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TA 1675, II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 150

Mander (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 13): Mander, Schilderboek, Het leven van Michel Agnolo Buonarruotti, Florentijn, Schilder, Beeldtsnijder, en Bouwmeester, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 163v–173v [Accessed: 2011-11-08. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/632RNycBn]. Sandrart kürzt einige Passagen, fügt selbst eine Anekdote hinzu und gibt die meisten der von van Mander zitierten Verse in deutscher Übersetzung wieder, wobei die sprachliche Abfassung bei Sigmund von Birken zu vermuten ist, dem die redaktionelle Überarbeitung von Sandrarts Schrift oblag (vgl. Klemm 1995; Laufhütte 1998, S. 25-29; Möseneder 2000, S. 163; Laufhütte 2011, S. 22) .Christina Posselt, 21.07.2010Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 360
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den Pietro Soderini wolte machen lassen/ unterdessen kamen an die Herren von Florenz drey Befehl von dem Papst/ daß sie ihme den Michäel Angelo nacher Rom solten senden/ welchen Ernst des Papsts als er vermerket/ nahm er ihme für nach Constantinopel zu ziehen/ um dem Türken zu dienen/ durch Mittel eines Mönchs/ der ihme andeutete/ daß ihn der Türk wol brauchen würde/ um eine Bruck aus Constantinopel nach Pera zu machen/ er liesse sich aber bässer rahten von Pietro Soderini, der ihn/ zu mehrerer Versicherung/ als einen Staats-Gesandten/ mit seinem Bruder/ dem Cardinal Soderini, welcher mit ihme solte zu dem Papst gehen/ nach Rom schikte; da kamen sie nach Bolognen/ woselbst der Papst unlängst von Rom ankommen war.

Ursach des Päpstlichen Zorns/ wider Michael Angelo. Es werden unterschiedliche Ursachen des Päpstlichen Zorns wider unsern Künstler erzehlet; Etliche wollen/ es seye daher kommen/ daß er niemals etwas von seiner Arbeit/ eh es ganz färtig gewesen/ habe wollen sehen lassen/ dannenhero der Papst sich oft verkleidet/ und die Knechte des Künstlers ihn in die Capell Sixti, welche er zu mahlen bestellet/ einzulassen/ mit Geld bestochen habe: welches/ als es Michäel vermerket/ habe er einsmals ein Brett auf den Papst herunter geworfen/ das ihn zu diesen Zorn gereitzet haben solle. Ob aber dieses oder ein anders die Ursach gewesen/ stehet dahin/ gewiß aber ist/ daß sich Michäel sehr beförchtet/ daß es mit ihm nicht gut ablauffen möchte. Da er nun in Bolognen gekommen/ wurde er gleich/ eh er noch die Stiffel abgezogen/ von dem Hofgesind des Papsts/ in Begleitung eines Bischofs/ des Cardinals Soderini, (weiln der Cardinal selbst krank worden) für den Papst gebracht/ für dem er auf seine Knie nidergefallen: Der Papst sahe ihn überzwergs an/ sprechend: An statt daß ihr uns soltet suchen/ habt ihr gewolt/ daß man euch solte suchen/ dahin zielend: daß Bolognen näher bey Florenz ist/ als bey Rom. Michäel Angelo bate mit aufgehebten Händen und lauter Stimme um Gnade/ sich entschuldigend/ daß er solches gethan hätte/ seye geschehen aus Unvollkommenheit/ weilen er nicht ertragen können/ also verjagt und verstossen zu werden; er bitte um Perdon seines Verbrechens. Der Bischoff/ welcher ihn dahin gebracht/ vermeinte die Sach auch zu entschuldigen/ und sagte zu dem Papst: Diese und dergleichen Menschen sind unwissend/ und ausser ihrer Kunst zu nichts Wird wieder mit dem Papst versöhnet. gut/ daß man derowegen wol Ursach hat/ ihnen zu vergeben; der Papst wurde zornig/ und triebe mit einem Stab/ den er bey sich hatte/ den Bischoff von sich/ sagende: O Unwissenber/ seyd ihr/ der diesen Mann verschmähet/ da wir selbst ihn nicht verschmähen! Gab daraus dem Michäel Angelo die benediction,und darneben auch andere Geschenke.

Darnach machte er des Papsts Contrafät 5. Elen hoch von Kupfer/ in welchem er grosse Kunst und schöne Gebärden zuwegen gebracht/ neben einer grossen ernstlichen Standhaftigkeit. Diß Bild ward zu Bolognen gestelt über die Porten der Kirche von S. Petronio. Man sagt/daß/ da Michäel Angelo noch in der Arbeit begriffen gewesen/ darzu kommen seye der fürtrefliche Mahler und

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Komt mit dem Mahler Francia in differenz. Goldschmied Francia, der viel von dem Lob und der Kunst des Michäel Angelo gehört hatte/ aber nie nichts von ihme gesehen/ dieser habe sich über diesem künstlichen Werk sehr verwundert: daß ihn Michäel gefragt habe: Was ihn von diesem Bild beduncke? und als Francia geantwortet: Es ist ein sehr schöner Guß und schönes Stuck; habe er vermeint/ als ob er mehr das Kupfer/ als die Kunst rühmte/ auch derohalben gesagt: Dieses hab ich dem Papst zu danken/ der mir so gutes Kupfer darzu gegeben/ gleich ihr dem Apothecker zu danken habt/ der euch die Farben zum mahlen gibt; aus heimlichen Zorn aber gegen den Edelleuten gedacht: daß er ein plumper Kerl seye/ und/ als er den Sohn des Francia gesehen/ zu ihm gesagt: Euer Vatter macht schönere lebendige/ als gemahlte Bilder. Unter den Edelleuten fragte ihn einer/ welches er höher achte/ des Papsts Bild/ oder beantwortet einen Spötter sehr klug. ein paar Ochsen? Er antwortete: Nach dem die Ochsen sind/ dann die von Bolognen sind alle gröber/ als unsere Florentinische; der Papst legte auf die Bank/ um das Bild zu vollenden/ tausend Cronen/ und als es von Erd gemacht war/ zohe er nach Rom/ und ließ den Michäel Angelo zu Bolognen/ der es inner 16. Monat endigte. Diß Bild wurde nachmals zerbrochen/ und dem Herzog von Ferrara verkauft/ der ein Stuck Geschütz daraus gegossen/ welches er Julius genennet/ aber den Kopf bewahrte er gar wol.

Da der Papst zu Rom war/ brachte Bramant, der ein Befreundter des Raphaëls, und darum kein großer Freund von Michaël Angelo gewesen/ dem Papst in den Kopf/ daß er seine Begräbnis nicht solte fortmachen/ weil es schön seye/ wann man den Tod hasse/ und daß es ein böses Zeichen/ wann man in seinen Leb-Zeiten sich eine Begräbnis machen laße/ hingegen aber gut wäre/ Muß von des Papsts Begräbnis ablassen/ und die Capell Sixti mahlen. daß Michaël Angelo das Gewölb von der Capelle/ zu Ehren und Gedächtnis des Papsts Sixtus, die er in den Palast angefangen hätte/ ausmahlete; dardurch brachte Bramant und andere des Michaël Angelo Mißgönnere darzu/ daß das herrlich-angefangene Werk der Bildhauerey muste dahinden stehen/ weil sie unsern Künstler/ durch seine Fürtreflichkeit in dieser Kunst/ in gar zu großen Werth und Gnade bey dem Papst kommen sahen/ und gedachten darmit ihm den Muht zu nehmen/ weiln er auf naß mahlen muste/ in welchem sie ihne minder Kunstreich geglaubt/ und daß er leicht von Raphäel in solchem übertroffen werden/ also die die Päpstliche Gunst sich auch verlieren würde. Michaël Angelo kame nach Rom/ und mißriethe/ für den Papst erfordert/ diese Anstalt/ verhoffend/ daß Raphäel an seine Stelle gesetzt werden/ er aber die Begräbnis endigen möchte/ aber der Papst hatte mehr Sinn zu dem andern/ und wolte/ daß alle Gemälde/ die zur Zeit Sixti des Papsts gemacht worden/ solten abgenommen werden/ obwolen sie 50000. Ducaten gekostet: Michäel Angelo des Papsts Fürnehmen ersehende/ nahme ihme für/ um Hülf nach Florenz zu senden/ und zu machen/ daß/ die daselbst für seiner Zeit gearbeitet/ seiner Kunst wegen/ ihm solten zu Füßen ligen/ und wolte zeigen/ daß die Moderne und gegenwärtige

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Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 13): Mander, Schilderboek, Het leven van Michel Agnolo Buonarruotti, Florentijn, Schilder, Beeldtsnijder, en Bouwmeester, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 163v–173v [Accessed: 2011-11-08. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/632RNycBn]. Sandrart kürzt einige Passagen, fügt selbst eine Anekdote hinzu und gibt die meisten der von van Mander zitierten Verse in deutscher Übersetzung wieder, wobei die sprachliche Abfassung bei Sigmund von Birken zu vermuten ist, dem die redaktionelle Überarbeitung von Sandrarts Schrift oblag (vgl. Klemm 1995; Laufhütte 1998, S. 25-29; Möseneder 2000, S. 163; Laufhütte 2011, S. 22) .Christina Posselt, 21.07.2010Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 364