TA 1679, Metamorphosis, S. 2
Mander (Fortsetzung von vorheriger Seite)Informat. zur Quellenmarkierung:Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 38): Mander, Schilderboek, Wtlegghingh op den Metamorphosis Pub. Ouidij Nasonis. Voor-reden, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. *3r–*8v [Accessed: 2012-03-15. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/66BBmzVlU]. Sandrart folgt in seiner Übersetzung sehr eng der van Manderschen Vorlage. Ergänzungen und Abweichungen sind durch Textkommentare gekennzeichnet.Der Beginn des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 1125
Music vereinigt/ alle Wissenschafften und Künste lehrte. Und weil sie ein mehrers Vermögen/ als die ungemessen/ unausgezierte und nackete Worte; ist die Poesie eine Mutter und Säug-Amme des glücklich- und gedeylichen gemeinen Wolstandes titulirt worden.
Ja/ sie gilt so viel/ daß ich verursacht werde zu sagen: Die weise Poetische Fabeln/ oder tief-gegründete und hochvernünftige Gedichte/ haben dermassen vortrefliche Wirckungen und nutzbare Kräfte/ daß sie lieblich durch die Ohren sausen/ das Hertz besänftigen/ dem Menschen/ auf die süsseste Weise/ sein Concept oder Einbildung besser ausbilden/ seine Gedancken mäßigen/ Begierde und Lüste zäumen/ die Sinne befestigen/ das Gemüt stillen/ den Geist ermunteren/ die Sitten ändern/ und endlich/ die schädliche Seelen-Seuchen oder Krankheiten kuriren und wegnehmen: damit sie gesund und rein im Willen/ Worten und Werckern/ mit Unschuld gewaffnet/ männlich/ unverwirrt/ und ohne Hindernüs/ die gefährliche/ und mit tausenderley ängsten umgebene/ Mordgrube/ und den dunklen rauberischen Weg dieser Welt/ durchreisen/ und endlich zu der Geistbefriedigten Seelen-Ruh gelangen mögen. Mercklich siehet man/ daß der Allmächtige sich hat bewiesen/ nicht allein der Juden/ sondern auch der Heiden/ und gantzen Welt/ gab- und mildreicher guter Gott zu seyn: indem/ ohne Unterscheid/ alle Völcker nicht allein leben/ sondern auch darinn wunderbarlich bewegt werden/ daß solche Gesetz-lose und vorhäutige Menschen bewiesen/ wie der Gesetz-tafeln des Hertzens mit Wercken beschrieben; indem sie ihnen selbsten ein Gesetz gewesen/ dem Gezeugnis ihres Gemüts und der Gedancken Anklage und Entschuldigungen Gehör gegeben/ und sich ihnen unterworffen/ also daß sie/ aus angeborner Güte der Natur/ mit einem bescheidenem und frommen Wandel/ das Göttliche Gesetz that-wircklich zu vollbringen getrachtet. Wer soll sich dann verwundern/ daß sie in ihrem Wolthun so ernstlich gewesen/ auch wol geredet/ und denen Nachkommen so gute Tugend-Lehren hinterlassen haben?
Die Arten der Poetischen und Spruchreichen Gedichte sind unterschiedlich gewesen/ und nach ihren Erfindern oder Oertern genennet worden/ als Esopische/ Lydische/ Cilicische/ Sybarische und Cyprische. Aphthonius theilet sie in dreyerley Arten/ als in vernünfftige/ erbauliche und aus beyden vermischte. Die Vernünfftige/ darinn den vernünfftigen Geschöpffen oder Menschen einige Begebenheiten oder Handlungen angedichtet werden. Die Lehrliche oder Erbauliche/ darinn unvernünftige Thiere/ etwas zu handeln/ eingeführet werden. Die Vermischte/ darinn Menschen und Thiere miteinander redende oder handlende gedichtet werden. Neben diesen dreyerley Arten/ war noch eine andere Art/ nemlich die Gesetzliche: unter dieser waren die Freuden- und Trauer-spiele begriffen. Aristoteles, in seinen Gedicht-Künsten/ unterscheidet die Esopische und Lybische Fabeln; indem er sagt/ daß die Libysche von Menschen/ und der Esopische von Thieren handelen. Der lieblich-singende Poet Ovidius aber/ folget einigen Griechen/ als dem Dorotheus/ Evanthus/ Heraclides von Ponten/ dem Silenus von Chio/ und andern/ (deren Bücher/ von der Zeit und Alterthum/ schon längsten verzehrt sind) hat/ unter andern seinen Wercken mehr/ auch ans Liecht gegeben unbekante Gedichte/ wie nemlich die Leiber in unterschiedliche Gestalten verwandelt wären. Welcher Tractat/ in 15 Büchern verfasst/ vor vielen Jahren bereits/ in gebundner Rede; jedoch mit ungebundnen Anmerck- und Erklärungen/ in unserer Authore Gerhardo, Lotichio, Francofurti 1631. Teutschen Sprache/ zum Druck heraus gegeben worden Gemeint ist hier die deutsche Übersetzung der Metamorphosen von Albrecht von Halberstadt, die Lorich 1631 in Frankfurt herausgab: P. Ovidii Metamorphosis, Oder: Wunderbarliche und seltzame Beschreibung/ von der Menschen/ Thieren […], mit Holzschnitten von Georg Wickram. Sandrart aktualisiert und präzisiert mit dieser Angabe den Text van Manders, der lediglich davon spricht, dass dieses »Boeck, in vijfthien Boecken vervatt, is van over eenighe Iaren in onse spraeck in ondicht in Druck uytghecomen« (Mander, Schilderboek, Voor-reden, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. *4r [Accessed: 2012-03-13. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/668GHQguR]).; woraus Viel anders nichts zu machen wissen/ dann einen Spott/ und sie/ als eitele Dinge zu verachten; der falschen Einbildung/ daß es anders nichts/ dann Lügen/ und nicht wehrt zu lesen/ wären: so übel ist ihnen das Schalenbeissen gelungen/ weil sie nit so scharffe Zähne gehabt/ bis auf den nahrhaften Kern/ hindurch zu beissen. Es lautete ihnen zu fremd und neu in den Ohren/ daß Menschen in Thiere verwandelt/ und aus Bäumen/ Stimmen gehört worden seyn solten; als aus der Ceres Baume/ Heliades/ Dryope und ander mehr/
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 38): Mander, Schilderboek, Wtlegghingh op den Metamorphosis Pub. Ouidij Nasonis. Voor-reden, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. *3r–*8v [Accessed: 2012-03-15. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/66BBmzVlU]. Sandrart folgt in seiner Übersetzung sehr eng der van Manderschen Vorlage. Ergänzungen und Abweichungen sind durch Textkommentare gekennzeichnet.Das Ende des hier hervorgehobenen Textabschnittes befindet sich auf Seite 1128