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TA 1679, I (Architektur), S. 87

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Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 32): Donati, Roma Vetus, Liber Tertius, Kap. XVI, Aedificia Campi Martii, et Flaminii, überprüft anhand der Ausgabe 1648, S. 282284. Sandrart folgt Donatis Text allerdings nicht wortwörtlich; so geht dieser nicht auf die Statue der Minerva, Cleopatra und Marc Anton sowie auf den Begriff Engelsburg ein.Christina Posselt, 03/20/2012The end of this part of the text is on page 820
Wer das Pantheon erbaut. DAs Pantheon, oder/ Aller-Heiligen-Tempel/ hat M. Agrippa, als er zum drittenmal Burgermeister war/ erbaut ; wie nicht nur allein dessen Innschrifft/ sondern auch beedes Plin. lib. 36. cap. 15. Dion. l. 53. Plinius und Dion solches einhellig bezeugen: Jener schreibt/ es sey solches dem Jovi Ultori, das ist/ dem Gott der Rache/ gewidmet gewest. Dieser vermeint/ es habe darum warum dieser Tempel Pantheon, geheissen. Pantheon geheissen/ dieweil Agrippa, samt und vermittelst der beeden Götzen- bilder Martis und Veneris, auch noch viel andere ein- und angenommen. Diese Venus allein hatte zum Ohren-gehäng Hoch-schätzbares Ohren-gehäng Veneris. die Hälffte desjenigen Perlens/ so die Cleopatra auf einer Mahlzeit eingesoffen/ die Verthunlichkeit M. Antonii dadurch zu überwinden: Und sagt man/ daß allein dieses Theil desselbigen Perlens 250000. Ducaten geschätzet worden.

Ferner so stunde das Bild Minervae, aus einem kostbaren Stein von dem vortrefflichen Bildhauer Phidia gearbeitet/ darinnen: Imgleichen Unterschied der himmlischen und irdi chen irdischen Götter. auch das Bild Herculis auf der Erden/ und zwar aus dieser Ursach/ weil die Bilder Jovis, und anderer himmlischen Götter (wie Vitruvius dafür hält) an hohe und erhabene Oerter; dagegen aber die Bilder der irdischen Götter/ als der Göttinn Vestae, Herculis, der Göttinnen des Erdbodens und des Meers/ an niedrige Oerter gesetzt seyn müssen. Zu geschweigen des/ wie daß Agrippa, auch des Keysers Augusti, als seines Schwehrvatters/ und sein eignes Bildnus in den Vorsaal desjenigen Tempels gesetzt hatte.

Runde Gestalt desselbigen Tempels. Ammianus lib.16. Hist. Uberdis alles so sind so wol Ammianus, als Dion selbst/ fast gleicher/ und zwar dieser Meinung/ ob wäre dis herrliche Gebäu vielmehr auch darum Pantheon genennet worden/ dieweil durch dessen Ründe die Gestalt der Welt gleichsam vorstellig gemacht wurde; Dannenhero heutiges Tages solcher Tempel Maria Rotunda genennet wird. So stund auch solcher Tempel obenher wie noch offen/ also daß Regen und Sonnen-licht darein fallen kunte; nach Art derjenigen Tempel/ welche Vitruvius lib. 3. Ar. chit. c. 1. sonst von Vitruvio, (dieweil sie/ unter dem Himmel offen stunden/ und denselben gleichsam zu ihrem Obdach hatten) Hypaethra genennet worden. Scheinet also/ Agrippa habe es hierinnen den Atheniensern nachthun wollen/ indem er seinem Jovi zu Rom eben einen solchen offen-stehenden Tempel dazumal erbaut/ als ehdessen Jupiter Olympius zu Athen gehabt hatte.

Warum die Tempel von Alters obenher offen gewest. Zudem so hatten die Alten gar etwas besonders darauf/ indem selbe/ nach Anlas ihrer heidnischen Religion/ nicht gestatten wolten/ daß ihre Tempel völlig betachet würden; dergleichen auch an dem Capitolio selbst zu sehen war/ in welchem das Tach mit allem Fleiß nicht gantz ausgebauet worden/ damit der unbewegliche Stein-götz Terminus unter dem freyen Himmel stehen kunte.

Von unter schiedlichen Keysern/ wieder auferbauet. Es hat aber solcher Pantheon, nach der Zeit/ viel Ungemach erlidten; weswegen dasselbige wol vonnöthen hatte/ daß sich unterschiedliche Keyser dessen anzunehmen Ursach hatten: Sintemal Adrianus, Antoninus Pius, und Severus dasjenige

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wieder aufgerichtet/ und bäulich erhalten; wie Spartianus und Capitolinus dessen genugsame Zeugen sind/ ausser derjenigen Innschrifft/ welche annoch daran zu lesen/ und also lautet:

IMP. CAES. L. SEPTIMIUS. SEVERUS. PIUS. PERTINAX. ARABIC. ADIABENIC. PARTHIC. MAX. PONT. MAX. TRIB. POT. XI. COS. II. P. P. PROCOS. ET. IMP. CAES. M. AURELIUS. ANTONINUS. PIUS. FELIX. AUG. TRIB. POTEST. V. COS. PROCOS. PANTHEUM. VETUSTATE. CORREPTUM. CUM. OMNI. CULTU. RESTITUERUNT.

Dessen schöner Vorsaal. Weiland aber war nicht nur allein der sehr schöne Spatziergang/ oder Vorsaal (welcher auf sechzehn grossen Pfeilern stunde/ davon anheut nur noch dreyzehen übrig sind) sondern auch das gantze Gewölb des Tempels mit Kupfer gantz bedecket; welches hernach der Griechische Keyser Constantinus Anastasius in vita S. Vitaliani Pont. hinweg nehmen/ und/ samt andern Zierathen der Stadt/ nach Sicilien überbringen lassen. Allein der Pabst Gregorius III. hat nachmals das Gewölb mit kupfernem Blech wieder bedeckt/ und was rings umher davon schadhaft worden/ auszubessern verordnet. Auf dessen Vorsaal lagen sehr dicke/ kupferne Bleche/ welche sehr künstlich über einander giengen/ und mit sehr starcken Nägeln Pabst Urbanus VIII. gebrauchte das Kupfer davon zu Kirchen- und Kriegssachen. wol geheftet waren/ damit das Tach solche Last ertragen kunte: Solche hat der Pabst Urbanus VIII. nach der Zeit zu dem Grab Petri und Pauli, in der Basilica Vaticana, verwandt; und durch solches alte Metall denjenigen Bau desto ansehnlicher machen wollen.

Uberdis so hat es auch selbigem Pabst beliebt/ viel Stucke daraus giessen zu lassen/ welche nach der Engels-burg gebracht/ und daselbst gebraucht worden. Eines davon war nur einig und allein aus denjenigen grossen Hefft-nägeln gegossen/ dadurch die küpferne oder ertzene Decke zusammen gehalten wurde; laut dieser Innschrifft/ so auf demjenigen Stuck zu finden:

EX. CLAVIS. TRABALIBUS. PORTI-
CUS. AGRIPPAE.

Das übrige/ wiewol nemlich Urbanus VIII. solches Tempel-Ertz angewandt/ ist zu ersehen aus derjenigen Innschrifft/ welche über der Vaticanischen Kirch-thür also lautet:

URBANUS. VIII.
PONT. MAX.
VETUSTAS. AHENEI. LACUNA-
RIS. RELIQUIAS.
IN. VATICANAS. COLUMNAS.

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Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 32): Donati, Roma Vetus, Liber Tertius, Kap. XVI, Aedificia Campi Martii, et Flaminii, überprüft anhand der Ausgabe 1648, S. 282284. Sandrart folgt Donatis Text allerdings nicht wortwörtlich; so geht dieser nicht auf die Statue der Minerva, Cleopatra und Marc Anton sowie auf den Begriff Engelsburg ein.Christina Posselt, 03/20/2012The end of this part of the text is on page 820