TA 1680, Iconologia Deorum, S. 184
von ihrer Fackeln Bech/ aufdaß er un-¶ tergeh/
die Myrrha schneidet ihr den Bauch/ und¶ wirfft den Armen
mit Agdstein von dem Stock/ der theu-¶ re Thrähnen schwitzt;
theils stellen sich/ als ob sie hätten ein Er-¶ barmen/
nur daß ihm ihre Rach recht in die Au-¶ gen blitzt;
theils stechen ihn so an/ daß ihn die Spitz¶ soll ritzen/
daher von dessen Blut die zarte Ros¶ entsteht.
Theils liessen ihm/ zu Trutz/ selbst seine¶ Fackel hitzen.
Auch seine Mutter/ die in gleicher Straf-¶ fe geht/
die Venus kommet an/ und hülffet Zorn¶ entzünden
der Plag-Göttinnen Hertz. Sie häuffet¶ seine That/
durch ihr erwiesnen Schimpf: dieweil er¶ einst zu binden
ans Bett sie und den Mars (wie frech?)¶ geholffen hat.
Er hat die Schuld/ sprach sie/ daß Priap¶ aller Orten
mit seiner grossen Schaam/ und Eryx¶ werd verlacht/
wie auch Hermaphrodit. Doch bleibt es¶ nicht bey Worten/
zur Straff der Anfang wird durch Ro-¶ senkräntz gemacht.
so rinnt der rote Safft dem Knaben aus¶ der Seit.
Diß hart Verfahren kunnt die Heldinnen¶ bewegen/
daß sie ein scheel Gesicht gelegt in diesen¶ Streit:
Die Rache schien so groß/ daß man sie schul-¶ dig fande;
drum legt man Vorbitt ein/ zu Amors¶ grossem Glück/
und jede Heldin ihn ohn alle Schuld er-¶ kannte/
die gantze Schuld deß Tods bracht man¶ auf das Geschick.
Drauf Venus sagte Danck/ und ließ den¶ Frieden schaffen.
So geht es bey der Nacht/ so wird die¶ Ruh verstört/
so wird sie zugebracht. Diß sieht man in¶ dem Schlaffen.
Als nun so Amors Sorg wurd durch die¶ Nacht gemehrt/
floh er davon/ und da die Wach ihn wollt¶ bescheinen/
schwang er zun Göttern sich durchs Thor¶ von Helffenbeinen.
EHe ich die Bildnus der Venus beschreibe/ habe ich vor nöhtig erachtet/ ihre Natur mit wenigen abzubilden/ um dardurch die Ursach derer Dinge Venus/ Göttin der Geilheit. zu verstehen/ worvon wir weiter unten reden wollen. Es wurde aber die Venus für eine Göttin der unreinen Lust und Geilheit gehalten/ gleich als ob sie die PLATTE Z. Geilheit und unreine Gedancken den menschlichen Gemütern einpflantze/ und ihnen/ selbige ins Werck zu setzen/ behülfflich wäre. Daher die Alten gedichtet/ sie sey deß Amors Mutter/ weil nemlich nimmermehr ein Mann sich mit einem Weibe verbindet ohne Zuthun desselben. Diese haben die Alten/ nebenst dem Hymenaeus und der Juno/ den Hochzeit-Begängnüssen vorgesetzt/ weil selbige deßwegen vollzogen werden/ damit aus dem Beyschlaff
der Ehesegen und Kinder folgen mögen. Ja man hielte auch darfür/ daß die Schönheit in der Venus Gewalt stünde/ die sie geben oder nehmen könnte nach eigenem Belieben. Diese ist/ nach Aussag der Naturkündiger/ in allen lebendigen Creaturen die eingepflantzte Krafft/ wordurch sie zur Fortpflantzung angetrieben werden. Dannenhero diejenige so darfür halten/ daß unsere Seele vom Himmel in den Leib komme/ und aus jedweder Himmels-Kugel mancherley Affecten an sich nehme/ sagen/ sie bekomme von der Venus die Lust und Begierde zur fleischlichen Vermischung. Andere aber/ so die Fabeln auf natürliche Dinge ziehen/ geben vor/ die Venus/ Juno/ Luna/ Proserpina/ Diana und etliche andere Göttinnen seyen eine einige göttliche Macht/ die unter mancherley Namen verschiedene Kräfften vorbilde/ inmassen allhier aus