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TA 1675, II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 141

Mander (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 13): Mander, Schilderboek, Het leven van Daniel Ricciarelli van Volterra, Schilder en Beeldtsnijder, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 159r–160v [Accessed: 2011-11-08. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/632R9wkKB].Christina Posselt, 21.07.2010Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 351
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große Arbeit/ aber keine gratia und invention siehet/ sintemaln solche von einer schwermütigen Hand/ durch grosse Gedult und lange Zeit zuwegen gebracht worden/ Er mahlete eine facciata auf naß/ grau in grau/ durch welche er in etwas einen Namen überkommen/ derohalben er nach Rom zu reißen bey sich beschlossen/ und/ um was mit zu nehmen/ machte auf er er auf ein Tuch von Oelfarbe die Geißlung/ mit so großem Fleiß/ als er immer konte/ worinnen viel nach dem Leben gestelt/ auch Angesichte oder Contrafäte nach dem Leben begriffen sind.

Komt nach Rom. Als er nun zu Rom angekommen/ wurde dieses Stuck zu dem Cardinal Triulzi gesandt/ der auch/ als er seine Gemählde gesehen/ sich dieselbe so wol gefallen lassen/ daß er nicht allein solche gekauffet/ sondern auch dem Daniel so günstig worden/ daß er ihne außer Rom/ in einem seiner Paläste/ Seine Werke daselbst. um solchen mit Gemählden/stucco, fontainen und andern zu zieren/ arbeiten lassen/ worinn selbiger Zeit eben auch einer/ Johann Maria von Meyland / Hand angelet. Diesem nun zu Truz/ und dem Herrn/ von welchem er viel erwartet/ desto besser zu dienen/ machte er in seiner Gesellschaft unterschiedliche Cammern und logien/ und darein viel Frauen-Bilder; da dann über alles seine Historie von Phaëton in Lebens-größe/ wie nicht weniger auch der große Strom-Gott/ welches/ ein schönes Bild ist/ sehr beliebt worden. Der Cardinal, als welcher dieses Werk zum öftern besahe/ brachte bald den einen/ bald den andern Cardinal mit sich/ wordurch Daniel bey vielen bekandt wurde.

Nachmalen bekame er eine Arbeit/ neben Pieryn del Vaga Und in der Capell Massimi,, in die Capell von Angelo Massimi, woselbst er mit großem Fleiß etliche Dinge zuwegen gebracht/ auch daraus in die Capell das Crucifix von S. Marcello, wo Pieryn, für der Plünderung zu Rom/ gemacht einen Adam und Eva in Lebensgröße/ und zween Evangelisten/ zu verfertigen. Diese Capell endigte Daniel nach dem Carton Pieryns, und machte zwischen beyden Evangelisten S. Matthaeus und S. Lucas, zwey Kinder mit Leuchtern/ und in den Bogen zwey fliegende Engel mit den Passions-Instrumenten; diese Stuck alle nun machte Daniel, aber mit gar langsamer Hand/ sehr wol/ auch neben solchen noch mehr andere Sachen zu Angelo Massimi, in ein Gewölb/ welche/ als sie Helena Orsina ersehen/ und darbey seinen Namen preisen hören/ sie ihme eine Capelle in die Als auch in einer Capell in der Kirche Trinitatis Kirche Trinitatis auf dem Berg bestellet/ woselbst dann sich Daniel, ein fürtrefliches Werk zu machen/ und dardurch den Ruff eines herrlichen Künstlers zu erlangen/ beflissen/ ob gleich ihme schon viel Zeit dardurch zerrinnen solte; In diese Capellen nun mahlte er das Gesicht der heiligen Helena, und nahme/ für die Mittel-Tafel/ die Historie von der Abnehmung von dem Creutz/ und wie Maria von Magdalena und andern gehalten wird/ die Bildnus Christi war sehr gut und künstlich verkürzt/ und die Historie für sich selbst artig und überflüssig gemacht. In dem Bogen über der Tafel werden zwey Sybillen gesehen/ welches die schönsten Bilder in dem ganzen Werk seynd/ das Gewölb ist von stucco gemacht/ und in vier Theil oder Felder abgetheilt/

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worein vier Historien begriffen/ die erste/ wie vor Christi Leiden drey Creutz gemacht/ die andere/ Die Historien von S. Helena. wie Helena den Juden das verborgene Creutz weiset/ die dritte/ wie sie ein Creutz nicht zeigen will/ sondern dasselbe in Brunnen stekt/ und die vierdte/ wie sie es zeigt/ diese Historien alle sind mit unglaublichen Fleiß und großer Kunst gefärtiget/ und dergleichen kommen auch noch vier andere zu Gesicht/ wie nämlichen die drey Creutz ausgegraben werden/ und an dem Creutz Christi Kranke und Sieche gewesen/ und in einer anderen ein Todter auferstehet/ an welchem nackenden Todten ein unglaublicher Fleiß der Mußkulen wahrzunehmen/ und auch der Umstand sehr verwunderlich anzusehen ist; wiederum machte er eine Historie/ wie Heraclius, der König/ das Creutz ausser Rom im Hemmet Barfuß träget/ und wiederum in der Capellen S. Francesco de Paula, den Patron der Mönchen von dem Closter/ auch einen S. Hieronymus in Cardinals-Kleidern/ welches so zwey schöne Figuren/ gleich wie das andere ganze Werk ist; dieß Werk färtigte Daniel in sieben Jahren mit großem Gar langsame Arbeit wird gemeiniglich hart und schwermühtig. Fleiß. Obwol aber die Gemählde/ welche der gestalt gemacht/ gemeiniglich eine Härte und Schwärmütigkeit in sich haben/ führen sie doch auch eine besondere Emsigkeit mit sich/ die den Anschauern sehr behäglich und angenehm ist. Er machte in ein Fußgestell eine Historie von stucco, nach dem Sinn und Manier des Michaël Angelo, deme er in allen seinen Werken nachzufolgen getrachtet.

Mahlet in dem Farnesischen Palast eine Cammer/ Nach dieser Capell ließe der Cardinal Farnese ihne in dem Palast/ in seine Cammer/ einige Zierrahten oder Gesämse/ und auf flach eine Historie von Bacchus, Triumph und Jagten/ auch andern Dingen/ machen/ welche/ weil sie wol gemahlt/ dem Cardinal treflich gefallen; in den Verzierungen machte er an unterschiedlichen Orten eine Jungfer mit dem Einhorn/ welches das Symbolum von dem Hauß von Farnese. Derentwegen dann ihme Daniel der Cardinal allezeit höchstgunstig gewesen/ und solte auch derselbe viel mehr zu thun bekommen haben/ wo er nicht zu langsam gewesen wäre/ solches aber war seine Manier/ sintemalen er lieber langsam und gut/ als geschwind und böß arbeiten wolte.

und in bem Mediceischen etliche Historien von Carolo V. Er mahlte auch in den Palast von Medicis zu Rom/ auf den Platz Naccona, Historien von Carolo Quinto, Stuck/ die sehr wol gemacht. Anno 1547. wurde er/ an statt Pieryn del Vaga, in den Saal Regi, von Papst Paulus III. zu mahlen bestellt/ weiln ihn Michaël Angelo treflich Komt an Pieryns Stelle/ recommendiret hatte. Da er nun an Pieryns Platz gekommen/ und seine Bestallung erhalten/ machte er von stucco oben über der Thür eine Auszierung/ der Meinung/ darein die Könige zu mahlen/ die der Kirchen bästens vorgestanden sind; in und mahlet im Päpstlichen Palast. die Flache aber die Geschichte/ wie sie mit ihrem Sieg- und Triumph-Zeichen die Kirchen verehrt. Und diß sind gewesen sechs Felder/ und sechs flache Mauren/ hierzu nun machte er mit großem Fleiß den Carton, und weiln er was langsams verfahren/ starb Anno 1549. der Papst/ und musten derhalben alle Gesämse oder Gerüste hinweg/ um das Conclave zu halten/ und einen andern Papst zu erwehlen/

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Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 13): Mander, Schilderboek, Het leven van Daniel Ricciarelli van Volterra, Schilder en Beeldtsnijder, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 159r–160v [Accessed: 2011-11-08. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/632R9wkKB].Christina Posselt, 21.07.2010Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 353