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TA 1679, I (Architektur), S. 84

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Plat. 21. Das XXI. Capittel.

Woher Mausoleum seinen Namen habe? Augusti Grab-seule. Spatziergang von 1000. Schuhen. Die Gestalt desselbigen Grabes. Der fernere Gebrauch desjenigen Orts. Augusti gen Himmel-auffahrender Geist. Die Römische Ritter lasen die Keyserliche Gebeine auf. Was eigentlich durch solche Reliquien verstanden werde? Des Japanischen Keysers Grab. Für Sponsel ist auch für dieses XXI. Kapitel Donatis Roma Vetus die Hauptreferenzquelle (vgl. Sponsel 1896, S. 32). Sandrart bedient sich des Textes jedoch in einem äußerst freien, kompilatorischen Verfahren. Weder liefert er eine wörtliche Übersetzung, noch folgt er streng Donatis Kapitelabfolge.Julia Kleinbeck, 12.07.2012

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DonatiInformat. zur Quellenmarkierung:
Für Sponsel liegt Donatis Roma Vetus als Hauptreferenzquelle zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 32). Dieser Abschnitt ließ sich bisher jedoch keiner konkreten Textstelle zuordnen. Vgl. allgemeiner auch den einführenden Kommentar zu diesem Kapitel.Julia Kleinbeck, 12.07.2012Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 817
Woher Mausoleum seinen Namen habe. DAs herrliche Grabmal Keysers Augusti, wurde nach demjenigen Mausoleum genennet/ welches die Königinn Artemisia, ihrem Gemahl Mausolo, König in Carien/ so prächtig erbauet/ daß solches/ um seiner unvergleichlichen Leo Allatius in not. ad Phil. Bizant. pag. 95. Herrlichkeit willen/ unter die sieben Weltwunder gerechnet wurde: Dannenhero nachmals alle dergleichen kostbare Gräber Mausolea geheissen/ als nemlich Mausoleum Augusti, so von weissen Steinfelsen 250. Ellen hoch aufgeführt/ und mit stets- grünenden Bäumen/ als einem Todten-wald umgeben und bedecket war.

Wo das Mausoleum Augusti destanden. Solches nun hatte ihm Augustus selbst/ zwischen der Flaminischen Strassen und dem Tiber-ufer aufgerichtet/ da er das sechste mal Römischer Burgermeister gewest. Davon heutiges Tages/ zwischen S. Rochi-Kirche und dem so genannten kleinen Ufer der Tiber/ so viel noch übergeblieben/ zu sehen ist/ Strabo l. 5. wie diese unterste Figur Anzeigen gibt. Strabo berichtet uns/ daß solches bis oben an/ immerfort mit grünen Bäumen besetzt Augusti Grab-seule. gewest. Auf dessen Spitze stund des Keysers Augusti Bilder-seule von Ertz Für das Aussehen der bronzenen Statue des Kaiser Augustus, die Strabo (Strabo 5.3.8, S. 236) erwähnt, gibt es keine näheren Hinweise. Die Statue befand sich einst auf der Spitze des Mausoleums. Der die Grabkammer umgebende Zylinder (⌀ 8,50 m) zog sich nach oben durch den gesamten Bau und diente als Sockel der Statue. Anhand der Postamentgröße ist von einer kolossalen Statue auszugehen, s. Hesberg/Panciera 1994, S. 28. Dass es in der augusteischen Zeit derartige kolossale Statuen gab, zeigt ein Kopf einer Statue Octavians in den Vatikanischen Museen (Rom, Musei Vaticani, Cortile della Pigna, Inv.-Nr. 5137), der eine Höhe von 1,20 m aufweist, dazu s. Zanker 2003, S. 82–83. Darüber hinaus können die überlebensgroßen Statuen des Mausoleums von Halikarnassos (London, The British Museum, Inv.-Nr. 1000–1001) einen weiteren Anhaltspunkt für die Größe derartiger Statuen liefern, vgl. Hesberg/Panciera 1994, S. 28.Saskia Schäfer-Arnold, 05.11.2009/ unten im Grund waren die Särge/ oder Aschen-töpfe des Keysers/ und all seiner Verwandten und Bekandten: Wie dann unter denjenigen Marmelsteinen/ die noch täglich daselbst gefunden und ausgegraben werden/ auch diese kleine/ in Stein gehauene Grabschrifft/ gefunden worden:

D. M. ULPIO.
MARTIALI
. AUGUSTI. LIBER-
TO. A. MARMORIBUS.

Woraus zu ersehen/ daß unter andern auch Ulpius Martialis, des Keysers Augusti freygelassenen Knecht/ begraben gewesen/ der die Verwaltung über die Marmelsteine gehabt.

Hinter demjenigen Grabmal war ein grosser Lustwald/ voll wunderbarer Spatziergänge; und mitten innen sahe man den Umkreis des Grabes selbst/ ebenmässig von weissen Steinen erbauet/ und rings umher mit eisernen Gittern eingefangen/ und wol verwahret/ darinnen häuffig ungepflantzte Spatziergang von 1000 Schuhen. Pappelbäume wuchsen. Insonderheit aber war in demjenigen Lustwald ein Spatziergang 1000. Schuhe lang/ mit wunderschönen Gärten und Gebüschen besetzet; so dem gemeinen Volck vermeinet Die Gestalt desselbigen Grabes. waren/ sich darinnen zu belustigen.

Mehr-erwähntes Gebäu war Cirkel-rund/ und rings umher/ wie ein Netz/ gestaltet; das gantze Gebäu mit dreyen solchen Mauren umgeben/ wie diejenige ist/ so allhie zu sehen; und dieselben waren gleich weit voneinander geschieden. In solchem

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Kreis fanden sich viel Neben-gemächer/ darinnen einen jeglichen absonderlich zu begraben: Woselbst auch Marbellus, als des Keysers Augusti Ehnenckel Enckel begraben lag. Uberdis so hatte solches 12. Pforten/ die gleichsam mit den 12. Himmels-zeichen überein kamen. Donatus berichtet/ daß voran Dieser Verweis besitzt mehrere Ziele:
Obelisk Piazza dell’Esquilino (Rom)
Obelisk Piazza del Quirinale (Rom)
zween hochansehliche Obelisci
gestanden/ davon der eine annoch bey der Liberianischen Kirche der H. Jungfrau Maximae zu sehen: Mit Hinzusetzung/ daß die Form des Grabs selbst einer absteigenden Staffelein ähnlich gewest; item wie ein zugespitzter Scheiterhauf ausgesehen/ darauf die Keyserliche Leichname verbrannt/ und sie zugleich unter die Götter gezehlet wurden.

Fernerer Gebrauch desjenigen Orts. Eben auf demselbigen/ mitten im stehenden Platz/ wie Herodianus uns dessen benachrichriget/ wurden auch in folgenden Zeiten andere Keyser mehr/ nach dero Absterben/ verbrannt; und zu diesem Ende die Leichname/ oder auch Bildnusse derselben/ auf dem Todten-bette zur Stadt hinaus in den Campum Martium getragen; allwo der aufgeschlichte Scheiterhauf/ als an einen raumlichen Augustigen Himmel auffahrender Geist. Sueton. in Aug. c. 100. Ort gestanden.

Wobey mit wenigen von der Begräbnus Augusti noch dieses zu erinnern/ daß sich dazumal ein vornehmer Mann gefunden/ welcher mit einem Eidschwur bejahet/ er habe unter wahrendem Todten-brand des verstorbenen Keysers Gestalt gen Himmel auffahreen sehen: Dio Cassius nennet ihn gar mit Namen/ Numerium Atticum, welchem die hinterlassene Keyserliche Wittib Livia ein ansehnliches Stuck Geld deswegen verehrt/ daß er dessen erdichte Himmelfahrt so steiff und bestendig bejaher; gleichwie ehdessen Proculus auch sagen dürfen/ er habe/ besagter massen/ des Romuli Geist also gen Himmel auffteigensehen.

Die Röm. Ritter lesen die Keyserliche Gebeine auf. Zu geschweigen dessen/ daß die Vornehmsten von der Ritterschafft sich nicht gescheuet/ sondern es ihnen vielmer für die gröste Ehre gehalten/ daß sie/ nach vollendtem Brand/ dessen Reliquien mit gantz blossen Füssen auflesen/ und in das besagte Mausoleum mit eigner Hand beyzusetzen. Wobey billich dasjenige zu erinnern/ was ehdessen der berühmte Frantzos/ Salmasius, andere hievon gelehret; nemlich/ mit solcher Auflesung und Samlung habe es nicht eben diese Meinung gehabt/ als vas eigentich durch solche Reliquien verstanden werde. ob die Alten alle und iede Aschen-stäublein auf das genäuste und sorgfältigste zusamm gesucht/ und in den Aschen-topf gethan; wie etliche weiland derjenigen Meinung gewest: Sondern solche Reliquien auflesen/ war so viel gesagt/ als nur etliche übrige Stücklein von dem verbrannten Gebein aufklauben; sintemal das Todten-feuer nie so starck und mächtig gewest/ daß der gantze Cörper allerdings zu Staub und Aschen verbrannt worden wäre: Dannenhero in unterschiedlichen Todtennäpfen

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Für Sponsel liegt Donatis Roma Vetus als Hauptreferenzquelle zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 32). Dieser Abschnitt ließ sich bisher jedoch keiner konkreten Textstelle zuordnen. Vgl. allgemeiner auch den einführenden Kommentar zu diesem Kapitel.Julia Kleinbeck, 12.07.2012Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 817