TA 1675, II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 179
Mander (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 14): Mander, Schilderboek, Het leven van Giorgio Vasari, Schilder en Bouwmeester van Aretso, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 180v–185r [Accessed: 2011-11-08. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/632S2iJge]. Sandrart kürzt eine längere Passage van Manders (vgl. dazu den Kommentar im Text).Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 390
an einem einsamen rauhen Ort kam/ welcher ihm wegen süßer Stille sehr wol gefiele/ da machte er in die Kirche ein Marien-Bild/ mit S. Johann Baptist und Jeronymo als zweyen Eremiten/ und noch andere Werke: Worauf er wieder nach Florenz zoge/ allwo er sich mit vielen Entschuldigungen ausreden muste/ daß er nicht wieder bey Hof Dienst anzunehmen gezwungen wurde. Endlich/ nachdem er was für den Hrrrn Herrn Octaviano de Medicis gemacht hatte/ bestellte selbiger ihme zu Rom 500. Cronen zu empfangen/ um mit guter Gelegenheit daselbst seiner Studien warzunehmen; Zeichnet und mist zu Rom alles nach. So kame er nun Anno 1538. nach Rom/ contrafätete daselbst alles/ was unter der Erden in Groten war/ und maße alles/ was von Rund oder Arhitectur Architectur zu Rom war/ mit emsigen Fleiß ab/ dannenhero er dieser Zeichnungen mehr als dreyhundert zusammen gebracht/ und sich dieselbe zu Monte san Sovino in Vorstellung einer Marien-Himmelfahrt wol zu Nutz/ und selbige bäßer als einiger andere vor ihm gemacht.
Von dannen kehrte er wieder zu den Eremiten Mahlet eine Christ-Nacht. nach Camaldoli, daselbst mahlte er die Christnacht/ welche von der Klarheit Christi erleuchtet ward/ und darein viele Hirten und andere Personen nach dem Leben beym Liecht/ damit es desto bäßer der Nacht gleichen solte: Weil aber dieses Liecht das Tach nicht gnug von unten auf erleuchten mögen/ hat er einen andern Glanz oder Liecht/ welches die in der Luft das Gloria in Excelsis singende Engel von sich gaben/ gemahlt/ so waren auch Hirten/ die ihnen aus Strohbüschen Liechter gemacht/ andere aber hat der Mon- und Stern-Glanz erleuchtet. Dieses Werk hat allen Kunst-Verständigen beliebt/ und ist mit schönen Lateinischen Versen herfür gestrichen worden.
Seine Werke zu Bolognen. Hernach machte er zu Bolognen in die Abtey S. Michaël von Bosco unterschiedliche Historien in das Refent, die sehr künstlich und wol gemahlt seyn. Bald kehrte er wieder nach Camaldoli in seine alte Behausung/ und mahlte daselbst die hohe Altar-Tafel/ so eine Abnehmung vom Creutz ware/ mit großem Fleiß und Emsigkeit/ ferner für M. Octaviano eine Tafel von einem jungen nackenden S. Johann Baptist/ wohin er etliche Felsen nach dem Leben hinder die Berg gemacht. In dieser Zeit ist dahin gekommen M. Bindo Altoviti um Bäume zu dem Gebäu S. Peters zu Rom zu holen/ und auf der Tiber hinab zu schicken/ dieser als er des Vassari daselbst gemachte Werk gesehen/ muste er ihm nach Florenz in die Kirche der Apostlen eine Tafel machen/ damit er nun solche mit mehrerer Ruh färtigte/ zoge er nach Aretso/ und holte seine dritte Schwester/ kaufte daselbst eine Behausung und Platz in Borgo S. Vito zu arbeiten.
Zu Florenz eine Marien-Empfängnis sehr inventiv. Als er nach Florenz kame/ fienge er die Tafel der Empfängnis Maria an/ in die Mitte machte er den Baum der Erb-Sünde/ an welchen gebunden waren Adam und Eva/ als erste Ubertrettere des Gebots GOttes/ folgends an die Aeste des Baums machte er die Altvätter Abraham/ Isaac/ Jacob/ Moyses/ Aaron/ Josue/ David und andere Könige/ jeglichen in seiner gewissen Ordnung
und Zeit; Alle waren gebunden an beyden Armen/ ausgenommen Samuel und Johann Baptista, welche nur mit einem Arm gebunden gewesen/ weiln sie von Mutterleib geheiliget waren; An dem Stamm des Baums machte er die alte Schlang gewunden/ welche um die Mitten/ weilen sie den Menschen verführet/ auch gebunden ware/ auf dero Haupt tritt das Marien-Bild mit ihrem Fuß/ und den andern Fuß setzet sie auf den Mann/ mit der Sonnen bekleidet/ und gekrönt mit zwölf Sternen; Die Jungf. Maria wird in der Luft von vielen nackenden Englen unterhalten/ die das Liecht von der Sonnen Schein empfangen/ welche Stralen durch die Stralen des Baums scheinend/ die Gebundne erleuchten/ und als Gnaden-Strahlen zu dero Loßmachung herabfallen/ obenher sind auch in der Luft zwey Kinder mit dieser Sinnschrift.
Quos Evae culpa damnavit,
Mariae gratia solvit.
Diß Werk ware sehr herrlich mit großen Fleiß und Vollkommenheit der Gesichter/ ja auch der geringsten Dinge gemacht. M. Bindo gab ihm darvor 300. Gold-Cronen/ und als Vassari nach Rom kam/ erzeigte ihme Bindo große Höflichkeit/ ließe ihn auch dieses Gemähl in klein/ als ob es miniatur wäre/ bringen.
Indessen/ daß er denen Florentinern vorgedachtes Stuck färtigte/ machte er auch für M. Octaviano Artige Invention eines S. Hieronymus. eine Venus und eine Leda, nach dem Carton des Michaël Angelo, wie auch einen heiligen Hieronymum, Lebens-Grösse in der Buß/ welcher betrachtend den Tod Christi/ der vor ihm an dem Creutz hangt/ auf seine Brust schläget/ um die Venus und des Fleisches Wollüste zu verjagen/ diese Venus war gemacht als fliehend mit Cupido auf dem Arm/ an der einen Hand den Jocus habend/ und unterwegen ligen die Pfeilköcher und Pfeile/ auch die Pfeile von Cupido geschossen/ kehren zerbrochen wieder auf ihn zu. Alles war sehr artig und mit großer Andacht gemacht.
Es fiele allzulang/ alles zu beschreiben/ wo und was Vassari gemahlet/ weil er sehr behend/ emsig und ohne sonderbare Mühwaltung gearbeitet/ aber kurz darvon zu kommen/ so wollen wir allein anziehen/ was er für Stuck gemacht/ in welchen etwas absonderliches zu beobachten ist/ so zu Unterricht und Folge der Jugend dienen mag. Demnach so Zu Rom mahlt er eine Abnehmung vom Creutz/ mahlte er zu Rom für Messer Bindo von Oel eine Abnehmung vom Creutz/ da Christus in Lebens-Grösse auf der Erden ligt/ und Maria zu Füssen/ in der Luft ist Phoebus so die Sonne/ und Diana, welche den Mon bedeckt. In der Landschaft/ die von dieser Finsternus verdunkelt ist/ sihet man von dem Erdbeben einen Berg einfallen und einen Leichnam aus dem Grab kommen/ welcher verschieden war: Dieses Stuck hat allen bästen Mahlern wegen seiner absonderlichen Lieblichkeit sehr wolgefallen.
Hernach machte er für den Cardinal Farnese und eine sehr wol inventirte Justitia. auf ein Tafel acht Ellen hoch und vier breit eine Justitia, die in dem Arm hat einen Strauß/ in der Hand aber die zwölff Römische Gesetz-Taflen/ und einen Scepter/ worüber ist ein Storch mit einem
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 14): Mander, Schilderboek, Het leven van Giorgio Vasari, Schilder en Bouwmeester van Aretso, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 180v–185r [Accessed: 2011-11-08. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/632S2iJge]. Sandrart kürzt eine längere Passage van Manders (vgl. dazu den Kommentar im Text).Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 394