TA 1675, I, Buch 3 (Malerei), S. 96
BosseInformat. on source text markers:
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Heck 2006, S. 279 ff.):
Bosse, Manière universelle […] pour pratiquer la perspective 1648, überprüft anhand der Ausgabe 1648, vgl. Online-Ausgabe HAB, S. 87
Während in den vorangegangen Abschnitten vor allem auf die Schemata von Serlio und Danti zurück gegriffen wird, ändert Sandrart nun das Perspektivmodell und folgt in diesem Abschnitt – in welchem die Darstellung der menschlichen Figur im Mittelpunkt steht – den Ausführungen Bosses. Diese Anlehnung lässt sich besonders sinnfällig durch die beigegebenen Illustrationen erkennen: Ebenso wie Bosse verwendet Sandrart Fäden, die sich im Fluchtpunkt treffen und sich zu einer Schleife schließen (vgl. Heck 2006, S. 282). Dabei ist festzuhalten, dass Sandrart die Schemata sowohl auf der graphischen Ebene als auch auf der Ebene des Erklärungstextes stark vereinfacht.Wir haben bey der 5 Figur versprochen/ etwas mehrers zu erklären die gebührliche Weite der Distanz von dem Aug-Punct oder puncto fixo, auch wie man einen Fuß-Boden/ mit allerhand Cörpern und zu der perspectiv notwendigen Stucken/ aus demselben Grund aufziehen solle. Weil nun vorher/ von den Gründen der Cörper/ wie auch von den Cörpern selbst/ genugsam gehandlet worden/ als wollen wir jetzund die Beschreibung eines Fuß-Bodens/ wie in denen mit N. 14 und 15 gezeichneten Kupfern die Haupt-Linien sind/ vor uns nehmen. So ziehe ich dann/ wie N. 15 erscheinet/ erstlich die Fundamental-Linie C D, darnach die zwey perpendicular-Linien CB,und nachmals D B; wann diese gezogen sind/ so mach ich die Horizontal-Linie B B, und diese muß mit der Fundamental-Linie parallel seyn: dann/ wann sie immer fortlieffen/ kämen sie nie mehr zusammen. Darnach setze ich den punctum concursûs in die Mitte A, oder sonst auf diese Linie/ wohin ich will. Wo mir aber die Linie B B, in der perpendicular-Linie C B und B D abschneidet/ alda hab ich meine Distanz B B. Nach solchem/ ziehe ich/ von dem puncto C, nach dem puncto A, und dann/ von dem puncto D, auch eine Linie/ nach dem puncto concursûs A: so machen sie mir die zwey Abschnitts-Linien C A und A D. Gesetzet nun/ ich theile die Linie C D aus/ in zehen gleiche Theile: so mus notwendig die Distanz noch einmal solang seyn. Damit man aber die Distanz nicht auser dem Papier/ Gemälde oder Maur setzen müße/ so theile ich/ auf der Fundamental-Linie C D, zwanzig gleiche Theile/ die mögen nun groß oder klein gemacht werden/ doch daß sie nicht auser den zehen ersten Theilen seyen: wie in dem Kupfer-Blat zu sehen. Alsdann ziehe ich dieselbe zwanzig Theile nach der Distanz B, die schneiden sich ab in die Linie A C, und trage diese auf die andere Linie A D. Wann ich nun solche parallel zusammen ziehe/ durchschneide ich sie mit den zehen Theilen/ so nach dem puncto concursûs A gezogen werden. Alsdann geben sie einen erwünschten Fuß-Boden oder Grund/ mit Quatersteinen abgetheilet/ darauf man setzen oder machen kan/ was man weiter darauf verlanget.
In der Figur N 16/ ist der concurs-Punct A, um die Veränderung/ zu end gesetzet worden/ und die Distanz B an dem andern Ende. Nun sind/ auf der Grund-Linie C D, acht Steine eingetheilt/ die machen gedoppelt sechzehen oder zweymal soviel. Dieselben ziehe man/ wie oben gesagt/ nach der Distanz B, die schneiden sich ab in der Linie C A. Wann wir nun alle 16 nach der Distanz B gezogen haben/ so ziehen wir sie alle parallel. Diese werden darnach durchschnitten von den acht Theilen/ so nach dem puncto fixo A gezogen werden/ und machen also den Grund C D E F. Wolten wir den Fußboden wieder hinein gemacht haben/ so ziehe ich ferner auf diese 16 theile auf dem puncto fixo, die Linie E F durchschneidend/ und diese wieder nach der Distanz B, so die Linie A C durchschneidet/ ziehe sie als vor parallel, und durchschneide sie mit den acht Linien/ so nach dem puncto fixo A laufen/ also gibt es den
Grund E F G H. Will man solche noch weiter hinein haben/ so kan man sich ferner nach dieser Regel richten. Auf diese Weise/ werden alle andere nachfolgende Figuren/ wie sie beschaffen seyn mögen/ in die Perspectiv gebracht/ ja auch Gärten/ Wälder/ Gebäue/ und andere dergleichen Gegenwürfe/ wie die ämsige Ubung jedem selbst an die hand geben und lehren wird.BosseInformat. on source text markers
Als Quelle liegt hier folgender Text zugrunde (vgl. Heck 2006, S. 279 ff.):
Bosse, Manière universelle […] pour pratiquer la perspective 1648, überprüft anhand der Ausgabe 1648, vgl. Online-Ausgabe HAB, S. 87
Während in den vorangegangen Abschnitten vor allem auf die Schemata von Serlio und Danti zurück gegriffen wird, ändert Sandrart nun das Perspektivmodell und folgt in diesem Abschnitt – in welchem die Darstellung der menschlichen Figur im Mittelpunkt steht – den Ausführungen Bosses. Diese Anlehnung lässt sich besonders sinnfällig durch die beigegebenen Illustrationen erkennen: Ebenso wie Bosse verwendet Sandrart Fäden, die sich im Fluchtpunkt treffen und sich zu einer Schleife schließen (vgl. Heck 2006, S. 282). Dabei ist festzuhalten, dass Sandrart die Schemata sowohl auf der graphischen Ebene als auch auf der Ebene des Erklärungstextes stark vereinfacht.
SandrartInformat. on source text markers:
Sandrart orientiert sich hier an Bosses Beschreibung zu Fig. 34, vgl. Bosse, Manière universelle […] pour pratiquer la perspective, überprüft anhand der Ausgabe 1648, vgl. Online-Ausgabe HAB, S. 92.The end of this part of the text is on page 188Weil/ in den vorhergehenden Figuren/ allbereit sattsame meldung geschehen/ wie alles könne schicklich übersich auf des Grundes Boden erfunden werden/ als habe ich anitzo noch andere wichtigere und zugleich veränderliche Vorstellungen mit mehrerm mittheilen wollen/ die aus der 17 Figur zu ersehen. Wobey dann insonderheit nicht unbemeldet zu lassen/ daß die Größe eines Menschlichen Bildes in den Tafeln jedesmals unfehlbar zu finden/ es mögen solche/ wohin sie immer wollen/ gestellet werden/ es sey gleich in die Ferne oder in die Nähe/ in die Höhe oder Niedere: sintemal diese Regel/ absonderlich in Historien und Landschaften/ eines von den höchstnötigen Stücken ist. Damit aber die Dicke eines Menschen/ der vornher zu stehen kommen möchte/ den hintersten nicht bedecke/ als ist hier zu solchem Ende/ an statt eines Menschen-Bildes/ nur ein gerader dünner Strich vorgestellet/ welcher also davor zu erkennen. Dannenhero ist vorn im Gesicht die unterste gerade Linie E G V, dessen Grund- oder Fundamentale Scala; hergegen die obere Z C X, die Horizontal-Linie oder des Auges Höle. Die überzwerchlaufende getüpfelte Linie O C, ist die hinwegweisende; und E O Z die Leiter der Perspectiv-Maß. Die hinweisende auf der geraden E Z, sind die jenige vorn in dem Triangel E O Z, und zeigen an/ deren subject, in unterschiedlichen Feldern/ wie eines höher oder niederer als die andern/ nämlich wie sie von 2/ 3 und mehrern Staffeln höher oder niedriger zu steigen pflegen/ nach eines oder des andern behöriger Notdurft. Ferner so ist e i die Höhe eines Tritts oder Staffel/ h o die Höhe eines andern/ und u wieder eines andern. Woraus nun klärlich/ die Höhe aller übrigen Staffeln oder Tritte/ abzunehmen und zu begreiffen ist. Die b c d f ist eine Fläche/ und die b q c p, d r f t, sind die Erhebungen eines corpus, welches ein gleiches Theil oder Fach in sich hält/ wie die gerade Fundamental-Linie E G V, soviel/ als einen hineinweichenden Schuh/ andeutet. Die gerade erhobene Linie a g, nach vor-angezogenem Exempel/ bedeutet soviel/ ob wäre es eines Menschlichen Bilds Länge oder Höhe/ als der 23 Schuh weit hinein von der Fundamental-Linie absteht/ und zwar auf derselben Plan oder Fläche: gleichwie auch die andere gerade Linie weiter hinunter/ bedeutet eine andere solche Erhebung von 5 Schuhen oder Maßen/ nämlich y k, in gleicher Entfernung von 23 Schuhen/ hinweichend hinter der Fundamental gestellet/ auf eine Ebne von zwey Staffeln niederer: also auch m n wieder eine andere Erhebung 29 Schuhen/ hinter der Fundamental E O G V hinweichend: solche hat auch 5 Schuh oder Maße in ihrer gedachten Erhebung/ und stehet auf einem Plan von 3 Tritten niederer/
Sandrart orientiert sich hier an Bosses Beschreibung zu Fig. 34, vgl. Bosse, Manière universelle […] pour pratiquer la perspective, überprüft anhand der Ausgabe 1648, vgl. Online-Ausgabe HAB, S. 92.The end of this part of the text is on page 188