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Die Skulptur befand sich bis 1588 in situ auf dem Forum Romanum in der Nähe des Septimius-Severus-Bogens und der Kirchen S. Martina und S. Pietro in Carcere unterhalb des Kapitols auf der nach ihr benannten »Salita di Marforio«, wo sie in einem gewaltigen Granitbecken aufgestellt war. Seit dem Mittelalter genoss sie großes Ansehen bei Künstlern und Reisenden. 1588 soll der Gott dann zunächst auf der Piazza S. Marco aufgestellt worden sein, bis ihn Giacomo della Porta (1532–1602) um 1595 bei der architektonischen Neugestaltung des Kapitols in die Nische der Terrassenmauer von S. Maria in Aracoeli überführen ließ, die damals noch den Kapitolsplatz abschloss. 1664 wurde bei der Errichtung des Kapitolinischen Museums die Ädikula in den Hof einbezogen und ihrer Umgebung angepasst (s. Klementa 1993, S. 135).
Die Deutung der Skulptur ist umstritten. Der Name »Marforio« wird gewöhnlich auf die Inschrift »MARE IN FORO« zurückgeführt, die das Granitbecken der ursprünglichen Aufstellung geziert haben soll. Während der Anonymus von Einsiedeln (8. Jh. v. Chr.) die Statue als Tiber deutete, wurde sie in den Mirabilia als Mars bezeichnet und von Andrea Fulvio mit dem Flussgott Nar identifiziert (s. Klementa 1993, S. 136). Aufgrund einer in der Literatur beschriebenen Reiterstatue des Domitian, die den Kaiser mit dem unterworfenen Fluss dargestellt haben soll, schlug Marliani eine Identifizierung der Statue mit dem besiegten Rhein vor. Diese, offensichtlich auch Sandrart bekannte Deutung wurde später jedoch verworfen, als eine Textstelle bei Statius (Silvae 1, 1,21 ff.) bekannt wurde, nach der der Rhein aus Bronze und als gefangener Barbar dargestellt war (s. Klementa 1993, S. 136).

Kommentar von Carolin Ott11.02.2009

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