TA 1679, II (Skulptur), S. 57
Kaiser Flav. Vespasianus. Seine Eltern. Seine Gemahlin. Seine Sitten. Seine Verträglichkeit. Seine Ehren-Aemter. Sein Reichs-Antritt. Vorzeichen seiner Erhöhung. Seine Regirung. Seine Tugenden: die Leutseeligkeit/ Gerechtigkeit/ und Verträglichkeit. Seine Liebe zu Künsten und Kunstliebenden. Seine Geldsucht: die wird entschuldigt. Aufruhr der Juden. Vespasiani Krieg wider dieselben. Vorzeichen seines Todes. Sein Tod. Sein Bildnis/ und seiner Gemahlin. Der Streit. Der Fechter. Philosophus Cathedrarius. Q. Cincinnatus. Biga. Cursor.
SandrartInformat. on source text markers:
Die Vespasian-Biographie basiert in weiten Teilen auf Sueton, De vita Caesarum, Vespasianus, sie enthält jedoch auch Angaben aus Texten anderer antiker Autoren. Unter den zahlreichen kommentierten Neuausgaben in lateinischer Sprache, aber auch in Übersetzungen, die Suetons Kaiserbiographien im 17. Jahrhundert erfuhren, konnte die Ausgabe, die Sandrart bzw. seinen Mitarbeitern als Grundlage diente, bislang nicht eruiert werden. Daher muss die Frage offen bleiben, ob die Passagen, die sich nicht auf Sueton zurückführen lassen, den Annotationen einer neuzeitlichen Ausgabe folgen oder das Ergebnis des Quellenstudiums eines der Redakteure darstellen. Für die Redaktionsarbeit des 1679 erschienenen Teils der Academie wurden zuletzt Martin Limburger und Christoph Arnold in Betracht gezogen; s. Laufhütte 2011, S. 19.The end of this part of the text is on page 949Kais. Flav-Vespasianus. DAs Glück war endlich ermüdet/ die Römer zu plagen/ und bezeugte/ indem es/ nach so vielen Blattern aus dem Geschlecht Augusti , und nach dessen Abgang/ ihnen einen tugendhaften Kaiser gabe/ daß die Tugend nicht angebohren/ sondern erwehlet werde. Seine Eltern.Vespasianus, mit dem Zunamen Flavius, wegen seiner gelben Haare/ war ein Sohn Sabini Flavii: welcher in Asiâ ein Zoll-Einnehmer gewesen/ und sich so redlich verhalten/ daß man ihm eine Statuam gesetzet und darüber geschrieben: Probo Publicano. Seine Mutter hieße Vespasia Polla, deren Vatter Vespasius Pollio viel herrliche Gebäude geführet/ und dadurch berühmt worden. Von dieser ward er A. C. 10 den 17 Novembr. in einem Samnischen Dorfe gebohren/ und folgends von seiner Großmutter Tertulla erzogen. Er hatte/ in seinem Geburts-Themate, den Steinbock aufsteigend: daher er/ wie Augustus, zu grossen Sachen und Neuerung des Regiments bestimmet ware/ massen die Kaiser-Würde/ nach Abgang der Augustischen Linie/ und dreyer After-Kaisere/ in ihm auf eine neue Familie/ die zwar auch nicht lang währte/ gerahten ist. Er ware starkes und gesundes Leibs: ließe ihm/ zu der Gesundheit Erhaltung/ die Glieder oftreiben/ und hielte iedes Monats einen Fast-Tag.
Seine Gemahlin. Seine Gemahlin ware Flavia Domitilla, Statilii Capellae eines Röm. Ritters Tochter: mit deren er drey Kinder gezeuget/ nämlich Titum, Domitian und eine Tochter. Mutter und Tochter verlohre er/ ehe er Kaiser worden/ nach deren Tod er die Caenis, der Antoniae Freygelassene/ zu sich genommen/ die gar geschickt gewesen/ und ein gut Gedächtnis hatte.
Seine Sitten. Er war ein frommer Herr/ insonderheit der Mässigkeit ergeben/ also daß man ihn deren Fürbild genennet: auch so gar von Kleider-Pracht entfernet/ daß man ihn von einem gemeinen Soldaten nicht wol unterscheiden konte. Nächst deme war er ganz leutseelig in conversation, ließe ihn nicht leicht etwas verdriessen/ und pflage mit iederman freundlich zu scherzen/ an stat sein hohes Ansehen mit Ernst vorzukehren. Als einer von
seinen lieben Getreuen/ für einen andern/ den er seinen Bruder nennte/ ein gutes Amt ausbitten wolte/ ließe er selbigen vor sich kommen/ forschte von ihm/ was er jenem zu geben versprochen/ nahme solches selber von ihm/ und verliehe ihm das Amt. Wie nun gleich darauf der Hofdiener zu ihm kame/ und wieder fürzubitten begunte/ sagte er zu ihm: Suche du dir nun einen andern Bruder/ dann dieser ist mein Bruder worden.
Seine Verträglichkeit. Er konte auch/ sowol der Feinde/ als der Freunde/ freyes Wesen in Reden und Gebärden/ wol vertragen. Daher/ als-er zu Helvidio Prisco gesagt/ er solte das Rathaus meiden! und jener widersprache/ solang er nicht des Rahts entsezt wäre/ müste er zu Rathaus gehen! verbote er ihm ferner/ er solte im Raht nichts reden. Als der abermals widerredte/ wann man ihn fragte/ so müfte er antworten! sagte er: Wo du redest/ so werde ich dich am Leben straffen. Worauf jener geantwortet: Habe ich dann iemals gesagt/ daß ich unsterblich sey? der Kaiser mag das seine/ ich will das meine thun. Euer Thun ist/ mich tödten: mein Thun ist/ den Tod ohne Zittern vertragen. Als der Cynische Philosophus Demetrius am Weg vor ihm nicht aufstunde/ auch ihn nicht zu grüssen würdigte/ hat er ihn allein mit diesen Worten darum gestraffet: Du unterlässest zwar nichts/ mich dahin zu bewegen/ daß ich dich tödten lasse/ aber es ist meine Gewonheit nicht/ daß ich über Hunde zu Gericht sitze. Er änderte sich auch gar nicht/ als er Kaiser worden/ und war gegen iederman so freundlich/ als er zuvor gethan hatte. Insonderheit zeigte er sich einen solchen/ wann er aus dem Bad gegangen: Daher seine Leute selbige Zeit wol in acht nahmen/ wann sie etwas ausbitten wolten.
Seine Ehren-Aemter. Er truge vor der Kaiser-Würde/ unterschiedliche Ehren-Aemter/ zu Haus und drausen: wie er dann Kriegs-Zahlmeister in Creta, und in Thraciâ Kriegs-Hauptman gewesen. Kaiser Claudius schickte ihn in Teutschland/ und nachmals in Britannien: da er dreissigmal mit dem Feinde getroffen/ und zwey Provinzen ans Reich gebracht/ auch darauf Consul worden. Er ward auch Statthalter in Africâ, da er treulich gehauset/ und ganz arm wiedergekehret: massen er seinen Bruder alle seine Güter verpfändet/ und
Die Vespasian-Biographie basiert in weiten Teilen auf Sueton, De vita Caesarum, Vespasianus, sie enthält jedoch auch Angaben aus Texten anderer antiker Autoren. Unter den zahlreichen kommentierten Neuausgaben in lateinischer Sprache, aber auch in Übersetzungen, die Suetons Kaiserbiographien im 17. Jahrhundert erfuhren, konnte die Ausgabe, die Sandrart bzw. seinen Mitarbeitern als Grundlage diente, bislang nicht eruiert werden. Daher muss die Frage offen bleiben, ob die Passagen, die sich nicht auf Sueton zurückführen lassen, den Annotationen einer neuzeitlichen Ausgabe folgen oder das Ergebnis des Quellenstudiums eines der Redakteure darstellen. Für die Redaktionsarbeit des 1679 erschienenen Teils der Academie wurden zuletzt Martin Limburger und Christoph Arnold in Betracht gezogen; s. Laufhütte 2011, S. 19.The end of this part of the text is on page 949