TA 1679, I (Architektur), S. 92
Donati (Continued from previous page)Informat. on source text markers:Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 32): Donati, Roma Vetus, Liber Quartus, Kap. VII, Arx S. Angeli, überprüft anhand der Ausgabe 1648, S. 349–358.The beginning of this part of the text is on page 823
Baronius Tom I. an 879. die Tusculanischen Grafen entsprossen; welche all ihr Vermögen zu solcher Römischen Burg verschafft und angewandt/ dessen Macht und Reichthum dadurch zu verstärcken: Insonderheit Adelbertus bereichert die Burg. Adelbertus, welcher um das Jahr Christi neunhundert und acht dermassen begütert gewest/ daß er unter allen Fürsten in Italien der Reiche beygenahmet wurde. Also/ daß er wol eher für einen König/ als für einen Marggrafen hätte gelten mögen. Dazumal lebte auch zu Rom die zwar sehr reiche/ aber dabey lasterhaffte Edelfrau/ Theodora; Theodora bewohnt die Burg. welche durch ihre ungeziemende Wollüste Adelbertum dahin gereitzt/ daß er sie der Besitzung desjenigen Schlosses theilhaftig gemacht: Dannenhero sie auch nachmals daselbst zu wohnen pflegte. Dadurch sie dann die Herrschafft der Stadt an sich gebracht/ den Römischen Päbsten sehr viel zu leid gethan/ und sich von daraus denselben widersetzt. Und ihre Tochter Maroxia. Darauf folgte ihre Tochter/ Maroxia, einer sehr schönen Gestalt/ dabey aber eines üblen Ruffs: Diese bediente sich solcher Burg ebenmässig zu ihrer Sicherheit/ und thate/ samt ihrem Mann Vidone, der Römischen Bürgerschafft alle Trangsal an: Nachdem aber Vido keinen Leibserben hinterlassen/ hat sie/ samt ihrem Neben-sohn Alberico in der Stadt Rom/ nach ihrem eignen Gefallen so lang geherrschet; bis sie ihres verstorbenen Manns Bruder/ Ugonem geheurathet/ und demselben Albericus widerstund einem seinem Stiefvatter Ugoni. das leere Schloß übergeben. Allein Albericus wurde durch eine von seinem Stieff-vatter empfangene Maulschelle dahin bewogen/ daß er von Stund an mit den Burgern heimlich Rath haltend/ sich beedes über des Stieffvatters Hochmuth/ und seiner Mutter Ungehaltenheit zum höchsten beklagte; so lang und so viel/ bis sie endlich zu einem Aufstand wider diejenigen gebracht/ und durch seine Anführung die Burg bestürmet wurde. Da sich denn Ugo aus Furcht der gegenstrebenden Gewalt/ von dannen auf die Stadtmauer herab gelassen/ und mit hülff der Seinigen/ voller Grimm/ nach Insubrien die Flucht genommen. So bald Albericus die Burg einbekommen/ hat er seine Mutter Maroxiam ins Gefängnis gesetzt/ und sich des Regiments allein angemasset: Ungeachtet Ugo mit einem Kriegsheer wieder vor Rom geruckt/ aber damit nichts ausgerichtet.
Als nun aber Albericus mit Tod abgegangen/ kam Octavius sein Sohn an die Stelle; welcher her nach durch eigene Macht zu dem päbstlichen Stuhl gelangt/ und Johannes XII. genennet Wie solch Burg an den Pabst kommen. worden. Solcher massen nun hat zwar der Röm. Pabst das jenige Schloß unter seine Gewalt gebracht; wiewol nicht lang behalten: Sintemal/ nach Absterben Johannis, solches den Päbsten/ welche lange Zeit auf dem Laterano gewohnt/ von dem Burgern zu Rom wieder aus den Händen gespielet worden: denn die Römer nahmen Johannem XIII. gefangen/ und setzten ihn auf solcher Burg; wiewol sie ihn hernach/ aus Furcht des Keysers/ in Campanien weiter verschickt. Eben dahin wurde auch Benedictus VI. im Jahr neunhundert vier und siebenzig gebracht/ und allda getödtet. Derjenige aber/ so den erstbesagten Pabst
umgebracht/ wurde nachmals von Benedicto VII. aus der Stadt vertrieben; Unerachtet/ dessen kam er nach etlichen Jahren wieder/ und lies Johannem XIV. als des erstbesagten Benedicti Nachfolger/ durch seinen Anhang/ in solcher Burg/ meuchelmörderischer Weise erwürgen.
Crescentius widersetzt sich dem Pabst und Keyser. Hierauf folgte Pabst Johannes XV. unter welchem Crescentius, ein Nomentaner/ dasselbige Schloß/ zu vorgewandter Beschirmung des Röm. Burgermeister-amts/ im Jahr neunhundert fünff und achzig eingenommen: Da er dann dem Pabst keinen geringen Schrecken eingejagt/ zumal als Keyser Otto deswegen in Italien gekommen: Wider welchen Crescentius die Mauren und Stadt-thore nicht nur allein wol verwahren/ sondern auch Hadriani Molem mit Bollwercken und Wällen aufs beste versehen/ und alles Kriegsvolck in völliger Bereitschafft stehen lassen. Unterdessen starb Johannes XIV. XV. und wurde an seine Stadt Gregorius V. erwehlt. Nachdem aber Crescencius diesen auch ausgejagt/ und mit Gewalt einen Keys. Otto belagerte Crescentium. andern Pabst eigesetzt/ ruckte Keyser Otto, welcher zu Spoleto angekommen/ mit seinem Volck wieder vor Rom und warf seine Werck/ zur Eroberung der Burg/ davor auf/ und hielt ihn sehr eng eingeschlossen: uber welchem Anzug und Wercken Crescentius so bestürtzt wurde/ daß er dem Keyser zwar zu Gnaden gegangen/ aber seinen Kopff darüber verloren. Dieweil er aber solche Burg mit vielen neuen Wercken bevestiget hatte/ so wurde sie lange Zeit nach ihm annoch die Crescentii-Burg In lateinischen Quellen des Mittelalters wird die Engelsburg mehrfach als »Crescentii-Burg« bezeichnet; so beispielsweise in der »Mirabilia Urbis Romae«, dem um 1140 entstandenen lateinischen Text zur Stadt Rom, der Generationen von Rompilgern als Führer diente; vgl. Cesare D’Onofrio, Visitiamo Roma mille anni fa. La città dei Mirabilia, Rom 1988: »[De muro, portis, miliaribus, nominibus portarum, arcubus, montibus, termis, palatiis et theatris urbis.] 7. De theatris. Theatra Titi et Vespasiani ad Catacumbas; theatrum Tarquinii et imperatorum ad Septem solium; theatrum Pompeii ad sanctum Laurentium; theatrum Alexandri iuxta sanctam Mariam Rotundam; theatrum Neronis iuxta Castellum Crescentii; et theatrum Flammineum.«; auch in der »Narratio de Mirabilibus urbis Romae« des Magister Gregorius (12,/13. Jhdt.): »27. De pyramidibus id est sepulcris potentum. Nunc autem de pyramidibus pauca subiciam. Sunt autem pyramides sepulcra potentum, mirae magnitudinis et altitudinis, in summitate acutae, figuram hemiconoidis referentes. Quarum prima quam vidi Romuli est. Hanc autem, ante castellum Crescentii sitam prope ecclesiam beati Petri, peregrini mentiuntur fuisse acervum segetis Petri apostoli, quam cum Nero sibi rapuisset, in lapideum collem pristinae quantitatis fuisse conversam.«/ item der Thurn Crescentii genennet; und sind diejenigen Wercke/ als welche nicht zu verachten waren/ also gelassen worden.
Gantzer fünf und sechtzig Jahre hernach/ da Cincius nahm solche Burg auch ein. Alexander II. zum Pabst erwehlet wurde/ hatte sich ein Röm. Burger Cincius, mit einem mächtigen Kriegsheer dem Pabst widersetzt: darauf erhub sich Cadalous, vermittelst der Longobarder Waffen auf den Päbstlichen Stuhl; welchem Cincius die Leons-Stadt/ die Engelsburg/ samt der Milvischen Brucke/ durch Verrätherey alsobald eingeraumet: welcher eine starcke Besatzung darein gelegt. Nachdem aber jener unrechtmässige Pabst/ von Alexandro, eine Zeitlang belägert wurde/ hat ihn Cincius, um ein grosses Stück Geld wieder auf freyen Fuß gestellt.
Ferner so hat sich des Alexandri Nachfolger Beede Päbste Gregorius VII. und Urbanus II. wurden ausgejagt. Gregorius VII. aus dem Laterano, dahin erhoben/ woselbst ihn Keyser Heinrich III. vergeblich belagert; ingleichen auch die Macht des Röm. Volcks nichts wider dessen Mauren und Waffen vermocht: bis er endlich von dar nach Salerno begleitet worden/ wie bey Baronio im Jahr 1084. zusehen. Uber das alles hat das Volck zu Rom/ aus Anreitzung des Keisers noch nicht geruhet/ sondern dem Pabst Urbano II. dasjenige Schloß so wol mit Gewalt als durch Betrug/ im Jahr 1091. abgenommen; welches der unrechtmässige Pabst Guibertus an sich gebracht: Endlich aber ist Urbanus II. nach Verfliessung sieben gantzer Jahre/ aus Franckreich wieder nach Rom gekehrt/ und hat die Engelsburg zwar von neuem erobert/ aber
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 32): Donati, Roma Vetus, Liber Quartus, Kap. VII, Arx S. Angeli, überprüft anhand der Ausgabe 1648, S. 349–358.The end of this part of the text is on page 827