TA 1675, II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 220
Sandrart (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:Die Vita van Meckenems wurde von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 16).Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 434
dem Bißdom von Monster/ und unten: Israel; als auch noch etliche mehrere/ die ich bey den Liebhabern hin und wieder zerstreuet angetroffen/ und aus dem grossen angewendten Fleiß wol abnehmen können/ daß er noch viele mehrere werde verfärtiget haben/ die aber in so langer Zeit verloren worden: Dabeneben zeugen die darinn befindliche lange und rane Bilder/ und derselben Kleidung/ wie auch die Manier zu arbeiten/ von der Zeit dieses Künstlers/ ob man schon kein datum darinnen findet/ daß er vor mehr als 225. Jahren gelebet/ und die Kunst geübet habe.
Unterschiedliche alte Kupferstecher. Nach ihme sind kommen/ und vermuhtlich seine Lehrlinge gewesen/ unterschiedliche andere/ deren Werke zwar theils noch zu sehen/ dem Namen nach aber unbekandt seyn: Also hat man ein Ecce homo, samt einem Marienbild und S. Johann/ das mit einem W
Das Monogramm ist mit Wenzel von Olmütz zu identifizieren gezeichnet ist: Ein anderer hat den alten Mann gestochen/ der seine Hand an eines jungen Mägdleins Brust/ sie aber die ihrige in des Alten Taschen hat/ und dieses Stuck also gemerket/ mit angehengtem Jahr der Verfärtigung/ nämlich 1455
Der nach der Dürer-Vorlage von ca. 1498 kopierte Kupferstich »Der Spaziergang« des Monogrammisten HS könnte hier gemeint sein, nimmt man einen Druckfehler in der Datierung für 1499 an; der Beschreibung steht hingegen der Dürer-Stich des »Ungleichen Paares« näher, der 1495 datiert ist und damit ebenfalls einen Zahlendreher erklären könnte. Von diesem ist jedoch kein Nachstich vom Monogrammisten HS belegt.. Man findet auch Kupfer/ die mit B. S gezeichnet sind/ so Barthel Schön heissen soll: Noch andere mit A. G. das Albrecht Glockenthon deuten soll
Ob ein Mitglied der Familie Glockendon auch als Kupferstecher arbeitete, wird bezweifelt. Die mit AG signierten Holzschnitte Albrecht Glockendons unterscheiden sich zudem stilistisch deutlich von den Kupferstichen des Monogrammisten AG, so dass Sandrarts Identifizierung hier fraglich ist; vgl. Daentler 1984, S. 22/ absonderlich ist von diesem Meister die Paßions-Historie in 12. Stucken sehr holdselig ausgebildet. Martin Zink hat seinen Namen mit M.Z anzeigen wollen/ welche doch andere Martin Zatzinger lesen
Die Identifizierung des um 1500 tätigen süddeutschen Meisters MZ, wie sie in einer Inschrift auf einem Täfelchen von späterer Hand vorgenommen wurde (»Matheus Zinck fecit«), geht möglicherweise auf Sandrarts Erwähnung in der Teutschen Academie zurück, ist ansonsten aber nicht fundiert. Zum Meister MZ siehe Matthäus Zasinger; vgl. Thieme-Becker, Bd. XXVII, S. 437 f./ dieser hat seine Arbeit/ laut beygefügter Jahrzahl/ Anno 1500. oder 1501. verfartiget/ auch etwas zierlicher und runder/ als seine Vorfahren/ gearbeitet/ wie in seinem Salomo und andern Historien zu sehen: Bleibet denmach gewiß/ daß dieser Meister Werke lang in Italien bekandt gewesen/ eh Andreas Mantegna, oder Marc Antonio geboren worden/ diese aber haben nachgehends/ wie auch Augustino Venetiano, aus jenen die Arbeit abgesehen und nachgekunstelt/ biß nach und nach Italien auch dieser Künste theilhaftig worden.SandrartInformat. zur Quellenmarkierung
Die Vita van Meckenems wurde von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 16).Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 434
SandrartInformat. zur Quellenmarkierung:
Diese Vita wurde größtenteils von Sandrart verfasst, lediglich der Schluss mit dem Sterbedatum ist von Neudörfer übernommen (vgl. Sponsel 1896, S. 17).XI. Martin Schön von Kalenbach.GLeichwie die gute Brunnquellen nicht sind mit dem Verachtungs-Koht zu beflecken/ weil sie nicht so viel Wasser haben/ als die aus ihnen sich ergiessende und unter Wegs gemehrte Bache: Also wäre es eine unbilliche Sache/ wann durch das Lob des fürtreflichen Künstlers/ Martin Schöns/ der bißher erzehlten Meistere Ruhm solte unterdrucket werden. Er hat zu Kalenbach das Tagesliecht zum erstenmal begrüsset/ und hernach Colmar mit seiner Inwohnung beglükseliget/ wurde sonst insgemein der hüpsche Märtin genannt; gewiß ist zwar/ daß er alle seine Vorfahren in Teutschland im Zeichnen/ Mahlen und Kupferstechen überstiegen/ doch so/ daß er selbsten/ aus angeborner Demut/ ihnen gern den Ruhm gegönnet/ daß sie seine Lehrmeister gewesen.
Unterhält gute Vertraulichkeit mit Petro Perugino. Er unterhielte vertrauliche Freundschaft mit Pietro Perugino, dern einer den andern mit Uberschickung ihrer Handriß zum öftern erfreuet/ und je einer von dem andern immer das bäste abgesehen/ wie aus beyder Künstlere Werken die Kunstverständige wol merken können: Ja sie stritten
auch darinn um den Vorzug/ daß/ gleichwie Italien der berühmten Kunst-Schul ihres Pietro Perugino, und daraus kommenden Raphael d’ Urbino, die erlangte Vollkommenheit in der edlen Mahlkunst zu danken: also das damals noch zimlich Kunst-Arme Teutschland seine Bereicherung diesem Künstler zuzuschreiben hat. Die persönliche Beziehung zwischen Schongauer und Pietro Perugino ist nicht nachweisbar. Möglicherweise konstruiert Sandrart hiermit eine Parallele zum Verhältnis zwischen Dürer und Raffael (siehe TA 1675, II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 97 sowie TA 1675, II, Buch 3 (niederl. u. dt. Künstler), S. 224); vgl. Klemm, Kommentar Viten 1995, S. 816, Anm. zu S. 401, Vers 16 f.
Seine Werke. Es ist zwar wenig mehr von seiner kunstreichen Hand zu sehen/ doch bezeugen die sehr wenige uns hinterlassene/ als ein sehr sauberes Marienbild/ eine überaus traurige Ausführung Christi/ die wolgebildete drey heilige Könige/ als auch die fast untadelhafte Anfechtung S. Antonii (welche Michael Angelo zum öftern in seiner Jugend copirt/ und niemals gnug erheben können) was für ein fürtreflicher Meister in Anordnung und Zeichnen dieser Künstler gewesen/ daß dannenhero sein Name von uns billich in das Buch der Ewigkeit ausgezeichnet wird/ obschon seine preiswürdige Hand/ nach empfangenem Herzensstich von dem unersättlichen Menschenwürger/SandrartInformat. zur Quellenmarkierung
Diese Vita wurde größtenteils von Sandrart verfasst, lediglich der Schluss mit dem Sterbedatum ist von Neudörfer übernommen (vgl. Sponsel 1896, S. 17). NeudörferInformat. zur Quellenmarkierung:
Als Quelle für den Schluss dieser Vita liegt folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 17):
Neudörfer, Nachrichten, überprüft anhand der Ausgabe Lochner 1875, Nr. 41, S. 132.
Sandrart übernimmt damit die von Neudörfer in der Vita Albrecht Dürers gemachte falsche Aussage, dass Schongauer bereits 1486 verstorben sei – dieser lebte jedoch noch bis 1491.allbereits Anno 1486. als eben Albrecht Dürer auf der Reise/ bey ihm die Kunst zu erlernen/ begriffen gewesen/ verdorren müssen
Schongauer starb erst 1491 in Breisach./NeudörferInformat. zur Quellenmarkierung
Als Quelle für den Schluss dieser Vita liegt folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 17):
Neudörfer, Nachrichten, überprüft anhand der Ausgabe Lochner 1875, Nr. 41, S. 132.
Sandrart übernimmt damit die von Neudörfer in der Vita Albrecht Dürers gemachte falsche Aussage, dass Schongauer bereits 1486 verstorben sei – dieser lebte jedoch noch bis 1491. SandrartInformat. zur Quellenmarkierung:
Mit dieser Ergänzung weist Sandrart auf das Kupferstich-Porträt des Künstlers in der Teutschen Academie hin und damit explizit auf seinen eigenen Beitrag bei der graphischen Ausstattung der Künstlerviten.der doch gleichwol uns/ neben dem Leben/ nicht zugleich sein Contrafät/ wie es in der Kupferblatte Aa zu sehen/ entziehen können.SandrartInformat. zur Quellenmarkierung
Mit dieser Ergänzung weist Sandrart auf das Kupferstich-Porträt des Künstlers in der Teutschen Academie hin und damit explizit auf seinen eigenen Beitrag bei der graphischen Ausstattung der Künstlerviten.
NeudörferInformat. zur Quellenmarkierung:
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 17):
Neudörfer, Nachrichten, überprüft anhand der Ausgabe Lochner 1875, Nr. 4, S. 10–12.
Sandrart weicht im Aufbau der Vita deutlich ab, übernimmt jedoch alle von Neudörfer gegebenen Informationen.Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 437XII. Adam Kraft/ Bildhauer in Nürnberg.KUrz nach diesem kam wegen der fürtreflichen Bildhauerey Adam Kraft nicht allein in seinem Vatterland Nürnberg in grosses Ansehen/ sondern es breitete die weitfliegende Fama sein Lob auch in andere Oerter Teutschlandes aus. Er wohnete zu Nürnberg auf dem Steig/ bey den zwölf Brüdern/ in einem grossen Hof/ bey dessen Thor ein Lindwurm/ der Wasser von sich speyet/ zu sehen: Den 6. Septembris Anno 1570.
In Sandrarts Quellentext, den »Nachrichten von Künstlern und Werkleuten« Johann Neudörfers von 1547, ist von einer am 6. September 1503 gehaltenen Hochzeit die Rede (Neudörfer, Nachrichten 1875 (Ed. Lochner), S. 11). Da das Datum zudem jenseits der Lebensdaten von Adam Kraft liegt, wird es sich um einen Druckfehler handeln. vermählte er sich an eine Wittfrau/ Namens Magdalena/ so sich aber/ ihm zu Gefallen/ Eva nennen lassen.
Die Fürtreflichkeit seines Geistes hat er an Seine Werke in Nürnberg/ das Sacramet-Häuslein. unterschiedlichen/ in dem Welt-bekandten Nürnberg/ biß dato noch bey den Anschauenden seinen Nahmen hoch erhebenden schönen Werken/ sehen lassen: Also hat er im Jahr 1500. in S. Lorenz Kirche/ das überaus künstliche Sacrament-Häußlein gearbeitet/ und daran zum Gedächtnis sein und seiner zweyen Mithelfer Contrafäte gemacht: Alle Bögen dieses Werks sind hol/ und/ um bässern Bestands willen/ mit eißernen Stangen eingelegt/ die Arbeit an sich selbsten aber zeiget/ daß er eine sonderbare Wissenschaft/ die harte Steine zu erweichen/ und in von Leimen und zerstossenen Steinlein gebrennte und darzu bereitete Formen zu gießen/ gewust habe.
In S. Sebalds Kirche. Die S. Sebalds Kirche hat er gleichfals mit seiner Kunst bereichert/ und ohne das schöne Werk bey der Thür selbiger Kirche/ neben dem Sacrament-Häuslein und Altar/ das Abendmahl unsers HErrn Christi darein verfärtiget/ in welche er die Fürnehmste des damaligen Stadt-Regiments contrafätisch gebracht/ als die Herrn Gabriel Nützel/ Hieronymum Schürstab/ beyde Losungherrn/ Paulus Volkamer/ Ulman Stromer/ Antoni Tucher/ Marquart/ Wendel und Conrad im Hof/ Peter
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 17): Neudörfer, Nachrichten, überprüft anhand der Ausgabe Lochner 1875, Nr. 4, S. 10–12. Sandrart weicht im Aufbau der Vita deutlich ab, übernimmt jedoch alle von Neudörfer gegebenen Informationen.Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 437