TA 1680, Iconologia Deorum, Erklärung der Kupfer [XII]
und Beschützer der Städt und Häuser seyen/ deren Gestalt und Verrichtungen sub num. 3. vorgestellet werden.
4. Guter Genius. Der gute Genius/ als ein Bewahrer des Menschlichen Geschlechts und dessen Verrichtungen/ wie auch ein Sohn der Götter/ und als gutthätiger Vatter der Menschen/ ist ein schöner Jüngling mit dem Horn des Uberflusses versehen.
5. Böser Genius. Der böse Genius ist zu sehen in Schreckbar-grosser wilder Gestalt/ heßlich/ langharig/ schwartz/ und mit einer Wolffshaut bekleidet/ darinnen er viel gefährliche harte Steine zum werffen verborgen bat/ einen aber zum beleidigen und verletzen in der andern Hand gefasset hält.
Die Eortuna Fortuna.DIe Fortuna ist eine Mitbringerin oder Austheilerin aller Reichthümer und menschlichen Wohlfahrt/ samt allem deme/ das hierunten auf Erden ist/ welches in allem unbeständig/ wie im Meer das treibende Schiff hin und herum wallend ist/ insonderheit wann nicht Kunst/ Verstand und Weißheit voran flieget/ wie durch den Caduceum verstanden wird. Der annehmliche Jüngling bey der Fortuna stehend/ in der Rechten eine Schalen/ in der Lincken aber eine Aehre und Mohnhaubt haltend/ ist/ und war/ auf Capitaglio gebildet/ Bonus Eventus, der gute Ausschlag.
Wann die Fortuna auf einem schnellen Lauffer gesetzet/ und vom Fato oder Destino nicht begünstigt/ sondern mit bespannten Bogen verfolgt wird/ alsdann erfolgt der Fortuna Unvermögen und Unbeständigkeit/ und ist zu schliessen/ daß sie von des Fati Gewalt allezeit umgetrieben werde/ dann wo das Fatum ist/ allda hat Fortuna keinen Platz.
1. Nemesis. DIe Nemesis ist der guten Verrichtungen Wolthäterin/ und scharffe Strafferin der aufgeblasenen Ubelthäter/ eine Tochter der Gerechtigkeit/ unsere Abrichterin/ daß wir Maaß und Verstand gebrauchen sollen/ eine Vergelterin aus dem Horn des Uberflusses/ darauf sie sitzt/ und den Würdigen alle ihre Früchte mittheilet; neben ihr ist eines Schiffes Ruder zu sehen.
2. Justitia. Die Justitia/ oder die Gerechtigkeit/ ist eine Bewahrerin der Frommen/ und Strafferin der Bösen/ eine Verächterin aller Geschenck und Gaben/ die sie alle mit Füssen tritt; eine Anhörerin der Unschuldigen/ und der Einfältigen Beschützerin.
3. Calumnia. Die Calumnia oder Lästerung tritt herbey in schöner Gestalt als eine Freundin; iedoch
zeigt ihr Angesicht einigen Zorn/ aber nicht widerwärtig/ hat in der einen Hand eine brennende Fackel/ mit der andern Hand ergreifft sie einen Jüngling hinterwerts bey den Haaren/ schleppt denselben nackend mit seinen zusammgeschlagenen gegen den Himmel aufgehabenen Händen/ nicht achtend/ ob er gleich jämmerlich und kläglich ruffet/ unmitleidig über die Erden.
4. Invidia. Die Invidia machet ihr selbsten Schmertz und Qual/ wann es andern wol ergehet; sie hält beede Ohren zu/ und will sich selbst erwürgen/ wann andere sich empor und aus dem Staube erheben. Ist ein Pestilenzisches Laster.
5. Momus. Momus ist ein Gott der repraehension, und der lästerlichen Schmachreden/ ein Sohn des Traums und der Nacht/ von unförmlicher und heßlicher Gestalt/ ihme selbst und jederman zuwider/ verachtet alle Künst und gute Gesetze/ bespottet solche/ schlägt drein/ und bellet jedermann/ wie ein böser Hund/ an.
6. Fraus. Der Fraus oder Betrug ist gebildet als eine Weibsperson/ die ist vorwarts eines freundlichen Ansehens/ hinten aber hat sie eine schändliche Larve/ solche bedeutet/ daß die Betrüger unter dem Schein und lieblichen erbarn Ansehen suchen den Nechsten zu übervorteln und zu vergifften. Das Fell über der rechten Achsel ist ein Fuchsbalch/ mit selbiger Hand wincket sie zu sich; die andere Hand aber ruhet auf eines erbaren Mannes Angesicht/ der doch abwarts nur ein gifftiges gefährliches Monstrum ist.
7. Macaria. Macaria/ oder die Göttin der Glückseeligkeit ist eine Tochter Herculis/ mit dem Caduceo in der einen Hand zu sehen/ in der andern aber hält sie das Cornucopiä oder Horn des Uberflusses. Das erste bedeutet die Tugend/ das andere den Reichthum/ und sind beede nötig zu des Menschen Glückseeligkeit.
Die Liebe ist unterschiedlich. DIese Abbildung zeiget uns an die unterschiedliche Würckung und Krafft der Liebe/ welche in den edelsten Hertzen und zierlichsten Gemüthern gar leicht herberget/ in den hartnäckichten groben aber zerbricht/ und bald zu zerreissen pfleget.
1. Liebe zu Gott. Die Göttliche Liebe/ als welche alle andere übertrifft/ ist abgebildet mit einer brennenden Fackel in der rechten Hand/ und zeiget damit an die göttliche Inbrunst und Flamme/ und daß selbiges hellbrennendes Liecht nimmermehr verleschen könne; In der Lincken hält sie zween Schlüssel des Himmels/ der eine dienet den Menschlichen Seelen/ um von dem Himmel hinab auf die Erden/ und der andere wieder von dannen hinauf in den Himmel zu kommen.