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TA 1679, I (Architektur), S. 52

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Das V. Capittel. Laut Sponsel ist auch für dieses V. Capitel Donatis Roma Vetus die Hauptreferenzquelle (vgl. Sponsel 1896, S. 32). Sandrart bedient sich diesem Text jedoch in einem äußerst freien, kompilatorischen Verfahren. Weder liefert er eine wörtliche Übersetzung, noch folgt er streng Donatis Kapitelabfolge.Julia Kleinbeck, 13.03.2012

Wie Osiridis Bild gefunden worden? Dessen Habichts-Gestalt. Des Buchstabens T. Bedeutung. Des Nordischen Thors Creutzhammer. Keyser Vespasianus curirt Kranckheiten. Wie die Isis gestaltet? Der Nilus wächst und fällt mit dem Mond. Der Isidis Nacht-Fest. Isis-Bilder/ in den Mumien. Diese weit-eingerissene Religion wird zu Rom verbotten. Unterschiedliche Oerter zu Rom/ so von der Iside benamset. Eben diese Religion reisst zu Rom wieder ein. Fernere Erklärung des allhie abgebildeten Osiridis. Lotus, die Egyptische Seeblum. Die Egyptier assen keine Fische. Egyptische Priesters-Kleidung. Mit Ath. Kirchero gepflogene Freundschafft/ zu Rom. Der Isidis Frucht-Garben. Die Sinesische Pussa. Der Japanische Amida. Die Zierath auf dem Haubt Isidis sind keine Hörner/ sondern eine besondere Blume. Vorgebildte Fruchtbarkeit derselben.

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SandrartInformat. zur Quellenmarkierung:
In kompilatorischem Verfahren verschmelzen in diesen Textpassagen Informationen verschiedenster Autoren (vgl. dazu Kommentar Anna Schreurs). Ausgehend von Donati und dessen Kapitel zur Porta Triumphalis, das vom Fund einer ägyptischen Staue berichtet, die als Darstellung des Gottes Osiris gedeutet wurde (vgl. Donati, Roma vetus, überprüft anhand der Ausgabe 1648, Liber Primus, Kap. XXII, De Porta Triumphali, S. 74) entwickelt Sandrart ein Kapitel zu Osiris und Isis. Als weitere maßgebliche Quelle zieht er hierzu Athanasius Kirchers Publikation Oedipus Aegyptiacus hinzu; vgl. hierzu Schreurs 2011, S. 250.Julia Kleinbeck, 17.01.2012Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 787
Osiridis Bild wie gefunden? NAchdem die Patres Dominicani a la Minerva zu Rom herrlich und weitläufftig anfiengen zu bauen/ und zu ihrem neuen Kloster den Grund legten; wurde/ nicht weit von demjenigen Ort/ das Bildnus Osiridis auf dem Angesicht ligend/ und ohne Füsse/ (welche man hernach besonders gefunden) ausgegraben: Woraus leicht abzunehmen der Ort/ allwo der Isidis Tempel gestanden seyn müsse; sintemal Osiris und Isis anders nicht/ als Mann und Weib/ von den Alten geehret wurden. Solches ausgegrabene Bild nun verehrten die obbesagten Dominicaner dem Cardinal Antonio Barberino, als ihrem höchsten Patron. Damit aber Niemand daran zu zweifeln habe/ ob solches das rechte Bildnus Osiridis gewest/ so ist die Warheit dessen beedes aus der Farb/ und aus der Gestalt/ alhier aus dieser Figur/ unschwer zu ersehen: Denn es war Plut. lib. de lf. & Osir. aus einem gantz schwartzen Steine gemacht/ gleichwie Plutarchus ebenmässig bezeugt/ daß auch Osiris, der Egyptier Meinung nach/ schwartz gewesen. Jo. Marsh. in Can. Chronol. sec. 5. pag. 60. 61. edit. Lips. Weswegen dann auch desselben Sonnen-Ochs Apis einen schwartzen Leib hatte/ dabey er eben erkannt wurde.

Ferner so berichtet er/ daß/ derjenigen Erzehlung nach/ zu Thebis, in Egypten/ eine sehr grosse Seule Serapidis, (welcher sonst Osiris genennet wird) von Eisen- farben Marmel gestanden. Dessen Habichts-Gestalt. Betreffend dessen Gestalt/ so sey Osiris deswegen gleich einem Habicht formirt gewest/ dieweil die Sonne dadurch vorgebildet worden: Indem derjenige Vogel ein sehr scharffes Gesicht/ und einen schnellen Flug an sich hat; so beedes die Alten der Sonnen zugeeignet/ daß sie nicht nur allein schnell in ihrem Lauff/ sondern dabey auch scharff- sehend Pignor. ad Mens. Jsiac. cap. 3. pag. 26. 31. & 36. seye. So wird auch der Habicht der Isidi zu dem Haubt gestellet/ dieweil derselbe der Götter Sittenbuch den Priestern zugetragen haben soll.

Des Buchstabens T. Bedeutung. Was anbetrifft dasjenige Täflein/ welches mit dem Buchstaben T. bezeichnet/ Osiris an der Hand trägt; so ist zu wissen/ daß derselbige zu den geheimen Merckmalen der Egyptier gehörig/ womit Socr. lib. 5. cap. 17. Sozomen. lib. 7. c. 15. mit sie (wie uns Socrates und Sozomenus solches lehren) das zukünftige Leben andeuten und zu verstehen geben wollen. Und eben diejenige berichten

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beederseits noch dieses/ wie daß in dem zerstörten Tempel/ Serapidis, unterschiedliche/ in Stein gehauene Buchstaben gefunden worden/ welche Hieron. in Ezech. c. 9. wie ein Creutz geformet waren. Demnach meldet auch Hieronymus, unter den uralten Buchstaben der Ebreer/ derer sich die Samaritaner bedienet/ sey der letzte T. gleich einem Creutz gestaltet gewesen; und ist dannenhero der Meinung/ ob wäre dasjenige Zeichen/ womit die Leute zu Jerusalem/ an der Stirn gezeichnet wurden/ wie zu lesen bey dem Propheten Ezech. IX. 4. anderst nichts/ als der sichtbare Buchstaben T. gewesen; welches andere von einem geistlichen Zeichen verstanden haben wollen. Von den Ebreern nun ist solches auf die Egyptier/ von den Egyptiern auf andere Völcker folgends gebracht worden. Womit sich in etwas vergleichet der Hammer/ welchen die alten Gothen (wie der Nordische Geschichtschreiber Olaus berichtet) ihrem Donnergott/ Thor/ in seine eiserne Hände gegeben: Denn solcher war gestaltet/ wie ein Creutz/ oder wie der Des Thors Creutzhammer. Buchstaben T. Weswegen dann Siguard/ der heidnische Graf von Laden/ da er Haquin Adelstan/ als einen Christen/ das Creutz über den Trinckbecher machen sahe/ gäntzlich vermeint/ jener habe solches ihrem Thor zu Ehren gethan/ und den Trunck damit gesegnet; wie Snorro in den Geschichten Haquins erzehlet.

Allein/ wie zuvor gedacht/ dieser Creutz-Buchstab T. war so wol bey den Griechen/ als Römern/ ein Zeichen des Lebens; gleich wie hingegen Isid. lib. Etymol. Θ ein Zeichen des Todes. Isidorus gedenckt eines sehr alten Gebrauchs/ daß die Namen derjenigen Soldaten/ welche im Krieg bey dem Leben geblieben/ mit dem Buchstaben T, derjenigen aber/ welche umgekommen/ mit Θ bemercket worden. Solcher massen pflegten auch die Richter/ so das Martial lib. 7. Epigr. 36. Blut- Urtheil zu sprechen hatten/ das Θ zum Tod/ das T zum Leben zu gebrauchen. In Erwegung dessen haben die Heidnischen Egyptier ihren Osiridem, oder Serapidem, also gebildet/ daß derselbe Coel. Rhod lib. 10. Ant. Lect. c. 1. bald auf der Brust/ bald an der Hand/ solches Heil- und Lebens- Zeichen getragen.

Weiter ist noch dis nothwendig dabey zu erinnern/ daß über dem erst-erklärten Creutz-buchstaben T ein O gleich einem Ring/ oder Handhebe eingegraben war: Wodurch der Sonnenkreis/

Sandrart (Fortsetzung auf einer folgenden Seite)Informat. zur Quellenmarkierung
In kompilatorischem Verfahren verschmelzen in diesen Textpassagen Informationen verschiedenster Autoren (vgl. dazu Kommentar Anna Schreurs). Ausgehend von Donati und dessen Kapitel zur Porta Triumphalis, das vom Fund einer ägyptischen Staue berichtet, die als Darstellung des Gottes Osiris gedeutet wurde (vgl. Donati, Roma vetus, überprüft anhand der Ausgabe 1648, Liber Primus, Kap. XXII, De Porta Triumphali, S. 74) entwickelt Sandrart ein Kapitel zu Osiris und Isis. Als weitere maßgebliche Quelle zieht er hierzu Athanasius Kirchers Publikation Oedipus Aegyptiacus hinzu; vgl. hierzu Schreurs 2011, S. 250.Julia Kleinbeck, 17.01.2012Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 787