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TA 1680, Iconologia Deorum, S. 80

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Warum die Schlangen der Göttin Ceres zugeeignet worden. Die Schlangen oder Drachen sind der Ceres darumb zugeeignet worden/ damit die Saat sich nicht allzuhoch über den Erdboden erheben/ sondern vielmehr auf der Erden liegen bleiben möge/ oder/ weil der Schlangen sich hin und wieder schlingende Leiber gleichsam die Furchen im Felde abbilden: oder/ nach deß Hesiodus Meinung/ weil zu Salamina ehemahls eine Schlange von wunderbarer Grösse gefunden worden/ welche dieselbe ganze Landschafft verheeret/ endlich aber durch den Eurylochus daselbst vertrieben worden/ von dannen sie nach Eleusin übergeschwommen/ und sich gleichsam/ ihr Leben zu erhalten/ in der Ceres Schutz begeben/ da sie dann stetigs in der Göttin Tempel/ als ihre Dienerin/ geblieben. Daß aber die Ceres die groß und weiten Felder bedeutet/ welche eine grosse Menge Getraids bringen/ solches zeiget ihre Bildnus (wie Eusebius aus dem Porphyrius erzehlet) gar klärlich an/ weil ihr Kräntze von Aehren zugeeignet worden/ um welche einige Mohn-Häupter hervorstachen/ die ins gemein ein gutes Kennzeichen der Fruchtbarkeit sind. Dannenhero ihr unter allen Landschafften Sicilien Sicilien ist der Ceres angenehm gewesen. am angenehmsten gewesen seyn soll/ weil selbiges Land das allerfruchtbarste ist/ deßwegen zwischen ihr und dem Vulcanus ein langer Streit gewesen/ wem es nemlich eigenthümlich zustehe/ endlich aber soll es der Ceres gerichtlich zugesprochen worden seyn. Dahin sahe vielleicht die jenige Statua der Ceres/ von welcher Cicero in Verrinis gedencket. Diese trug in der rechten Hand ein Siegszeichen/ welches gleichsam auf die Fruchtbarkeit der Insul kan gezogen werden. Daher die Poeten gedichtet haben/ es sey Proserpina/ als der Ceres Tochter/ welche öffters auch für die Fruchtbarkeit genommen wird/ Die Proserpina ist vom Pluto entführet worden. vom Pluto in Sicilien entführet worden/ weil nemlich vorzeiten Sicilia wenig Getraid getragen; oder/ weil Proserpina die Krafft deß Saamens/ so in ihm verborgen lieget/ die Früchte aus sich zu gebären/ abbildet; Pluto aber/ der die Sonne bedeutet/ habe sie ergriffen und zu den Innwohnern der Höllen hinunter geführet; dann die Krafft der Sonnen den in den Ingeweiden der Erden Winters-Zeit verborgenliegenden Saamen zu wärmen/ ernähren und erhalten pfleget. Diese wird von der Ceres mit einer Fackel gesucht: weil die Ackerleute im Sommer/ wann der Sonnen Strahlen am stärcksten sind/ die reiffen Früchte zusammen suchen und in Verwahrung bringen. Daher kommen/ daß die vom Praxiteles verfertigte Ceres/ wie Pausanias in Atticis erwähnt/ Fackeln in den Händen gehalten/ auch die Priester an denen der Ceres Eleusina geheiligten Tagen deß Nachts mit Fackeln zu lauffen gepfleget. An diesen Festtägen trugen die der Ceres gewidmete Jungfrauen zur Frühlingszeit grosse Körbe voll Blumen/ im Sommer aber voll Aehren; derer auch Tullius wider den Verres

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gedencket. In eben dieser Procession wurde./ wie Eusebius erzehlet/ das Bild deß Schöpffers vom Hierophonta/ der Sonne von dem/ der auch eine Fackel hielte/ deß Monds/ vom Diener deß Altars/ deß Mercurius vom Herold getragen. Theodoretus setzt hinzu/ es seye allhier die Abbildung eines weiblichen Schaam-Glieds/ welches doch die Natur selbst verdeckt haben will/ (gleichwie an deß Bacchus Feste/ solches mit einem männlichen Schaam-Gliede ebenmässig geschahe/) umhergetragen und mit höchster Ehrbezeugung venerirt worden: da doch der Egypter König Sesostris / wie von ihm Herodotus erzehlet/ in denen Ländern/ die er ihme ohne Mühe/ sonder allen oder wenigen der Inwohner Widerstand/ unterwürffig gemacht/ gewisse Siegs-Seulen/ mit seines Namens oder Vatterlands Uberschrifft aufrichten/ und darneben das Schaam-Glied eines Weibes/ umb selbiger Völcker Trägheit anzuzeigen/ öffentlich und ohne Scheu beyfügen lassen.

Fest der Eleusina. Es wurde aber dieses Fest der Ceres mit solcher Devotion und Stille gefeyret/ daß die Priesterin allezeit anfangs ruffen muste: ἕκας, ἕκας, ὅςις ἀλιτηριονος das ist: hinweg/ hinweg/ mit euch allen/ die ihr unheilig seyd. Niemand wurde hierzu gelassen/ der nicht zuvor unterwiesen und darzu geheiliget/ der sich auch keines einigen Lasters schuldig wissen dorffte. Dahero man vom Nero lieset/ daß er/ seiner Leichtfertigkeit und Buben-Stücke im Gewissen überzeuget/ diesem Gottes-Dienst niemaln niemals beywohnen wollen. Hingegen sagt man vom Kayser Antoninus/ daß er/ zum Beweiß seiner Frömmigkeit/ zu diesem Gottesdienst sich öffentlich heiligen lassen. Darbey ich dann nicht mit Stillschweigen übergehen kan die in Warheit lächerliche Gewonheit der jenigen/ die zu diesem Gottes-Dienste geweihet worden; dann selbige den ersten Tag ihrer Heilig-oder Einsegnung ein neu und rein-gewaschen Unterhembd anzogen/ welches sie nicht wieder ablegten/ biß es/ gantz abgetragen/ von sich selbsten zerrissen/ und sagt man/ sie haben selbige Stücke mit grosser Sorgfalt aufgehaben und verwahrt/ damit sie daraus den Kindern Windeln machen lassen könten. Was in dieser Procession umhergetragen wurde/ wuste niemand/ weil man alles iederzeit in zugedeckten Kisten verwahrt hielte; dannenhero die Mägdlein/ so selbige trugen/ Canephorae oder Kisten-Trägerinnen genennet worden/ und war es eine unverantwortliche Sünde die Ursach dieser Kirchen-Ceremonien zu erforschen. Daher Macrobius von dem Philosophus Numenius lib. I. in somnio Scipionis erzehlet/ daß ihm der Zorn der Göttinnen wider ihn/ weil er die Eulusinische Eleusinische Heiligthüme durch Erklärung gemein gemacht/ im Traum kund gemacht worden/ da ihm bedünckt wie er die Eleusinische Göttinnen in Huren-Schmuck vor einem öffentlichen Hur-Hause