TA 1679, I (Architektur), S. 82
Paulus begraben worden/ wie Prudentius solches bezeuget.
Antii Lupi altes Geschlecht. In solchem Grab ligt ein fürnehmer Mann von den Römischen Geschlechten/ Namens M. Antonius Antius Lupus, vielleicht eben aus demselbigen Geschlecht der Luporum, aus welchem derjenige Lupus hergestammet/ welcher zu Zeiten Josephus lib. 7. Belli Jud. cap. 30. Keysers Vespasiani die Stadt Alexandrien regirt und verwaltet; an dessen Stelle nachmals Paulinus gekommen. Derjenige Lupus nun/ Was des Tribuni militum Amt gewest so viel aus der wiewol zerstückten Grabschrifft zu ersehen/ hatte (so zu reden) theils geistliche/ theils weltliche Aemter bedient; indem er sonderlich ein Kriegs-Rentmeister gewest/ der so viel Macht und Gewalt hatte/ als ein Burgermeister der Stadt Pomp. Laetus lib. Magistr. Rom. cap. 19. haben möchte; und so wol aus dem gemeinen Volk/ als aus den Römischen Geschlechten erwehlt wurde. Dessen Amtsverrichtung war/ im Lager die Soldaten im Zaum halten/ dieselbigen/ immerdar exercirn/ Runde gehen und die Wachen fleissig besuchen/ Proviant herzuschaffen/ die Klaghändel der Soldaten anhören/ die Verwundten und Kranken verpflegen; und alle vorfallende Nothwendigkeiten im Lager fleissigst beobachten.
Wer solches Grab erbauet. Es hatte aber derjenige Tribunus noch bey seinem Leben solches Grabmal für sich/ sein Weib Claudiam Regillam, und seine Tochter Anciam Marcellinam zu bauen angefangen; ihres Namens sämtliches Gedächtnis auch nach dem Tode beständig zu erhalten: welches hernach dessen Schwäger und Freunde zur Vollständigkeit gebracht.
Die Form desjenigen Grabs. Das Grab an und für sich selbst war viereckicht/ von ziemlicher Grösse/ und aus Marmel allerdings aufgebaut: Denn wie wol es die Athesienser/ vermög ihrer Gesetze/ nicht gestattet/ daß Cicero lib. 2. de Legg. man die Gräber/ all zu groß und herrlich/ nach eigenem Belieben/ bauen durffte/ sondern so viel zehen Menschen/ innnerhalb drey Tagen werckstellig machen kunten; insonderheit aber waren die darzu
gesetzte Bilderseulen allerdings verbotten: So hatten doch die Römer hierinnen mehr Freyheit zugelassen/ indem ein jeder so hoch und köstlich bauen dorffte/ so lieb ihm seine Verstorbene gewest waren. Zumal die Reichen und Fürnehmen hatten ihr gröstes Belieben an den marmelsteinernen Gräbern/ gleichwie eben dasjenige gewest/ so allhier vorstellig gemacht wird. So hat es auch an prächtigen Zierrathen nicht ermangelt/ indem sie solche mit allerhand Waffen und andern Kennzeichen hoher Aemter ausgeschmücket: gleichwie allhie die Fallbeile und Straffruthen der Burgermeisterlichen Würden/ so dem Tribuno militum fürnemlich zugestanden/ annoch zu sehen; als welche in dem Marmel eingehauen sind.
Plat. 19. Zweytes Grabmal P. Vibij Mariani. Belangend das zweyte Grabmal P. Vibii Mariani, so war solches in Via Cassia, drey welscher Meilen von der Stadt Rom/ befindlich; auf gleiche Weise geziert/ und von ziemlicher Grösse/ wiewol sehr alt und verfallen; wie aus denen annoch übergebliebenen Marmelsteinen/ samt der Innschrifft/ genugsam abzunehmen. Solches nun hat Vibia Mariana Maxima ihrem liebwerthen Vattern P. Vibio Mariano, und Mutter Reginiae Maximae, mit Behuf und Beystand der andern Erben/ als ein ewiges Denck- und Danckmal aus kindlicher Treu aufgerichtet: Sintemal ihr Vatter ein Proconsul und Praeses der Römischen Landschaft Sardiniae, dabey auch ein Kriegs Rentmeister/ und Getreid-Amtmann/ von Geburt ein Italiener/ und aus der Stadt Dertona gebürtig gewest.
Diese in Versform gestalteten, poetischen Übersetzungen/Schlussverse, die teilweise den Quellenschriften entnommen sind, wurden vermutlich von Sigmund von Birken oder einem der anderen Redaktoren der Teutschen Academie besorgt; vgl. Laufhütte 2011, S. 22. So baut die Lieb’ auch Häuser ihren¶ Lieben/
So wird das Lob in Marmel einge-¶ schrieben;
Das ewig bleibt/ und nimmermehr¶ vergeht/
so lang ein Stein noch auf dem andern¶ steht!BirkenInformat. zur Quellenmarkierung
Diese in Versform gestalteten, poetischen Übersetzungen/Schlussverse, die teilweise den Quellenschriften entnommen sind, wurden vermutlich von Sigmund von Birken oder einem der anderen Redaktoren der Teutschen Academie besorgt; vgl. Laufhütte 2011, S. 22.
Plat. 20. Grab der Metellae. Das Caecilische sehr alte Geschlecht. Der Caeciliae Vatter. M. Crassi zweytes Ehegemahl. Desjenigen Crassi Reichthum/ Tapferkeit und Geldgeitz. Sonnen-tempel Keysers Heliogabali. Grosse Sonnen-abgötterey. Kostbarer Sonnen-tempel bey Palmyra.
DonatiInformat. zur Quellenmarkierung:
Für Sponsel liegt Donatis Roma vetus als Quelle zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 32). Sandrarts freier, kompilatorischer Umgang mit diesem Quellentext ließ dieses Kapitel bisher keiner konkreten Textstelle zuordnen.WIe gar gebräuchlich es gewest/ an den Wegen und Landstrassen die Römische/ adeliche Geschlecht zu begraben/ ist aus der gemeinen Formul/ oder Redart der vielfältigen Grabschriften/ STA VIATOR, Steh still du Reisender/ oder Fußgänger/ und lis/ was allhie geschreiben/ leichtlich abzunehmen: Bevor aber auf dem Appischen Wege stunden die weiland sehr ansehnliche Gräber der Scipionum, Serviliorum, Metellorum, und anderer mehr; welche nun all ihrer Zierde gäntzlich beraubt/ und die meisten samt ihren Innschrifften/ zergangen
sind: Dannenhero man auch ihre Namen so gewiß Grab der Metellae. nicht wissen kan; ausgenommen eines/ so an demjenigen Ort/ welcher anheut Capo di Boue genannt wird/ vor und ausserhalb der Capenischen Stadtpforte/ vorhanden; von schönen Quaderstücken/ in die Runde und sehr hoch erbauet/ mit dieser Innschrift.
CAECILIAE. Q. CRETICI. E.
METELLAE. CRASSI.
Nardin. li. 3. Rom. Antic. cap. 3. Inscript. antiq. pag. 295. Gleichwie solche Nardini vor allen am besten vorgestellet/ laut der alten Römischen Innschrifften/ die mit allem Fleiß zusammgetragen worden. Diese Edle Matron betreffend/ so hat solche