TA 1675, I, Buch 1 (Architektur), S. 8
Vasari (Continued from previous page)Informat. on source text markers:Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 3): Vasari, Le Vite 1568, Introduzzione alle tre arti del disegno, Kap. I, Delle diverse pietre che servono agl’architetti per gl’ornamenti e per le statue della Scultura, überprüft anhand der Ed. Bettarini/Barocchi, vgl. Online-Ausgabe SNS, Bd. I, S. 31–S. 54 [Accessed: 2011-11-09. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/634VbazHc]. Sandrart kürzt einige Passagen aus Vasaris Kapitel und reduziert insbesondere die dort gegebenen Beispiele.The beginning of this part of the text is on page 56
Eisen/ verfärtigt/ auch nicht anziehen die Manier und Weise zu gründen/ samt allem deme/ das zu Vollziehung eines verständigen Baues gedeylich und nötig ist. Ich werde aber bloß/ zu Dienst und Frommen aller Kunstliebenden Bauleute/ beybringen/ die Manier/ Proportion und Weise/ welche in den Gebäuen soll beobachtet und gehalten werden/ damit sie die rechte Zierde und Schönheit überkommen. Hierbey waltet nun die meiste Beschwerung/ in Zubereit- und Ausarbeitung der harten/ vesten und starken Steine/ von welchen zugegen mit belieblicher Kürze solle gehandlet werden.
I. Der Porfyr-Stein/ Porfido: Ich sage dann erstlich/ von dem harten Porfyr-Stein. Ist ein rohter Stein/ mit kleinen weißen Adern/ so aus Egypten in Wälschland gebracht wird. Seine Natur ist/ daß er in dem Aushauen etwas zart und lind/ doch/ so er dem Ungewitter/ Eis/ Regen/ Hitz und Kälte unterworffen wird/ allezeit mehr erhärtet: mittler zeit er/ durch vielfältige Anwendung der Sägen/ Steineisen und Räder/ mus zugericht/ polirt und geschlichtet werden. Wie dann unterschiedliche Stücke zu sehen/ welche theils viereckicht und rund/ theils eben und flach sind: die zu denen Zimmern/Pflastern/ Gebäuen und Seulen/Statuen und Bildnußen/ auch Röhrkasten und Wasserzwingern Hier nennt Vasari in leichter Abweichung »edifici, et ancora grandissimo numero di colonne e picciole e grandi, e fontane con teste di varie maschere« (Vasari, Le Vite 1568, Introduzzione di Giorgio Vasari alle tre arti del disegno, Kap. I, Delle diverse pietre che servono agl’architetti per gl’ornamenti e per le statue della Scultura, überprüft anhand der Ed. Bettarini/Barocchi, vgl. Online-Ausgabe SNS, Bd. I, S. 32 [Accessed: 2011-11-03. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/62vHeN4bS])./ bästens gedeylich. Wiewol sie auch nicht minder in denen Epitaphiis, Mahl-oder Grab-Steinen/ zu niederer und mitler Erhöhung/ zierlich und fast nutzlich anzuwenden.
Arbeit hiervon zu Rom Ein Beyspiel und Augenschein dessen ist zu nehmen/ von der Ruh-Stätte der heiligen Jungfrauen Constantiae, einer Käyserlichen Prinzessin und Tochter Constantini des Großen/ in dem alten und Ruhmreichen Gebäu des Tempels Bacchi, außer der Stadt Rom: bey deren viel Kindlein und Knaben/ mit grünenden Weintrauben und Blättern/ voll höchsten Fleißes/ Kunst und Mühsamkeit/ von eben-ermeldtem Stein/ zu Trutz der Natur/ ausgearbeitet und verfärtigt stehen. Vasari nennt noch weitere Beispiele porphyrner Kunstwerke: ein Sarkophag, eine Porphyrwanne aus den Thermen, die sitzende Statue des Apoll in der Sammlung Ottavio Farneses sowie die Wölfin aus der Antikensammlung der Familie della Valle (vgl. Vasari, Le Vite 1568, Introduzzione di Giorgio Vasari alle tre arti del disegno, Kap. I, Delle diverse pietre che servono agl’architetti per gl’ornamenti e per le statue della Scultura, überprüft anhand der Ed. Bettarini/Barocchi, vgl. Online-Ausgabe SNS, Bd. I, S. 33 [Accessed: 2011-11-03. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/62vHXGbDi]; s. Vasari-Einführung in die Künste 2006 (dt. komment. Übers.), S. 146 f.). Diese mögen jetziger Zeit nicht mehr von unsern Die Wissenschaft/ disen Stein zu arbeiten/ ward verloren. Werkmeistern nachgeahmet und in gleicher Vollkommenheit erreichet werden/ weil sie die Temperatur, in Zurichtung notwendiger Instrumenten/ Werkzeug und Eisen verlohren/ mit welchen diese Steine gedemütiget und bezwungen worden.
Es sind zwar öfters etliche glatte Seulen und andere Stucke/ durch gewiße Ram-Sägen/ auch Gebrauch des Wassers und Schmirkels/ aus gemeldten Steinen/ mit höchst-saurem Schweiß und Bocks-Blut zur Eisentempera, hiebey dienlich. Mühe/ heraus gebracht und gekünstlet worden/ insonderheit vermittels des Bocks-Bluts/ so zu Erweichung gemeldtes Steins am fürträglichsten: sie haben aber doch niemals zur Vollkommenheit ihrer Vorfahren gelangen mögen/ daß sie auch solche rare und seltsame Contrafatturen oder Bildnußen/ in großen und kleinen Stücken/ hätten mögen zuwegen bringen. Sie haben gewiße Hämmer/ mit großen und schweren Köpfen/ von Stahl erfunden/ auch vorher die Steine mit gedachtem Bocks-Blut geweichet/ und endlich mit langem Hämmern und Pecken es so weit gebracht/ daß sie dem Stein bald eine runde/ bald eine flache Figur oder Gestalt erworben. Den alchemistischen Topos der in Bocksblut gehärteten Werkzeuge, der bei Plinius, Heraclius und Theophilus (De diversis artibus, Kap. 95) beschrieben wird, erweitert Vasari mit den ausgewiesenen Fähigkeiten Albertis in der Barbeitung des Porphyr (vgl. Vasari, Le Vite 1568, Introduzzione di Giorgio Vasari alle tre arti del disegno, Kap. I, Delle diverse pietre che servono agl’architetti per gl’ornamenti e per le statue della Scultura, überprüft anhand der Ed. Bettarini/Barocchi, vgl. Online-Ausgabe SNS, Bd. I, S. 34 [Accessed: 2011-11-03. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/62vHK3ffv]; s. Vasari-Einführung in die Künste 2006 (dt. komment. Übers.), S. 147 f.).
Es hatte A. 1553 der Edle und Vornehme Herr Ascanius Columna dem Papst Julio III. eine uralte Schale oder Becken von Porfyr/ zu einem Röhrkasten/ so in die sieben Werkschuh lang und breit/ in seinen Lust-Garten/ zu sonderbarem Favor und Ansehen/ verehret. Weil aber hieran/ Michaël Angelo konte Julii III. Schale von Porfido nicht restauriren. durch Ubersehung und Unachtsamkeit der Beamten/ in Aufsetzung dieses Stucks/ etliche wenige kleine Stücklein ausgesprungen/ oder zerstoßen worden/ hat ermeldter Papst angeordnet und befohlen/selbiges/ mit sonderm Fleiß/ Kunst und Geschicklichkeit zu repariren. Es hat aber hieran eines jeden geübte Wissenschaft fehl geschoßen und erligen müßen/ dann sie solches nicht zuwegen bringen können.
Endlich An. 1555 hat der Durchleuchtigste Florentinische Groß-Herzog Cosmus, in seinen Palast und Lust-Garten Genauer eine Wasserleitung vom Garten des Palazzo Pitti zum Palazzo Vecchio, in dessen Innenhof der Brunnen mit dem Porphyrbecken aufgestellt wurde (vgl. Vasari, Le Vite 1568, Introduzzione di Giorgio Vasari alle tre arti del disegno, Kap. I, Delle diverse pietre che servono agl’architetti per gl’ornamenti e per le statue della Scultura, überprüft anhand der Ed. Bettarini/Barocchi, vgl. Online-Ausgabe SNS, Bd. I, S. 35 [Accessed: 2011-11-03. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/62vH9euza]). Durch die unvollständige Übersetzung der Vasari-Passage entsteht bei Sandrart allerdings der Eindruck, der Brunnen stünde im Palazzo Pitti und dessen Garten./ eine vortrefliche Fontana oder Röhr-Kasten aus diesem Stein/ (als er dessen Menge in seinen Steinbrüchen hatte) mit einer gleichmäßigen weiten Schale/ und künstlich-ausgearbeitetem Postement oder Fuß-Gestelle/ von einem Stuck aufzuführen/ angeordnet. Damit er aber seinen Kunstmeister der grösten Sorge entheben möchte/ hat er/ aus einem gewißen Kraut und Wurzel/ ein gewaltiges Wasser distillirt und Groß - Herzog Cosmo erfindet eine harte Eisentempera. gebrennet/ in welches/ so man die glüende und erhitzte Instrumenta und Eisen gestoßen/ und darinn abgeleschet/ sind sie davon also erhartet/ daß der Groß-Herzogliche Werkmeister/ Francesco Tadda, den Porfyr/ ohne sonderbare Mühwaltung Mit welcher Tadda ganze Figuren gearbeitet./ nach Beginnen und Luft untertreiben/ auch vorgehabte Fontana, mit Kunst-voller Hand/ zu Ende bringen mögen. Dieser hat hieraus sich eines mehrern unterwunden/ und durch ermeldtes Wasser in kurzer Zeit die Bildnus seines Principaln/ als Groß-Herzogs Cosmi, wie auch Leonorae, deßen Durchleuchtigster Gemahlin/ und das Haupt JEsu Christi/ mit so natürlicher Kunst und Vollkommenheit hervor gebracht/ daß so gar alle zärteste Gliedmaßen/ minste und geringste Härlein/ so im Aushauen die mächtigste Beschwerde aufbürden/ ihren übernatürlichen Glanz/ Helle und Schein bekommen.
Also hat er hiermit aller Vorfahrere künstliche Meisterschaft/ wo nicht übertroffen/ doch zum wenigsten sehr lobreich erlanget: Wie Michael Angelo, der gepriesensten Kunstmeistere einer in Rom/ nach eingenommenem Augenschein/ selbst gestehen müßen. Dann als höchst-gedachter Groß-Herzog ihme dieses in Rom vorgetragen/ und er solches nicht beglaubwürdigen wollen/ ist ihme das gebildete Haupt Christi/ auf Anstalt Cosmi, nach Rom gebracht worden: da er dann in dessen Augenschein und tieffester Betrachtung/ letztlich ganz Mich. Angelo Urtheil hiervon. verzuckt und voll Freude aufgeruffen: Glückselig und aber selig sind diese Zeiten/ welche uns diesen Mann gebracht/ der uns einer Mühe entbürdet/ um welche so viel hundert Jahre her die sinnreichste Ingenia sich ganz fruchtlos bearbeitet.
Betreffend nun den Stein Porfyr selber/ (weil deßen Veste und Härte nun geschwächet ist) so ist zu merken/ daß/ wann/ zu Bezwingung oder Demütigung dessen/ eine Flamme oder Feuer angewendet
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 3): Vasari, Le Vite 1568, Introduzzione alle tre arti del disegno, Kap. I, Delle diverse pietre che servono agl’architetti per gl’ornamenti e per le statue della Scultura, überprüft anhand der Ed. Bettarini/Barocchi, vgl. Online-Ausgabe SNS, Bd. I, S. 31–S. 54 [Accessed: 2011-11-09. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/634VbazHc]. Sandrart kürzt einige Passagen aus Vasaris Kapitel und reduziert insbesondere die dort gegebenen Beispiele.The end of this part of the text is on page 58