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TA 1675, II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 189

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SandrartInformat. zur Quellenmarkierung:
Die Vita der Carracci ist größtenteils von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 14). Lediglich die Ausführungen zur Galleria Farnese übernimmt Sandrart von Carlo Cesio (vgl. den markierten Einschub), während er Belloris Vite de’ pittori (Rom 1672) nicht kannte und die 1678 erschienene »Felsina pittrice« von Carlo Cesare Malvasia nicht mehr berücksichtigen konnte (vgl. Klemm, Kommentar Viten 1995, S. 838 f., Anm. 425,17).Christina Posselt, 30.07.2010
Alle 3. Caracci Dieser Verweis besitzt mehrere Ziele:
Carracci, Agostino
Carracci, Annibale
Carracci, Ludovico
haben in der Kunst zwar glückliche/ in der zeitlichen Güter Wolfahrt aber ganz schlechte progress gemacht/ daß sie also ohne Ergetzlichkeit ihr Leben enden müßen/ zwar unwissend/ daß ihr tugendsamer Nahme bey der Nachwelt einigen Nachklang Lobes/ Ruhms und Ehre haben werde/ wormit sie jedoch billig/ zu ihrem unendlichen Preiß/ nach ihrem Tod gekrönet werden sollen: Des Annibals Bilnis Bildnis ist in der Kupfferblatte S. zu finden.SandrartInformat. zur Quellenmarkierung
Die Vita der Carracci ist größtenteils von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 14). Lediglich die Ausführungen zur Galleria Farnese übernimmt Sandrart von Carlo Cesio (vgl. den markierten Einschub), während er Belloris Vite de’ pittori (Rom 1672) nicht kannte und die 1678 erschienene »Felsina pittrice« von Carlo Cesare Malvasia nicht mehr berücksichtigen konnte (vgl. Klemm, Kommentar Viten 1995, S. 838 f., Anm. 425,17).Christina Posselt, 30.07.2010

SandrartInformat. zur Quellenmarkierung:
Die Vita Caravaggios ist weitesgehend von Sandrart selbst verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 14), einzelne Einschübe nach van Mander sind im Text gekennzeichnet.Christina Posselt, 30.07.2010
MICHAEL ANGELO, gebürtig von LXXXII. MICHAEL ANGELO MARIGI von Caravaggio, Mahler/Caravaggio, einen Ort in Longobardia unweit Meiland gelegen/ ware zwar von guten Eltern des Adelichen Geschlechts Amarigi, aber durch große Begierde zu der edlen Mahl-Kunst merklich aufgestiegen/ wie er dann zu Rom viele bewunderungs-würdige Werke gefärtiget. Es ware dieser Caravaggio unter allen Italienern der erste/ welcher seine Studien/ von denen angewöhnten alten Manieren ab- und auf die einfältige Ausbildung der Natur/ nach dem Leben Mahlet nichts/ als nach dem Leben. zoge: Dannenhero beflisse er sich/ keinen Strich anderst/ als nach dem Leben zu thun/ und stellte sich zu dem Ende/ dasjenige/ so er abbilden wolte/ in seinem Zimmer so lang in der Natur vor/ biß er solcher nach Genüge in seiner Arbeit nachgefolget In der lateinischen Edition zielt Sandrart bei der Beschreibung dieser Arbeitsweise von Caravaggio besonders auf die Findung der Farbwerte ab: »rem pingendam in conclavi suo ta diu oculis exponens, donec veritatem colore assecutus esset« (vgl. Sandrart, Academia 1683, Kap. XIX, S. 181); siehe dazu auch den Kommentar von Cecilia Mazzetti di Pietralata in der italienischen Übersetzung.Christina Posselt, 26.08.2011: Damit er aber auch die vollkommene Rondirung und natürliche Erhebung desto bäßer herfür bringen möchte/ bediente er sich fleißig dunkler Gewölber/ oder anderer finsterer Zimmer/ die von oben her ein einiges kleines Liecht hatten In der lateinischen Edition hier der Zusatz: »eo minus alio lumine impediretur« (vgl. Sandrart, Academia 1683, Kap. XIX, S. 181).Christina Posselt, 26.08.2011/ damit die Finsterniß dem auf das model fallenden Liecht/ durch starke Schatten/ seine Macht lassen/ und darmit eine hoch-erhobene Rundirung verursachen möchte.SandrartInformat. zur Quellenmarkierung
Die Vita Caravaggios ist weitesgehend von Sandrart selbst verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 14), einzelne Einschübe nach van Mander sind im Text gekennzeichnet.Christina Posselt, 30.07.2010

Was zu halten seye vom Mahlen nach Leben.ManderInformat. zur Quellenmarkierung:
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Klemm, Kommentar Viten 1995, S. 840, Anm. 457,32–458,4): Mander, Schilderboek, T’leven van noch ander Italiaensche Schilders, die teghenwoordigh te Room zijn, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 191r [Accessed: 2011-11-08. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/632W1NGnz].Christina Posselt, 20.07.2011
So verachtete er nun alles/ was nicht nach dem Leben gemacht war/ nannte es Bagatell, Kinder-und Bossen-Werk/ weil nichts bässers seyn könte/ als was der Natur am ähnlichsten: Und zwar ist auch solches kein übler Weg zur Vollkommenheit zu gelangen/ weilen nach den Zeichnungen und Gemälde niemals so gut als die Natur selbst seyn können/ sie seyen auch so schön/ als sie immer wollenManderInformat. zur Quellenmarkierung
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Klemm, Kommentar Viten 1995, S. 840, Anm. 457,32–458,4): Mander, Schilderboek, T’leven van noch ander Italiaensche Schilders, die teghenwoordigh te Room zijn, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 191r [Accessed: 2011-11-08. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/632W1NGnz].Christina Posselt, 20.07.2011
: SandrartInformat. zur Quellenmarkierung:
Die Vita Caravaggios ist weitesgehend von Sandrart selbst verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 14), einzelne Einschübe nach van Mander sind im Text gekennzeichnet.Christina Posselt, 30.07.2010Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 404
Dannenhero folgten seiner Manier fast durchgehends alle Italienische Mahler nach/ bereiteten sich auch Mahlzimmer/ nach seiner Art/ und ist hernach diese Manier auch in Hoch- und Nider-Teutschland nachgeahmet worden.

Obwol er nun wegen seiner großen Kunst hohen Ruhms würdig geachtet/ auch von männiglich gelobet wurde/ so ware doch sehr übel mit ihm umzugehen/ weil er nicht allein von keines einigen Meisters Arbeit sehr viel hielte (wiewol er seine eigne auch nicht offentlich rühmte) sondern darbey auch sehr zänkisch und seltsam ware/ und gerne Raufhändel suchte: Von dieser seiner bösen Gewonheit angetrieben/ kam er auch mit dem damals Komt mit Josepho d’ Arpin in Streit. florirenden Mahler Josepho d’ Arpin in Händel/ welcher sonst/ wegen seiner Kunst/ Höflichkeit und großen Reichtum hoch gehalten wurde. Diesen griffe unser Künstler nicht allein mit spitzfindigen Stichel-Reden an/ sondern mahlte ihm auch zu trutz und Spott/ eine Historie zu S. Lorenzo in Damas, neben die/ so gemeldter Joseph dahin

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gemacht: In selbige bildete er einen nackenden Riesen/ der über Josephs Werk die Zunge ausstreckte/ als ob er dasselbe verspotten wolte. Die Episode über den Wettbewerb zwischen Caravaggio und Cesio in San Lorenzo in Damaso schildert auch van Mander im Kapitel über die römischen Künstler (vgl. Mander, Schilderboek, T’leven van noch ander Italiaensche Schilders, die teghenwoordigh te Room zijn, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 191r [Accessed: 2011-11-08. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/632W1NGnz] und Klemm, Kommentar Viten 1995, S. 840, Anm. 458,21), doch weicht Sandrart in seiner Darstellung deutlich von den Worten van Manders ab.Christina Posselt, 20.07.2011 Im Anfang mahlte er auf scharfe truckene Manier In der lateinischen Edition führt Sandrart dies noch ergänzend aus: »assumta tamen mox vera, rotundaque methodo« (vgl. Sandrart, Academia 1683, Kap. XIX, S. 181).Christina Posselt, 26.08.2011/ bildete viel Angesichter und halbe Bildere/ deren eins ein Kindlein mit einem Kretzen voll Blumen und Obst gehalten/ woraus ein Eyder das Kind in die Hand gebissen/ deßwegen solches bitterlich scheinte zu weinen/ daß es vortreflich zu sehen/ womit sein Lob durch Rom merklich gewachsen. Und weil Arpino meistens große Werke in fresco gemacht/ selbige aber vor sich selbst nimmermehr in Colorit noch Stärke/ oder eigentlichen Warheit den Oelfarben gleichen/ hingegen Caravaggio in diesen Stucken ganz verwunderlich ware/ forderte er den Joseph und andere mehrere in einen Wettstreit heraus/ wordurch endlich Händel entstanden/ und sie zu den Degen gegriffen/ auch ein Jüngling/ genannt Ranuccio Tomassino darunter todt geblieben/ weßhalben Caravaggio weichen/ und sich in den Palast unsers Marches Justinians, als Protectors aller Virtuosen retiriren muste/ der seine Arbeit hoch geacht/ auch von selbigen zum meisten gehabt/ die doch sonst schwerlich zu bekommen waren.

Mahlet die Historie/ wie Thomas seinen Finger in des HErrn Christi Wunden leget/ In wärender Zeit nun/ daß er sich so verstecken muste/ mahlte er in gedachten Palast/ wie Christus des Thomas Finger/ in Gegenwart der andern Aposteln/ in seine heilige Wunden steckt/ da bildete er nun in aller Anwesenden Angesichtern/ durch gutes mahlen und rundiren/ eine solche Verwunderung und Natürlichkeit an Haut und Fleisch aus/ und andere Geistliche Stuck. daß meist alle andere Gemälde dabey nur als illuminirt Papier scheinen/ ingleichen mahlte er den Evangelisten Matthaeus, welchem ein Engel in weißem Kleid das Buch vorhält/ darein er schreibt/ und noch andere Figuren sehr groß/ dann seine meiste Profession ware Lebens-große/ halb und ganze Bilder dem Leben gleich zu machen. Er mahlte auch für La Madona Dal populo, in einer Capelle/ die Creutzigung S. Peters/ auch wie S. Paulus von dem Pferd fallend aufgehoben wird/ das Pferd ist ein Scheck/ und scheint lebendig zu seyn.

Wiederum mahlte er zwey große Blätter zu S.Louvois di Francesci, bey Prinz Justinians Palast über/ das erste war/ wie Christus unser Seeligmacher die Juden Käuffer und Zöllner/ samt ihren Krämen und Kauff-Tischen über Hauffen wirft/ und sie aus den Tempel treibet/ noch verwunderlicher aber ist das ander Blat/ worinnen vorgestellt/ Die Beruffung des Apostels Matthaei. wie Christus in ein finster Zimmer/ mit zween der seinen eingetretten/ und den Zöllner Matthaeum bey einer Rott Spitzbuben/ mit Karten und Würflen spielend und trinkend sitzen findet/ Matthaeus als furchtsam/ verbirgt die Karten in der einen Hand/ die andere legt er auf seine Brust/ und gibt in seinem Angesicht den Schrecken und die Schamhaftigkeit zu erkennen/ die er darüber gefast/ daß er als unwürdig von Christo zum Apostel-Amt beruffen wird/ einer streicht mit der einen Hand sein Geld vom Tisch in die andere/ und machet sich ganz schamhaft darvon/ welches alles dem Leben und der Natur selbst gleichet. Mehr ist von seiner Hand in Rom zu sehen Alla Chiesa

Sandrart (Fortsetzung auf einer folgenden Seite)Informat. zur Quellenmarkierung
Die Vita Caravaggios ist weitesgehend von Sandrart selbst verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 14), einzelne Einschübe nach van Mander sind im Text gekennzeichnet.Christina Posselt, 30.07.2010Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 404