TA 1675, II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 189
Alle 3. Caracci
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Carracci, Agostino
Carracci, Annibale
Carracci, Ludovico
haben in der Kunst zwar glückliche/ in der zeitlichen Güter Wolfahrt aber ganz schlechte progress gemacht/ daß sie also ohne Ergetzlichkeit ihr Leben enden müßen/ zwar unwissend/ daß ihr tugendsamer Nahme bey der Nachwelt einigen Nachklang Lobes/ Ruhms und Ehre haben werde/ wormit sie jedoch billig/ zu ihrem unendlichen Preiß/ nach ihrem Tod gekrönet werden sollen: Des Annibals Bilnis Bildnis ist in der Kupfferblatte S. zu finden.
MICHAEL ANGELO, gebürtig von [Marginalia: LXXXII. MICHAEL ANGELO MARIGI von Caravaggio, Mahler/]Caravaggio, einen Ort in Longobardia unweit Meiland gelegen/ ware zwar von guten Eltern des Adelichen Geschlechts Amarigi, aber durch große Begierde zu der edlen Mahl-Kunst merklich aufgestiegen/ wie er dann zu Rom viele bewunderungs-würdige Werke gefärtiget. Es ware dieser Caravaggio unter allen Italienern der erste/ welcher seine Studien/ von denen angewöhnten alten Manieren ab- und auf die einfältige Ausbildung der Natur/ nach dem Leben [Marginalia: Mahlet nichts/ als nach dem Leben.] zoge: Dannenhero beflisse er sich/ keinen Strich anderst/ als nach dem Leben zu thun/ und stellte sich zu dem Ende/ dasjenige/ so er abbilden wolte/ in seinem Zimmer so lang in der Natur vor/ biß er solcher nach Genüge in seiner Arbeit nachgefolget In der lateinischen Edition zielt Sandrart bei der Beschreibung dieser Arbeitsweise von Caravaggio besonders auf die Findung der Farbwerte ab: »rem pingendam in conclavi suo ta diu oculis exponens, donec veritatem colore assecutus esset« (vgl. Sandrart, Academia 1683, Kap. XIX, S. 181); siehe dazu auch den Kommentar von Cecilia Mazzetti di Pietralata in der italienischen Übersetzung.: Damit er aber auch die vollkommene Rondirung und natürliche Erhebung desto bäßer herfür bringen möchte/ bediente er sich fleißig dunkler Gewölber/ oder anderer finsterer Zimmer/ die von oben her ein einiges kleines Liecht hatten In der lateinischen Edition hier der Zusatz: »eo minus alio lumine impediretur« (vgl. Sandrart, Academia 1683, Kap. XIX, S. 181)./ damit die Finsterniß dem auf das model fallenden Liecht/ durch starke Schatten/ seine Macht lassen/ und darmit eine hoch-erhobene Rundirung verursachen möchte.
[Marginalia: Was zu halten seye vom Mahlen nach Leben.]So verachtete er nun alles/ was nicht nach dem Leben gemacht war/ nannte es Bagatell, Kinder-und Bossen-Werk/ weil nichts bässers seyn könte/ als was der Natur am ähnlichsten: Und zwar ist auch solches kein übler Weg zur Vollkommenheit zu gelangen/ weilen nach den Zeichnungen und Gemälde niemals so gut als die Natur selbst seyn können/ sie seyen auch so schön/ als sie immer wollen: Dannenhero folgten seiner Manier fast durchgehends alle Italienische Mahler nach/ bereiteten sich auch Mahlzimmer/ nach seiner Art/ und ist hernach diese Manier auch in Hoch- und Nider-Teutschland nachgeahmet worden.
Obwol er nun wegen seiner großen Kunst hohen Ruhms würdig geachtet/ auch von männiglich gelobet wurde/ so ware doch sehr übel mit ihm umzugehen/ weil er nicht allein von keines einigen Meisters Arbeit sehr viel hielte (wiewol er seine eigne auch nicht offentlich rühmte) sondern darbey auch sehr zänkisch und seltsam ware/ und gerne Raufhändel suchte: Von dieser seiner bösen Gewonheit angetrieben/ kam er auch mit dem damals [Marginalia: Komt mit Josepho d’ Arpin in Streit.] florirenden Mahler Josepho d’ Arpin in Händel/ welcher sonst/ wegen seiner Kunst/ Höflichkeit und großen Reichtum hoch gehalten wurde. Diesen griffe unser Künstler nicht allein mit spitzfindigen Stichel-Reden an/ sondern mahlte ihm auch zu trutz und Spott/ eine Historie zu S. Lorenzo in Damas, neben die/ so gemeldter Joseph dahin
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haben in der Kunst zwar glückliche/ in der zeitlichen Güter Wolfahrt aber ganz schlechte progress gemacht/ daß sie also ohne Ergetzlichkeit ihr Leben enden müßen/ zwar unwissend/ daß ihr tugendsamer Nahme bey der Nachwelt einigen Nachklang Lobes/ Ruhms und Ehre haben werde/ wormit sie jedoch billig/ zu ihrem unendlichen Preiß/ nach ihrem Tod gekrönet werden sollen: Des Annibals Bilnis Bildnis ist in der Kupfferblatte S. zu finden.
Michel Angelo nacque a [Marginalia: LXXXII. MICHELANGELO MERISI da Caravaggio, pittore/]Caravaggio, un paese in Lombardia non lontano da Milano, da onesti genitori della nobile famiglia degli Amarigi; per la grande brama della nobile arte della pittura [seppe] molto elevarsi, e poi a Roma fece tante opere mirabili. Questo Caravaggio fu il primo fra tutti gli italiani a distogliere i suoi studi dalle vecchie maniere cui erano assuefatti e a rivolgerli alla semplice ed esatta figurazione della natura, dal vivo. [Marginalia: Non dipinge nulla se non dal naturale.]Perciò si impegnò a non fare un solo tratto se non dal naturale e fino alla fine sistemava nel suo studio quello che voleva rappresentare, finché nella sua opera non ne seguitava sufficientemente la natura. Nell’edizione latina: “rem pingendam in conclavi suo ta diu oculis exponens, donec veritatem colore assecutus esset”. Si sottolinea come le lunghe pose richieste da Caravaggio fossero volte a cercare la verità di colorito, ovvero, con termini mutuati dalla letteratura artistica seicentesca, i “colori propri”. E per produrre un modellato sempre più perfetto e rialzi sempre più naturali studiò di servirsi di ambienti e stanze buie, che avessero solo una piccola luce dall’alto, L’edizione latina aggiunge: “eo minus alio lumine impediretur”. affinché l’oscurità, con [le sue] ombre robuste, lasciasse [tutta] la forza al lume che cadeva sul modello, generando un modellato di forte rilievo.
[Marginalia: Cosa si debba pensare del dipingere dal naturale.]Così egli disdegnava tutto ciò che non era fatto dal naturale e le chiamava bagatelle, giochi da bambini o burle, Nell’edizione latina il termine “Bossen-Werk” è tradotto con l’equivalente di “schizzi”. Non così però nel dizionario tedesco-italiano di Matthias Kramer (1724), che traduce Boß/ Boßen con “facezia, ciancie, burla”, o nel Wörterbuch dei fratelli Grimm (1785–1863), che danno come equivalente latino “jocus, nugae, ineptiae, astutia”. perché niente poteva essere migliore di quello che più somigliava alla natura. E questa non è certo una cattiva strada per giungere alla perfezione, L’edizione latina aggiunge: “modo in coeteris theoria haud desit”. perché i disegni e i dipinti, belli quanto si vuole, non potranno mai essere buoni come la natura stessa; perciò tutti gli italiani quasi senza eccezione seguirono la sua maniera, approntarono studi al modo suo, e in seguito questa maniera è stata imitata anche in tutta la Germania e nelle Fiandre.
Ora, benché egli fosse stimato degno di alti onori per l’arte sua, e fosse lodato da tutti, era invece sconveniente frequentarlo, non solo perché non teneva molto in considerazione il lavoro di alcun maestro (ma a dire il vero non elogiava pubblicamente nemmeno il suo), ma era anche assai litigioso e strambo, e cercava apposta la zuffa. Spinto da questa sua cattiva abitudine trovò lite [Marginalia: Lite con Giuseppe d’Arpino.]anche con il pittore Giuseppe d’Arpino, che a quel tempo prosperava, ed era assai stimato per la sua arte, per i modi cortesi e per la grande ricchezza. Il nostro pittore non solo lo aggredì con parole mordaci, ma per dispetto e beffa dipinse anche una storia in S. Lorenzo in Damaso, vicino a quella che vi aveva fatto il citato Giuseppe,
gemacht: In selbige bildete er einen nackenden Riesen/ der über Josephs Werk die Zunge ausstreckte/ als ob er dasselbe verspotten wolte. Die Episode über den Wettbewerb zwischen Caravaggio und Cesio in San Lorenzo in Damaso schildert auch van Mander im Kapitel über die römischen Künstler (vgl. Mander, Schilderboek, T’leven van noch ander Italiaensche Schilders, die teghenwoordigh te Room zijn, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 191r [Accessed: 2011-11-08. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/632W1NGnz] und Klemm, Kommentar Viten 1995, S. 840, Anm. 458,21), doch weicht Sandrart in seiner Darstellung deutlich von den Worten van Manders ab. Im Anfang mahlte er auf scharfe truckene Manier In der lateinischen Edition führt Sandrart dies noch ergänzend aus: »assumta tamen mox vera, rotundaque methodo« (vgl. Sandrart, Academia 1683, Kap. XIX, S. 181)./ bildete viel Angesichter und halbe Bildere/ deren eins ein Kindlein mit einem Kretzen voll Blumen und Obst gehalten/ woraus ein Eyder das Kind in die Hand gebissen/ deßwegen solches bitterlich scheinte zu weinen/ daß es vortreflich zu sehen/ womit sein Lob durch Rom merklich gewachsen. Und weil Arpino meistens große Werke in fresco gemacht/ selbige aber vor sich selbst nimmermehr in Colorit noch Stärke/ oder eigentlichen Warheit den Oelfarben gleichen/ hingegen Caravaggio in diesen Stucken ganz verwunderlich ware/ forderte er den Joseph und andere mehrere in einen Wettstreit heraus/ wordurch endlich Händel entstanden/ und sie zu den Degen gegriffen/ auch ein Jüngling/ genannt Ranuccio Tomassino darunter todt geblieben/ weßhalben Caravaggio weichen/ und sich in den Palast unsers Marches Justinians, als Protectors aller Virtuosen retiriren muste/ der seine Arbeit hoch geacht/ auch von selbigen zum meisten gehabt/ die doch sonst schwerlich zu bekommen waren.
[Marginalia: Mahlet die Historie/ wie Thomas seinen Finger in des HErrn Christi Wunden leget/] In wärender Zeit nun/ daß er sich so verstecken muste/ mahlte er in gedachten Palast/ wie Christus des Thomas Finger/ in Gegenwart der andern Aposteln/ in seine heilige Wunden steckt/ da bildete er nun in aller Anwesenden Angesichtern/ durch gutes mahlen und rundiren/ eine solche Verwunderung und Natürlichkeit an Haut und Fleisch aus/ [Marginalia: und andere Geistliche Stuck.] daß meist alle andere Gemälde dabey nur als illuminirt Papier scheinen/ ingleichen mahlte er den Evangelisten Matthaeus, welchem ein Engel in weißem Kleid das Buch vorhält/ darein er schreibt/ und noch andere Figuren sehr groß/ dann seine meiste Profession ware Lebens-große/ halb und ganze Bilder dem Leben gleich zu machen. Er mahlte auch für La Madona Dal populo, in einer Capelle/ die Creutzigung S. Peters/ auch wie S. Paulus von dem Pferd fallend aufgehoben wird/ das Pferd ist ein Scheck/ und scheint lebendig zu seyn.
Wiederum mahlte er zwey große Blätter zu S.Louvois di Francesci, bey Prinz Justinians Palast über/ das erste war/ wie Christus unser Seeligmacher die Juden Käuffer und Zöllner/ samt ihren Krämen und Kauff-Tischen über Hauffen wirft/ und sie aus den Tempel treibet/ noch verwunderlicher aber ist das ander Blat/ worinnen vorgestellt/ [Marginalia: Die Beruffung des Apostels Matthaei.] wie Christus in ein finster Zimmer/ mit zween der seinen eingetretten/ und den Zöllner Matthaeum bey einer Rott Spitzbuben/ mit Karten und Würflen spielend und trinkend sitzen findet/ Matthaeus als furchtsam/ verbirgt die Karten in der einen Hand/ die andere legt er auf seine Brust/ und gibt in seinem Angesicht den Schrecken und die Schamhaftigkeit zu erkennen/ die er darüber gefast/ daß er als unwürdig von Christo zum Apostel-Amt beruffen wird/ einer streicht mit der einen Hand sein Geld vom Tisch in die andere/ und machet sich ganz schamhaft darvon/ welches alles dem Leben und der Natur selbst gleichet. Mehr ist von seiner Hand in Rom zu sehen Alla Chiesa
con un gigante nudo che tirava fuori la lingua verso l’opera di Giuseppe, come se volesse schernirla. All’inizio dipingeva con una maniera dura e secca, L’edizione latina aggiunge: “ assumta tamen mox vera, rotundaque methodo,” e rappresentò molti volti e mezze figure, tra i quali un fanciullo con una cesta piena di fiori e frutta: una lucertola ne [era uscita] per mordere la mano del fanciullo, perciò questi pareva piangere amaramente. Era mirabile a vedersi, e con questo [quadro] la sua lode crebbe assai per Roma. Qui Sandrart sembra fondere insieme le iconografie del Ragazzo con cesta di frutta di collezione Borghese e del Ragazzo morso da un ramarro, del quale esistono almeno due buone versioni, a Londra, National Gallery e Firenze, Fondazione Longhi, entrambe datate poco prima della metà degli anni Novanta. E poiché Arpino faceva di solito grandi opere a fresco, ma queste di per sé [non possono] mai uguagliare le tinte ad olio nel colorito, nella forza o nella verità, e al contrario Caravaggio era alquanto mirabile in queste parti [della pittura], egli sfidò Giuseppe e molti altri in una gara dalla quale risultò una rissa; si mise mano alla spada e un giovane di nome Ranuccio Tomassino rimase ucciso, perciò Caravaggio dovette allontanarsi e ritirarsi nel palazzo del nostro Marchese Giustiniani, protettore di tutti i virtuosi, il quale molto stimava i suoi lavori, e ne possedeva la maggior parte, che pure era difficile ottenere.
[Marginalia: Dipinge la storia di Tommaso che mette il dito nella ferita di Cristo Signore/]Nel tempo in cui dovette stare nascosto in quel modo, dipinse nel palazzo [sopra] ricordato Cristo che ficca il dito di Tommaso nella sua sacra ferita, in presenza degli altri Apostoli; e nei volti di tutti i presenti con buona pittura e rilievo raffigurò un tale stupore, e tanta naturalezza nelle pelli e negli incarnati, [Marginalia: e altre storie sacre.]che quasi tutti gli altri dipinti in confronto paiono appena miniature su carta. Incredulità di Tommaso, 1601 circa, Potsdam, Park Sanssouci, Bildergalerie. Parimenti dipinse l’evangelista Matteo, con un angelo in veste bianca che gli regge il libro, e quello ci scrive, San Matteo e l’angelo, 1599, già a Berlino, Kaiser-Friedrich-Museum, ora perduto. e altre figure molto grandi; le figure e le mezze figure a grandezza naturale uguali al vivo erano infatti il suo mestiere. Dipinse anche per la Madonna del Popolo, in una cappella, la Crocifissione di san Pietro, e san Paolo che cade da cavallo e viene rialzato; il cavallo è pezzato e sembra vivo. Crocifissione di Pietro e Vocazione di Saulo, 1601–1602 circa, Roma, S. Maria del Popolo, cappella Cerasi
Ancora, dipinse due grandi pale in S. Luigi dei Francesi, di fronte al palazzo del principe Giustiniani; la prima era Cristo, Nostro Salvatore, che travolge gli ebrei, i mercanti e i gabellieri con le loro mercanzie e i banchi, e li caccia dal tempio. Sandrart ricorda confusamente una “Cacciata dei mercanti dal tempio” in luogo del Martirio di san Matteo, 1599–1600, tuttora nella cappella Contarelli in S. Luigi dei Francesi. Ma più mirabile ancora è l’altro quadro, in cui è rappresentato [Marginalia: La Vocazione dell’Apostolo Matteo.] Cristo che entra in una stanza buia, con due dei suoi, e trova il gabelliere Matteo seduto a giocare a carte e dadi e a bere con una masnada di furfanti; Matteo, timoroso, nasconde le carte in una mano, poggia l’altra sul petto, e fa riconoscere sul suo volto lo spavento, e la vergogna che lui, indegno, venga chiamato da Cristo all’apostolato; un altro con una mano leva il denaro dal tavolo spingendolo nell’altra, e si allontana di soppiatto; tutto uguale al vivo e alla natura stessa. Vocazione di Matteo, 1600, Roma, S. Luigi dei Francesi, cappella Contarelli. E più di sua mano a Roma si può vedere alla Chiesa Nuova la Deposizione di Cristo, Deposizione, 1603–1604. Città del Vaticano, Musei Vaticani, Pinacoteca.
Original text
Translation by Cecilia Mazzetti di Pietralata