
Sandrart (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:Die Ausführungen zu den antiken Skulpturen, die in den beigefügten Kupferstichtafeln A–Qq zur Darstellung kommen, wurden von Sandrart verfasst. Oftmals enthalten sie Angaben über Sandrarts persönliche Kenntnis der Stücke sowie Erklärungen für die Aufnahme in das Stichwerk. Für die Deutung der dargestellten Personen und weiterführende Informationen zu diesen griff Sandrart zweifellos auch auf andere Autoren zurück (vgl. Sponsel 1896, S. 33).Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 887
als der rechten Hand eine Pfeiffe/ in der andern einen Rosen-Krantz. Sie ist in der Römer ersten Zeiten eine vornehme Corteggiana gewesen/ welche Chloris und Flora geheissen/ ein grosses Gut gesamlet/ und die Stadt Rom zum Erben eingesetzt: die man hernach zur Göttin der Blumen gemacht/ und ihr zu Ehren im April ein wiewol unflätiges Fest gehalten. Ist sonst ein gut und wolgemachtes Stuck/ so ich darum auch mit hiehero setzen wollen.
36.Hygiaea, der Artzney.Göttin. Hygiaea war eine Tochter Aesculapii, so die Medicin sehr wol verstanden/ und sind deswegen ihr und ihrem Vatter zu Corintho viel Statuen aufgerichtet worden: Massen ihr dann auch die Kennzeichen ihres Vatters/ als ein Hund und die Schlange/ zu geeignet werden/ den wachsamen Fleiß und Verstand eines guten Medici, und was für grosser Nutze aus deren Wirckungen entstehe/ damit anzuzeigen. Also wird sie allhier vorgestellt/ in der einen Hand eine Schlange/ in der Andern eine Artzney-Schüssel haltend. Ist von einer vornehmen Antichen Hand/ aus weissem Marmorstein/ in Lebens-grösse verfertigt/ bey dem Printzen Justiniano zu sehen/ woran die zierliche action, und anhabende Kleider sehr gerühmet worden.
37.Nilus, der Haupt-Strom in Egypten. NIlus ist der Haupt-Strom in Egypten/ der den Namen von einem König allda bekommen. Er wird allhier abgebildet/ in der einen Hand das Cornu Copiae, und in der Andern etliche Getraid-Aehern haltend. Um ihn herum werden sechszehn Kinder gesehen/ derer zwar etliche durch Länge der Zeit abgebrochen sind/ ingleichen ein Crocodil samt einem Sphynx, auch etlichen Pyramiden und Egyptischen Früchten. Hierdurch wird angedeutet/daß/ wann der Nilus sich in so viel Elebogen hoch ergiesset/ als der kleinen Kinder sind/ als dann ein fruchtbares Jahr erfolge. Beederley Thiere aber sind in Egypten anzutreffen/ auch wird von den Pyramiden noch ein und anderer an diesem Fluß stehend gesehen.
Diese Statua des Nilus mehr dann Lebensgrösse in Marmelstein/ der besten Griechischen Mänier/ und einer schönen wol-leibigen vollkommenen Manns-Gestalt/ ist die aller vollkomneste Figur eines solchen Alters/ eine wahre Schuel der Kunst. Und steht a belueder. In des Pabsts Lustgarten allda.
Kk Diese Platte existiert weder in dieser, noch in der von der Universitätsbibliothek Heidelberg digitalisierten Ausgabe (http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/sandrart1679b), und ebensowenig in Sandrart, TA 1675–80 (Faksimile 1994–95). Marforius, oder Rhenus.
38. Marforius, oder der Rhein-Strom. DIe 38. Statua wurde von Kays. Vespasiano welcher Teutschland überwunden/ zur Gedächtnüs des Rheinstroms aufgerichtet/ und ins gemein von denen Römern Marfuori genannt. Ist ein herrliches Stuck/ aus einem Marmelstein gehauen/ und der Zeit noch auf dem Capitolio in Rom zu sehen. Es war vor diesem des Pasquini
Gegentheil/ von welchem nachfolgende Italiänische/ zwar in alter Sprach/ und hiernächst verteutschte/ Verse wol würdig zu lesen sind.SandrartInformat. zur Quellenmarkierung
Die Ausführungen zu den antiken Skulpturen, die in den beigefügten Kupferstichtafeln A–Qq zur Darstellung kommen, wurden von Sandrart verfasst. Oftmals enthalten sie Angaben über Sandrarts persönliche Kenntnis der Stücke sowie Erklärungen für die Aufnahme in das Stichwerk.
Für die Deutung der dargestellten Personen und weiterführende Informationen zu diesen griff Sandrart zweifellos auch auf andere Autoren zurück (vgl. Sponsel 1896, S. 33).Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 887
Den Text übernimmt Sandrart aus der Beschriftung eines Stichs der Lafreri-Werkstatt.Quest’ è di Roma un nobil Cittadino,
Il qual (ne alcun si pensi che io l’ in-¶ ganni)
nacque conquesta barba, ein questi¶ panni,
e fù si grande, in sin ch’ era piccino,
non mangiò mai, ne bevè; & è vicino
à forse più di mille e tregento anni,
e non dimeno disagi, e si affanni
tutti, del mondo,non stima un quattrino
sempre. E si puo dir nudo, al acqua,¶ al sole,
alvento, e’ in terra stassi senza tetto,
ne un dente pur, non ch’ altro mai si¶ duolè,
dinatura quieto, grave, & ischietto,
candido, di pochissime parole,
& à molte facende atto, e perfetto;¶ ancor che per dispetto
già lo storpiasser certi traditori,
come vedete, & hà nome MARFVORILafreriInformat. zur Quellenmarkierung
Den Text übernimmt Sandrart aus der Beschriftung eines Stichs der Lafreri-Werkstatt.
BirkenInformat. zur Quellenmarkierung:
Auch wenn Sigmund von Birken nicht Redaktor des zweiten Hauptteils der Teutschen Academie von 1679 war, lieferte er doch zahreiche Epigramme dafür; vgl. Laufhütte 2011, S. 22. Möglicherweise war er auch für diese Nachdichtung der lateinischen Verse verantwortlich.Das ist:
der in Gestalt/ wie man ihn schauet an/
geboren ward/ mit einem solchen Bart/
und auch zugleich in solcher Kleider-Art.
Er ware auch von Jugend auf so groß/
ging auch allzeit so nackend und so bloß/
er aß und tranck zwar nichts/ doch ward¶ er alt/
sein Alter ist ja dreyzehnhundert bald.
Er hat/ das Glück und Unglück dieser¶ Erd/
geachtet nie nur eines Hellers wehrt.
In Wasser/ Lufft/ im Wind und auf dem¶ Feld/
verblieb’ er stets/ gantz ohne Dach und¶ Zelt.
An Zähnen er/ wie ich von ihm versteh/
litt keinen Schmertz/ auch sonsten gar kein¶ Weh/
still/ ernsthafft/ frisch/ war immer sein¶ Natur/
auch ohne falsch von wenig Worten nur/
auch sonst bequem zu vielem andern thun.
Doch hat man ihn nicht können lassen¶ ruh’n:
Weil einige der bösen Schelmen-Rott
ihn so zerstückt/ gemacht zu Schand und¶ Spott.
In Rom ist er und bleibet wol bekandt:
Marforius wird er daselbst genannt.BirkenInformat. zur Quellenmarkierung
Auch wenn Sigmund von Birken nicht Redaktor des zweiten Hauptteils der Teutschen Academie von 1679 war, lieferte er doch zahreiche Epigramme dafür; vgl. Laufhütte 2011, S. 22. Möglicherweise war er auch für diese Nachdichtung der lateinischen Verse verantwortlich.
SandrartInformat. zur Quellenmarkierung:
Die Ausführungen zu den antiken Skulpturen, die in den beigefügten Kupferstichtafeln A–Qq zur Darstellung kommen, wurden von Sandrart verfasst. Oftmals enthalten sie Angaben über Sandrarts persönliche Kenntnis der Stücke sowie Erklärungen für die Aufnahme in das Stichwerk.
Für die Deutung der dargestellten Personen und weiterführende Informationen zu diesen griff Sandrart zweifellos auch auf andere Autoren zurück (vgl. Sponsel 1896, S. 33).Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 890Rhein-Strom. DIese berühmte Statua des Rhein-stroms ist von einer sehr guten Hand/ und durch böse Leute sehr beschädigt an Angesicht/ Händen und Füssen. Es befindet sich aber nicht ohne Ursach
Die Ausführungen zu den antiken Skulpturen, die in den beigefügten Kupferstichtafeln A–Qq zur Darstellung kommen, wurden von Sandrart verfasst. Oftmals enthalten sie Angaben über Sandrarts persönliche Kenntnis der Stücke sowie Erklärungen für die Aufnahme in das Stichwerk. Für die Deutung der dargestellten Personen und weiterführende Informationen zu diesen griff Sandrart zweifellos auch auf andere Autoren zurück (vgl. Sponsel 1896, S. 33).Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 890