TA 1679, Metamorphosis, S. 4
Mander (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 38): Mander, Schilderboek, Wtlegghingh op den Metamorphosis Pub. Ouidij Nasonis. Voor-reden, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. *3r–*8v [Accessed: 2012-03-15. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/66BBmzVlU]. Sandrart folgt in seiner Übersetzung sehr eng der van Manderschen Vorlage. Ergänzungen und Abweichungen sind durch Textkommentare gekennzeichnet.Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 1125
Dingen/ anwendende/ sich nicht bekümmert/ mit ihren Achaischen und Lateinischen Schlüsseln/ uns/ oder den Hochteutschen/ der Minerva Tempel aufzuschliessen.
Nachdem ich solches vermerckt/ hab ich/ wiewol/ mit mehrerm Willen/ als Vermögen/ auch aller Bereitschafft/ so ich nur finden mögen/ Fleiß angewandt/ diese verborgene/ herrlich und köstliche Schätze zu entdecken. Sintemal ich nicht geringe Begierde hatte/ unsern Teutschen Schülern und Kunst-liebenden edlen Geistern einen Dienst zu thun. Ich habe/ meiner Meinung nach/ in dieser Verwandlungsbücher Auslegung/ einiger massen/ eine gewissenhaffte Vorsichtigkeit gebraucht/ und dasjenige/ was mich ungeziemend zu seyn gedünckt/ und von andern/ in andern Sprachen/ geschehen war/ nemlich die Heydnische Fabeln auf einen geistlichen Sinn zu ziehen/ und auf Christum zu deuten/ vermieten: in Erwegung/ daß diese Dinge keine Gemeinschafft oder Vergleichung miteinander haben. Der Poet kannte Christum nicht. Seine Gedichte dienen auch nicht Christum zu verkündigen; wie dann geschrieben ist: Wir haben nicht gefolgt denen klugen Fabeln/ da wir euch verkündigten die Krafft und Zukunfft unsers HERRN. Dann sie zwar/ als bereits erwähnt ist/ sehr nützlich/ die Sitten zu verbessern/ und den Menschen zu einem aufrichtig-tugendhafften/ ehrlichem/ Bürgerlichem Leben anzuspornen/ auch andere natürliche Dinge erkennen zu lernen; weiter aber gleichwol nicht zu ziehen sind. In Vielen hab ich mich bedient der Weise/ daß ich erstlich die Geschicht erzehlt/ worauf die Fabel gegründet ist: darnach was ihre natürliche Bedeutung sey; und dann endlich die Lehr und erbauliche Auslegung beygefügt. Und wo ich auf einen Namen der Götter/ oder andern dergleichen merckwürdigen/ kommen; erzehle ich das Geschlecht/ Leben/ und was dardurch verstanden/ oder gelehret werde: jedoch setze ich nicht viel vom Text des Poeten: den man darneben lesen mag/ und alsdann sehen/ was darmit angedeutet seye.
Wann der Poet einige Fabel berührt/ die von denen Griechen/ oder andern/ weitläufftig beschrieben ist/ bricht er solche vorsetzlich kurtz ab: damit er nicht das/ was von andern beschrieben/ oder damals bey dem Volcke gemein war/ wiederholen dörffen. An solchen Oertern/ bin ich genöthigt worden/ den Dingen nachzusuchen/ und sie weitläufftiger zu erzehlen: auf daß man sie desto besser verstehen möchte. Endlich achte ich so viel Eröffnung oder Entdeckung allhier gethan zu haben/ daß nicht allein der Grund dieses Buchs/ sondern auch vieler anderer Poetereyen/ leichtlich begriffen und verstanden werden könne; und zwar nicht/ sonder Nutz/ sondern viele erbauliche und gute Unterweisungen damit zu fruchten. Weil ich dann allhier fast über mein geringes Vermögen/ so viel zum gemeinen Besten/
mich wolmeinentlich bewiesen/ und also meine theure/ ja/ unwiederbringliche Zeit hiermit zugebracht/ auch so viel Fleiß und Mühe dran gewagt habe; als finde ich mich/ auf daß dieselbe in etwas möge versüßt/ und ergetzet werden/ sehr geitzig oder begierig nach dem allgemeinem Endzwecke des Wercks/ so da ist der Lohn und die Vergeltung/ oder ein angenehmer Danck. Welche Bezahlung ich nunmehro verlange und fordere/ mit dem brünstigem Wunsche/ daß sie bald erfolgen/ und also zu einer unablößlichen Rente werden möge: die auch dem Bezahler derselben/ zu grossem Wachsthum/ Gewinn und Wucher/ ausschlagen und gedeyen möge: nemlich/ daß ein jeglicher (darunter auch ich selbst begriffen) sich entsetze/ und gleichsam bestürzt drüber werde/ wann er das Gesetz Gottes/ und dem glaub-ähnlichen/ hellgläntzenden Spiegel der Lehren ihm vor Augen gestellt siehet/ von einem Heydnischem Poeten/ den man sonst insgemein unchristlich/ verdüstert/ blind am Verstand/ entfremdet von der Erkäntnüs Gottes/ und ohne GOtt/ in der Welt gewest zu seyn/ achtet: daß einen jedweden/ sag ich/ dem vorhin niemaln eine höhere Weißheit/ oder gute Vermahnung/ die verhartete Hertzens-Haut durchdringen/ noch dasselbe zu der allernöthigsten Betrachtung und fruchtbarstem Aufmerkung erwecken können/ doch dieses helffen und dienen möge zur Ermunterung seines Geistes/ richtiger Wegweisung/ leutseliger Sitten-Formirung/ und gäntzlicher Seelen Gesundheit/ daß er eine gantz andere Gestalt bekommen/ oder wiedergeboren werden/ auch nichts auf der Welt in höherer Achtung/ Würde noch Liebe/ als ein gerecht/ aufrichtig/ tugendlich/ frommes Leben/ guten Namen/ Ehre und löblich Gerüchte/ haben/ innerlich aber die allerlieblichste Süssigkeit/ und den annehmlichsten Geschmack eines unverletzt/ tröstlichen/ guten/ frölichen und ruhigen Gemüths geniessen möge: sintemalen eben dis der verlangte und ruhige Seelen-Hafen/ der von der rasenden tollen grossen Menge der Sicilianischen anbellenden grausamen Hunde weit entfernt. Dis sind/ in dieser irrdischen/ grausamen/ Seel-quälenden/ Feuer-brennenden Höll/ die rechte Elysische Felder der Poeten/ allda die Seelen aller Tugend-vollen Wolthäter des Vatterlands/ und göttlicher Poeten/ sich ergötzen/ spielen und in tausend Wollüsten und Freuden leben. Dieses ist der Götter Olympus; dieses ist der Himmel/ dahinauf die Kinder der Götter geführt/ und hell-gläntzende Himmels-Zeichen werden. Dieses ist des Jupiters Tafel/ darauf das Ambrosia/ und der Nectar/ überflüssig dargestellet wird. In solcher Hoffnung vorgedachter Belohnung nun/ laß ich zu/ daß diese meine Arbeit jedwedem gemein werde: als die ich gerne eines Verständigern Urtheil und Verbesserung unterwerffe/ und dessen/ alles andere Tadeln nichts achtend/ mich getröste. GOtt befohlen!
Die 28-strophige Ode sowie die Sonette und Gedichte auf Ovids Metamorphosen, die van Mander an das Ende seiner Vorrede stellt, werden von Sandrart nicht aufgenommen (vgl. Mander, Schilderboek, Voor-reden, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. *5v–*8v [Accessed: 2012-03-13. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/668GHQguR]).ManderInformat. zur Quellenmarkierung
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 38):
Mander, Schilderboek, Wtlegghingh op den Metamorphosis Pub. Ouidij Nasonis. Voor-reden, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. *3r–*8v [Accessed: 2012-03-15. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/66BBmzVlU].
Sandrart folgt in seiner Übersetzung sehr eng der van Manderschen Vorlage. Ergänzungen und Abweichungen sind durch Textkommentare gekennzeichnet.Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 1125