TA 1679, Metamorphosis, S. 69
Vom Alpheus/ und der
Arethusa.
Wer Alpheus gewest/ verschiedene Meinungen. Alpheus war/ wie Einige sagen/ ein Sohn des Thermodon/ und der Nymphen Amimone: oder/ nach anderer Meinung/ der Parthenia. Der eine wil/ daß er des Königs Pelops Schildträger gewest: Der ander/ daß er ein vortrefflicher Hauptmann/ welcher seiner Tapfferkeit ein gutes Probstück sehen lassen/ in der Feld-Schlacht/ bey den engen Clausen des Gebirges Thermopylarum/ indem er sich/ nächst dem Leonidas/ unter allen/ die allda in selbiger Schlacht blieben/ am tapffersten erwiesen. Wie solches Herodotus/ in seinem siebenden Buche/ ausdrücklich von ihme zeuget. Die Meisten bekennen einhellig/ daß er/ nach seinem Tode/ in einen Fluß/ seines Namens/ verwandelt worden. Auch sind Einige/ Historische Heiraht von Alpheus und Arethusa. die dasagen/ Alpheus sey ein Jäger gewest/ der auf eine Zeit in die Nymphe Arethusa/ eine Tochter des Nereus/ und der Nymphe Doris/ hefftig verliebt gewesen: und weil sie als eine Gesellin der Jagtgöttinne Diana/ mit ihr auf der Jagt gewest/ habe Alpheus sie zur Ehe begehrt: weil sie aber davon nichts hören wollen/ selbige entführt/ und in die Insul Ortygia übergebracht. Andere hingegen fabuliren/ daß er in die Diana selbst verliebt gewest/ und ihr bis in ietztbesagte Insul nachgelauffen. Etliche wollen/ daß er aus dem Geschlecht des Phoebus/ oder der Sonne herstamme/ und seinen Bruder Cercophus/ mit dem er gestritten/ welcher der stärckste oder Tapfferste wäre/ erschlagen habe: welches ihm die Hirten verwiesen/ und ihn aus Ungedult ersäufft haben sollen/ in einem Flusse/ der nachgehends seinen Namen behalten.
Aus was natürlicher Eigenschaft die Fabel von Alpheus und Arethusa komme. Die Eigenschafft des Flusses Alpheus/ (woraus die Fabel/ von der Heyraht/ und dem Gelöffe des Alpheus nach der Arethusa/ ihren Ursprung haben solle) ist/ daß/ wie man von Alters darvor gehalten/ Alpheus einen wunderbar- und seltzamen Lauf habe/ der an etlichen Orten/ verborgen unter der Erden/ hingehe an etlichen Orten aber aus der Erden/ und dero Hölen wiederum hervor komme/ und zwar zu unterschiedenen malen/ bis er/ hinter Arcadien/ oder Peloponesus/ endlich/ zu Syracusa/ in Sicilien/ sein Wasser/ mit dem Fluß Arethusa/ zu vereinigen beginnet. Dieses bezeugen etliche Autores/ und unter andern auch Plinius/ im eilfften Buch/ im 103. Capitel: Allda er erzehlet/ daß etliche süsse Wasser so wenig Gemeinschafft mit denen gesaltzenen haben/ daß sie sich in der See stracks zu Grunde begeben. Wie man dann solches wahr befindet und siehet an dem Syracusanischen Brunn der Arethusa/ da alle Dinge wieder-hervor strudeln/ die man in den Fluß Alpheus zu werffen pfleget/ welcher durch die Stadt Olympia fliesset/ und/ an der Seite bey Peloponesus/ sehr weit von Syracusa/ in das Meer fället. Und gleichwie die Heyden denen Flüssen allen gewisse Gottheiten zugeeignet: also ward diesen beyden Flüssen ebenmässig Göttliche Ehre zu erkannt/ und das Wasser Alpheus insgemein eine sonderbare
Heiligkeit zu haben geglaubet/ wie es dann auch eine vortrefliche Heilungskrafft wider die Krätze/ oder Rautigkeit/ Säeggespräng/ und andere Gebrechen mehr hatte/ wann man dieselben nur damit zu reiben und waschen pflegte. Man hielte es auch dem Lehrliche Auslegung vom Alpheus Jupiter sonderbar gefällig und sehr beqvem zu den Opffern seyn. Die Intention oder Meinung/ warum die Poeten das Volck also beredeten/ als ob/ in denen Flüssen/ und andern Dingen/ Gottheiten verborgen wären/ war diese/ auf daß sie sich/ etwas böses zu thun/ allenthalben scheuen und fürchten möchten: dieweil solches/ von diesen Gottheiten/ offenbaret und bezeuget werden solte: und weil Gott erfordert/ daß man nicht allein am Geiste unbefleckt seyn/ sondern auch den Leib von aller Unreinigkeit reinigen solle. Weswegen sie dann dieses Alpheische Wasser auch zu denen Opffern sehr nützlich zu seyn achteten/ weil eine besondere Krafft zu reinigen darinnen steckte. Etliche wollen/ mit diesen Gedichte/ andeuten die Göttliche Krafft unsers Geistes/ und die Eigenschafft der Tugend; aus Ursach/ weil die Materi begierig ist eine Gestalt zu haben/ und in das Werck gesetzt zu werden/ indem sie zu keinem andern Ende gemacht/ und von ihr selbsten gantz unnütz und müssig ist. Auch begehret unsere Seele die Tugend/ gleich als ihre eigen Bildnus und Gestalt: darum dichten sie/ das Alpheus der Arethusa nachgelauffen: dieweil Alphos/ einen Mackel/ Flecken oder andern Gebrechen/ und Arete/ die Tugend bedeutet. Auch wird/ durch den in die Arethusa verliebten Alpheus/ verstanden/ daß die Arethusa/ in einen Brunnen verwandelt/ die Keuschheit bedeute/ welche indeme sie sich enthält/ und die anreitzende unreine Lust der Unkeuschheit fliehet/ rein und lauter/ als das durchsichtige klare Wasser/ in einem Spring-Brunnen/ zuseyn pflege.
Von der Ceres/ und dem
Triptolemus.
DIe Ceres/ eine Tochter des Saturnus/ und der Ops/ wie auch des Plutons/ Jupiters/ Neptunus/ und der Juno Schwester/ war so gar schön/ daß auch Jupiter selbst sich in sie verliebte/ und nicht enthalten konte/ mit ihr Blutschande zutreiben/ woraus er mit ihr/ die Proserpinam erzeugte. Mit dem Neptunus/ hatte sie eine Tochter/ Namens Hera/ und zugleich auch ein Pferd/ Arion genannt/ erzielt: nachdem Neptunus/ sie zu betriegen/ Pferdsgestalt/ sie aber/ ihme zu entgegen/ die Gestalt eines Mutterpferds/ angenommen hatte. Jupiter hatte/ mit der Electra/ gezeugt den Jüngling Jasion/ in welchen sie sich verliebte: Und nachdem Jasion ein wenig der Liebe mit ihr gepflogen/ hat ihn Jupiter/ als der seinen Sohn zum Mitbuhler nicht leiden konte/ mit einem Donnerkeil zu Staub geschlagen. Die Ceres von Jasion geschwängert gebar den Plutum/ welchen die Griechen gleichfals wie den Pluto/ den Gott des Reichthums/ nenneten/ und ihn blind zu seyn dichteten. Die Ceres wohnete/ einige Zeit/ auf Corfu/ einer Insul/ damals Corcyre genannt/ in der Stadt Drepan oder Drepanum/