TA 1675, II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 102
Mander (Continued from previous page)Informat. on source text markers:Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 13): Mander, Schilderboek, Het leven van Andrea del Sarto, excellent Florentijnsch Schilder, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 123v–127r [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631IXUtwP]. Sandrart kürzt einige Beschreibungen und stellt einzelne Passagen um.The beginning of this part of the text is on page 310
bindet und schneidet man den Weingarten/ und beruft der Haußvatter die müßige Arbeiter von dem Mark in seinen Weingarten/ unter denen einer gebildet/ als ob er sich entschuldige/ und als ob er zweifle/ ob er gehen solle oder nicht. In der andern ist vorgestellet/ wie der Hausvatter die Arbeiter bezahlen läst/ unter denen etliche/ als murrend gebildet/ wegen der Gleichheit des Lohns/ mit denen/ die nicht so lang gearbeitet haben/ als sie/ welches auch in fresco, grau in grau sehr zierlich gemacht. Ferner mahlte er einen todten Christum/ zu deme S. Johannes, stehend/ ein kniendes/ und sehr leidmühtiges Marien-Bild/ weiset/ hinten ruhet Joseph auf einem Felsen/ sich gleichsam im Geist erfreuend/ daß er den HErrn Christum in sein Grab gebracht.
Damals wurde von dem Pabst Befehl gegeben Die Monarchia Julii Caesaris/ daß/ in den Mediceischen Palast/ die drey fürnehmste Künstlere drey Historien von Julio Caesare machen solten/ hierzu nun wurden erwehlet Andrea del Sarto, Francia Bigio, und Giacomo da Pantormo, welche zwey leztere doch/ auch gegen Anbietung eines großen Gelds/ nicht daran wolten; Andrea aber verfärtigte seinen Theil: Nämlich ein schönes und nach der Perspectiv-Kunst wol-gemahltes Gebäu/ in welchem Julius Caesar auf einem schönen erhabenen Thron sitzet/ zu welchem eine sehr künstliche Stiege gehet: Ihme als Käysern/ bringen alle Länder/ (die durch unterschiedliche Arten ihrer Kleidungen/ und denen bey sich habenden Thieren zu erkennen sind) tribut: Also trägt ein Indianer/ auf Indianisch in gelb gekleidet/ einen Kefich mit Papegeyen/ von innen und aussen/ um ihne lauffen Löwen/ Affen/ Meerkatzen/ Indianische Geißen und andere fremde Thiere/ andere führen auf andern ausländischen Thieren ihre Schatzung: Auf einer Stiege sitzet ein Rieß in einem Gehäuß einen Chamaeleon haltend/ der sehr fremd anzusehen ist.
Inzwischen gedachte Andrea wieder an das Glück/ so er in Frankreich gehabt/ wäre auch gern wieder dahin gereiset/ wofern er hätte Gnade zu hoffen gehabt: Selbige zu erlangen/ mahlte er mit höchstem Fleiß einen halb nackenden S. Johannes Baptista, in Willens/ selbigen dem Groß-Hofmeister zu senden/ weil ihn aber eine Noht anstieß/ verkieff verliess er denselben wieder. Um dieselbe Zeit/ nämlich Anno 1523. grassirte die Pest zu Florenz gar stark/ weßwegen Andrea mit Weib und Kind Seine Werke zu Luca. in ein Nonnen-Closter nach Luca entflohen/ und weil ihm und den seinigen die Nonnen sehr viel guts thaten/ mahlte er ihnen/ zur Danksagung/ einen todten Christum, so sterbhaft/ daß er nicht vollkommener hätte mögen gemacht werden/ eben wie er auch die dabey stehende Marien- und andere Bilder so betrübt und mit so schönen affecten gebildet/ daß man sich darüber verwundern muß Andrea del Sartos »Pietà« von 1523 (heute Palazzo Pitti) ist für die Nonnen des Klosters in Mugello entstanden.. Er mahlte ihnen auch die Heimsuchung der Elisabeth/ und auf ein Tuch das Angesicht Christi/ welches für eines seiner bästen Werke zu halten/ dannenhero es auch viele Mahler für eine Idea gebraucht/ und die ihrige darnach gemacht haben; Hernach kehrte er wieder um nach Florenz/ und verfärtigte noch sehr viele/ kleine und grosse Stuck.
Ist ein guter Copist. Im copiren war er über die massen perfect: Dannenhero/ als der Herzog von Mantua Friderich/ einsmals von Pabst Clemens VII. das Contrafät Papsts Leo und etlicher Cardinäle/ von Raphaels Hand gemacht/ zu haben verlangte/ der Papst ihm auch dasselbe bewilliget hatte/ ließe dieser gedachtes Stuck heimlich durch Andrea del Sarto copiren/ und weil es dem original so wol geglichen/ daß nicht leicht eines aus dem andern zu erkennen ware/ schickte der Papst dem Herzog die Copia, das original aber behielte er/ damit die Stadt nicht eines so edlen Kunststucks beraubet wurde/ diese copia ist von jedermann für das original gehalten worden/ so gar auch von dem Kunst-Erfahrnen Julio Romano selbst/ biß demselben der berühmte Mahler Giorgio Vasari, von hinten her aus der Art des Tuchs gezeiget/ daß es zu Florenz gemacht/ und also nicht von Raphaels Hand seye.
Einsmals wurde er beruffen/ auserhalb Florenz ein Werk zu machen/ weil aber hernach dem Patronen desselben ein andere/ Namens Nicolao Soggi Sansovino sehr gerühmet worden/ beschrieb er ihn auch: Als nun Andrea dahin kame/ und gedachten Nicolao schon in Arbeit fande/ der ihn Will nicht um den Vorzug mahlen mit einer großen Geldwettung/ um den Vorzug zu mahlen/ ausforderte/ wolte unser Andrea nicht wetten/ mit Vorwand/ da er gewinnen solte/ er doch eine geringe Ehre erlangen/ im Gegentheil aber/ da er verloren/ in große Schande gerahten würde/ er offerirte aber seinen discipel, mit dem er nach Belieben um die Wette mahlen solte/ und ware erbietig/ so derselbe den kürzern ziehen würde/ für ihn zu zahlen/
Van Mander geht hier ausführlich auf weitere Werke Andrea del Sartos ein wie das »Abendmahl« für das Kloster San Salvi (Fresko, 1519–23) oder »Abrahams Opfer« (um 1527/28), schließlich das »Marienbild« mit Johannes und Elisabeth (1515–16) für Ottaviano de’ Medici u. a. (vgl. Mander, Schilderboek, Het leven van Andrea del Sarto, excellent Florentijnsch Schilder, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 127r [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631IXUtwP]). kehrte also wieder nach Florenz/ Stirbt an der Pest. wurde/ nachdem die Teutsche Völker die Pest in selbige Stadt gebracht/ auch inficiret/ und muste dieser Künstler/ von allen Freunden/ auch seiner selbst eignen Frauen verlassen/ da er doch ihrethalben sein Gluck verscherzet/ und viel Ungemachs erlitten/ also ohne Hülf und Wartung dahin sterben im 42ten Jahr seines Alters/ und 1530ten nach Christi GeburtManderInformat. on source text markers
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 13):
Mander, Schilderboek, Het leven van Andrea del Sarto, excellent Florentijnsch Schilder, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 123v–127r [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631IXUtwP].
Sandrart kürzt einige Beschreibungen und stellt einzelne Passagen um.The beginning of this part of the text is on page 310.
Van Mander fügt hier noch die Grabinschrift an: »Admirabilis ingenij Pictori, ac veteribus illis omnium judicio comparando: Domenicus Contes discipulus, pro laboribus, in se instituendo susceptis, gratè animo posuit. Vixit An. XLII. Ob. An. M.D.XXX.« (vgl. Mander, Schilderboek, Het leven van Andrea del Sarto, excellent Florentijnsch Schilder, hier zitiert nach der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 127r [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631IXUtwP]). SandrartInformat. on source text markers:
Mit dieser Ergänzung weist Sandrart auf das Kupferstich-Porträt des Künstlers in der Teutschen Academie hin und damit explizit auf seinen eigenen Beitrag bei der graphischen Ausstattung der Künstlerviten. Sein Contrafät ist in der Kupferblatte O gebildet.SandrartInformat. on source text markers
Mit dieser Ergänzung weist Sandrart auf das Kupferstich-Porträt des Künstlers in der Teutschen Academie hin und damit explizit auf seinen eigenen Beitrag bei der graphischen Ausstattung der Künstlerviten.
XLVI. GIOANNI ANTONIO LICINIO, von Pordenone.ManderInformat. on source text markers:
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 13):
Mander, Schilderboek, Het leven van Ioan Antonio Licinio, van Pordenone, Schilder, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 127r–128r [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/630wqUYrS].The end of this part of the text is on page 313KEin Land oder Stadt ist von dem Glück so sehr beneidet worden/ daß nicht irgend ein oder der andere Künstler oder berühmter Mann darinn gebohren worden wäre/ also brachte das Castell Pordenone,in der Herrschaft Friaul, 25-Meil von Udine, herfür den ANTONIO LICINIO, welcher den Namen PORDENONE von seinem Vatterland bekommen: Er erlernete/ Lernet die Kunst von sich selbst. durch seine natürliche inclination getrieben/ die Kunst von sich selbst/ ohne Beyhülf eines Lehrmeisters/ und folgte allezeit/ so viel ihm möglich war/ der Manier des Giorgion nach/ die er zu Venedig unterschiedlichmal mit großer Lust gesehen. Der Pest halber verließ er sein Vatterland/ und suchte bey den Landbauren seine Kost/ bey denen er auf nassen Kalk mahlte. Da er nun die Wasser- und Seine Werke zu Udine. Oelfarben wol verstunde/ kam er nach Udine, und mahlte in das Convent,S. Peter den Märtyrer/ und auf eine Altar-Tafel den Englischen Gruß/ so wol/ daß dieses Stuck von den Künstlern
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 13): Mander, Schilderboek, Het leven van Ioan Antonio Licinio, van Pordenone, Schilder, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 127r–128r [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/630wqUYrS].The end of this part of the text is on page 313