TA 1680, Iconologia Deorum, S. 72
um mit demselben uns die Häupter zu be-¶ kränzen.
Hymenäus vom Claudianus beschrieben. Auch Claudianus singet/ im Hochzeit-Gedichte deß Palladius und der Serena/ von dem Hymenaeus also:
Solque pudorque genas: dubiam lanu-¶ ginis umbram
Die Wangen weiß als Schnee vom Feuer¶ angestecket
der Sonn und Schaam zugleich; sehr an¶ genehm bedecket
deß Milchhaars Schatte war vom lang¶ gelocktem Haar.
Magna Mater oder die grosse Mutter.DIe Erde ist von den Alten für die erste unter allen Göttern gehalten/ und dannenhero die Grosse/ und der Götter Mutter genennet worden. Es sind ihr/ nach Mannigfaltigkeit und unterterschiedlichen Eigenschafften der Natur/ viel und mancherley Namen gegeben worden: Man hat sie auch auf vielerley Weise verehret/ und ihr verschiedene Statuen aufgerichtet. Derowegen wir zum Theil von ihr/ nachdem sie bißweilen unter der Juno Namen angedeutet worden/ bereits droben gehandelt ; ist daher allhier noch übrig von andern Bildern zu reden/ so/ mit anderer Götter Namen benennet/ uns die Erde vorbilden/ als welchem einigem Natur-Theile/ nach deß Plinius Warum die Erde eine Mutter genennet worden. Meinung Lib. II. Naturalis Historiae, wegen dessen vortrefflichen Würdigkeiten/ wir den Namen der mütterlichen Verehrung zugelegt/ weil Sie uns/ wann wir gebohren werden/ willig aufnimmet. Derohalben pflegten die Alten ein neu-gebornes Kind alsobald auf die Erde zu legen/ gleich als ob sie es der Mutter aller Dinge in die Arme gegeben hätten/ und huben es stracks wiederumb auf/ Göttin Levana. welcher Ceremonie sie die daher also genennte Göttin Levana vorsetzten: wie sie dann auch Göttin Cunina. die Cunina oder Wiegen-Göttin verehrten/ als welche/ nach ihrer Meinung/ die Kinder in der Wiegen beschützte/ und alle Zauberey von ihnen abwendete. Der Gott Vagitanus Vagitanus/ Paventia/ Edusa und Potina. stunde dem Weinen der kleinen Kinder vor. Paventia wurde vor die Göttin deß KinderSchreckens gehalten. Edusa und Potina waren zwey Göttinnen/ die der Kinder Essen und Trincken zu beobachten geglaubet wurden. Es nimmt uns aber die Erde/ wann wir gebohren werden/ alsobald willig auf/ ernähret und erhält uns stätig/ fasset uns auch endlich erst recht in ihren Schoß/ wann sie uns im Tode
von der übrigen Natur abgesondert/ als eine wahre Mutter bedecket. Nicht allein aber die Menschen und wilde Thiere/ sondern alles/ was man siehet/ scheinet sein Leben von der Erden zu bekommen/ und von derselben genährt und erhalten zu werden; Dannenher sie billig die Grosse und selbst der Götter Mutter genennet wird; weil bekannt/ daß man die Götter/ so von den Alten geehret worden/ ehmahlen vor Menschen gehalten/ als die von den Erd-Früchten/ wie andere sterbliche Menschen/ gelebt hätten.
Die grosse Mutter hat sonst mehr andere Namen. Dieser Göttin hat man unterschiedliche Namen gegeben/ als Ops/ Cybele/ Vesta/ Rhea/ Ceres/ und andere mehr/ welche die Erde etlicher massen bedeuten; deren Namen/ Fabeln/ und anderes/ so von ihnen gerühmt wird/ wir in diesem Werck erklären wollen/ wann wir deren Bildnussen bey Gelegenheit beschreiben werden; dann gleichwie die Mahler ihre Gemählde mit allerhand Zierrahten bekleiden/ wordurch der Anschauenden Augen belustigt werden können: also haben auch wir diese von uns entworffene Bilder mit allerley Art Farben zu unterscheiden beschlossen/ damit sie der Lesenden Gemühter desto mehr belustigen mögen; dann ich allhier bald einen Namen erkläre/ bald eine Fabel mit untermische/ die ich entweder durch weitläufftige Auslegung erläutere/ oder nur oben hin berühre/ auch nicht unterlasse/ etwas mit beyzufügen/ so zur Historie gehörig. Ich will aber alles dieses also vorzustellen mich befleissigen/ daß es an rechtem Ort und gehöriger Stelle geschehe/ woraus der Leser/ dafern er nicht grosses Vergnügen daran haben solte/ gewißlich auch keinen Eckel empfinden wird/ weil die Abwechsel- und Veränderung den Eckel eines Theils weg zunehmen von Natur geartet ist.
Es ist dannenhero die grosse Mutter von