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TA 1675, II, Buch 2 (italienische Künstler), S. 83

Mander (Continued from previous page)Informat. on source text markers:
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 12): Mander, Schilderboek, Het leven van Lionardo da Vinci, Schilder, en Beeldt-snijder, van Florencen, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 111v–115r [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631HsEqxo].Christina Posselt, 07/21/2010The beginning of this part of the text is on page 290
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Pferde/ als woran er seinen grösten Lust hatte; nicht weniger versorgte er mit großer Gedult allerhand seltsame Thiere/ wann er aber an ein Ort kame/ wo Vögel zu verkauffen waren/ bezahlte er sie/ und ließ sie wieder darvon fliegen. Ihme gefielen sonderlich wol visierliche Angesichter mit wunderlichen Haren und Bärten/ weßwegen er solchen Leuten manchmal lang nachgienge/ biß er sie fest in seinen Sinn gefasset/ da er sie dann zu Hauß so natürich natürlich zeichnete/ als ob sie ihm gegenwärtig gesessen hätten.

Er mahlet den Neptunum. Unter andern seinen Werken hat er einen Neptunum gemacht/ welchen/ auf seinem Wagen/ die Meer-Pferde aus dem ungestümmen Meer hervorzogen/ wobey sich allerhand Meerwundere mit schönen Angesichtern sehen lassen/ daß dasselbe Stuck/ wegen seiner Kunst/ mit dieser Beyschrift geehret worden.

Pinxit Virgilius Neptunum, pinxit Home- rus,
dum maris undisoni per vada flectit e- quos:
Mente quidem Vates illum conspexituterque
Vincius ast oculis, jureque vincit eos.ManderInformat. on source text markers
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 12): Mander, Schilderboek, Het leven van Lionardo da Vinci, Schilder, en Beeldt-snijder, van Florencen, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 111v–115r [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631HsEqxo].Christina Posselt, 07/21/2010The beginning of this part of the text is on page 290

SandrartInformat. on source text markers:
Mit dem Hinweis auf die Lobverse und ihre Übersetzung dürfte der Anteil Sigmund von Birkens angesprochen sein, der als hauptverantwortlicher editorischer Korrektor maßgeblich die sprachliche Gestaltung der Teutschen Academie beeinflusste (vgl. Laufhütte 2011, S. 22; siehe allgemeiner zu Birkens Anteil auch Klemm 1995; Laufhütte 1998, S. 25–29; Möseneder 2000, S. 163).Christina Posselt, 02/13/2012
Welches also könte übersetzet werden:SandrartInformat. on source text markers
Mit dem Hinweis auf die Lobverse und ihre Übersetzung dürfte der Anteil Sigmund von Birkens angesprochen sein, der als hauptverantwortlicher editorischer Korrektor maßgeblich die sprachliche Gestaltung der Teutschen Academie beeinflusste (vgl. Laufhütte 2011, S. 22; siehe allgemeiner zu Birkens Anteil auch Klemm 1995; Laufhütte 1998, S. 25–29; Möseneder 2000, S. 163).Christina Posselt, 02/13/2012

BirkenInformat. on source text markers:
Die deutsche Übersetzung wird in der Teutschen Academie ergänzt. Vermutlich dürfte hierbei Sigmund von Birken als hauptverantwortlicher editorischer Korrektor maßgeblich für die sprachliche Gestaltung verantwortlich sein (vgl. Laufhütte 2011, S. 22; siehe allgemeiner zu Birkens Anteil auch Klemm 1995; Laufhütte 1998, S. 25–29; Möseneder 2000, S. 163).Christina Posselt, 07/06/2011
Es hat Virgilius, wie auch Homer gewiesen/
wie durch des Meeres Grund Neptunus Pferde gehn:
Doch wird des Vincius Neptunus mehr ge- priesen/
weil jene man nun hört/ den aber kan man sehn.BirkenInformat. on source text markers
Die deutsche Übersetzung wird in der Teutschen Academie ergänzt. Vermutlich dürfte hierbei Sigmund von Birken als hauptverantwortlicher editorischer Korrektor maßgeblich für die sprachliche Gestaltung verantwortlich sein (vgl. Laufhütte 2011, S. 22; siehe allgemeiner zu Birkens Anteil auch Klemm 1995; Laufhütte 1998, S. 25–29; Möseneder 2000, S. 163).Christina Posselt, 07/06/2011

Seine unausgemachte Werke.ManderInformat. on source text markers:
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 12): Mander, Schilderboek, Het leven van Lionardo da Vinci, Schilder, en Beeldt-snijder, van Florencen, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 111v–115r [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631HsEqxo].Christina Posselt, 07/21/2010The end of this part of the text is on page 293
Er fienge zwar mit einer sehr verwunderlichen und fremden invention, auf eine Tafel mit Oelfarben/ das Haupt Medusae zu mahlen/ welches mit Schlangen so seltsam solte umwunden werden/ als man eines finden möchte/ weil es aber ein Werk von sehr vieler Arbeit war/ als ist es/ neben vielen andern seinen Sachen/ unausgemacht/ und in des Groß-Herzogs Cosmi Palast gebracht/ neben einem Engel/ so auch von seiner Hand war/ dessen aufgehebter Arm/ von der Schulter biß an den Elenbogen verkürzt/ zeiget/ wie hoch dieser Meister in der Vertiefung kommen/ indem er darinn das dunkelste schwarze/ in der Höhung aber das liechteste weiß gebrauchet/ und sich äuserst bemühet/ daß seine Sachen rund und erhoben scheinen möchten/ ob sie schon/ wegen ihrer Härtigkeit/ mehr Nacht als Tag hatten.

Als Anno 1434. Lodovico Sforza wurde 1476 nach der Ermordung seines älteren Bruders Galeazzo Maria zum Herrscher von Mailand. Sowohl Sandrart als auch van Mander, der hierfür die Jahreszahl 1494 angibt (vgl. Mander, Schilderboek, Het leven van Lionardo da Vinci, Schilder, en Beeldt-snijder, van Florencen, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 113r [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631HsEqxo]), irren.Christina Posselt, 07/08/2011 Ludovico Sforzia zum Herzogen in Meyland erwehlet worden/ kame Leonardus, als ein guter Violinist Van Mander spricht hier von der Leier (vgl. Mander, Schilderboek, Het leven van Lionardo da Vinci, Schilder, en Beeldt-snijder, van Florencen, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 113r [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631HsEqxo]).Christina Posselt, 07/08/2011 zu ihme/ ließe sich/ um einen hellern Thon zu erhalten/ von Silber eine Geigen/ wie ein Pferds-Haupt formiren/ ubertraffe alle Musicanten/ und sunge iezuweilen ein annehmliches Liedlein darzu/ weßwegen ihn gedachter Herzog sehr lieb hatte: Auf desselben Begehren gab er nachmals auch seine Wissenschaft in der Mahl-Kunst an Tag/ durch ein schönes Stuck/ die Christ-Nacht abbildend/ welches hernach dem Das Heil. Abendmal. Röm.Kayser verehret worden. Für die Dominicaner-Mönche zu Meyland machte er das Abendmal

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des HErrn/ mit so großem Fleiß/ daß er auch des Disch-Tuchs Webwerk zierlich ausgebildet: Die Apostel entdeckten in ihren Gesichtern die Traurigkeit/ welche sie in ihrem Herzen empfunden/ über die offenbahrte abscheuliche Verrähterey/ weil sie aber des Verrähters Namen noch nicht wusten/ als scheinen sie denselben aus dem Mund ihres HErrn mit großem Verlangen zu erwarten: Als dieses Stuck so weit färtig ware/ daß nur noch des HErrn Christi/ und des Judas Kopf mangelte/ sahe er manchmal einen halben Tag das gemachte an/ der Prior, solches merkend/ ermahnte ihn oft/ und wolte haben/ er solte immer mit dem Pinsel/ wie seine Taglöhner mit den Hauen und Schauffeln/ arbeiten/ Leonardus aber verlachte seine Grobheit/ daß dannenhero der Prior bewogen/ ihn/ wegen seines Unfleißes/ vor dem Herzog verklagte; bey diesem/ als einem Kunstverständigen/ discurrirte er von der Kunst/ und sagte: daß ein Künstler zuvorderst reiflich im Sinn überlegen müste/ was er mit dem Pinsel ausbilden wolte/ zumal/ da an dem angefangenen Stuck noch zwey Bilder/ nämlich Christi und Judae/ mangelten/ dern erstes er nirgend auf der Welt finden könte/ indem er darinn solte ausbilden die Göttliche Schönheit/ in der irrdischen Beschämet einen/ der unverständig viel Arbeit von ihm forderte. Menschheit/ in dem andern aber eine mehr als teuffelische Grimmigkeit/ des von seinem HErrn mit unzahlbaren Gutthaten überhäuften/ und dannoch auf desselben Verrahtung sich besinnenden Judas/ also/ daß er sich wol zu bedenken hätte/ und weil ja der Prior so mühsam und unverständig wäre/ solte ihm das seinige/ in Ermanglung anderer/ zu Ausbildung des leztern dienen: Worüber der Herzog herzlich gelacht/ und gesagt: Ihr habt tausendfältig recht/ der Prior aber/ also beschämet/ unterstunde hinfort nimmer/ Mahler und Taglöhner zu vergleichen. Doch machte hernach unser Künstler des Judas Gesicht aus/ mit guter Vorstellung desselben unmenschlich-verrähterischen Gemühts/ der HErr Christus aber blieb unausgemacht; Es unterstunde sich aber der König in Frankreich/ solches Stuck in sein Königreich zu bringen/ weil es aber auf die Maur gebildet ware/ giengen alle/ zu dieser Abführung/ gethane Vorschläge zuruck.

Als er nach diesem den Herzog/ seine Gemahlin und zween Söhne contrafätet hatte Van Mander nennt hier explizit auch die Namen der Mitglieder der Herzogsfamilie: Beatrice (d’Este), Massimiliano und Francesco (vgl. Mander, Schilderboek, Het leven van Lionardo da Vinci, Schilder, en Beeldt-snijder, van Florencen, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 113v [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631HsEqxo]).Christina Posselt, 07/08/2011/ nahm er vor/ Muß eine Metalline Statue, der Größe halber/ unausgemacht lassen. des Herzogs Bildnis auf ein Metallines Pferd in verwunderlicher Größe zu setzen/ weil er aber diese Statue so groß angefangen/ daß es unmöglich ware/ dieselbe in einem Guß heraus zu bringen/ bliebe sie unausgemacht/ allen hohen Geistern zur Lehr/ daß/ wann sie sich allzuhoch übersteigen/ und Vollkommenheit über Vollkommenheit häuffen wollen/ viele schöne Werke gar hinterstellig bleiben; Das überaus schöne modell dieser Statue aber ist/ in Eroberung der Stadt Meyland von den Franzosen/ zerbrochen/ auch eben mit demselben ein zu seiner Selbstübung gemachtes Buch/ von der Pferde anatomia, verloren worden.

Der fürtreffliche Philosophus und Medicus Marco della Torre unterstunde sich damals dem/ durch den Unverstand voriger Aerzte/ ganz verfinsterten Galeno wieder ein helles Liecht anzuzünden/ worzu ihm unser Leonardo sehr beförderlich

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Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Sponsel 1896, S. 12): Mander, Schilderboek, Het leven van Lionardo da Vinci, Schilder, en Beeldt-snijder, van Florencen, überprüft anhand der Ausgabe von 1604, vgl. Online-Ausgabe DBNL, fol. 111v–115r [Accessed: 2011-11-07. Archived by WebCite® at http://www.webcitation.org/631HsEqxo].Christina Posselt, 07/21/2010The end of this part of the text is on page 293