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TA 1675, II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 105

Mander (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 13): Mander, Schilderboek, T’leven van Polidoor van Caravaggio, in Lombardijen Schilder, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 128r–130r [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631IirsJG].Christina Posselt, 21.07.2010Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 314
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Nationen gefangen hält/ die ihr tribut bringen/ unter andern schiessen die Türken mit Pfeilen in ihres Mahomets Grab/ als welche auch zu dem Christlichen Glauben tretten/ der Schluß ware aus Heil. Schrift genommen/ daß zuletzt solte ein Schafstall/ ein Hirt und eine Heerde werden. So Arbeit von sgraffito. machten sie auch in Burgo novo einen Gibel von sgraffito, welches ist eine manier auf nasse Mauren/ mit einem eisernen instrument, allerhand Bilder abzureissen und zu zeichnen/ auf welche Art sie auch viel gemacht haben an dem Eck/ wo man nach la Pace,und wieder von dannen nach Parione geht.

An die Behausung Spinolae haben sie in grau auf antiche-manier gemahlt das Opfer und den Tod von Tarpea, und in den Hof Savella, in ein Der Sabinische Jungfer-Raub. Gewölb den Sabinischen Jungfer-Raub/ darinnen die Soldaten zu Pferd und Fuß Gewalt anlegen/ die Jungfern sich auf allerhand Weiß daraus zu wickeln suchen. So sind auch daselbst gebildet die Historien von Mutio und Horatio, wie auch die Flucht des Porsenna; Ferner sind von Polydors Hand bey der fontagne de Trevi, in dem Hof des Palasts/ dal Buffalo, viele schöne Historien und kleine Zierrahten von der fontaine des Parnasses/ sehr wol gemacht zu sehen/ wie auch noch ein Gewölb/ unten an dem Berge Monte Cavall bey S. Agatha/ mit allerhand Historien gezieret/ deren eine Golzius in Kupfer gebracht/ wie Bremius das Gold weget/ dene Camillus zu entsetzen kame: Ubrige waren meistens vergangen. Es schreibet auch von ihme Vasari, daß Polidor zu seiner Ist sehr gut in Landschaften. Zeit der bäste Landschaft-Mahler gewesen/ wie dann auch alle Mahler von ihme in diesem Stuck eine sehr löbliche manier abgesehen; Unter andern seinen Werken ist auch eine Badstuben sehr artlich mit Landschaften gemacht/ und mit Bäumen und allerhand minen ausgezieret.

Obwol aber Vasari schreibet/ daß diese beyde Gesellen mit Farben sehr schlechte Arbeit verrichtet/ so halte ich doch darfür/ daß solches von Maturin, nicht aber von Polidor zu verstehen sey: Seine Werke mit mehr Farben/ als grau. Dann bey S. Simon ist noch zu sehen die von ihm künstlich gemachte facciata, von Gaddi genannt/ woran man mit großer Verwunderung unterschiedliche Personen siehet/ auf antiche-manier mit Helmen/Stifeln/ Kleidern/ und derselben Zusammenfügung/ gebildet/ wie auch etliche antiche Schiffe/ Schiffstreit und Rüstungen/ Opfer-Gebräuche/ und andere artliche Sachen. Gegenüber ist noch eine facciata von Polidors Hand/ dern schön- und zierliches Gesämß die Historie von Niobe sehr künstlich vorstellet/ dannenhero Golzius auch dieselbe/ der Jugend zu Nutzen/ im Druck ausgehen lassen/ weßwegen ich auch dieses Werks Beschreibung vorbey gehe. Es sind an demselben Gibel etliche Bilder so wol gemahlet/ daß man meinen solte/ sie seyen von Kupfer/ neben den Historien etliche guldine große Geschirr oder Krüge/ welche unmöglich bäßer zu machen sind/ auch etliche alte Hetrurische Helme sehr artlich und verwunderlich.

Indem aber nun fast alle Palläste/ Höfe und Gärten/ mit dieser beyden Künstlere Luststücken erfüllet waren/ und Polydor verhofte/ mit seinem

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Maturin stirbt. Gespanen den erworbenen Gewinn mit Freuden zu geniessen/ starbe ihm Anno 1527. sein lieber Maturin,und wurde also das Band ihrer Freundschaft Polidor zieht nach Neapoli, aufgelöst; Polidor entflohe/ wegen Eroberung der Stadt Rom/ nach Neapoli, weil aber der Adel daselbst der Kunst nicht gewogen ware/ must er fast Hungers sterben/ und wurde daher gezwungen/ sich bey einen schlechten Mahler/ zu S. Maria della gratia zu begeben: Da er nun etliche Werke verfärtiget/ und seine Kunst ruchbar gemacht hatte/ bekam er Arbeit für einen Grafen/ hernach auch in eine Kirche/ und eine facciata einer Behausung/ jedoch/ da er den Adel und die Reiche mehr springende/ als gemahlte Pferde lieben sahe/ und Messina, zog er nach Messina, und fande daselbst mehr Liebhabere/ wurde auch bald berühmt. So legte er sich auch auf die Bau-Kunst/ und machte zu Käysers Carl V. Einzug/ als er von Tunis Sieg-reich dahin kame/ schöne Triumf- und Ehren-Porten/ womit er viel Geld und großes Lob erworben. Daselbst mahlt eine Creutztragung. mahlte er auch eine Creutztragung/ mit einer Mänge Phariseern/ Soldaten/ Pferde/ Weiber und Kinder/ und vornher die zwey Schächer/ welche Tafel von Oelfarben so frölich und wol gemacht ware/ daß Verständige davon urtheilten: Die Natur hätte ihr Probstück daran gemacht.

Gleichwie aber alle diejenige/ so einmal die Römische Luft schöpfen/ mit derselben gleichsam eine Begierde einsaugen/ selbige Stadt wieder zu sehen/ so gieng es auch unserm Polidor, zumal da ihn auch ein Römisches Weibsbild/ durch ihre süße Liebkosungen zur Liebe/ und also auch zur Begierde/ sie wieder zu sehen/ angereitzet. Er resolvirte sich demnach nach Rom zu kehren/ und erhube aus der Banc ein großes Stuck Geld/ welches er verdienet/ und dahin angeleget hatte. Nun wurde er von einem Knecht selbiges Landes lang bedienet/ der mehr das Geld/ als seinen Herrn liebte/ weil aber dasselbe in der Banc lage/ nicht darzu kommen konte; Wird von seinem Knecht ermordet. Selbiger machte/ nachdem es sein Herr erhoben/ mit etlichen Bößwichten einen Anschlag darauf/ die erwürgten den guten Polidor im ersten Schlaf/ und trugen ihn für die Thür seiner Liebsten/ ob ihn jemand daselbst ermordet hätte. Die Mörder zogen mit ihrem Antheil darvon/ der Knecht aber klagte es wehmütig einem Grafen/ der Polidors grosser Freund ware/ und da man auf keine Weiße die Thäter ersinnen mochte/ gabe die Göttliche Gerechtigkeit jemand ein/ daß er sagte: Es wäre unmöglich/ daß der Knecht nicht solte Wissenschaft um die Sach haben/ worauf er gefangen worden/ und durch Folter geschrecket/ freywillig die ganze That bekannt/ deßwegen auch verurtheilet worden/ daß er durch die lange Gassen mit glüenden Zangen gezwicket/ und hernach geviertheilet werden solte/ wie auch geschehen: Dieses geschahe zu großem Nachtheil der Mahler-Kunst/ als die einen so inventiven/ gratiosen und klugen Mahler wol länger vonnöten gehabt hätte/ Anno 1543. und wurde er zu Messina stattlich begraben/ seinen Ruhm der ganzen Nachwelt hinterlassend:ManderInformat. zur Quellenmarkierung
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 13): Mander, Schilderboek, T’leven van Polidoor van Caravaggio, in Lombardijen Schilder, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 128r–130r [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631IirsJG].Christina Posselt, 21.07.2010Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 314
SandrartInformat. zur Quellenmarkierung:
Mit dieser Ergänzung weist Sandrart auf das Kupferstich-Porträt des Künstlers in der Teutschen Academie hin und damit explizit auf seinen eigenen Beitrag bei der graphischen Ausstattung der Künstlerviten.Christina Posselt, 06.07.2011
Seine Bildnis hat der großgünstige Liebhaber in der Kupferblatte O zu sehen.SandrartInformat. zur Quellenmarkierung
Mit dieser Ergänzung weist Sandrart auf das Kupferstich-Porträt des Künstlers in der Teutschen Academie hin und damit explizit auf seinen eigenen Beitrag bei der graphischen Ausstattung der Künstlerviten.Christina Posselt, 06.07.2011