TA 1680, Iconologia Deorum, S. 121
dem Hercules Altäre zu bauen/ weil sie dafür hielten/ es leiste auch derselbe denen/ so allda geübt würden/ seine Hülffe und Beystand. Pausanias schreibet ebenmässig/ die Griechen und Barbaren haben davor gehalten/ es seyen Mercurius und Hercules der Gymnasien Vorstehere gewesen/ als die in denselben insonderheit verehret wurden. Aus dieser Ursach stunde bey den Lacedämoniern in dem Lauffplatze (nämlich einem solchen Ort/ darauf die Jünglinge sich im Lauffen übten) ein altes Bild deß Hercules/ deme die Erwachsene zu opffern pflegten. Und an einem andern Orte in der Corinthischen Landschafft solle/ wie man sagte/ Hercules dem Mercurius seine Keule gewidmet haben; Selbige ware von einem wilden Oehlbaum/ und/ nachdem sie Wurtzeln bekommen/ solle sie zu einem grossen Baum aufgewachsen seyn.
Allhier will ich meine Meinung nicht eröffnen/ ob nur einer/ oder viel Hercules gewesen/ (wiewol mir nicht unbewust/ daß Varro derer XLIV. gezehlt habe/ mit vermelden/ es seyen alle tapffere Helden Hercules genennet worden) oder welcher aus so vielen unter die Göttter seye aufgenommen worden/ dann ich solches zu meinem Vorhaben undienlich zu seyn erachte. Genug ists/ daß die Alten nur einen Hercules verehrt/ und die Egypter selbigen unter die Zahl der vornehmsten zwölff Götter erhaben/ wie Herodotus erzehlet. Und ob man wohl viel herrliche Thaten von verschiedenen also genannten Hercules geschehen zu seyn lieset/ so wurden sie doch alle dem einigen/ den die Alten für einen Gott hielten/ zugeschrieben. Sein Bildnus war gemeiniglich sehr groß/ umb dardurch deß Hercules Hercules Melampygus oder mit dem schwartzen Geseß. Kräffte anzudeuten/ umb welcher willen Er auch Melampygus, das ist/ Schwartz-Geseß/ so ein Anzeichen grosser Stärcke ist/ zubenamset worden/ wovon diese Fabel erzehlt wird: Dem Passalus und Alcmon/ zweyen Brüdern/ deß Mnemons Söhnen/ die sich in allen Laster-Pfützen herumwühleten/ hatte ihre Mutter zuvor gesagt/ daß sie sich fürm schwartzen Geseß hüten und vorsehen sollten/ welche aber/ dessen ungeachtet/ in ihrem bösen Vorsatz beständig fortgefahren. Einsten nun trug sich zu/ daß/ als Hercules ermüdet/ sich unter einen Baum nieder gelegt/ diese Brüder ihme hinterlistig nachstellten/ jener aber es merckte/ sie alle beyde lebendig fienge/ mit den Füssen zusammen bande/ und also an seiner Keule hinten auf dem Rücken abhangend forttruge. Als sie nun dergestalt mit ihren zur Erden gekehrten Angesichtern Hercules schwartzes Geseß erblicket/ hatten sie sich der mütterlichen Warnung erinnert/ und deßwegen heimlich mit einander geredet/ welches als es Hercules gehört/ und von ihnen die ganze Sache verstanden/ hat er sich über diesen Zunamen dermassen erfreuet/ daß er sie von Stund an von den Banden loßgemachet/ und ohn alle Bestraffung
wieder auf freyen Fuß gestellet. Nachdem sie aber nachgehends sich frevelmühtig unterstanden/ den grossen Gott Jupiter selbsten zu betriegen/ sollen sie/ wie Svidas erzehlet/ in Meer-Katzen seyn verwandelt worden.
Durch die Meerkatzen werden Betrüger und Schmeichler verstanden. Werden demnach unter dem Namen der Meerkatzen die Betrüger und Schmeichler verstanden/ wie beym Plutarchus im Büchlein vom Unterschied der Freunde und Schmeichler zu lesen ist/ allda er schreibet/ es pflegen grosse Herren und Potentaten eben so gern Schmeichler um sich zu dulten/ als der Hercules die Meer-Katzen. Deren gedenket auch Herodotus/ da er deß Persischen Königs Xerxes Kriegs-Zug in Griechenland beschreibet/ wann er sagt/ Es sey dieser Xerxes über den Fluß Asopus gegangen/ bey dem so genannten Meer-Katzen-Sitze/ woselbst auch ein Stein zu sehen gewesen/ Melampygus genannt/ welches Wort auch einen schwartzen Brunnen bedeutet.
Deß Hercules Bild. Wir fahren aber fort von dem Hercules zu reden/ dessen Bildnus einen tapffern und starcken Menschen vorstellte; über diß war es nacket/ iedoch mit einer Löwen-Haut bedeckt/ dessen Kopf ihm an statt eines Helms oder Bickel-Hauben diente; in der einen Hand hielte er seine Keule/ in der andern einen Bogen/ der Pfeil-Köcher aber hieng ihm auf dem Rücken. Eben dergleichen Bild aus purem Ertz/ gantzer zehen Ellen hoch/ ward zu Olympia (einer berühmten Stadt in Achaja) gesehen/ welches von den Gefärten deß Thasus/ deß Agenors Sohns/ der die Europa zu suchen kommen war/ dahin gestifftet worden/ wie beym Pausanias in Eliacis prioribusus zu lesen. So ist auch bey den Lacedaemoniern deß Hercules Bild gewaffnet zu sehen gewesen/ und zwar aus dieser Ursach/ wie Pausanias in Laconicis meldet:
Es war Oeonus (oder Lycimnius, nach deß Apollodorus Meinung lib.II.) deß Hercules Bluts-Verwandter/ als noch ein kleiner Jüngling/ einsmahls mit ihm/ dem Hercules/ nach Sparta kommen/ und/ indem er der Stadt zu besehen herum gegangen/ unter andern auch zu deß Hippocoon Behausung gelanget/ woraus ihn der in dessen Eingang ligende Hund und Hüter deß Hauses angefallen/ welchen er/ mit einem ihm ungefehr in die Hände gerahtnen Stein darnieder geleget/ darauf sind deß Hippocoons Söhne eiligst zugelauffen/ und haben den Knaben mit Prügeln todtgeschlagen. Welcher Handel dem Hercules dermassen zu Hertzen gedrungen/ daß er/ aus gähem Zorn-Eifer angetrieben/ deß Hippocoons Söhne mit bewaffneter Hand angegriffen: Weil er aber in diesem Gefecht eine Wunde empfangen/ muste er sich dieser Gefahr heimlich entziehen/ kam aber/ nachdem Er Kriegs-Volck angenommen/ bald wieder/ und rächete