TA 1675, II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 186
Mander (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 14): Mander, Schilderboek, Van Ioseph van Arpino, uytnemende Schilder te Room, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 187v–190v [Accessed: 2011-11-08. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/632SSOVEL].Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 397
aber bedunkte/ als ob der Trank ihm nicht recht angenehm wäre/ sagte er: Gebt es mir/ und tranke den Uberrest völlig aus.
Dieser Papst ließe auf das Jubel-Jahr eine gemahlte Kirche von S. Joann Lateran renoviren/ und machte unsern Künstler zum Directoren dieses Werks/ worfür ihm 1000. Cronen verehrt/ Wird zum Ritter von S. Peter gemacht. und noch andere 200. gegeben wurden/ von welchen er die Arbeiter bezahlen solte. Da er nun dieses Werk angefangen/ wurde ihme gerahten/ zum Cardinal Aldobrandino um eine Gnade zu kommen/ dieser aber schickte ihn zu dem Papst/ der ihm dann eine Ritterschaft geschenkt/ und selbst zum Ritter von S. Peter gemacht/ sagende: Er wolle ihm auch ein Zeichen der Ritterschaft geben; etliche Tage hernach schenkt er ihm eine guldene Ketten/ Renovirt die Kirch zu S. Gioanni Laterano. die sechsmal um den Leib gieng/ daran ein grosser Gnaden-Pfenning hienge/ auf dessen einer Seite das Contrafe des Papsts/ auf der andern aber ein mit einem Palm- und Lorbeer-Zweige geziertes Creutz ware. So fuhre nun Joseph in dem angefangenen Werk zu S. Joann Laterano frölich fort/ und machte ein großes Feld in fresco, zu des hohen Altars Tafel/ nemlich die Historie von unsers Herrn Himmelfahrt/ mit den Apostlen und zween Englen/ darinn alle Bilder mehr als Lebensgroß. Bald aber wurde Joseph krank/ worüber der Papst sehr traurig war/ und schickte ihm täglich seinen eignen Doctor, und ein Oel/ olio del gran Duco genannt/ deßen ein Unz viel Gold-Cronen werth war/ darmit wurde er über seinen ganzen Leib geschmiert/ wie auch einem andern Niderländischen Mahler/ und seinem sehr guten Freund Floris von Dyck widerfahren. Ihn noch mehr zu belustigen/ verehrte ihm der Papst/ neben andern Sachen/ 100. Gold-Cronen/ um seine Zeit damit zu vertreiben; alsbald er nun wieder gesund worden/ endigte er seine vornehmste Historie mit grossem Lob. Zu eben dieser Zeit machte Bernardino sein Bruder in dieselbe Kirche auch eine Histori/ die auch für ein gutes Werk geachtet wird.
Andere seine Werke. Unter andern Werken hat unser Künstler gemahlt eine Logie auf naß/ für einen Edelmann zu Rom/ welches dem Friderich Zucchero angedingt gewesen/ daß er sie mit seiner eignen Hand endigen solte/ als aber der Edelmann einest erfuhre/ daß auch ein Jung daran arbeite/ wurd er erzürnet/ und ließ alles herab nehmen/ zahlte den Friderich aus/ und was man ihm auch sagte/ wolte er selbige von Joseph gemacht haben. In diese Logie brachte er ein Gemähl/ wie Cupido einen Pan unter sich hat/ zu beweisen/ daß die Liebe die Natur überwinde/ welches in Kupfer ausgehet/ von Jacob Matthams Hand; Er hat auch das Werk im Capitolio geendiget/ und als er auf ein Tuch eine Bataglia mit sehr artigen Pferden/ Soldaten/ unterschiedlichen Wappen/ Helmen und andern Zierahten gemahlet/ um dieselbe zur Ordination oder Zeichuung zu brauchen/ wurden ihme dafür allein 500. Cronen gebotten. Er ist auch Anno 1600. Komt nach Paris. mit dem Cardinal Aldobrandino zu Paris in Frankreich gewesen/ da die Vermählung Königs Henrici IV. mit der Base des Herzogs von Florenz geschahe/ was er aber daselbst gemalt/ ist mir
unbewust/ wol aber/ daß/ da er wieder nach Rom gekehrt/ er in seiner Kunst stark fortgefahren/ und derenthalben von dem Papst und anderen Herren reichlich begabt worden/ gleichwie er wegen seiner Fürtreflichkeit in der Kunst auch wol würdig ware.ManderInformat. zur Quellenmarkierung
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 14):
Mander, Schilderboek, Van Ioseph van Arpino, uytnemende Schilder te Room, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 187v–190v [Accessed: 2011-11-08. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/632SSOVEL].Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 397 SandrartInformat. zur Quellenmarkierung:
Mit dieser Ergänzung weist Sandrart auf das Kupferstich-Porträt des Künstlers in der Teutschen Academie hin und damit explizit auf seinen eigenen Beitrag bei der graphischen Ausstattung der Künstlerviten. Sein Contrafät ist in der Kupferblatte S. zu finden.SandrartInformat. zur Quellenmarkierung
Mit dieser Ergänzung weist Sandrart auf das Kupferstich-Porträt des Künstlers in der Teutschen Academie hin und damit explizit auf seinen eigenen Beitrag bei der graphischen Ausstattung der Künstlerviten.
LXXXI. AGOSTINO, LUDOVICO und ANNIBAL CARACCO, Mahlere von Bolognen.SandrartInformat. zur Quellenmarkierung:
Die Vita der Carracci ist größtenteils von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 14).
Lediglich die Ausführungen zur Galleria Farnese übernimmt Sandrart von Carlo Cesio (vgl. den markierten Einschub), während er Belloris Vite de’ pittori (Rom 1672) nicht kannte und die 1678 erschienene »Felsina pittrice« von Carlo Cesare Malvasia nicht mehr berücksichtigen konnte (vgl. Klemm, Kommentar Viten 1995, S. 838 f., Anm. 425,17).Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 400UNter allen Beschreibungen will mir keine schwerer fallen/ als folgende/ von den dreyen Carracci
Dieser Verweis besitzt mehrere Ziele:
Carracci, Annibale
Carracci, Ludovico
Carracci, Agostino
, denen sich die Natur zu der edlen Mahl-Kunst an Invention, wol Zeichnen/ herrlich mit Oelfarben und in fresco mahlen/ unvergleichlich geneigt erwiesen/ daß sie zu ihrer Zeit allen vorgegangen/ eben wie sie auch in groß- und kleinen Figuren/ Landschaften/ Kupferstichen und Etzen/ einen besonders glückseligen Verstand gehabt/ wie mir solche ihre Tugenden zwar nur zum Theil bewust/ sonst aber nicht das wenigste von ihnen beschrieben finde; sie sind aber schon vor meiner Ankunft nach Rom gestorben gewesen/ deßwegen sich der günstige Leser mit deme befriedigen wolle/ was ich von dieser fürtreflichen Künstlere Discipeln und andern gehört/ und von ihren Werken gesehen habe.
Sie waren Cremones von Geburt/ Augustin war der älter/ und ein Bruders-Sohn/ von Ludwig und Annibals Vatter/ der ihnen zu dieser edlen Kunst den Vorgang gemacht/ jedoch er selbst begabe sich hernach meist auf das Kupferstechen/ worinnen er billig für den vollkommensten seiner Zeit/ durch Vermittelung unterschiedlicher seiner herrlichen Werke/ gehalten wurde; Sie reiseten durch Lombardia ihren Studien nach/ insonderheit die Werke von Antonio da Corregio zeichneten sie fleißig nach auf Papier/ noch mehrer aber in dem Verstande/ machten zu Bolognen den Anfang/ und wurden folgends alle drey vortrefliche Leute/ sonderlich Annibal/ wie hernach zu vernehmen. Sie wurden in selbiger Stadt zum sten ersten bekandt durch eine große Galleria/ welche sie Ihre erste Werke in Bolognen. dem Grafen Caprara allda gemahlt/ die auch in Kupfer ausgehet; in dero sie/ sonderlich der Annibal/ eine große Hoffnung von sich gegeben/ und sich ferner berühmt gemacht durch einen andern grossen Saal Die Carracci arbeiteten zwischen 1583 und 1590 in zwei bolognesischen Palazzi (Teutsche Academie 1675/Viten (Ed. Peltzer 1925), S. 414, Anm. 1197). Im Palazzo Fava wurden um 1583–86 drei Säle freskiert: das Camerino d’Europa, die Sala di Giasone und die Sala mit Szenen aus dem Äneas-Mythos (vgl. Cooney 1976, S. 89–91; Volpe 1983, S. 36–42; Anna Stanzani, in: Kat. Bologna/Rom 2006–07, S. 431–447). Den Salone d’onore im piano nobile des Palazzo Magnani zierten die Carracci um 1589–90 mit einem großen Fries, der in 14 Szenen das Leben von Romulus und Remus nach Plutarch und Titus Livius erzählt (vgl. Cooney 1976, S. 97–99; Volpe 1983, S. 7–12; Anna Stanzani, in: Kat. Bologna/Rom 2006–07, S. 431–447). Die Fresken beider Paläste wurden auch als Kupferstich-Serie publiziert, z. B. die 20 Radierungen umfassenden »Storie di Enea« (vgl. Kat. Rom 1986, S. 2–12). allda fur einen andern Herrn Grafen/ dann hiemit dieses Annibals Lob dermassen erschollen/ daß er ausser Bolognen zu S. Michaël in Bosco, in einem Creutzgang/ das völlige Leben von S. Benedicto auf nassen Kalk mahlen müssen/ an dern Invention, coloriren und zeichnen wol zu sehen/ daß er sich stätig und merklich verbässert/ und in kurzer Zeit grossen progress in der Kunst gethan.
Sonderbar neu-erfundene Art der Ornamenten. Und damit wir nur etwas weniges von diesem Creuzgang anführen/ so sind die Ornamenten zwar alle gemahlt/ aber so herrlich und wol ersonnen/ daß es nicht anderst scheint/ als wäre der Ort mit vielen statuen/ Arbeit von stucco und vase reichlich gezieret: worbey zu Erhöhung ihres Lobs merklich dienet/ daß diese Art von Zierrahten vormals in Rom unbekandt/ hernach aber in den herrlichsten Die Historien von S. Benedicto. Galerien gebrauchet und nachgefolgt worden. Die Historien von S. Benedicto selbsten
Die Vita der Carracci ist größtenteils von Sandrart verfasst (vgl. Sponsel 1896, S. 14). Lediglich die Ausführungen zur Galleria Farnese übernimmt Sandrart von Carlo Cesio (vgl. den markierten Einschub), während er Belloris Vite de’ pittori (Rom 1672) nicht kannte und die 1678 erschienene »Felsina pittrice« von Carlo Cesare Malvasia nicht mehr berücksichtigen konnte (vgl. Klemm, Kommentar Viten 1995, S. 838 f., Anm. 425,17).Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 400