TA 1680, Iconologia Deorum, S. 67
Sturm sich von Stund an gelegt/ nachdem die beyden Sterne über den Häuptern des Castors und Pollux untergangen/ und sie also durch der Götter Vorsehung erhalten zu seyn ihnen gäntzlich eingebildet. Dannenhero dann kommen/ daß alle/ so von einem Ungewitter überfallen und ergriffen worden/ denen Dioscuris Gelübde gethan. Wie dann Pausanias in Beschreibung einer bey den Corinthern stehenden Statua deß Neptunus gedencket/ daß unten am Fuß die Castores eingegraben gewesen/ weil sie für der Schiffe und Seefahrenden Glückbringende Götter gehalten worden: Dann unterweilen bey den grösten Warum die Schiffleute den Castor und Pollux um Hülffe angeruffen. Stürmen zur See in der Höhe einige Feuer sich sehen lassen/ welche zu einer bald erfolgenden Stille gute Hoffnung geben/ wie darvon Seneca und Plinius schreiben. Diese zwey Brüder Castor und Pollux wann sie sich in der Lufft/ die für die Juno genommen wird/ sehen lassen/ werden nicht unbillig der Juno als Gefärten zugeeignet.
Zu dieser Juno nun wollen wir uns aniezo Was die Fabel von der vom Jupiter gebundenen Juno bedeute. wieder wenden/ von welcher die Fabeln melden/ wie Theopompus und Hellanicus erzehlen/ daß sie vor Zeiten vom Jupiter an den Füssen mit güldnen Ketten/ daran auch eine sehr schwehre Last von Eisen befestet gewest/ gefesselt worden/ dahero sie/ gleichsam in der Lufft hangend/ erschienen: welches/ meines Bedünckens/ dahin zielet/ daß der jenige Theil der Lufft/ so von dem feurigem Himmel sehr weit abweichet/ und in welchem/ als dem allerdicksten/ die Wolcken/Dunckelheit/ Regen und dergleichen andere Dinge recht procreirt oder gezeugt werden/ gar leichtlich sich mit dem Wasser und der Erde vermische/ als welche beyde Elementa/ wegen ihrer Schwehre/ allezeit nach dem Grunde trachten und sich niedersetzen. Beym Pausanias lieset man/ daß an einem Orte in Boeotia der Juno ein Tempel geheiligt worden/ in welchem man ihr sehr grosses Bildnus in stehender Statur gefunden/ und sie daselbsten die Braut genennet habe. Allein diesen Namen achte ich ihr mehr von Rechts wegen in der Insul Samos gegeben zu seyn/ welche man vorzeiten/ wie Lactantius aus dem Varro erzehlt/ eine Jungfrau gennennet/ von der Juno/ weil diese/ als sie noch klein und Jungfer war/ sich daselbst aufgehalten/ und mit dem Jupiter vermählet haben soll. Dannenhero ihr in dem daselbst ihr zu Ehren auferbaueten Tempel ein Bildnus aufgerichtet worden/ so einer Braut in ihrem Schmuck ähnlich nnd und gleich war/ vielleicht weil sie mit Feuerrohte Hochzeit-Decke. einer Braut-Deck/ so von wegen ihrer feurigen oder rohten Farb Flammeus genennt ward/ verhüllet wurde; dardurch anzuzeigen/ daß die neu-verheurahteten mit einer ehrlichen Scham befärbet seyn sollen.Daher Varro schreibet/ es seye bey den Alten die Gewonheit gewesen/ daß die neu-vermählten Weibs- Personen nur deß Nachts zum Manne kommen/
gleich als ob sie der nächtlichen Finsternus wegen sich weniger schämten: Auch wurden sie deß Nachts in Sänfften/ die entweder von Rindern oder Mauleseln getragen wurden/ zum Manne gebracht/ wie solches beym Svidas zu lesen; da die Braut in der Mitten/ auf der einen Seiten der Mann/ auf der andern aber entweder ein ehrlicher Freund oder Verwandter saß; Vor ihnen her giengen Fackeln beyden Hochzeiten vorgetragen. fünff Knaben/ deren ieder eine Fackel trug/ wie Plutarchus in Problematibus nuptialibus bezeuget; durch welche beydes die nächtliche Finsternus vertrieben/ als auch ein glückliches Zeichen bedeutet/ und geschlossen wurde/ daß diese Ehe fruchtbar seyn/ und daraus viel Ehezweige hervorsprossen würden/ zumahlen generiren oder erzeugen anders nichts/ als ans Tag-Liecht bringen bedeutet. Dieser Fackeln durfften mehr nicht als fünffe seyn; dieweil/ wie einige darvor halten/ ein Weib auf einmahl mehr nicht als fünff Kinder gebähren könne. Andere aber/ so die Sache etwas genauer Warum die Alten die ungerade Zahl bey den Hochzeiten gebraucht. überlegen/ sagen/ es haben die Alten bey ihren Hochzeiten die ungerade Zahl darumb gebraucht/ daß sie den neuen Ehleuten dadurch den Fried und die Einträchtigkeit zu verstehen geben möchten; dann die ungleiche Zahl kan nicht in gleiche Theile gesondert werden/ sondern es bleibet allezeit eine Mittel-Zahl über/ die beyden gemein ist/ und selbige mit einander wieder vereinigen und verbinden kan. Dannenhero die Alten ins gemein zu sagen pflegten/ daß die Himmels-Götter ihr Belieben an der ungeraden Zahl haben/ weil sie iederzeit deß Friedens Urheber sind; den Höllen-Göttern aber sey die gerade Zahl angenehm/ als von welcher immerdar die Uneinigkeit entstehe/ weil die gerade Zahl in zwey gleiche Theile geschieden werden kan/ daß nichts übrig bleibet/ wordurch die Theile wiederumb in eines zusammen gebracht werden könten. Aus den Ungeraden haben die Alten zu den Hochzeiten die fünffte Zahl mit höchster Billigkeit genommen; dann dieselbe ist die erste Zahl/ so aus Die gerad und ungerade Zahl. den ersten gerad oder ungerade mit einander verbundnen entstanden; Sintemahl die Einheit keine Zahl/ sondern der Zahlen Anfang ist.
Es pflegten auch die Alten bey ihren Hochzeiten fünff Götter anzuruffen/ den Jupiter/ Juno/ Venus/ Svadela/ und Diana. Uber Feuer und Wasser wurde von den Alten einer Braut vorgesetzt. dis setzten sie der Braut Wasser und Feuer vor: entweder dardurch anzuzeigen/ daß ein iedes dieser beyder Elementen für sich und absonderlich allein unfruchtbar/ dieses zwar/ wann es keine Feuchten hat/ jenes aber/ wann es zu kalt; dann zu aller Dinge Fortpflantzung der Wärme und Feuchte sich mit einander vereinigen müssen; und auf gleichmässige Weise sey auch deß Mannes und Weibes Vereinigung vonnöhten/ wann der Mensch sich fortpflantzen wolle. Oder aber hierdurch die Braut zu erinnern/ daß/ gleichwie das Feuer die unreinen Dinge reiniget/ und den darinnen sich befindenden Unraht auswirfft/ das Wasser auch alle Unsauberkeit