TA 1680, Iconologia Deorum, S. 62
haben die daselbst ihre Nahrung suchende Fischer sie mit ihren Netzen aus dem Meer gezogen worauf sie von den Thasiern wiederumb an die vorige Stelle gesetzt/ und ihr nachgehends Göttliche Ehre angethan worden.
Die vielfältige Fabeln/ so von dem Jupiter erzehlet werden/ geben uns mancherley Veranlassungen sein Bildnus auf unterschiedliche Weise vorzustellen: dann man meldet von ihm/ Er habe bald diese/ bald jene Gestalt angenommen/ damit er derer jenigen Dinge/ Deß Jupiters vielfältige Verwandlung. die er liebte/ genießen möchte. In einen Stier hab er sich verwandelt/ umb die Europa zu überkommen; in einen Adler/ den Ganymedes
und die Asteria mit sich hinweg zu führen; in einen güldnen Regen/ umb die Danae zu betriegen; in einen Schwahn/ die Laeda zu überfallen; in ein Feuer/ die Aegina zu berücken; in den Amphitryon/ umb mit der der Alcmena zuzuhalten; in die Diana/ umb zu Calisto sich zu gesellen. Ja Er soll sich in unzehlige andere Gestalten mehr verwandelt haben/ welche ich hier mit Stillschweigen übergehe/ weil die Alten nach denselben kein Bildnus deß Jupiters vorgestellet haben.
Juno deß Jupiters Schwester. DIejenige/ so der Meinung gewesen/ daß die Alten unter dem Namen der mancherley Götter die Elementen verehrt/ haben für die Lufft die Juno bedeuten wollen; daher sie dieselbe in ihren Gedichten für deß Jupiters Schwester ausgegeben/ dieweil Jupiter von ihnen für das Feuer gehalten wurde. Ja gleichwie sie den Jupiter für einen König deß Himmels gehalten/ also haben sie die Juno seine Königin genennet/ dieweil das Feuer und die Lufft in den obern Oertern sich enthalten/ und grössere Krafft in diese Unter-Dinge haben/ als die übrige zwey Elementa. Bißweilen haben sie die Juno für die Erde genommen deß Jupiters Gemahlin./ und sie deß Jupiters Gemahlin zu seyn gedichtet; sintemahl eine gewisse Saamens-Krafft aus den obern Cörpern in die Erde einfliesset/ die ihr das Vermögen mittheilet/ alles das jenige zu gebähren/ was sie überflüssig hervorbringet; nicht anders als wie der Mann den Gebehrens-Acker deß Weibes mit seinem Saamen befeuchtet/ und denselben/ ein Kind zu empfangen und zu seiner Zeit zu gebähren/ fähig machet. Dannenhero Virgilius dieses anzudeuten vorgiebt/ es seye Jupiter mit einem starken Regen seiner Gemahlin in den Schooß gefallen. Einige wollen/ es sey die Juno und Luna eine einige Göttliche Macht/ daher sie ihr etliche der Luna Bey-Namen zugeeignet; dann man sie Lucina genennet/ gleich als ob sie die jenige wäre/ welche den Gebährenden/ auf ihr Anflehen/ zu Hülff käme/ und die Frucht zur Welt brächte. Daher ist auch kommen/ daß die Alten ein Glied am Menschlichen Leibe diesem/ das andere einem andern unter den Göttern zugeschrieben
als unter deren Schutz sie wären/ Augbrauen unter der Juno Schutz. und haben die Juno denen Augenbraunen vorgesetzt/ weil durch selbige die Augen beschützt werden/ vermittelst deren wir deß Liechtes geniessen/ welches von der Juno/ sonst Lucina genannt/ ihrer Meinug nach/ herkame. Man lieset auch/ daß ihr die Arme geheiligt oder zugeeignet gewesen: derohalben Homerus/ der einem iedweden Gott der schönsten Glieder eines zugeeignet/ von welchem er ihn beyzunamsen pfleget/ die Juno λευχώλενον das ist/ eine mit weissen Armen begabte Göttin genennet.
Ihr Bildnus haben etliche aus reiner und weißer Materia gemacht/ und dardurch der Luna Cörper abgebildet. Lucianus bezeuget/ Die Göttin Syria. daß/ ob wohl die Göttin Syria/ welche zu Hieropolis verehret wurde/ die Juno gewesen/ habe doch ihre Statua nicht eine/ sondern viel Göttinnen vorzubilden geschienen/ sintemahl an selbiger etwas von der Pallas/ Venus/ Diana/ Nemesis/ den Parcen und anderen Göttinnen offenbarlich hervorgeblicket. Sie saß auf zweyen Juno auf zweyen Löwen. Löwen/ hatte in einer Hand einen Scepter/ in der andern eine Spindel/ das Haupt war mit Strahlen geziert; und viel andere Dinge mehr wurden an ihr gesehen/ welche anderen Göttern eigen waren. Dannenhero Lucianus gewiesen/ daß der Göttin Juno vorzeiten unter verschiedenen Namen Ehre und Dienst erzeiget worden sey: weswegen sich auch gar nicht zu verwundern ist/ wann sie Lucina genennet worden/ welche die Gebährende in ihren Nöhten umb Hülffe angeruffen; wie dann Terentius in Andria die Glycerium/ als sie die Geburts-Schmertzen empfunden/ also redend einführet: