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TA 1679, I (Architektur), S. 53

Sandrart (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:
In kompilatorischem Verfahren verschmelzen in diesen Textpassagen Informationen verschiedenster Autoren (vgl. dazu Kommentar Anna Schreurs). Ausgehend von Donati und dessen Kapitel zur Porta Triumphalis, das vom Fund einer ägyptischen Staue berichtet, die als Darstellung des Gottes Osiris gedeutet wurde (vgl. Donati, Roma vetus, überprüft anhand der Ausgabe 1648, Liber Primus, Kap. XXII, De Porta Triumphali, S. 74) entwickelt Sandrart ein Kapitel zu Osiris und Isis. Als weitere maßgebliche Quelle zieht er hierzu Athanasius Kirchers Publikation Oedipus Aegyptiacus hinzu; vgl. hierzu Schreurs 2011, S. 250.Julia Kleinbeck, 17.01.2012Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 784
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(sintemal Osiris für die Sonne gehalten war) bezeichnet und angedeutet worden. Dannenhero Cl. Alex. 1. 5. Strom.Clemens Alexandrinus kurtz/ iedoch deutlich/ also hiervon schreibet: Welche die Sonne mahlen wollen/ machen einen Ring/ oder Cirkel. Wiewol andere ein Aug dadurch verstehen wollen. Diesen Abgott nun hielte der Keyser Vespasianus in sonderbaren Ehren/ durch dessen Lügengeist ihm viel seltsames zu Alexandrien begegnet: Sueton. in ejus vit.c.7 Tacit. lib 4. Hist.c.8. Weswegen Er auch bey dessen Tempel/ der dazumal noch ausser der Stadt stunde/ über Nacht verblieben; da er den dritten Tag hernach seinen triumphirenden Einzug zu halten entschlossen war. Fürnemlich ist denckwürdig dasjenige/ was Tacitus von jenem Keyser aufgezeichnet: Wie daß Keyser Vespasian. curirt Kranckheiten. nemlich einsmals zu Alexandrien ein Blinder aus dem gemeinen Pöbel/ ihm zu Füssen gefallen/ und ihn mit grossem Seuftzen/ auf Eingebung des Abgotts Serapidis, angeflehet; er wolte ihm doch wieder zu seinem Gesicht verhelffen: Und zwar auf solche Weis/ daß der Keyser ihm seine Wangen und Augäpfel mit dem Speichel seines Mundes besprengen und bestreichen möchte. Bald darauf thät sich ein anderer Egyptier hervor/ der einen Mangel an einer Hand hatte; der bat den Keyser gleichfalls/ Er wolte ihn doch/ auf Einrathung desselbigen Abgotts/ mit Füssen tretten. Worüber zwar der Keyser anfänglich lachte/ gleichwol aber hernach sich/ auf Zureden der schmeichlerischen Hofleute/ dessen freventlich unterfieng/ den Blinden sehend machte/ und dem andern also halff/ daß er seine Hand (durch des Satans Verblendung) wieder gebrauchen kunte.

Vorhin wurde gedacht/ daß Osiris gleichsam Isis, wie sie gestaltet. der Mann/ Isis aber dessen Weib gewest: Demnach dienet hiervon ferner dieses zu wissen/ daß ihr Bildnus auch von schwartzem Marmel/ und ungefehr Casal. lib. de vet. Aegypt. Rit. cap. 26. & 21. einer halben Spann lang/ von Casalio zu Rom gezeiget worden; welches einen Cirkel/ oder Ring/ auf dem Haubt/ gleich einer königlichen Kron/ getragen; von welchem Schmuck Horus ein mehres Hor. Apol. lib. 1. c. 15. berichtet Wie vermuthlich/ so haben die Alten den Monds-circkel/ oder Schein-kreis/ in allen Monaten/ dadurch anzeigen wollen. Das andere Bild/ dessen Casalius ferner gedenckt/ ist zu Rom/ in via Appia, unter dem alten Gemäuer ausgegraben worden; so von mancherley Farben/ zwo Spannen hoch/ und zwar wie ein Mensch gestaltet; aber einem Weib am ähnlichsten/ und Egyptisch gekleidet war. Solches nun hatte eine Strahlen-kron auf/ von gantz dunckler/ und schwärtzlichter Farb: Auf dem Vorhaubt stunden zwey ausgestreckte Hörner/ und hatte Hunds-Ohren/ unterhalb denselben. Diese Isis wird ins gemein Pierius lib. 39. Hierogl. lcap. 3. für den Mond gehalten/ wie Pierius solches erwiesen und dargethan: Ihre Strahlen bedeuten den Mond/ der seinen Schein von der Sonnen her hat. Darum trägt auch solches Bild keine helle/ sondern eine dunckel-schwartze Kron auf dem Hinterhaubt/ gleich einem so genannten Aufsatz; dieweil sie nemlich keine eigene/ sondern von der Sonnen entlehnte/ und ungewisse Strahlen hat: Zum Unterscheid anderer Strahlen/ die von oben

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herab/ auf der Isidis Haubt/kommen; als diejenigen/ so der Mond von der Sonnen an sich nimt. Zugeschweigen/ daß durch solche Kron in fluxus Lunae, die Einflössung des Monds angedeutet werde: Weswegen die Egyptier/ im Anfang des Frülings/ dergleichen Fest feyerten/ welches sie Der Nilus wächst und fällt mit dem Mond. des Osiridis Eingang in den Mond zu nennen pflegten. Durch die Hörner kunte nicht unfüglich verstanden werden der Nil-Strom/ dessen Ab- und Zunehmen sich iedesmals nach dem gehörneten Mond richtet: Welches daraus abzunehmen/ indem der Nilus bey der Stadt Eleusina acht und zwantzig Ellen hoch stehet/ so viel Täge der Mond in seinem gewönlichen Umlauf zubringet: Sein geringstes Wachsthum/ bey der Stadt Mendetes, und Xoin, erstreckte sich auf sechs Ellen; eben so viel der Täge sind/ in welchen sich der halbirte Mittelschein des Monds sehen lässt: Dessen mittelmässiges Wachsthum/ bey der Stadt Memphis, stieg vierzehen Ellen hoch; welche Zahl mit den Tägen des Vollmonds gleichfalls übereinkomt. Euseb. lib. 3. de Praep. Ev. cap. 3. Dannenhero Eusebius dafür gehalten/ die Egyptier hätten vermeint/ des Nilstroms Fruchtbarkeit wäre anders nichts/ als Osiris, welcher sich mit der Iside um solche Zeit begehe. Ja/ das noch ein mehres ist/ so wurde Osiris bey finsterer Nacht gesucht/ welchen sein aufgeblasner Bruder Typhon umgebracht/ und auch Isis selbst/ mit vielen Heulen und Weinen/ ehdessen lange Zeit gesucht hatte: Weswegen dann die Egyptier/ zur Zeit des Isid. Nacht-Fest. Vollmonds/ unter dem freyen und finstern Himmel/ den Mond/ das ist/ die Isidem, gleichsam begleitet/ und mit angezündeten Fackeln/ aus höchster Betrübnus/ ihr den Osiridem suchen helffen. Der ungezweifelten Zuversicht/ durch diesen Götzendienst würden die Egyptischen Felder fruchtbar gemacht; und der Nilstrom zu seinem aufsteigenden Wachsthum desto mehr angereitzet. Bey solchem Fest schlugen die heidnischen Priester auf ihre Brust/ wie Isis gethan/ da sie ihren Osiridem sehr wehmüthiglich gesucht: So bald nun die Sonne aufgegangen war/ empfiengen sie solchen mit Freuden.

Die Hunds-ohren an dem vor-bemeldtem Bild bedeuteten denjenigen Abgott/ von den Egyptiern/ Anubis, (das ist/ ein Hund) genannt/ welcher auch/ gleich einem Hundskopf/ gestaltet Isis-Bilder in den Mumien. war. Uberdis so wurde bey den Egyptischen Begräbnussen/ wann das Gedärm aus den balsamirteu balsamirten Leichnamen genommen/ ein Isis-Bild/ aus Leimen gemacht/ und grün überglast/ dagegen hinein Phil. Camer. Cent. II. Hor. Subc.c.70. gelegt; wie Camerarius dafür hält: Dieweil nemlich diese Isis, als eine Beschützerinn des Egyptischen Landes/ Zweifels ohn auch solche Mumien/ aus einem thörichten Aberglauben/ beschirmen und erhalten sollen.

Osiris und Isis nun werden zwar ins gemein für Eh-verlobte Götter gehalten/ allein solches ist Laur. Pignor. in Mensa Is. c. 1. & 2. doch bey den Alten ungewiß/ ob nemlich Osiris der Isidis Mann/ Bruder/ oder Sohn gewest: Denn Diodorus und Mart. Capella nennen ihn ihren Mann/ Plutarchus ihren Bruder und Mann; Lactantius und Min. Felix ihren

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In kompilatorischem Verfahren verschmelzen in diesen Textpassagen Informationen verschiedenster Autoren (vgl. dazu Kommentar Anna Schreurs). Ausgehend von Donati und dessen Kapitel zur Porta Triumphalis, das vom Fund einer ägyptischen Staue berichtet, die als Darstellung des Gottes Osiris gedeutet wurde (vgl. Donati, Roma vetus, überprüft anhand der Ausgabe 1648, Liber Primus, Kap. XXII, De Porta Triumphali, S. 74) entwickelt Sandrart ein Kapitel zu Osiris und Isis. Als weitere maßgebliche Quelle zieht er hierzu Athanasius Kirchers Publikation Oedipus Aegyptiacus hinzu; vgl. hierzu Schreurs 2011, S. 250.Julia Kleinbeck, 17.01.2012Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 787