TA 1675, II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 132
Mander (Continued from previous page)Informat. on source text markers:Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 13): Mander, Schilderboek, Het leven van Baccio Bandinelli, Schilder en Beeldtsnijder van Florencen, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 150v–156r [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631PZwunm].The beginning of this part of the text is on page 342
heimlich in den Saal/ wo der Carton war/ gekommen seyn/ und denseiben denselben in viel Stuck zerfezt haben solle/ welches an einem/ der gleichsam ein Liecht aller Zeichen-Kunst gewesen/ wol eine schändliche That ware/ ohne daß man die Ursach wissen mögen/ welche ihn darzu bewogen. Etliche hielten darfür/ er habe die Lehr-Jungen eines so kostbaren Vorbilds wollen berauben/ damit sie ihn in der Kunst nicht übertreffen möchten/ die andere/ daß er etliche besondere Stuck für sich selbst genommen/ oder solches Leonardo da Vince zu gefallen gethan habe/ weil dieser Carton desselben Ehre sehr geringert: Die dritten aber meineten/ es wäre aus Haß und Neid gegen Michäel Angelo, welchem er sein Lebtag nicht günstig gewesen/ geschehen/ bey dessen Erfahr- und Offenbarung ihme solcher Haß und Neid scharpf verwiesen worden.
Nach diesem verfärtigte er einen Carton von einer nackenden Cleopatra, die sehr schön war/ und als er dergestalten in den Ruf eines sehr künstlichen Begibt sich auf die Mahl-kunst Zeichners kommen/ legte er sich auf die Mahl-Kunst/ und gedachte bey sich festiglich/ dem Buonarotti in allem gleich zu seyn/ oder denselben gar zu übertreffen. Derenthalben zeichnete er weiters einen Carton, von einer nackenden Leda, Castor und will dieselbe ohne einen Lehrmeister üben. und Pollux, und war Willens/ diese von Oelfarben zu mahlen/ weil er mit Vermengung der Farben/ dem Vertieffen und Erhöhen/ ohne einiges andern Unterweisung/ sehr wol umgehen konte.Doch dunkte ihm rahtsamer zu seyn/ sich von Andrea del Sarto, mit welchem er sehr gemein war/ auf eine Tafel abcontrafäten zu lassen/ um dardurch die Mischung der Farben desto bässer zu vermerken/ und also dieses Gemähl/ seinem Vorhaben nach/ zum Behelf zu gebrauchen. Aber del Sarto, welcher die Listigkeit und das Mißtrauen seines Freunds gespürt/ gienge hinzu/ und nahme/ als ein erfahrner Meister/ die Farben ohne Vermengung mit dem Pensel auf das Palet/ machte darauf die Cartonen, oder Fleischfarb mit solcher Behendigkeit/ daß Baccio, weil er stät sitzen müssen/ ihme nichts besonderes ablernen können. Doch liesse Baccio von seinem Vornehmen nicht ab/ sondern berahtschlaget sich mit Rosso, und mahlte eine Tafel von Oelfarben/ wie Christus die Alt-Vätter aus der Vor-Höllen erlöst/ auch wieder eine andere/ wie Nöe im Trunk bloß und nackend da lieget/ und seine Scham von dessen zween Söhnen bedecket/ von dem andern aber verspottet wird. Auch probirte Weil er aber dieselbe nit für thunlich befindet/ begibt er sich wieder auf das Bildhauen. nach solchem Baccio, auf das Gewölb seines Hauses in Naß zu mahlen/ und machte Arm/Bein/ Leichnam auf unterschiedliche Manier gecoloriert/ weiln er aber hierinnen/ wegen Betrieglichkeit des Kalchs/ mehr Müh gefunden/ als ihm angedeutet war/ verliesse er das Mahlen/ und begabe sich wieder zu seiner vorigen runden Arbeit/ färtigte von Marmor einen jungen Mercurius, mit einer Pfeiffe in der Hand/ ein Bild von drey Elen/ hierbey nun hat er großen Fleiß angewendet/ und darvon auch ein schönes Lob erhalten.
Komt in Frankreich Anno 1530. ist er zu Francisco, König in Fankreich/ geschickt worden/ welcher denselben sehr hoch aestimiret. Er beflisse sich sehr emsig/ allezeit der Anatomie beyzuwohnen/ und darinnen selbst
mit Hand anzulegen/ in welcher er auch viel Monat und Jahr zugebracht. Sintemalen er ein solcher Mann/ der überaus ehrsüchtig/ und in der Kunst fürtreflich zu seyn begierig war. Er verlore keine Zeit von Jugend auf/ in der er nicht was lernete/ oder in etwas sich übte/ sahe auch keine Müh noch Arbeit an/ weil er alle in der Kunst/ durch unaufhörlichen Baccio läst eine nackende Cleopatra und etwas aus der Anatomie in Kupfer stechen. Fleiß/ zu übertreffen gedachte. Er ließe auch einen großen Theil seiner Zeichnungen an den Tag kommen/ unter andern wurde durch Augustin Venetiano, Kupferstechern/ ihme eine nackende Cleopatra, wie auch eine ganze Anatomie, um solche in Druck ausgehen zu lassen/ gestochen/ von welchem dann ihm ein großer Ruhm zugewachsen.
Macht ein Hieronymus-Bild/ Nachgehends machte er einen Hieronymum von Wachs/ anderthalb Elen lang/ sehr dürr und mager/ an dem die Bein/Mußculen/ und ein großer Theil der Nervon oder Sennadern/ unter dem magern Fell oder Haut/ sehr künstlich heraus kommen. Diß Werk war mit solchem Fleiß zugericht/ daß alle Künstler/ die es gesehen/ besonders aber Leonardo da Vince, bekennet/ daß ihm niemals was künstlichers/ in diesem Paß/ unter die Augen kommen/ oder gemacht worden/ oder aber annoch gemacht und andere Stuck. werden könne. Ferners verfärtigte er einen Marmorsteinenen Petrum, vier Elen hoch/ welcher zwar nicht allerdings wol nach Bildhauers-Art gemacht/ jedoch aber sehr herrlich von Zeichnung Will deßwegen dem Buonarotti vorgezogen werden. gewesen. Wieder darauf einen Hercules, zehenthalb Elen hoch/ zu dem Triumph und Einzug Leonis, des Römischen Papsts. Dieser soll/ wie man vernommen/ von Erden gewesen seyn/ und rühmte sich dessen Baccio, daß er bässer/ als des Buonarotti David wäre. Weiln aber das Werk den Ruhm/ nach anderer Meinung/ nicht gänzlich erreicht/ wurde der Vorzug noch dem Buonarotti gegeben.
Nachmalen brachte Baccio in Erfahrung/ daß von dem Papst zu unser Frauen nach Loretto, allwohin Andreas schon einige Ding gefärtiget hatte/ und an dem andern eben im Werk begriffen war/ etwas mit Bildern und Historien von Marmor zu mahlen/ an Andrea Contrucci bestellet worden/ machte deshalben ein schönes Modell von einem David, welcher den Risen Goliath unter seinen Füßen hatte/ und ihm den Kopf abschluge/ mit dem Vorwand/ solches zu giessen/ oder in Marmor zu hauen/ und hernachmal in dem Palast von Medicis auszurichten/ wo vorhin ein David, von Donati Hand/ hingestelt gewesen. Diß Modell bracht Komt nach Rom/ und arbeitet bey unser Frauen zuLoretta. Baccio nach Rom zu dem Papst/ welcher Baccio gleich zu Andrea Contucci gesandt/ mit Befehl/ daß man ihme daselbst etliche Historien zu machen geben solte. Als er nun von Andrea, wegen seines großen Ruffs in der Kunst/ als auch referirten Päpstlichen Befelchs/ freundlich empfangen und tractiret worden/ hat man ihm einen Marmor/ daraus Mariae Geburt zu stalten/ gegeben/ welches Baccio war unbescheiden/ und erwekte damit überall Feindschaft. er auch nach dem Modell sehr bald ins Werk gerichtet/ dieweil er aber ein Mensch/ der keine Gesellschaft vertragen/ auch wenig guts von andern reden konte/ begunte er sich gegen andern Bildhauern/ die daselbst auch in Arbeit waren/ heraus
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 13): Mander, Schilderboek, Het leven van Baccio Bandinelli, Schilder en Beeldtsnijder van Florencen, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 150v–156r [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631PZwunm].The end of this part of the text is on page 347