TA 1680, Iconologia Deorum, S. 105
Den Furien werden wir nicht unfüglich Harpyjen. die Harpyjen zuordnen/ weil auch diese vor Alters von den Göttern/ der Menschen Boßheit zu straffen/ gesandt zu werden geglaubet wurden. Ihr Wohnungs-Platz war in der Hölle; wiewohl Virgilius will/ daß sie in den Strophadischen Insuln/ so in Jonien sind/ ihren Aufenthalt gehabt haben. Jedoch achte ich/ in Vorstellung derer Bildnus/ wenig daran gelegen zu seyn/ wo sie sich aufgehalten. Werden vom Virgilius beschrieben. Also aber werden sie vom Virgilius lib. III. Aeneid.beschrieben:
Proluvies uncaeque manus, & pal-¶ lida semper
Ora fame.
sehr häßlich aber ist der Bauch und ihre¶ Beine;
Sie haben krumme Händ und scharffe¶ Klauen dran;
sehn bleich für Hungers-Grimm/ den kei-¶ ner stillen kan.
Vom Dantes abgebildet. Dantes hat sie/ nach deß Virgilius Entwurff/ also abgebildet:
Quae Strophadis a se pulsos Troas ce-¶ cinere
Tibridis ad ripas vexatum iri fame¶ dira.
Virginei volucrum vultus, collum-¶ que, capillique,
Immanis venter plumis contectus,¶ acerbos
Dant gemitus ramis haerentes arbo-¶ ris altae.
bewohnen diesen Ort/ und als da ange-¶ ländt
das Volk von Troja war/ so wurde es ver-¶ trieben
hin auf die Strophaden/ wo es nicht lang¶ geblieben/
auch/ was für Hungers-Noht sie würd’¶ am Tieberstrand
betreffen/ vorgesagt. Sie machen sich¶ bekandt.
in weiblicher Gestalt/ dem Antlitz nach und¶ Haaren/
so weit auch geht der Halß; mit Federn sie¶ verwahren
der ungeheuer-groß/ greßlich zu sehen¶ auch.
Auf hohe Bäume sie sich pflegen offt zu¶ schwingen/
und ihre Klage da erbärmlich vorzubrin-¶ gen.
Ovidius im 6. Buch Fastorum ist der Meinung Strix. es seyen von den Harpyjen die Striges oder Unholden entsprossen/ welche er also beschreibet:
Canicies pennis, unguibus hamus¶ inest.
Nocte volant, puerosque petunt¶ nutricis egentes,
Et vitiant cunis corpora rapta¶ suis.
Carpere dicuntur lactentia viscera¶ rostro:
Et plenum poto sanguine guttur¶ habent.
der Schnabel auf die Beut/ die Klauen¶ auf das rauben
mit Hacken ausgerüst/ sind graulecht an-¶ zuschauen/
auf Kinder geht deß Nachts ihr unver-¶ sehner Streiff.
Wann sie die Wärterin nicht hat in gu-¶ ter Hut/
so sind sie sicher nicht vor ihnen in der Wie-¶ gen/
und müssen lernen so/ eh sie noch gehen/ flie-¶ gen/
der Kropff steckt immer voll von neuge-¶ soffnem Blut.
Statius dichtet von ihnen/ daß sie in der Höllen geboren seyen/ und eignet ihnen Angesichter/ Hälse/ weibliche Brüste/ wie auch/ daß ihnen Schlangen vom Haupte herab in das Gesichte kriechen/ zu: meldet darneben/ daß sie/ bey nächtlicher Weile/ durch die Häuser streichen/ und den Kindern das Blut aussaugen. Dannenhero die Alten die Göttin Carna oder Cardinea/ von welcher wir droben geredt/ mit Opffern zu versöhnen pflegten/ umb dieses Ubel von ihnen abzuwenden. Plinius hält im XI.Buch es für ein eiteles Gedicht/ daß die Striges oder Melck-Hexen den Kindern an den Wartzen saugen sollen; und meldet dabey/ daß der Name Strix bey den Alten sehr verhaßt gewesen/ und vor vermaledeyet gehalten worden/ wie wir auch noch heut zu Tage die Zauberinnen mit diesem Namen zu