TA 1679, I (Architektur), S. 32
DIe S. Peters Kirch in Vaticano, mit ihren prächtigen Neben-Gebäuen und Päbstlichem Palast/ mit der grossen neuen Galleria zum Umgang bedeckt/ samt desselben Platz/ beede Fontanen und Pyramiden/ auch Vorbildung/ wie der Pontifex in der ordinaire Solennität zu Rom in einer Sänffte getragen/ und von Cavallieren/ auch Geistlichen/ und theils seiner Wacht zu Pferd und zu Fuß begleitet wird.
Die äusserliche Galleria vor dieser Kirchen/ ist erst kürtzlich/ durch Pabst Alexandri VII. Anordnung/ zum Gebrauch des gewönlichen oder solennen Umgangs am Fronleichnams-Fest/ erbauet worden. Die darauf stehende Statuen aber haben des gedachten Pabsts beede Nachfolgere Clemens der IX. und X. aufrichten lassen. Im Bezirck nun dieser Galleria, stehen zwey schöne Fontanen oder Kunst-Bronnen/ welche beede einander gantz gleichformig/ und überaus reich an Wasser seyn/ da ein Wasserstrahl mehr als eines grossen Kopffs dick/ und über eines Mannes Höhe/ sehr verwunderlich empor steigt/ also/ daß solches im wieder-herab fallen in eine grosse steinerne Schüssel sich dergestalt ausbreitet/ daß daran nicht allein ein schöner wolgefärbter Regenbogen gantz sichtbarlich zu ersehen/ sondern auch der Fall vom Wasser/ gleichsam als ein von einem hohen Felsen herabschiessender Strom/ und die dadurch verursachte Abkühlung/ denen Anwesenden Hertz/ Sinn/ Gehör und Augen erfreuet/ erfrischet und vergnüget. Höchst-verwunderlich aber/ und ein sonderlich Geheimniß daran ist/ daß das Wasser über einer Manns Höhe/ so dick empor steigt: die Ursach aber dessen ist folgende/nemlich/ daß solches Wasser nicht nur in einem Canal von dem Fuß an/ sondern in unterschiedlichen von Kupffer an einander gelöteten Röhren empor steiget/ welches dann macht/ daß/ weil das Wasser zertheilt ist/ solches desto leichter/ mehrer Krafft hat/ und höher steigen kan/ welches widrigen Falls/ wann es
in einer Röhren auffteigen solte/ nicht geschehen könte/ weil so dann das Wasser zu schwer/ und folgbar so hoch nicht reichen würde.
Plat 46. S. Peters-Kirch/ zur Seiten
auf dem Vaticano.
DIe S. Peters Kirche in Vaticano zur Seiten anzuschauen/ ein sehr herrlicher Bau/ ist zu mehrer Belustigung/ und des günstigen Liebhabers Verlangen nach/ auch hiebey zu sehen.
Plat. 47. Pandolfs Castell, Päbstliche
Land-Residenz.
WAnn Sommers-Zeit der Pontifex zu Geniessung des frischen Feld-Luffts Ergetzung verlangend ist/ als denn begeben sie sich nach diesem Städlein/ genannt Castell Pandolf, allwo zu solchem Ende eine gnugsame Residenz, auch Gärten und andere Gelegenheit für Dieselbe und dero habende Hofstatt erbauet. SandrartInformat. zur Quellenmarkierung:
Dies ist ein Einschub Sandrarts (vgl. Sponsel 1896, S. 32).Dieser Ort ist ein halbe Tagreiß von Rom entlegen/ auf einem Berg in lustiger Land-Aue/ und eines gerechten guten Luffts/ welcher aus dem Meer allda/ besonderlich zu Mittage/ bey den wärmsten Sommer-Zeiten/ sich meist täglich starck hören lässet/ auch alles abkühlet zu grosser Ergetzlichkeit männiglichs/ Am Fuß dieses Bergs befindet sich ein schöner Fisch-reicher See/ welches in selbigen Landen etwas seltzams/ aber wol nöthig ist. Da einsmals zu Verfertigung des Pontificis Contrafait ich dahin beruffen war/ habe ich selbst gesehen Pabst Urbanum den VIII. von dero Residenz zu Fuß hinab gehen/ und dem Fischwerck beywohnen/ die etliche Züge mit dem Netz in diesem See gethan/ auch glücklichen Fang gehabt/ dadurch angenehme Ergetzlichkeit verursachet. Dessen in dieser Platen Num. 20. eine Abbildung vorstellen wollen.SandrartInformat. zur Quellenmarkierung
Dies ist ein Einschub Sandrarts (vgl. Sponsel 1896, S. 32).
Plat. 48. AUf dem Platz der Drey-Einigkeit hat der Pabst Urbanus der VIII. eine vortreffliche und nützliche Fontana, in Gestalt eines im Wasser treibenden Schiffs/ aus deme inwendig ein über die Maß grosse Menge springenden Wassers aussteiget/ erbauen lassen/ welches nicht
allein eine grosse Zier der Stadt/ sondern auch grosse Nutzbarkeit zur Verbesserung und Erfrischung der Lufft verursacht/ wann in den Sommer-Tägen die Hitz unerträglich/ alsdann wird der Canal, wodurch dieses ablauffende Brunnen-Wasser streichet/ gesperret/ und dadurch diese Fontana solches also häuffig über diesen grossen Platz und die lange Strasse/ Fratina genannt/ breit übergiesset/