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TA 1680, Iconologia Deorum, Ehren-Preiß [VI]

Limburger (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:
Diese Prosa-Ekloge, die die Verherrlichung der Fruchtbringenden Gesellschaft als einem »teutschen Parnass« unter dem Schutz Minervas, Apolls und der Musen zum Thema hat und die einzelnen Mitglieder der Sprachgesellschaft mit ihren Werken und ihrem Wirken vorstellt, dürfte von Martin Limburger verfasst worden sein. Der unter dem Dichternamen Myrtillus schreibende Lyriker war Nachfolger Sigmund von Birkens im Pegnesischen Blumenorden. Vgl. Laufhütte 2011, S. 18; Stauffer 2007, Bd. II, S. 1073–1075.Christina Posselt, 13.10.2011Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 1314
Linke Spalte

anzuschauen/ mein Gesicht mit einem abgerissenen/ jungen Pappelblat waffnete: durch welches dünne Zärtligkeit mir folgende Wunder-Schau gegönnet wurde.

Erstlich schwange sich das geflügelte Lob-gerücht oben ab/ und stiesse/ in freyer Lufft/ etlichmal in die Trompete; welche von folgenden Inhalt hallete:

Helden/ Künstler/ säumet nicht/
höret was Euch jetzt bericht
vom Gerichte/ das Gerücht/
welches Euch das Urtheil spricht:
Der Latonen grosser Sohn/
aller Künste Haubt-Patron/
wird sich setzen auf den Thron:
auszutheilen euren Lohn.

Indem sich dieses mit dem Schall verlore/ liesse sich der Durchleuchtigste Musen-Fürst/ mit seiner Gefertschafft/ in unbeschreiblicher Herrlichkeit nider. Seinen Stralen- Thron gewölbte der gezwölften Thiere Kreis/ an welchem sich sonderlich/ über seinem Haubt/ der Himmel-Hammel regte/ und unzähliche Glanz-Funken aus seiner Gold- Wolle schüttelte: den doch der nahe Stier abzustossen/ mit den Feuer-Augen und Flammen- Hörnern drohete. Hingegen schienen die Neben-Gestirne zu schlummern/ indem sie mit den Blick- Blitzen ihrer gleichsam blindselnden Augen/ gleich den köstlichsten Diamanten spielten. Unten stellte sich eine blaue Wolke zu seinem Fus-schämel/ welche Iris mit ihrem Opal-Pinsel ausgezieret hatte. Er Apollo selbsten ware/ bey dieser Pracht-Herrlichkeit/ das Schauwürdigste. Seine Liecht gerollte Haar kröneten nicht nur die Scheitel/ sondern küsseten auch/ durch etliche Flatter-Lokken die Schultern. Um deren Linke er die Helfte seines Gold- Gewands geschlagen hatte/ welches sich mit der andern in dem Schos wieder samlete: gleich als ob es/ mit vereinigten Stralen glanz das Schnee-gebürge seiner obern Leibs-blösse schmelzen wolte. Zu seiner rechten Hand/ welche die Zyther hielte/ stunde seine Halb-Schwester

Rechte Spalte

Minerva, welche sich Ihme/ als eine Kunst-und Waffen- Fürsteherin/ zu Diensten darstellte:gleich wie hingegen/ zu der linken/ der stark-dapfere Hercules, zur Beschützung/ und der behende Kunst-redner Mercurius, zur Versendung aufwärtig waren. Uber Ihn schwebte die Blumen-holdin/ Flora/ welche den bunten Reichthum aller frühen Frühlings-Kinder/ zu seiner Ergetzung/ ausstreuete/ und Ihme hiemit zugleich/ für verliehenen Wachsthum derselben/ dankete.Weil sie sich aber hierinnen etwas verschwenderisch erwiese/ und den Thron-boden mit den Ruch-reichesten Narzissen/ Zeitlosen/ Hyacinthen/ Fritillarn/ Perser-Schwerteln/ Kaiser-Kronen/ Tazeten und Violen besäete: ordneten ihr die Huldinnen etliche Flügel-Liebigen [Fußnote] Cupido. zu/ die ihren leeren Schos nach und nach wider anfüllen musten. Eines derselben brachte auch ein/ mit allerley Kunst-zeuge döhnendes/ Frucht-horn: welches er dem grossen Kunst-Gott/ mit demütiger Ehr-bezeugung zu den Füssen legte/ und dessen Vorraht auslegte. Es hatte sich dieser Durchleuchtigste Prinz eine kleine Zeitweile mit seiner Kunst-Schwester unterredet: als der inzwischen abgetretene Mercurius wider kame/ und seinem Gebieter das Anwesen der alten Helden- Kaiserin Germania/ welche gnädige An- und Abhöre verlangte/ anmeldete. Apollo (nach dem er in der Stille mit Minerva einen kurtzen Red- Wechsel gepflogen) ertheilte gleich hierauf gedachtem Götter-Boten den Befehl: diese hohe Matron seiner Gnade zu versichern/ und sie ohnverzüglich seinem Throne zuzuführen. Teutillis, welche die Gegenwart ihrer Gebieterin/ mit Freuden von den Musen verstanden/ folgete/ mit Verlaub derselben/ diesem grossen Abgesandten/ Jener ihre Dienstbegierde schuldigst zu zeigen.

Bald hernach erschiene die hochbesagte Regentin in ihrem Kaiser-Schmuck/ vom Mercurius, und nach-begleitet von Teutillis. Ihre Kron/ die theure Haubt-bürde/ (worinnen der höchste

Limburger (Fortsetzung auf einer folgenden Seite)Informat. zur Quellenmarkierung
Diese Prosa-Ekloge, die die Verherrlichung der Fruchtbringenden Gesellschaft als einem »teutschen Parnass« unter dem Schutz Minervas, Apolls und der Musen zum Thema hat und die einzelnen Mitglieder der Sprachgesellschaft mit ihren Werken und ihrem Wirken vorstellt, dürfte von Martin Limburger verfasst worden sein. Der unter dem Dichternamen Myrtillus schreibende Lyriker war Nachfolger Sigmund von Birkens im Pegnesischen Blumenorden. Vgl. Laufhütte 2011, S. 18; Stauffer 2007, Bd. II, S. 1073–1075.Christina Posselt, 13.10.2011Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 1328