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TA 1680, Iconologia Deorum, S. 191

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liegen/ und ihre traurige Gestalt zeigen. So weit Macrobius.

Es saget aber auch Eusebius/ wann er in Libris de Praeparatione Evangelica, nach der Naturkundigung/ von der Venus redet/ daß die Thiere die Krafft zu Zeugen von derselben bekommen/ und daß sie dem Saamen Krafft gebe/ und darumb habe sie auch eine weibliche Gestalt/ anzudeuten/ daß der Sachen Ursprung von ihr herrühre; sie werde schön vorgestellet/ weil sie unter allen Sternen der schönste zu seyn scheine/ so deß Abends Hesperus/ deß Morgens aber Lucifer/ nach M. T. Ciceronis Meynung/ genennet wird; es stehe ihr auch Cupido an der Seite/ dieweil sie nie unkeusche Begierden eingiebt: Sie habe die Brüste und Scham bedeckt; dann in denselben lieget der Saame/ wie auch die Milch verborgen/ davon das/ so aus dem Saamen geboren/ sich ernehrt und erhält: Man gebe für/ sie seye aus dem Meer geboren

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weil man dessen Wasser für feucht und warm hält/ das da immerdar beweget wird/ und in solcher Bewegung schäumet; welches alles sich auch auf den Saamen nicht unfüglich schicket. Es könnte auch viel von der Venus gesagt werden/ wann man von ihr/ als einer/ so umbher wandert/ und von derselben Würckungen/ so von ihr herab in die Erden kommen/ reden wollte. Daraus würde man denn leichtlich sehen können/ warumb die Alten gedichtet/ daß Mars/ der ein so grimmiger Gott/ mit ihr so friedlich lebe. Aber weil solches zu unserm Vorhaben nicht gar dienlich ist/ halten wir dafür/ es könne wol von uns ausgelassen werden. Derowegen wollen wir zu denen Gefertinnen der Venus/ den Gratiis und Horis, fortschreiten.

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Die Gratien der Venus Gefertinnen. PLATTE A A.NAchdem Venus mit ihrem Sohn Cupido beschrieben worden/ so ist noch übrig/ daß wir von derselben Gefertinnen etwas melden/ und also unser vorhabendes Werck beschliessen. Von denen wird nun gesagt/ daß sie ihr immerdar nachfolgen; dann gleichwie Venus und Cupido machen/ daß das menschliche Geschlecht durch stetiges Kinderzeugen erhalten wird: also halten die Gratiae die untereinander verbundene Menschen fest zusammen; dann die Wolthaten/ die sie einander erweisen/ sind Ursachen/ umb welcher willen einer gegen dem andern danckbar seyn soll/ und alle mit dem Band der Freundschafft zusammen gebunden werden. Wann man nun diese von den Menschen sollte hinwegnehmen/ so würden ausser allem Zweiffel die Menschen weit geringer seyn/ denn andere Thiere/ die Gemeinen würden zerstöret/ ja auch gar nicht mehr seyn. Daher man wol sagen kan/ es wäre besser gewesen/ daß die Menschen gar niemals gewesen wären/ als wenn sie gewesen wären/ und doch dabey ohne die Gratien gelebet hätten. Aber die Göttliche Vorsehung/ die die gantze Welt versorget/ hat gewollt/ daß dieselbe auch seyn sollen.

Diese sind/ nach etlicher Meynung/ der

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Gratien sind der Venus und deß Bacchus Töchter. Venus und deß Bacchus Töchter gewesen/ und haben ihre Wohnung unter den Menschen gehabt. Es scheinet aber/ diese Fabel seye darum erdichtet worden/ dieweil den Menschen fast nichts angenehmers ist/ als das jenige/ so uns von diesen Göttinnen mitgetheilet wird. Andere sagen/ sie seyen auf eine andere Weis geboren: aber es würde sich zu unserm Vorhaben nicht schicken/ wann wir uns umb vieler Scribenten unterschiedliche Meynungen hiervon viel bekümmern/ und selbige auf die Bahn bringen wollten. Etliche Gratiae und Horae sollen einerley Göttinnen seyn. meynen/ es seyen die Gratiae und Horae einerley Göttinnen/ sie hätten aber unterschiedene Verrichtungen: Chrysippus gab für/ die Gratiae wären etwas jünger und schöner denn die Horae, und eben darumb der Venus zu Gefärtinnen zugegeben worden. Die Horae, sagt Homerus/ sind über die Himmels-Pforten gesetzt/ und machen bald schön/ bald trüb Wetter. Man dichtet auch/ daß sie der Sonnen Pferde warten/ darumb daß sie aus dem Lauff der Sonnen entstehen/ oder vielmehr abgemessen und unterschieden werden. Daher schreibet Ovidius Lib. II Metamorph. von ihnen also:

Jungere equos Titan velocibus im- perat Horis.
Jussa Deae celeres peragunt.