TA 1675, II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 147
ManderInformat. on source text markers:
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 13):
Mander, Schilderboek, Het leven van Michel Agnolo Buonarruotti, Florentijn, Schilder, Beeldtsnijder, en Bouwmeester, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 163v–173v [Accessed: 2011-11-08. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/632RNycBn].
Sandrart kürzt einige Passagen, fügt selbst eine Anekdote hinzu und gibt die meisten der von van Mander zitierten Verse in deutscher Übersetzung wieder, wobei die sprachliche Abfassung bei Sigmund von Birken zu vermuten ist, dem die redaktionelle Überarbeitung von Sandrarts Schrift oblag (vgl. Klemm 1995; Laufhütte 1998, S. 25-29; Möseneder 2000, S. 163; Laufhütte 2011, S. 22) .The end of this part of the text is on page 360zusammen gebracht/ um alldorten eine Schule für junge Mahler und Bildhauer aufzurichten/ worbey er dann sich gegen Dominico beklagt/ daß das Bildhauen so gar wenig mehr im schwang gehe/ und auch/ daß er ihme zween von seinen bästen Lehrlingen/ um Contrafäten zu lernen/ geben wolte/ begehrt. Da wurde ihme Michaël Angelo übt sich in der Bildhauerey und Francesco Granaccio überlassen; Michaël Angelo machte gleich etwas von Erden/ um dardurch einen andern Bildhauers Sohn/ welcher vom Lorenzo hoch geachtet worden/ zu truzzen; nachmalen nahme er ein Stuck Marmor/ und contrafätete ein Angesicht von einem alten lachenden Faunus, dessen Mund und Nase ein wenig eingebogen und gebrochen war/ den machte er nun so natürlich/ daß sich der Herr darüber zum höchsten verwundert/ und als Michaël Angelo sein Haupt mit der Nasen verfärtiget/ auch in des lachenden Mund alle die Zähn gesetzet hatte/ sagte sein Herr schertzweis und aus Vergnügung/ die er an diesem Kopf gefunden/ zu ihm: Ihr müst gedencken/ daß alte Leute nicht just alle Zähn haben/ sondern daß ihnen unterweiln einer mangele.Dieses merckte Michaël Angelo,als der noch jung ware/ genau/ und glaubte/ sein Herr rede die Warheit/ und meine es ernstlich/ und weil er ihn forchte/ schnidte er gleich einen Zahn aus/ und machte/ als ob solcher ausgefallen wäre/ erwartete anbey mit Verlangen die Wiederkunft seines Herrn; der dann/ wie er die gute Einfalt des Jünglings vermerckt/ darüber sehr gelacht/ und es oft in Zusammenkunften/ als ob es ein grosses Miracul oder Wunderding wäre/ erzehlt.
Und erlangt deßhalben große Gunst bey Lorenzo de Medicis. Endlich aber nahme er ihn/ mit Erlaub des Vatters/ in sein Haus/ als sein eigen Kind/ an und auf/ gab ihme eine eigne Kammer ein/ und ließ ihn mit seinen Kindern an seiner Tafel essen. Diß geschahe im zweyten Jahr/ da er bey Dominico gewohnt/ und reichte ihm dieser Herr auch noch eine pension, um dem Vatter zu helfen/ von 5.Ducaten des Monats/ ließe ihm darneben einen purpernen Mantel machen/ und gabe dem Vatter einen Dienst. Woraus dann die Freygebigkeit dieses Herrn gegen der Kunst-liebenden Jugend abzunehmen ist. Sintemalen alle Jünglinge/ die an seinem Hof waren/ ihre gewiße Bestallung hatten/ der eine weniger/ der ander mehr/ und wurden in diesem Hof nicht allein runde Bilder/ wie gemeldt/ sondern auch viel fürtrefliche Gemählde gesehen/ so/ daß es ein sehr tauglicher Platz zu ihrer Kunst war/ zu welchem Michaël Angelo, als welcher den Vorzug unter allen erlangt/ allezeit die Schlüssel gehabt. Er machte für seinen Herrn/ durch Macht den Streit des Hercules mit den Centauren. Rahtgeben des gelehrten Politianus, einen Streit von Hercules und den Centauren in Marmor/ der so schön zu Gesicht kommt/ daß er von einem alten erfahrnen Meister gemacht zu seyn scheinet/ und deswegen noch in großer Würde gehalten wird. Auch machte er in Marmor ein Marienbild von halbrund/ worinnen er dem Werk von Donat nicht in allem nachgekommen/ aber in gratia, Annehmlichkeit und Zeichnung es übertroffen. Er zeichnete auch viel Monat bey den Carmeliten/ nach den Gemählden von Masauio, und dieses mit solchem
Verstand/ daß sich alle von der Kunst darüber verwundern musten.
Wie aber nun der Neid ein Schatten der hellglänzenden Tugend ist/ also vermehrte sich/ neben seinem hohen Ruhm/ auch allezeit der Widersacher Neid und Mißgunst/ so/ daß ein junger Bildhauer/ Torrigiano mit Namen/ als welchen sehr bekümmert/ daß er von ihm übertroffen/ und für andern herfürgezogen werden solte/ sich gestellt/ als ob er mit ihme scherzte/ darbey aber die Nase mit der Faust entzwey geschlagen/ wordurch er ihn dann also gezeichnet/ daß er sein Lebenlang genug daran Torrigiano schlägt Michaël Angelo die Nase entzwey. gehabt/ weshalben Torrigiano auch aus Florenz verbannet worden. Da nun Michaël Angelo vier Jahr bey diesem seinem Herrn sich aufgehalten/ ist sein Herr gestorben/ weßhalben er dann wieder in seines Vatters Haus mit großer Traurigkeit/ wegen seines Kunst-liebenden Herrn/ gekehret/ daselbst nun kaufte er ein großes Stuck Marmor/ und machte daraus einen Hercules vier Ellen lang/ der endlich in Frankreich dem König Francesco zugekommen/ und für ein excellentes Stuck gehalten worden. Weil er aber bey dem Sohn seines verstorbnen Herrn/ als welcher der einige Erb in seines Vatters Gut war/ noch sehr werth geachtet wurde/ ist er allezeit mit ihme/ wann er etwas Antiches kauffen wollen/ zu Raht gegangen/ ließ ihn auch/ da es einmal sehr geschneyet hatte/ in den Hof ein sehr großes Bild von Schnee machen. Van Mander nennt an dieser Stelle noch das Holzkruzifix, das Michelangelo 1492 für den Prior von Santo Spirito anfertigte (vgl. Mander, Schilderboek, Het leven van Michel Agnolo Buonarruotti, Florentijn, Schilder, Beeldtsnijder, en Bouwmeester, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 164v [Accessed: 2011-11-08. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/632RNycBn]).
Komt nach Bolognen. Da nun die von dem Haus von Medicis aus Florenz vertrieben wurden/ ist Michaël Angelo kurz zuvor auch hinweg nacher Bolognen/ und von dar nach Venedig gezogen/ weil er sich einigen Ungemachs/ um daß er in diesem Haus sehr wol bekandt und stetigs ware/ beförchtet. Wie er aber zu Venedig keine Arbeit gefunden/ ist er wieder nach Bolognen gezogen/ woselbst er/ weiln er kein Zeichen an dem Port genommen/ in Straff von 50. Bolognesischen Pfunden gefallen/ und als er solches nicht bezahlen konte/ wurde er von einem der sechzehen regierenden Herren/Francesco Aldourandi mit Namen/ gelöst/ bey welchem er dann ein Jahr verblieben/ und zu einem andern alten Werk in die Kirche einen Engel mit einem Leuchter/ und einen S. Petronio von Marmor gemacht/ worfür er 30. Ducaten empfangen.
Kehrt wieder zurück nach Florenz/ und macht einen schlaffenden Cupido. Nachmalen begab er sich wieder nach Florenz/ und machte daselbst unter andern einen schlaffenden Cupido in Lebens-Grösse so wol/ daß er schiene alt und Antich zu seyn/ dergleichen einen (wie man sagt) Balthasar Milanese zu Rom in seinem Weingarten verbergen und wieder ausgraben lassen/ auch solchen hernach dem Cardinal S. Giorgio um 200. Ducaten verkauft haben/ jezt aber in Mantua zu finden seyn solle. Als nun solches offenbar worden/ machte es unsern Künstler so berühmt/ Und wird von dar nach Rom beschrieben/ woselbst er einen Cupido und Bacchus macht/ daß er gleich nach Rom zu dem Cardinal beruffen worden/ woselbst er dann ein gantzes Jahr (doch ohne sonderbare Arbeit) zugebracht; Ein Römischer Edelmann/ Giacomo Galli, ließ ihn einen Cupido von Marmor in Lebens-Grösse machen/ und darauf einen Bacchus, von zehen Spannen hoch/ mit einem Trinckgeschirr in der Hand/
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 13): Mander, Schilderboek, Het leven van Michel Agnolo Buonarruotti, Florentijn, Schilder, Beeldtsnijder, en Bouwmeester, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 163v–173v [Accessed: 2011-11-08. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/632RNycBn]. Sandrart kürzt einige Passagen, fügt selbst eine Anekdote hinzu und gibt die meisten der von van Mander zitierten Verse in deutscher Übersetzung wieder, wobei die sprachliche Abfassung bei Sigmund von Birken zu vermuten ist, dem die redaktionelle Überarbeitung von Sandrarts Schrift oblag (vgl. Klemm 1995; Laufhütte 1998, S. 25-29; Möseneder 2000, S. 163; Laufhütte 2011, S. 22) .The end of this part of the text is on page 360