Darstellungsoptionen
Im Text hervorheben bzw. anzeigen:

TA 1675, II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 121

Mander (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 13): Mander, Schilderboek, T’leven van Domenico Beccafurni, Schilder van Siena, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 142r–143v [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631PF7veT].Christina Posselt, 21.07.2010Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 331
Linke Spalte

Engeln in den Wolken/ in der mitten der Tafel ist S. Michaël, der gewapnet daher fleugt/ und den Lucifer, samt seinem Anhang/ in den Abgrund der Erden stürzet; Da siehet man ein feuriges Meer/ in welchem in vollem Brand Engel und nackende Seelen/ die gepeiniget werden/ sich befinden/ und komt hier sehr künstlich heraus das Schüttern des Feurs in die Dunkle/ so hoch gepriesen wird/ Er machte auch unterschiedliche Sal und Kammern im fresco, worhin er allerhand Geschichten angebracht/ und dardurch seinen Verstand sehen lassen/ besonderlich in dem Rahthaus/ allwo viel schöne Bilder und Römische Geschichten sind. Auf die Ankunft des Kaysers nach Siena machte er ein Pferd von Papier/ innen hohl und von 8. Elen hoch/ welches mit den vorderen Beinen in die Luft springet/ darauf sizt des Kaysers Bild/ und sind auch sonsten unter demselben drey Landschaften gemahlt/ die der Kayser eingenommen. Diß wurde auf den Mark zu Siena gestellt/ da der Kayser von Tunis kame/ und durchpassirte. Hierdurch nun wurde Dominicus Wird nach Genua beruffet/ zeucht aber nicht dahin. sehr berühmet und gepriesen/ daß der Prinz Doria, welcher mit dem Kayser gereißet/ Dominicum ersucht/ er wolle doch zu ihm kommen/ und für ihn/ in seinem Palast zu Genua, arbeiten/ wo auch zwar Pierin del Vaga und andere mehr ihre Kunst sehen lassen: Er konte aber demselben damals/ wegen unter Handen habender Arbeit von Marmor/ in dem Dom zu Siena, nicht folgen.

Duccio,ein Mahler von Siena, erfindet Historien zu machen durch große eingelegte Steine. Diese Marmor-Arbeit hat für ihme schon Duccio, Mahler von Siena, gemacht/ von welchem man zwar sonst nicht viel erzehlen kan/ auch wenige Wissenschaft hat/ wer seine Eltern gewesen/ und wann oder wo er gestorben/ doch ist er/ wegen sonderbarer Erfindung/ Historien zu bilden/ von weiß und schwarz/ durch Einlegung großer Steine/ die mit schwarzem Harz oder Pech gefüllet/ hohen Ruhms würdig/ und hat man aus den auf diese Art gemachten Gebäuden zu Siena wahrgenommen/ daß Duccio gelebt um das Jahr 1356. Hiernach Auf diese Weiß zieret Dominico mit Marmorstucken und Gemälden den Dom zu Siena. nun nahm Dominicus ein Werk vor die Hand/ und förderte es mit großer Kunst und gutem Glück. In seinem hohen Alter machte er ein Gesimse von vier Historien/ die erste war/ wie Adam und Eva aus dem Lust-Garten oder Paradeiß verjaget worden/ die andere aber/ Cain und Abels Opfer/ die dritte/ wie Melchisedech vor dem Altar stehet/ und ein groß Stuck von Abrahams Opfer in der Hand hat/ und um diß her ist ein Friese von halben Bildern/ die allerhand Thier zu dem Opfer bringen. Wo man die Stiege weiters hinauf komt/ findet man eine andere große Historie/ wie Moyses auf dem Berg Sinai die Gebott empfängt/ bey

Rechte Spalte

welchem das Israelitische Volk um das guldene Kalb tanzt/ und Moyses die Tafeln zerbricht. Wo man Nord-werts in die Kirchen gehet/ ist über der Die Historie/ wie Moses den Felsen schlägt. Canzel die Historie/wieMoyses den Felsen schlägt/ und daraus das Wasser sich häuffig ergeust/ da dann die Israeliten auf unterschiedliche Weiß trinken/ und auch ihrem Vieh zu trinken bringen. Unter andern sehr artigen Dingen ist ein Kind/ das einen Hund/ als welcher schon genug zu haben/ und deßwegen den Kopf zu schütteln scheinet/ auch hinweg zu lauffen trachtet/ mit dem Kopf in das Wasser will stecken/ und denselben zum Trinken zwingen; Diß ist unter allen andern Stucken das köstlichste und bäste: Wieder unter der Thür oder Capell ist die Historie von dem Opfer Eliae.

Nach Verfärtigung aller solcher Gemählde/ ist Komt nach Genua. er nach Genua gezogen/ woselbst er wenig guts gemahlt/ theils/ weil ihn bedunkt/ daß er bey dieser ungewohnten Luft nicht bleiben könte/ theils/ daß er sich auch sonsten nach seinem Hauß/ Weingarten und Vermögen gesehnt. Er machte auch etliche Zieht die Eyr- der Ölfarbe für. Dinge von Eyerfarb/ und sagte/ daß sie viel daurhafter/ als die von Oelfarb/ wären/ und daß die Werke von Lucas von Cortona, von Pallaivoli und andern mehr/ von Oelfarb zugericht/ ehender würden vergehen/ als die/ welche er und andere/ als Bruder Johann, Bruder Philipp, Benozzo, so alle vor jenen gewesen/ von Eyerfarb Die Zierlichkeit der Angesichter ist ein fürnehmer Theil dieser Kunst verfärtiget/ die Angesichter/ die Dominicus machte/ waren sehr wol gestaltet/ und von guter Zeichnung/ doch ohne besondere Annehmlichkeit/ welches sonst ein furtrefflicher Theil in dieser Kunst ist/ weilen durch liebliche Angesichter manches Werk von denen allgemeinen Lästerern befreyet worden. Lezlich nahm Dominicus vor/ von Kupfer etwas zu giessen/ und machte auf 6. Colonen 6. Engel/ ein wenig kleiner/ als Lebens grösse/ diese stehen in der Dom-Kirchen bey dem hohen Altar/ und hat er hiervon großes Lob erhalten/ er würde auch noch darzu die zwölf Apostel gemachet haben/ wann er anderst das Leben gehabt hätte. Er ware sehr inventiv und Sinn-reich/ schnitte dabeneben in Holz zum Trucken von weiß und schwarz/ stache auch in Kupfer/ und äzte viel visierliche Historien von der Mahlt eine Alchymistische Historie. Alchymie, wie Jupiter und andere Götter den Mercurium congelieren wollen/ und deßwegen ihn gebunden auf den Schmelz-Tiegel legen/ Pluto und Vulcanus schüren das Feur/ und meynen/ daß Mercurius bleiben würde/ aber er fleugt im Rauch davon und verschwindet. Dominicus starb im 65. Jahr seines Alters Anno 1549. und ward in der Dom-Kirchen herrlich begraben.ManderInformat. zur Quellenmarkierung
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 13): Mander, Schilderboek, T’leven van Domenico Beccafurni, Schilder van Siena, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 142r–143v [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631PF7veT].Christina Posselt, 21.07.2010Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 331