Darstellungsoptionen
Im Text hervorheben bzw. anzeigen:

TA 1680, Iconologia Deorum, S. 177

Linke Spalte

Erde neben dem Bette habe er seinen Bogen/ Köcher und Pfeile bey sich liegen gehabt. Apulejus verbindet ihm die Augen nicht mit einer Binde/ entweder weil es damals nicht nöthig gewesen/ dann er ihn schlaffend gebildet; oder weil er derer Meinung beypflichtet/ welche darfür halten/ er sey nicht blind; unter welchen auch ist Franciscus Petrarcha/ der ihn gesehen zu haben schreibet:

Non oculis captum, pharetra sed e- nim atque sagittis
Armatum, nudumque (rubor ni prae- bet amictus)
Alatum puerum, non pictum, at vi- vere credas.
Glaub nicht/ daß Amor blind; doch daß er Senn’und Pfeile
samt einem Köcher trag/ und daß er all- zeit bloß
mit Flügeln wol versehn/ zu fliegen in der Eile.
Halt ihn nicht für gemahlt/ daß er mit seinm Geschoß
dich nicht treff unversehns.

Ja der Griechische Poet Moschus eignet ihm leuchtende Augen zu/ wann er ihn als einen verirrten/ von seiner Mutter der Venus/ gesuchten Knaben abbildet. Dessen herrliches Gedicht/ so Amor fugitivus, oder der flüchtige Liebes-Gott/ betittult/ lautet also:

Kräffte und Wirckung des Amors. Cum Venus intento natum clamo- re vocaret,
Si quisquam in triviis errantem vi- dit Amorem;
Hic fugitivus, ait, meus est: preti- um feret index.
Insignis puer est: totam hanc co- gnosce figuram:
Corpore non niveus, verum ignem imitatur: ocelli
Acres, flammeoli; mala mens, sua- vissima verba;
Quod loquitur, non sentit idem: vox mellea; sed cum
Ira inflammatur, tum mens illi effe- ra: fallax,
Fraudator, mendax; ludit crude- le puellus.
Crispulus est illi vertex, faciesque proterva.
Exiguaeque manus, procul autem spicula torquet:
Rechte Spalte
Torquet in umbriferumque Ache- ronta, & regna silentum:
Membra quidem nudus, mentem velatus, avisque
More citans pennas,nunc hos,nunc advolat illos,
Saepè viri preslans praecordia, saepè puellae.
Arcum habet exiguum, super arcu imposta sagitta est:
Parva sagitta quidem, sed coelum fertur ad usque
Parva pharetra olli dependet, & au- rea tergo:
Sunt & amari intus calami, quibus ille protervus
Me quoque saepè ferit matrem: sunt omnia saeva
Omnia, seque ipsum multo quoque saevius angit:
Parvula fax olli, sed & ipsum Hy- periona vincit.
Verbere, si prendes,age; ne misera- re puellum:
Si flentem aspicias, ne mox fallare caveto:
Sin arridebit, magis attrahe: & oscula si fors
Ferre volet, fugito: sunt oscula no- xia, in ipsis
Suntque venena labris. Si fors ita di- xerit: Heus tu
Accipe; nempe tibi cuncta haec mea largior arma:
Nequidquam attigeris fallacia mu- nera Amoris:
Omnia namque igni sunt infecta illius arma.
Die Mutter Venus hatt’ einst ihren Sohn verlohren/
drum fing sie eilend an ein hefftiges Ge- schrey:
Wer meinen Amor sieht/ daß er am Wege sey/
der bring ihn her zu mir/ weil er von mir geboren.
Er ist ein schöner Knab: So pflegt er auszusehen:
Er hat kein weissen Leib/ doch fast wie helles Feur/
hell’ Augen/ ein Gemüt/ dem redlich-seyn ist theur.
Gibt gute Wort/ doch kan darbey das Hertz nicht stehen.