TA 1675, II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 198
[Marginalia: CVI. GIOANNI LANFRANCO von Bolognen.]DIeser GIOANNI LANFRANCO, nachdem er in denen Schulen zimlich zugenommen/ die Mahl-Kunst aber für leichter/ und seinem Genio anständiger gehalten/ hat er derselben sich gänzlich ergeben/ und folgends die angehörige Reglen ganz vernünftig angenommen/ worzu ihme dann die Caraccische Academie sehr verhülflich gewesen/ so/ daß er durch seinen Geist-reichen Verstand auch das geringste sich zu Nutzen gemacht; Und dannenhero nach gefastem guten Grund und erlernter Praxi, sich von Carac nacher Rom erhoben/ allwo er nach denen Antichen/ wie auch nach Raphaels Werken sehr viel zu zeichnen angefangen/ und auch von denen Biblischen Figuren/ deren er eine große Anzahl in Kupfer geätzt/ ausgehen lassen/ er ist aber durch die Erfahrenheit so weit gekommen/ daß er vor einen der allerberühmtesten [Marginalia: Wird vom Papst zum Ritter gemacht.] und Geist-reichsten Mahler in Rom nicht ohne Ursach gehalten/ auch daraus von dem Papst zu einem Ritter gemacht worden/ worbey es ihm dann also geglücket/ daß er einen ansehnlichen Heuraht gethan/ und eine überaus geschickte Ehfrau überkommen/ auch mit derselben etliche Kinder gezeuget/ worunter sonderlich die ältiste Tochter auch fürtreflich und berühmt in dieser Kunst worden ist. Und ware die Haushaltung des Lanfranco in Pictura, Poësia und Musica zwischen Eltern und Kindern warhaftig nichts anders/ dann ein Kunst-reicher Parnass oder Helicon aller Tugenden/ dardurch diese zierliche Leute in allen Theilen dermassen sich geübt/ bereichert und fortgebracht/ daß sie zu hohem Grad kommen und gelanget sind.
[Marginalia: Seine Werke.] Er mahlte in S. Peters Kirch ein schönes/ und von affecten fürtrefliches Werk sehr groß/ wie Christus im Schifflein schläffet. Er war auch sehr verliebt in des Mich. Angelo da Caravaggio Manier/ als die männiglich ein großes Liecht gegeben/ wider derselben Zeit fast allenthalben angenommene Liechte der Farben/ Coloriten und Schwachheit der Gemälde/ weil diese dem wahren Leben in Stärke und Rundirung ähnlich: Solcher guten Manier nun folgte er nach/ und verbässerte sich dadurch neben gehabten Geist-reichen Zeichnungen/ je mehr und mehr/ weßhalben er auch nacher Neapoli beruffen worden/ alldorten die grosse Cupula von S. Helmo vor die Hand zu nehmen. Wie er dann solche auch in wenig Jahren vollzogen/ und darfür 25000. Silber-Cronen zur Recompens erhalten/ womit er sich wieder nacher Rom gesetzt/ und sehr herrlich und vielfältige Paläst mit seinen Werken angefüllt/ deren viel in ausländische fremde Ort gesendet worden; massen zur selben Zeit die Tugend-liebende Herrn Grafen Wilhelm und Carl Fugger/ Gebrüdere/ als dieselbige Anno 1631. zu Rom gewesen/ Gelegenheit [Marginalia: Mariae Himmelfahrt zu Augspurg in der Dominicaner Kirche .] genommen/ zu deren Sepultur ihnen die Himmelfahrt Mariae zu einem großen Altar verfärtigen zu lassen/ die er Lanfranc auch glücklich zu End gebracht/ und ist solches Blat nachmalen zu Augstburg in der Herrn Patrum Dominicanorum Kirchen stattlich aufgerichtet worden/ allwo die vollkommene affecten oder Begierden der heiligen betrübten Apostlen und ihre veränderliche Gestalt
[Marginalia: CVI. GIOANNI LANFRANCO von Bolognen.]DIeser GIOANNI LANFRANCO, nachdem er in denen Schulen zimlich zugenommen/ die Mahl-Kunst aber für leichter/ und seinem Genio anständiger gehalten/ hat er derselben sich gänzlich ergeben/ und folgends die angehörige Reglen ganz vernünftig angenommen/ worzu ihme dann die Caraccische Academie sehr verhülflich gewesen/ so/ daß er durch seinen Geist-reichen Verstand auch das geringste sich zu Nutzen gemacht; Und dannenhero nach gefastem guten Grund und erlernter Praxi, sich von Carac nacher Rom erhoben/ allwo er nach denen Antichen/ wie auch nach Raphaels Werken sehr viel zu zeichnen angefangen/ und auch von denen Biblischen Figuren/ deren er eine große Anzahl in Kupfer geätzt/ ausgehen lassen/ er ist aber durch die Erfahrenheit so weit gekommen/ daß er vor einen der allerberühmtesten [Marginalia: Wird vom Papst zum Ritter gemacht.] und Geist-reichsten Mahler in Rom nicht ohne Ursach gehalten/ auch daraus von dem Papst zu einem Ritter gemacht worden/ worbey es ihm dann also geglücket/ daß er einen ansehnlichen Heuraht gethan/ und eine überaus geschickte Ehfrau überkommen/ auch mit derselben etliche Kinder gezeuget/ worunter sonderlich die ältiste Tochter auch fürtreflich und berühmt in dieser Kunst worden ist. Und ware die Haushaltung des Lanfranco in Pictura, Poësia und Musica zwischen Eltern und Kindern warhaftig nichts anders/ dann ein Kunst-reicher Parnass oder Helicon aller Tugenden/ dardurch diese zierliche Leute in allen Theilen dermassen sich geübt/ bereichert und fortgebracht/ daß sie zu hohem Grad kommen und gelanget sind.
[Marginalia: Seine Werke.] Er mahlte in S. Peters Kirch ein schönes/ und von affecten fürtrefliches Werk sehr groß/ wie Christus im Schifflein schläffet. Er war auch sehr verliebt in des Mich. Angelo da Caravaggio Manier/ als die männiglich ein großes Liecht gegeben/ wider derselben Zeit fast allenthalben angenommene Liechte der Farben/ Coloriten und Schwachheit der Gemälde/ weil diese dem wahren Leben in Stärke und Rundirung ähnlich: Solcher guten Manier nun folgte er nach/ und verbässerte sich dadurch neben gehabten Geist-reichen Zeichnungen/ je mehr und mehr/ weßhalben er auch nacher Neapoli beruffen worden/ alldorten die grosse Cupula von S. Helmo vor die Hand zu nehmen. Wie er dann solche auch in wenig Jahren vollzogen/ und darfür 25000. Silber-Cronen zur Recompens erhalten/ womit er sich wieder nacher Rom gesetzt/ und sehr herrlich und vielfältige Paläst mit seinen Werken angefüllt/ deren viel in ausländische fremde Ort gesendet worden; massen zur selben Zeit die Tugend-liebende Herrn Grafen Wilhelm und Carl Fugger/ Gebrüdere/ als dieselbige Anno 1631. zu Rom gewesen/ Gelegenheit [Marginalia: Mariae Himmelfahrt zu Augspurg in der Dominicaner Kirche .] genommen/ zu deren Sepultur ihnen die Himmelfahrt Mariae zu einem großen Altar verfärtigen zu lassen/ die er Lanfranc auch glücklich zu End gebracht/ und ist solches Blat nachmalen zu Augstburg in der Herrn Patrum Dominicanorum Kirchen stattlich aufgerichtet worden/ allwo die vollkommene affecten oder Begierden der heiligen betrübten Apostlen und ihre veränderliche Gestalt
über der unverhoften Geschicht/ der nach dem Himmel erhobenen Heiligen/ und in der Glori schwebenden Jungfrauen Mariae, sehr anmuhtig zu sehen; so auch in Augspurg von denen Kunst-Verständigen höchlich gepriesen wird/ dergleichen und noch viel andere mehr/ jedoch meistens große Werk kamen von seiner edlen Hand ans Liecht.
Zu Rom wurde ihm in der berühmten Kirche S.Petro in Vaticano, in der Loggia, allwo der Papst am Charfreytag die Benediction zu geben pfleget/ die Galleria und Zimmer mit des heiligen Apostels Petri Leben/ Wandel und Tod zu erfüllen/ angedingt/ die Historien mit Figuren/ die Gebäu [Marginalia: Etwas von seinen Inventionen geht in Kupfer aus.] und Ornamenten aber von Gips und in fresco beyzubringen/ worzu er dann die modellen fast künstlich und mit verwunderlicher Tiefsinnigkeit eingerichtet/ wie hiervon die in Kupfer zu Rom ausgegangene Exemplaria in folio von Pietro Santo Bartoli denen Kunst-Liebenden mehrere Satisfaction und den intent dieses Werks geben können/ weiln aber der neidige Lebens-Würger der Tod diese große Ehre Lanfranco mißgönnet/ als hat er seine Sensen angesetzt/ und denselben zeitlich abgemähet/ und dardurch ihn in die ewige Kunstkammer der himmlischen Pallazen zu bringen/ wormit dann dieses herrliche Werk vermitten geblieben/ dergestalten/ daß wir nur mit dem blossen Kupfer vergnüget leben müssen/ und dieses seye bißhero von diesem fürtreflichen Cavallier Lanfranco und seinem hoch-stiegenden Sinn und Verstand/ Leben und End/ genug vermeldet. Sein Contrafät ist in der Kupferblatte S. zu finden.
[Marginalia: CVII. GIOVANNI FRANCESCO Barbieri da Cento, buon pittore dal naturale.] Tra tutti quelli dell’Accademia dei Carracci non c’era nessuno come costui, da Cento, che più di lui cercava di seguire il naturale con tanta diligenza, e con spesse ombre rialzava i lumi, trattenendoli insieme, L’espressione “tenere uniti i lumi” viene usata anche nella vita di Gerard Seghers. e in tal modo questi dipinti guadagnavano grande forza, che nient’altro poteva starci vicino. Egli continuò sempre a tenere questa maniera e non se ne allontanò, come alla fine fecero Guido Reni e Lanfranco; e fece giungere tra i più nobili intenditori molte mezze figure a grandezza naturale, e anche altre più grandi: diverse se ne possono vedere nelle chiese della provincia di Bologna. Abitò nelle vicinanze, a Cento, in un luogo di delizie, con giardini e altro, per tutto il tempo che visse Guido Bolognese. Egli aveva infatti con il menzionato Guido una buona intesa, che rimase tale finché la morte non lo venne a prendere. E solo quando poi venne a Bologna lasciò in qualche modo la sua forte maniera precedente e ne prese una più delicata dipingendo con bei colori brillanti, così da essere più gradito ad occhi ignoranti. Ma non soddisfaceva i conoscitori quanto quel primo modo naturale, quando con il suo pennello sapeva rompere e temperare tutti i colori dalla loro natura accesa e un po’ cruda, e in più rendere i coloriti molto vicini al vivo, e dipingere stendendo il colore grasso e spesso perché fosse resistente,
über der unverhoften Geschicht/ der nach dem Himmel erhobenen Heiligen/ und in der Glori schwebenden Jungfrauen Mariae, sehr anmuhtig zu sehen; so auch in Augspurg von denen Kunst-Verständigen höchlich gepriesen wird/ dergleichen und noch viel andere mehr/ jedoch meistens große Werk kamen von seiner edlen Hand ans Liecht.
Zu Rom wurde ihm in der berühmten Kirche S.Petro in Vaticano, in der Loggia, allwo der Papst am Charfreytag die Benediction zu geben pfleget/ die Galleria und Zimmer mit des heiligen Apostels Petri Leben/ Wandel und Tod zu erfüllen/ angedingt/ die Historien mit Figuren/ die Gebäu [Marginalia: Etwas von seinen Inventionen geht in Kupfer aus.] und Ornamenten aber von Gips und in fresco beyzubringen/ worzu er dann die modellen fast künstlich und mit verwunderlicher Tiefsinnigkeit eingerichtet/ wie hiervon die in Kupfer zu Rom ausgegangene Exemplaria in folio von Pietro Santo Bartoli denen Kunst-Liebenden mehrere Satisfaction und den intent dieses Werks geben können/ weiln aber der neidige Lebens-Würger der Tod diese große Ehre Lanfranco mißgönnet/ als hat er seine Sensen angesetzt/ und denselben zeitlich abgemähet/ und dardurch ihn in die ewige Kunstkammer der himmlischen Pallazen zu bringen/ wormit dann dieses herrliche Werk vermitten geblieben/ dergestalten/ daß wir nur mit dem blossen Kupfer vergnüget leben müssen/ und dieses seye bißhero von diesem fürtreflichen Cavallier Lanfranco und seinem hoch-stiegenden Sinn und Verstand/ Leben und End/ genug vermeldet. Sein Contrafät ist in der Kupferblatte S. zu finden.
[Marginalia: CVII. GIOANNI FRANCISCO Barbiero da Cento, ein guter Mahler nach dem Leben.]ES war keiner von allen der Caraccischen Academie, der mit so grossem Fleiß mehr dem Leben nachzufolgen/ und stark durch grosse Schatten zu erheben/ als auch die Liechter beysammen zuhalten/ wodurch dann solche gemahlte Taflen grosse Kräfften gewonnen/ daß andere darneben in diesem Stuck zu bestehen nicht vermocht/gesuchet/ als eben dieser da Cento, er behielte diese Manier immer fort und fort/ und wiche nicht wie zu lezt Guido Rhem und Lan Franco gethan/ und solche verlassen/ davon/ dahero er viel halbe Bilder in Lebens-Grösse/ auch noch andere grössere unter die fürnehmste Liebhaber kommen lassen/ wie in den Kirchen der Provinz Bolognien unterschiedliche zu sehen; alldieweiln er in selbiger Nachbarschaft da Cento sich an einem lustigen Ort mit Gärten und andern aufgehalten/ so lang Guido Bolognes gelebt. Sintemaln er mit besagtem Guido in solchem guten Verständnuß gewest/ und verblieben/ biß der Tod den Guido abgeholt/ alsdann ist er nach Bolognien kommen/ und hat erst seine vorige starke Manier in etwas verlassen/ und eine leichtere im mahlen mit schönen liechten Farben angenommen/ so der Ignoranten Augen bässer beliebet/ aber die Kunstverständigen vor jener ersten natürlichen Art seines Pensels/ als mit welchem er alle seine Farben von ihrer harten und zu wenig zeitigen Art zu brechen und zu temperiren/ darzu seine coloriten dem Leben ganz ähnlich auszulegen/ und im mahlen seine Farben wol feist und dick zur Beständigkeit
Translation by Cecilia Mazzetti di Pietralata
Original text