TA 1675, II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 178
Mander (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 14): Mander, Schilderboek, Het leven van Giorgio Vasari, Schilder en Bouwmeester van Aretso, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 180v–185r [Accessed: 2011-11-08. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/632S2iJge]. Sandrart kürzt eine längere Passage van Manders (vgl. dazu den Kommentar im Text).Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 390
daselbst er Mittel hatte/ in Gesellschaft Francesco Salviati zu arbeiten/ und viel Monat Tag und Nacht zu zeichnen.
Die Begierde andere Mitgesellen zu überwinden/ und Noht macht berühmte Meister. Ein großer Behülf ware ihm seine Begierde nach Ehre/ zu Trutz seiner Gesellen/ zu gelangen/ welche mit ihme in gleichem Alter waren/ dann derenthalben wendete er und sie desto größern Fleiß an/ und wnrden wurden nachmalen fürtrefliche Meistere/ auch da er die Werk seiner Vorgänger sahe/ die durch Kunst in Großachtung und Ansehen gerahten/ bemühte er sich sehr im Lernen/ und sagte zu sich selbst/ warum solte ich auch nicht können zu etwas gelangen/ sind dann andere nicht auch nur von Fleisch und Bein wie ich. Von dieser Lust und Noht den seinigen zu helffen angetrieben/ sparte er keine Mühe/ Arbeit/ Ungemach/ noch Wachen/ um zu solchem End zu gelangen; und ware zu Rom/ Florenz auch anderer Orten nichts künstliches noch rares/ das er in seiner Jugend nicht abzeichnete; Ubt sich fleissig im Zeichnen der Antichen. nicht allein von Gemälden und runden Bildern/ sondern auch von Architectur Antichen und Modernen. Uber das daß er in dem Gewölb des Michaël Angelo großen Nutzen schafte/ so ließ er nicht nach in Gesellschaft Salviati alle Raphaëls, Polidors und Balthasars von Siena Gemälde nachzuzeichnen/ und damit ein jeder alles vor sich selbsten hätte/ so zeichnete beym Tag einer dieses/ der ander das andere/ und copirten zu Nacht solche wieder voneinander ab/ damit sie also geschwinde fortkämen.
Nach dieser nutzlichen Arbeit ware für seinen Seine erste Werke. Cardinal das erste Werk ein großes Tuch von Oel mit ganz lebhaften Bildern/ und eine Venus mit den Gratien/ welche sie zieren/ auch hat er gemacht einen Satyr ganz grün und halb verborgen/ der sich befliße zu sehen die nackende Gratien und Venus/ diß gefiele dem Cardinal so wol/ daß er ihn neu kleiden ließe; Nach diesen fienge er ein anders zehen Elen langes Stuck an/ welches einem Bacchus fast gegleicht/ aber wegen des Cardinals Abreiß ungeendiget verblieben/ und er ruckte wieder allgemach nach Aretso; weiln er aber daselbst krank ward/ reisete er von dar nach Florenz/ woselbst er Komt nach Florenz. von dem Herzog wol empfangen und das Logiment bey M. Octaviano de Medicis bestellt/ welcher ihn die Zeit seines Lebens als ein lieber Vatter hielt/ da studirte er in S. Laurens nach den Stucken Michaël Angelo, die daselbst auf der Erden stunden/ nach diesen machte er einen todten Christus/ so von Nicodemo und Joseph zu Grab wird getragen/ dieses wurd nachmalen in hohen Ehren gehalten von dem Herzog und denen Fürsten.
Wiederum endigte er eine Kammer/ welche Joann da Udine ungeendigt hinterlassen/ und machte auf ein Tuch den Herzog Alexander gewafnet/ neben Die Natur beschämt die Gemälde. welchem etliche Gefangene sitzen/ das Contrafe gleichte ihme zwar sehr wol/ dannoch aber ware Vassari ganz betrübt/ daß er den Harnisch nicht so schimmerend zu machen wuste/ gleich als er einen zum formular hatte/ welches ein wahrer Harnisch war/ derenthalben beruffte er darzu Jacob von Puntormo, um selbigen Rahts zu fragen/ welcher/ als er sein Gemähl sahe/ sagte er/mein
Sohn! so lang als der natürliche Harnisch zugegen ist/ wird euch der eure allezeit gemahlet dunken/ aber thut diesen hinweg/ so werdet ihr sehen/ daß euer gemahlter eine bässere Art habe; Nach solchem starbe der Cardinal Hyppolito, auf welchem Vassari seine ganze Hoffnung gestellet hatte/ und befande darbey/ daß es eitel ware/ sich zuviel auf die Menschen zu verlassen/ sondern daß es bässer/ Begibt sich auf die Architectur. sich selbsten helfen können. Nachmalen als sich der Herzog auf die Fortification begabe/ studirte Vassari emsig in der Architectur, um ihme bäßer nutzlich zu seyn/ und wendete in derselben viel Zeit an.
Unterdessen wurd Anno 1536. Anstalt gemachet/ den Käyser Carolum zu Florenz herrlich zu empfangen/ da wurde Vassari von dem Herzog aufgetragen alle Zeichnungen zur Triumph-Porte und andern Verzierungen/ neben einigen grossen Panieren des Castells / und andern Vestungen/ wie auch eine grosse Facciata zu S. Felix, 40. Elen hoch und 20. breit/ auch die Auszierung der Porten S. Peters Gunst gebiert Neid./ so sehr große Werk und über sein Vermögen waren/ zu machen; Das übelste aber war/ daß die große Gunst ihme sehr viel Neider gebohren/ so daß zwanzig Männer/ die ihn an den Panieren geholffen/ ihn verlassen/ und andern arbeiten helffen/ wordurch Vassari in diesem verlangten Werk solte stecken bleiben; Weiln er aber ihre List merkte/ beschriebe er ausländische Mahlere/ die ihme in Stille arbeiten halffen/ er auch selbst arbeitete Tag und Nacht mit höchstem Fleiß/ und suchte aller Schwärigkeit vorzubauen; da nun sein Aufseher Bertold Corsini den Herzog berichtete/ daß Vassari so viel Werk über sich genommen/ daß es nicht möglich zu bestimter Zeit färtig zu werden/ weil er keine Gehülffen hatte/ sandte der Herzog zu ihm und befragte sich um die angedingte Stuck: Er aber antwortete/ daß alles wol bestellt/ und ehist färtig seyn würde/ welches seine Excellenz, wann sie wolten/ besehen mögte/ und daß das Ende Welcher doch endlich durch Tugend überwunden wird. das Urtheil fallen werde. Endlich kame der Herzog heimlich/ und sahe/ daß es nichts anders als Neid der Klagenden ware/ ann dann Vassari hatte zu rechter Zeit alles geendiget/ und jegliches an seinen Ort gestellt/ mit großer Vergnugung des Herzogs und aller Kunst-Verständigen/ aber seine Neider/ welche mehr auf seine/ als ihre eigene Werke achtung gaben/ kamen zu kurz/ und musten ihre Stuck ungeendigt verbleiben/ Vassari aber bekame von dem Herzog erstlich 400. nachmalen auch noch 300. Cronen/ welche denen andern abgezogen worden/ weil sie ihre Werke zu versprochener Zeit nicht geendiget/ mit welchem Gewinn Vassari eine seiner Schwester verheurathet/ und die andere in ein Kloster gebracht; in das Closter hat er neben andern Almosen eine Verkündigung Mariae gemacht.
Nicht lang nach diesem wurde dem Sucht das wankelbare Hof-Glück durch Einsamkeit zu fliehen. Herzog Alexander, auf den Vassari sich sehr verließ/ verrähterisch- und mörderischer Weiß das Leben genommen/ da beschloße Vassari, nicht mehr auf das Glück des Hofs; sondern auf seine Kunst den Bau seiner Wolfahrt zu gründen/ weßhalben er zuletzt durch Mittel M. Joann Pollastra nach Camaldoli,
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 14): Mander, Schilderboek, Het leven van Giorgio Vasari, Schilder en Bouwmeester van Aretso, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 180v–185r [Accessed: 2011-11-08. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/632S2iJge]. Sandrart kürzt eine längere Passage van Manders (vgl. dazu den Kommentar im Text).Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 394