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TA 1675, II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 67

Mander (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 12): Mander, Schilderboek, T’leven van Lippo, Florentijnsch Schilder, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 101v–102r [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631Fle09G]. Der Einleitungssatz der Vita von van Mander ist nicht übernommen und die Struktur ist leicht verändert – der Exkurs zu Dello Delli und die Umstände von Lippos Tod schildert van Mander am Ende der Vita.Christina Posselt, 21.07.2010Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 272
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der Kunst gelanget. Er war fürtreflich gut in iniventionen und Zusammenfügung der Historien/ wie auch im coloriren: Seine Bilder spielten frölicher/ als anderer ihre/ weil unser Lippo die alte Manier zu mahlen verlassen/ und die Mahler aus ihrem schwermütigen Schlaf erwecket hat; Er hat den grösten Theil seiner Werke/ um das Jahr 1410. Ist gar zänkisch. gemacht. Weil er aber eines sehr gehässigen Gemüts ware/ und lieber Streit/ als Frieden/ auch sonderlich gern mit Rechts-Händeln zu thun hatte/ wurde er an einem Abend von einem seiner Widerparten/ den er für der Kaufleute Gericht zuvor Ehrnrührig angetastet/ in die Brust gestochen/ woran er kurz darauf Todes verblichen.

Hier könte ich verschiedene andere Mahlere anführen/ welche theils für/ theils nach diesem Lippo gelebet/ weil sie aber nicht so sehr berühmt worden/ auch nicht viel sonderbares von ihnen vorhanden/ als will ich sie stillschweigend vorbeygehen/ und eines Dello erfindet die Bildung der Musculen. einigen/ Namens Dello, gedenken/welcher/ ob er wol sonst der bästen Zeichner keiner ware/ dannoch am ersten/ mit verständigem Urtheil/ die Musculen der nackenden Leichname unterschieden/ und gebildet hat/ dernthalben er auch von dem König in Hispanien/ zu Belohnung seines Fleißes/ zum Ritter geschlagen worden.ManderInformat. zur Quellenmarkierung
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 12): Mander, Schilderboek, T’leven van Lippo, Florentijnsch Schilder, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 101v–102r [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631Fle09G]. Der Einleitungssatz der Vita von van Mander ist nicht übernommen und die Struktur ist leicht verändert – der Exkurs zu Dello Delli und die Umstände von Lippos Tod schildert van Mander am Ende der Vita.Christina Posselt, 21.07.2010Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 272

XVI. MASACCIO, Mahler aus dem Castell S. Johann zu Valdarno.ManderInformat. zur Quellenmarkierung:
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 12): Mander, Schilderboek, Het leven van Masaccio, van het Casteel S. Ian te Valdarno, Schilder, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 102r–102v [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631GCJKq0].Christina Posselt, 21.07.2010
WEilen der Mahler Thomas, aus dem Castell S. Johann/ zu Valdarno, ganz schüchtern gewesen/ die Leute gescheuet/ und indem er alle Sinn und Gedanken allein auf die Mahl-Kunst geworffen/ weder auf sich selbsten oder seine Kleidung/ noch auf andere Leute/ oder weltliche Dinge/ acht gabe/ so gar/ daß er auch seine Schulden/ niemals/ als aus höchster Noht getrieben/ einforderte/ wurde er MASACCIO, das ist/ Schlammhanß/ oder Schlissel genennet/ sonsten aber war er nicht bößartig/ sondern erzeigte gerne einem jeden Lieb und Freundschaft nach seinem Vermögen. Indem er nun so begierig war/ durch stetiges Anhalten/ der Kunst verborgene Heimlichkeiten zu erforschen/ kam er zu einer solchen Vollkommenheit/ daß er fast ein neuer Erfinder derselben möchte genennet werden.

Wie künstlich desselben Arbeit gewesen. Er hat demnach von der Kunst weggenommen der vorigen Mahlere ungestalte Härtigkeit/ und alle verwirrte Beschwerlichkeit/ hingegen an derselben statt wieder herfur gebracht die überaus schöne und vor Alters gebräuchliche Manier/ in artlichen Bewegungen/ klugen und zierlichen Geberden/ neben einer sehr natürlichen und mit dem Leben wol übereinkommenden Erhebung. Auf die rechte Verkürzungen der Glieder/ gab er sonderlich wol acht/ welches für ihm keiner mit so gutem Urtheil gethan/ und zierte alle seine Sachen mit einer fürtreflichen Lieblichkeit: Die Gewänder machte er gern flach und ohne viele Brüche/ welches dem Leben viel näher kommt/ auch verglieche er sehr wol derselben Farben gegen den Angesichtern und Nackenden. In den Stellungen seiner Figuren befließe er sich nachzuahmen denen damals berühmten zweyen Bildschneidern Philipp und Donat, so/ daß die Bilder/ so hoch stunden/ von unten auf zu sehen waren/ auch eben nicht jederzeit stehende Figuren mit beyden

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Füssen gleich gestellet wurden/ wie biß auf seine Zeiten bräuchlich gewesen/ sondern er ließe je einen Fuß für dem andern fürgehen/ und bildete alsdann den ganzen Leib darnach.

Indem er aber nun solche Sachen untersuchte/ bekam er eine ganz färtige Hand/ so wol im Zeichnen/ als im Mahlen/ und da der vorigen Künstlere Werke gemahlet erschienen/ so sahen die Seinige ganz lebendig/ dernthalben sie dann auch gegen die bäste Sachen dieser Zeit stehen/ und ihnen das Kränzlein des Vorzugs/ wo nicht hinwegnehmen/ doch zweiffelhaft machen können/ wie sie dann auch nicht allein vor diesem; sondern auch noch in sehr hohem Wehrt gehalten werden. Es haben sich nach seiner Arbeit die bäste ingenia geübet/ und so wol Mahlere als Bildhauere genug daran zu lernen gefunden/ Mahlere/ so ihne nachgeahmet. unter welchen waren Bruder Jan von Fiesole, Bruder Philips, Philippino, Allesso Baldovinetti, Andrea del Castagno, Andrea da Verrochio, Dominico del Grillandaio, Sandro di Botticello, Lionardo da Vince, Pietro da Perugino, Bruder Bartholomaeus von S. Marr/ Mariotto Albertinelli, wie nicht weniger der Michaël Angelo Bonarotti, Raphaël d’Urbino, Andrea del Sarto, Rosso und viel andere mehr.

Seine Werke. Seine fürnehmste Werke sind meistentheils zu Florenz/ in der Capell Brancatti, worein er die Historien von S. Peters Lebens-Lauf gebildet/ zu sehen: unter denen fast am meisten gelobet wird die Geschicht/ da der H. Petrus dem Fisch den Zinß-Groschen aus dem Mund langt/ und den Zoll zahlt: wobey ganz natürlich abgebildet die große Begierde zum Geld-zehlendes Zölners. In einem andern Gemälde lauffet S. Petrus, und auch noch eine nackensie nackende Person/ dern Frost so natürlich gebildet ist/ daß de sie fur großer Kälte zu zittern scheinet. Auser allem Zweiffel ist/ daß dieser Künstler noch viele Sachen/ zu Nutzen dieser Wissenschaft/ würde herfür gebracht haben/ absonderlich in der Perspectiv-Kunst/ vermittelst der er ganz ungemeine/ und der Natur gemäße Vekürzungen ersonnen/ManderInformat. zur Quellenmarkierung
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 12): Mander, Schilderboek, Het leven van Masaccio, van het Casteel S. Ian te Valdarno, Schilder, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 102r–102v [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631GCJKq0].Christina Posselt, 21.07.2010
SandrartInformat. zur Quellenmarkierung:
Sandrart umschreibt den Tod Masaccios sehr wort- und metaphernreich, während es bei van Mander schlicht heißt: »had hem de Doot niet wech ghenomen t’zijnen 26. Iaren, in den lenten zijns ouderdoms, en so onversiens, datmen achtede, meer van vergift, als andersins« (vgl. Mander, Schilderboek, Het leven van Masaccio, van het Casteel S. Ian te Valdarno, Schilder, hier zitiert nach der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 102v [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631GCJKq0]). Die Bezeichnung Masaccios als »Blume« findet sich bereits bei Vasari (»si morì nel bel del fiorire«, vgl. Vasari, Le Vite 1568, hier zitiert nach der Ed. Bettarini/Barocchi, vgl. Online-Ausgabe SNS, Bd. III, S. 133 [Accessed: 2011-11-04. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/62wND1Wbv]) und verweist etymologisch auf die Verbindung zu Florenz (»Fiorenza«), der großen Wirkungsstätte Masaccios und dem Ort der Wiedergeburt der Kunst.Christina Posselt, 07.07.2011
wofern nicht der grausame Menschen-Würger diese schöne Blum/ im ersten Früling/ nämlich im 26sten Jahr seines Alters/ und zwar so schnell abgemähet/SandrartInformat. zur Quellenmarkierung
Sandrart umschreibt den Tod Masaccios sehr wort- und metaphernreich, während es bei van Mander schlicht heißt: »had hem de Doot niet wech ghenomen t’zijnen 26. Iaren, in den lenten zijns ouderdoms, en so onversiens, datmen achtede, meer van vergift, als andersins« (vgl. Mander, Schilderboek, Het leven van Masaccio, van het Casteel S. Ian te Valdarno, Schilder, hier zitiert nach der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 102v [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631GCJKq0]). Die Bezeichnung Masaccios als »Blume« findet sich bereits bei Vasari (»si morì nel bel del fiorire«, vgl. Vasari, Le Vite 1568, hier zitiert nach der Ed. Bettarini/Barocchi, vgl. Online-Ausgabe SNS, Bd. III, S. 133 [Accessed: 2011-11-04. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/62wND1Wbv]) und verweist etymologisch auf die Verbindung zu Florenz (»Fiorenza«), der großen Wirkungsstätte Masaccios und dem Ort der Wiedergeburt der Kunst.Christina Posselt, 07.07.2011
ManderInformat. zur Quellenmarkierung:
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 12): Mander, Schilderboek, Het leven van Masaccio, van het Casteel S. Ian te Valdarno, Schilder, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 102r–102v [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631GCJKq0].Christina Posselt, 21.07.2010
daß viele eine Vergiftung gemutmasset haben: welches geschehen Anno 1443. und sind ihme zu Ehren unterschiedliche Lob-Schriften ausgesetzet worden/ darunter auch diese gewesen:

Seine Grabschrift. Invida cur Lachesis primo sub flore ju- ventae
pollice discindis stamine funereo?
Hôc unô occisô innumeros occidis Apelles,
picturae omnis obit hoc obeunte lepos.
Hôc Sole extinctô extinguuntur sidera cuncta:
Heu decus omne perit hôc pereunte si- mul.ManderInformat. zur Quellenmarkierung
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 12): Mander, Schilderboek, Het leven van Masaccio, van het Casteel S. Ian te Valdarno, Schilder, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 102r–102v [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631GCJKq0].Christina Posselt, 21.07.2010
Van Mander zitiert vor dieser von Fabio Segni verfassten Inschrift eine andere Grabschrift aus der Feder Annibale Caros (1507–1566): »Pinsi, & la mia pittura al ver fu pari;/L’attegiai, l’auvivai, le diedi il moto;/Le diedi affetto, insegni il Buonarotto./A tutti gli altri; & da me solo impari./Door Annibal Caro.«, die er auch übersetzt (vgl. Mander, Schilderboek, Het leven van Masaccio, van het Casteel S. Ian te Valdarno, Schilder, hier zitiert nach der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 102v [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631GCJKq0]).Christina Posselt, 07.07.2011

SandrartInformat. zur Quellenmarkierung:
Mit dem Hinweis auf die Lobverse und ihre Übersetzung dürfte der Anteil Sigmund von Birkens angesprochen sein, der als hauptverantwortlicher editorischer Korrektor maßgeblich die sprachliche Gestaltung der Teutschen Academie beeinflusste (vgl. Laufhütte 2011, S. 22; siehe allgemeiner zu Birkens Anteil auch Klemm 1995; Laufhütte 1998, S. 25–29; Möseneder 2000, S. 163).Christina Posselt, 13.02.2012
Welches zu Teutsch also möchte gegeben werden:SandrartInformat. zur Quellenmarkierung
Mit dem Hinweis auf die Lobverse und ihre Übersetzung dürfte der Anteil Sigmund von Birkens angesprochen sein, der als hauptverantwortlicher editorischer Korrektor maßgeblich die sprachliche Gestaltung der Teutschen Academie beeinflusste (vgl. Laufhütte 2011, S. 22; siehe allgemeiner zu Birkens Anteil auch Klemm 1995; Laufhütte 1998, S. 25–29; Möseneder 2000, S. 163).Christina Posselt, 13.02.2012

BirkenInformat. zur Quellenmarkierung:
Die deutsche Übersetzung wird in der Teutschen Academie ergänzt. Vermutlich dürfte hierbei Sigmund von Birken als hauptverantwortlicher editorischer Korrektor maßgeblich für die sprachliche Gestaltung verantwortlich sein (vgl. Laufhütte 2011, S. 22; siehe allgemeiner zu Birkens Anteil auch Klemm 1995; Laufhütte 1998, S. 25–29; Möseneder 2000, S. 163).Christina Posselt, 06.07.2011Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 274
Neid-volle Lachesis, warum läst du nicht leben
Den/ dem der Himmel kaum das Leben hat gegeben?
Birken (Fortsetzung auf einer folgenden Seite)Informat. zur Quellenmarkierung
Die deutsche Übersetzung wird in der Teutschen Academie ergänzt. Vermutlich dürfte hierbei Sigmund von Birken als hauptverantwortlicher editorischer Korrektor maßgeblich für die sprachliche Gestaltung verantwortlich sein (vgl. Laufhütte 2011, S. 22; siehe allgemeiner zu Birkens Anteil auch Klemm 1995; Laufhütte 1998, S. 25–29; Möseneder 2000, S. 163).Christina Posselt, 06.07.2011Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 274