Flussgott Marforius
Personen-Bezüge
- Marforio (»Rhein«, Flußgott); So Sandrarts Deutung; vgl. Erwähnungen im Text (TA 1679, II (Skulptur), S. 12) und Inschrift der Tafel ll.
Kunstwerk-Bezüge
- Sandrart: Marforio Zeichnung
- Sandrart/Sandrart: Marforius / »MARPHORIVS« (TA 1679, Tafel ll) Graphik
- Unbekannter Künstler: Statue des Marforius Graphik
Orts-Bezüge
Literatur
- Klementa 1993; S. 135–137
Basis-Daten
Datierung
2. Jh. n. Chr.
Material/Technik
Marmor
Format/Maße
2,42 m (Höhe), 6,10 m (Breite)
Heutiger Aufbewahrungsort
Rom, Musei Capitolini, Cortile 1
Externe Ressourcen und Referenzdatenbanken
Census:
151330
Erwähnungen in der Teutschen Academie
»… zweyer Ströme/ der Wölfin von Romulus und Remus; ein Hercules und Schäfer von Metall/ Papst Leo X; Marforius. Im Päpstlichen Garten Belvedere, die Tyber und der Nilus, der Jüngling Antinous, der Fluß Arnus,…«
TA 1675, I, Buch 2 (Skulptur), S. 33
»Marforius«
TA 1675, I, Buch 2 (Skulptur), S. 34
»Das Bild/ welches man hierbey sihet auf der Erden ligen/ wird ingemein Marforius genant/ alldieweil es stehet bey dem foro Augusto, da der Tempel Martis gestanden. Er soll anders nichts/…«
TA 1675, I, Buch 2 (Skulptur), S. 34
»DIe 38. Statua wurde von Kays. Vespasiano welcher Teutschland überwunden/ zur Gedächtnüs des Rheinstroms aufgerichtet/ und ins gemein von denen Römern Marfuori genannt. Ist ein herrliches Stuck/ aus einem Marmelstein gehauen/ und der Zeit noch auf dem Capitolio in Rom zu sehen. Es war vor diesem des Pasquini Gegentheil/ von welchem nachfolgende Italiänische/ zwar in alter Sprach/…«
TA 1679, II (Skulptur), S. 12
Kommentare
Die Skulptur befand sich bis 1588 in situ auf dem Forum Romanum in der Nähe des Septimius-Severus-Bogens und der Kirchen S. Martina und S. Pietro in Carcere unterhalb des Kapitols auf der nach ihr benannten »Salita di Marforio«, wo sie in einem gewaltigen Granitbecken aufgestellt war. Seit dem Mittelalter genoss sie großes Ansehen bei Künstlern und Reisenden. 1588 soll der Gott dann zunächst auf der Piazza S. Marco aufgestellt worden sein, bis ihn Giacomo della Porta (1532–1602) um 1595 bei der architektonischen Neugestaltung des Kapitols in die Nische der Terrassenmauer von S. Maria in Aracoeli überführen ließ, die damals noch den Kapitolsplatz abschloss. 1664 wurde bei der Errichtung des Kapitolinischen Museums die Ädikula in den Hof einbezogen und ihrer Umgebung angepasst (s. Klementa 1993, S. 135).
Die Deutung der Skulptur ist umstritten. Der Name »Marforio« wird gewöhnlich auf die Inschrift »MARE IN FORO« zurückgeführt, die das Granitbecken der ursprünglichen Aufstellung geziert haben soll. Während der Anonymus von Einsiedeln (8. Jh. v. Chr.) die Statue als Tiber deutete, wurde sie in den Mirabilia als Mars bezeichnet und von Andrea Fulvio mit dem Flussgott Nar identifiziert (s. Klementa 1993, S. 136). Aufgrund einer in der Literatur beschriebenen Reiterstatue des Domitian, die den Kaiser mit dem unterworfenen Fluss dargestellt haben soll, schlug Marliani eine Identifizierung der Statue mit dem besiegten Rhein vor. Diese, offensichtlich auch Sandrart bekannte Deutung wurde später jedoch verworfen, als eine Textstelle bei Statius (Silvae 1, 1,21 ff.) bekannt wurde, nach der der Rhein aus Bronze und als gefangener Barbar dargestellt war (s. Klementa 1993, S. 136).