TA 1675, II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 81
Mander (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 12): Mander, Schilderboek, T’leven van Pieter Perusijn, Schilder, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 110r–111r [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631HVIJOa].Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 287
halber wenig Fleiß angewendet/ machten auch auf ihn allerhand spöttliche Sonnette/ so/ daß er dardurch veranlasset/ in seinem Alter wieder nach Perugia umkehrte/ daselbst auch nochmals in einem Closter anfienge zu arbeiten mit Beyhülff seines Lehrlings/ des Raphael d’ Urbino, der unterschiedliche Bilder darein gemacht hat/ wiewol er noch sehr jung war.
Er hatte zu Perugia viel Häuser/ auch daselbst und zu Pieva, auserhalb der Stadt viel liegende Gütter/ wann er dann derselben halben oft aus- und eingehen muste/ und gleichwol niemand seine Seine Manier/ das Geld zu verwahren. baare Mittel vertrauen wolte/ als trug er solche jederzeit auch mit sich hin und her. Da nun solches endlich ausgekundschaftet worden/ passten ihm einmals etliche Personen auf/ erledigten ihn/ durch Abnehmung des Geldes/ dieser Müh/ und liesen ihme kaum/ wegen seines erbärmlichen Flehens/ das Leben. Der geitzige Pietro starbe dieses Unglücks halber fast für Herzens-Kummer/ bekame aber doch/ durch Vermitlung guter Freunde/ den grösten Theil des Abgenomnen wieder. Weil dann alle seine Hofnung nur aufs Zeitliche gegründet war/ und wie er/ auch so gar ungeachtet seines Gewissens/ viel gewinnen möchte/ erlangte er zwar großen Reichtum/ nahme aber im Gegentheil an Ist von gar schlechter Religion. dem Schatz seiner Seelen so stark ab/ daß man in seinen Porphyrinen Kopf/ und verstokte Vernunft/ die Unsterblichkeit der Seelen/ auch mit gröster Mühwaltung/ nicht eingraben oder einbilden können/ daß er also in Glaubens- und Religions-Sachen ja so schlecht/ als in der Mahlerey sehr fürtrefflich war. Zu seinem Ehgatten
Hier dürfte es sich wohl um einen Schreibfehler handeln: natürlich nahm sich Perugino eine Ehefrau. nahme er eine sehr schöne Jungfrau/ und hatte seine höchste Ergötzlichkeit daran/ wann sie köstlich und nett in Kleidern aufzoge/ so gar/ daß er oft die Mängel mit eigner Hand abgethan/ und sie aufgebutzet haben solle. Aus seiner Schul kamen viele gute Meister herfür/ Sein Lehrjünger Raphael d’ Urbino. sonderlich der Welt-berühmte Raphaël d’ Urbino, welcher/ neben seinem Vatter Gioanni de Sandy, lang bey ihme gearbeitet. Er ist gestorben im 78. Jahr seines Alters/ im 1524. nach Christi Geburt/ und ligt begraben zu Pieva.ManderInformat. zur Quellenmarkierung
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 12):
Mander, Schilderboek, T’leven van Pieter Perusijn, Schilder, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 110r–111r [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631HVIJOa].Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 287
XXX. LUCA SIGNORELLI, Mahler von Cortona.ManderInformat. zur Quellenmarkierung:
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 12):
Mander, Schilderboek, Het leven van Lucas Signorelli, van Cortona, Schilder, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 111r–111v [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631HbjzM2].
Dem Informationsgehalt folgend nimmt Sandrart im Vergleich zu van Mander einige kleine Umstellungen in der Abfolge der Vita vor.WEr auf die Jugend der Kinder/ und derselben Sitten/ Geberden/ und übungen fleißige Achtung haben mag/ wird leichtlich von ihrem künftigen Lebens-Lauf ein Urtheil fällen können: Also siehet man/ daß die jenige Kinder/ welche in ihrer Jugend gern sauber in Kleidern gehen/ und auf gute Sitten ihre Gedanken schlagen/ gemeiniglich/ wie schon in der Kindheit von ihres gleichen ehrlicher geachtet/ also in fernerm Alter/ freundlich und bescheidenlich/ und ein Ansehen bekommen werden: So gieng es dem LUCA SIGNORELLI, von Cortona bürtig/ welcher in seiner Jugend gar annehmlich/ in seinem Alter auch gar freundlich war/ so daß/ wegen seines aufrichtigen/ offenherzigen/ redlichen Wandels/ und zierlicher Conversationen/ jedermann gerne um ihn gewesen/ zumal da er allen denen/ so er behülflich seyn können/ sehr dienst- und förderlich begegnet/ dannenhero er auch/ in und auser seinem Vatterland/ von jedermann lieb
und wehrt gehalten/ und zu großen Ehren erhoben worden.
Er war ein Lehrling des Pietro von S. Sepolchro, Seine Wissenschaft. dessen Manier er so wol ergriffen/ daß man nicht leicht eine Arbeit aus der andern erkennen und einen Unterscheid darinnen finden mögen: Wie dann auch seine Werke in Italien/ ja so hoch als einige andere gehalten/ und absonderlich hernach von dem berühmten Michaël Angelo sehr gelobet worden sind. Er bewiese darinn meisterhaft/ daß man nackende Bilder/ durch angewandte Kunst und Fleiß/ den lebendigen fast ähnlich machen/ und überaus schöne Verkürzungen darinn zuwegen bringen könne.
Seine Werke zu Orvietto, das jüngste Gericht. Unter andern seinen Werken/ so er in einer Capelle/ der großen Kirche zu Orvietto, gemahlet/ findet man den lezten Untergang der Welt/ welches Stuck allein seine große Vernunft/ und absonderlich seinen hohen Geist/ in Ausbildung der Historien/ bezeugen kan. Man siehet darinn böse und gute Engel/ grausame Erdbeben/ und daher verursachte seltsame ruinen/ die von Christo verkündigte Wunderwerke des Anti-Christs/ den großen Schrecken/ der an diesem jüngsten Tag die noch lebende Menschen überfallen wird/ alles in sehr schönen/ und guten Theils/ nach dem Leben/ gebildeten Angesichtern und figuren/ mit merkwürdigen ordinanzien und wolersonnenen nackenden Verkürzungen/ welche obgerühmter Michaël Angelo, in seinem zu Rom gemahltem jüngsten Gericht/ wol entlehnet/ und damit zu erkennen gegeben/ wie hoch er dieses Werk achte. Von seiner Hand sind Zu Loretto. auch/ zu S. Maria in Loretto die vier Evangelisten/ vier Kirchenlehrere und andere Bilder/ sehr schön gebildet zu sehen/ welchen angewandten Fleiß ihm Papst Sixtus wol belohnet.
Zu Cortona. Als zu Cortona sein Sohn/ ein schöner und wolgestalter Jüngling/ ermordet worden/ ließ er ihn ganz nackend ausziehen/ und contrafätete ihn also zwar mit großer Herzensbetrübnis/ jedoch mit herzhaftem Gemüht und ohne Thränen/ damit er also/ was die Natur gegeben/ durch ein unverhoftes Unglück aber wieder genommen/ wo nicht lebhaft/ doch durch seine Kunst haben möchte. Bald darnach und zu Rom wurde er von Papst Sixto nach Rom erfordert/ um seine Arbeit gegen anderer Künstlere ihre zu halten/ und welcher der bäste seyn möchte/ zu sehen: Daselbst mahlte er/ wie Moses sein Testament machet/ und bey dem Volck Israel Abschied nimmt/ nachdem ihm GOtt/ auf dem Berge/ das gelobte Land gezeiget hat/ neben seinem Absterben. Da er nun für die meiste Italienische Fürsten und Herrn gearbeitet/ und nicht allein groß Lob; sondern auch viel Geld erworben hatte/ begab er sich wieder in sein Vatterland Cortona, arbeitete daselbst nur für Lust/ und starb endlich im 82. seines Alters/ und nach Christi Geburt im 1521. Jahr.ManderInformat. zur Quellenmarkierung
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 12):
Mander, Schilderboek, Het leven van Lucas Signorelli, van Cortona, Schilder, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 111r–111v [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631HbjzM2].
Dem Informationsgehalt folgend nimmt Sandrart im Vergleich zu van Mander einige kleine Umstellungen in der Abfolge der Vita vor.
SandrartInformat. zur Quellenmarkierung:
Während van Mander die Vita Leonardo da Vincis Vasari folgend mit dem Lob auf Leonardos schöne Gestalt, seine virtù und seinen Intellekt beginnen lässt, durch die sich die göttliche Gabe manifestiere, leitet Sandrart mit dem Thema der vorhergehenden Viten ein: dem Verhältnis von Armut, Reichtum und künstlerischem Erfolg. Während Sandrart selber eine Kongruenz von Standesadel und Kunstadel anstrebt, preist er bei Leonardo das Übertreffen seines angeborenen Ranges durch den Ruhm seiner Kunst.Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 290XXXI.LEONARDO DA VINCE, Florentinischer Mahler und Bildschneider.DEs Adelichen Stammes Hoheit und Großschätzung/ bestehet in nichts anders/ als in selbsteigner Einbildung/ welche also keinen Unterscheid unter den Menschen/ für sich allein/ würken kan: Wann aber diese Einbildung begleitet ist mit sonderbaren schönen Gaben/ und/ durch überirrdische
Während van Mander die Vita Leonardo da Vincis Vasari folgend mit dem Lob auf Leonardos schöne Gestalt, seine virtù und seinen Intellekt beginnen lässt, durch die sich die göttliche Gabe manifestiere, leitet Sandrart mit dem Thema der vorhergehenden Viten ein: dem Verhältnis von Armut, Reichtum und künstlerischem Erfolg. Während Sandrart selber eine Kongruenz von Standesadel und Kunstadel anstrebt, preist er bei Leonardo das Übertreffen seines angeborenen Ranges durch den Ruhm seiner Kunst.Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 290