TA 1680, Iconologia Deorum, S. 89
Feuer weichen musten/ hat deß Canopus Priester/ damit sein Gott von der Flamme nicht möchte verzehret werden/ einen listigen Fund wider das Feuer erdacht. Man pflegte in Egypten eine Art irrdener Gefäß zu machen/ so rings umher voll gar kleiner Löchlein waren/ worduch auch das trübste Wasser ziemlich hell heraus zu rinnen pflegte: Deren nahm er eines/ verstopffte die Löcher mit Wachs/ bestriche es mit allerhand Farben/ füllte es mit Wasser an/ hiebe deß Canopus Bilde den Kopff ab/ fügte ihn diesem Gefäß künstlich an/ und stellte es also für seinen Gott dar. Bald kamen auch die Persen herzu/ und gienge also der Wett-Streit an: es wurde das Feuer umb das Gefäß angezündet/ das Wachs schmeltzete ab/ und brach das Wasser durch die Löcher heraus/ also/ daß in kurtzer Zeit das Feuer gäntzlich verleschen muste/ und durch dieses Priesters List der Gott Canopus über der Perser Gott den Sieg erhielte/ von welcher Zeit an/ wie Svidas erzehlet/ er auch von denselben als ein Gott verehret/ und in solcher Gestalt/ wie in einer Müntze deß Warum die Delphinen dem Neptunus sehr angenehm gewesen.Antonini Pij zu ersehen/ gebildet wurde. Man schreibet/ daß die Delphinen unter allen Fischen dem Neptunus am angenehmsten seyen; Dannenher Hyginius bezeuget/ daß allzeit/ wann man den Neptunus gebildet/ ein Delphin/ entweder in seinen Händen/ oder aber unter den Füssen erschienen/ vielleicht aus dieser Ursach/ weil die Delphinen vor Könige der Fische/ wie die Löwen der vierfüssigen Thiere und die Adler vor der Vögel Könige geachtet wurden.
Martianus stellet den Neptunus in der Hochzeit der Philologiae also vor/ wann er saget: Er ist nackend/ grüner als die Meeres-Ergiessung/ träget eine Krone/ so dem schönsten und reinsten weissen Saltz gleich/ und gläntzet als Schaum auf dem Wasser. Wenn die Pallas beym Ovidius im 6. Buch seiner Verwandlung mit der Arachne über der Kunst zu wircken einen Wettstreit hält/ stellet sie die Rahtsversammlung der zwölff Götter vor/ worinnen berahtschlaget wurde/ welchem unter beyden/ Ihr oder dem Neptunus/ zu vergönnen seye/ der unerbaueten Stadt Athen den Namen zu geben. Die Verse sind dieses Innhalts:
Aspera saxa facit, medioque è vul-¶ nere saxi
Exiluisse fretum,qvo pignore vindi-¶ cet urbem.
mit dreygezinktem Stab auf einen Felsenschmeist/
und aus der Wunden sich ein grosses¶ Meer ergeust/
weswegen ihm die Stadt verpflichtet zu-gehöre.
Virgilius im ersten Buch seiner Georgicorum sagt/ es sey ein Pferd hervorgekommen.
Fudit eqvum, magno tellus percus-¶ sa tridente
Neptune. --- ---
mit dreygezinktem Stab/ zuvörderst an¶ den Tag
das aufgebrochne Land sties aus ein wil-¶ des Pferd.
Welches Servius darumb gedichtet zu seyn vermeinet/ daß dardurch die schnelle und öfftere Bewegung deß Meers angezeiget würde. Dahero man die Pferde unter deß Castor und Pollux Schutz zu seyn geglaubet/ weil deren Gestirne sich wundergeschwind zu bewegen pflege. Einige wollen/ daß darum die Erfindung Warum die Pferde dem Neptunus zugeeignet worden. der Pferde dem Neptunus zugeeignet worden/ weil sie das weite und ebene Feld zu lieben pflegen/ welches durch die hohe Ebene deß Meers sehr schön vorgebildet wird. Eben dieser Servius sagt in Erzehlung deß Anfangs lib. IIX. Aeneidos, über diese Worte deß Poeten.
Extulit:
und durch Trompeten-Schall die tapffern¶ Roß erwecket.
Es haben die Römer zu Kriegs-Zeiten zweyerley Paniere oder Feldzeichen gehabt/ eines von Purpur/ für die Fuß-Völcker/ das andere aber Lasurblau für die Reuterey; dann diese ist die Farbe deß Meeres/ vor dessen Gott man den Neptunus hielte/ welcher auch die Pferde erfunden haben soll. Diodorus Siculus schreibet/ der Neptunus seye der erste gewest/ welcher die Pferde gezähmt/ und die Reit-Kunst gelehrt habe; dahero dann kommen/ daß er der Rittermässige genennet worden: dem auch Pausanias beystimmet/ der da will/ daß darumb Homerus/ als er die Ritterspiele beschreibet/ den Menelaus eingeführet/ als welcher den Kämpffern bey dem Gott Neptunus zu schwören auferleget/ daß sie sich keines Betrugs bedienen wolten. Eben dieser setzet annoch hinzu/ es übertreffe dieser deß Neptunus Zuname alle die andern/ weil er allen Nationen gemein sey. Daher/ halte ich davor/ Circensische Spiele. ist der Gebrauch entstanden/ daß die Circensischen Spiele bey den Römern/ weil sie zu Pferde geschahen/ dem Neptunus zugeeignet gewesen: