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TA 1680, Iconologia Deorum, S. 79

Left column
Hic segetes, illic veniunt felicius u- vae:
Arborei foetus alibi, atque injussa vi- rescunt
Gramina.
Nicht iedes Erdreich pflegt uns allerley zu tragen.
Dem schlägt die Saat wol an/ und jenem will behagen
deß Rebstocks milder Safft; hier wächst in Ubermaß
der Bäume süsse Frucht/ das ungepflantz- te Graß
sticht anderwerts hervor.

Dannenhero vorzeiten die Ceres/ Proserpina/ Bona Dea/ Flora/ Pales/ und viel hundert andere mehr/ göttliche Ehre erlanget haben/ von deren etlichen wir etwas besser unten handeln/ Ceres. ietz und aber nur von der Ceres reden wollen/ als Wer die Menschen das säen/ Erndten und Brodbacken erstlich gelehret. von welcher die Alten sagten/ daß sie den Menschen das Säen/ erndten und Brodbacken zu erst gelehret habe/ da sie vorher nur von Kraut und Eicheln gelebt. Deswegen Virgilius lib. I. Georgicor. von ihr also schreibet:

Prima Ceres ferro mortales vertere terram
Instituit, cum jam glandes atque ar- buta sacrae
Deficerent sylvae,& victum Dodona negaret.
Es hat die Ceres erst den Menschen ange- wiesen
zu brechen um die Erd mit Eisen/ als jetzt liessen
die heilge Wälder nach zu geben Eicheln dar/
die Kost auch weigerte Dodona gantz und gar.

Und Ovidius hat von eben derselben folgende Worte:

Prima Ceres unco terram dimovit aratro;
Prima dedit fruges, alimentaque mi- tia terris;
Prima dedit leges: Cereris sunt o- mnia munus
Es war die Ceres/ die das Erdreich ü- berschluge
erst (Saam zu streuen drein) mit umbge- krümmten Pfluge/
auch ist es ohne Streit/ daß sie die erste war/
so uns die Erden-Frücht und milde Kost gab dar.
Right column
Die erste war sie auch/ die uns Gesetz gege- geben/
und kommt aus ihrer Hand wovon wir alle leben
noch biß auf diese Stund.

Die Gesetzgeberin Ceres. Umb dieser Ursach willen/ ist sie unter die Götter aufgenommen worden/ weil man Sie nämlich vor die erste gehalten/ die den Menschen die Gesetze gegeben; zumalen vor dem/ von der Ceres erfundenen/ Gebrauch deß Getraids/ schweifften die Menschen wie die wilden Thiere ohne Gesetz umher/ durch die Erfindung aber deß Getraids ist dieses wilde wesen gehemmet und unterbrochen worden: Dann als sie mit den Eicheln die vorige Lebens-Grobheit abgelegt/ haben sie angefangen Städte zu bauen/ an einige Oerter sich zusammen zu thun/ und einander beyzustehen. Dannenher die Alten die Göttin Ceres auf ein solches Bildnus der Ceres. Erdreich geführt/ welches einen fruchtbaren Getraid-boden hatte. Und ist deßwegen auch ihre Bildnus in Gestalt einer Matron zu sehen/ die mit Kräntzen aus Aehren geziert/ und einen Büschel Mahn-Häupter in der Hand hält/ weil diese Dinge Kennzeichen der Fruchtbarkeit sind. Ihren Wagen/ wie beym Orpheus zu sehen/ zogen zwey Drachen/ welche Claudianus von Entführung der Proserpina also beschreibet:

Hic ubi servandum mater fidissima pignus
Abdidit, ad Phrygios tendit secura penates,
Turrigeramque petit Cybelem, sinu- osa draconum
Membra regens, volucriqui per avia nubila tractu
Signant, & placidis humectant membra venenis.
Frontem crista tegit, pingunt macu- losa virentes
Terga notae, rutilum squammis in- termicat aurum.
Nachdem die Mutter hier in der Sico- ner Land/
nach bester Möglichkeit/ versteckt ihr liebstes Pfand/
macht sie sich auf den Weg zu der gethürn- ten Frauen/
der Cybele/ die sie schon längsten wollen schauen
Im fetten Phrygien: es thaten ihr kaum gnug
die Drachen/ ihre Fuhr/ mit noch so schnellem Flug/
Sie hatten Krönlein auf/ es zierten sie die Flecken
Von Gold am gantzen Leib/ ihr Gifft bracht keinen Schrecken.